Sambias Raumfahrtprogramm als preisverdächtiges Fotoprojekt.
1964, drei Jahre nach Juri Gagarins Raumflug und fünf Jahre vor Neil Armstrongs Mondlandung, schloss sich auch Sambia dem Wettlauf ins All an. Das Land in Südwestafrika war kaum unabhängig geworden, da gründete ein Schullehrer namens Edward Makuka Nkoloso auf einem verlassenen Bauernhof nahe der Hauptstadt Lusaka eine 'Nationalakademie der Wissenschaft, Raumforschung und Philosophie'. Von hier aus beabsichtigte Nkoloso, eine ölfassförmige, drei Meter lange Rakete aus Aluminium und Kupfer ins All zu schießen - erst zum Mond und dann zum Mars. 'Unser Denken ist bereits sechs oder sieben Jahre dem der Amerikaner und der Russen voraus', sagte er damals der Nachrichtenagentur Reuters. 'Ich weiß seit Langem, dass russische Spione in Sambia operieren. Ja, und amerikanische Spione sind hier bei uns auch überall. Sie wollen unsere Geheimnisse.' Alle Agenten sollten gefasst und ohne Gerichtsverfahren eingesperrt werden, sagte Nkoloso.
Gagarins Raumflug im Jahre 1961 war der Starschuss für den Wettlauf ins All - in dem auch Sambia kurzzeitig antrat.
Sambias Raumfahrtprogramm wurde nach nur wenigen Monaten abgebrochen. Die Regierung in Lusaka hatte sich von Edward Makuka Nkoloso distanziert. Unesco verweigerte dem selbsternannten 'Raumminister' einen Millionenkredit, die USA lieferten trotzt mehrfachen Ersuchen weder Flüssigsauerstoff noch Flüssigwasserstoff. Zudem war eine minderjährige Astronautin mitten im Trainingsprogramm schwanger geworden.
Aber von Nkolosos Akademie sind Filmaufnahmen geblieben. Die spanische Fotografin Cristina De Middel, geboren 1975, ließ sich kürzlich von dem Archivmaterial inspirieren und schuf eine fiktive Dokumentation der bisher einzigen afrikanischen Raummission. Middels Buch 'The Afronauts' ist 2011 im Eigenverlag erschienen, es besteht aus konstruierten Farbfotos, Zeichnungen und Briefreproduktionen und steht auf der Shortlist des Deutsche Börse Photography Prize 2013.
Man sieht die Vorbereitungen auf dem Bauernhof bei Lusaka, verträumte, zum Himmel gerichtete Gesichter, kleine bunte Raketen aus Pappkarton, die wie Bügeleisen aussehen, einen staubigen Steuerpult mit endlosen Knöpfen, und draußen die Silhouette eines Wolfs oder eines anderen Tieres mit angespannten Ohren unter einem funkelnden Himmel. Man sieht die Astronauten mit ihren runden, durchsichtigen Helmen, die an riesige Weihnachtskugeln erinnern, den stumpfen Stolz in ihren Augen, den Stolz auch in ihren Gliedern, wenn sie vor Metallwracks posieren, man sieht eine erfundene Nationalfahne, auf der goldene Sterne sich zu einem Smiley ballen. Aber man sieht auch den Alltag auf dem Mars, oder vielleicht ist es der Mond, jedenfalls gelingt bei Cristina De Middel die sambische Raummission.
Die Afronauten treffen auf einen graublauen Himmel, milchiges Wasser, eine ausgetrocknete Marsmännchenleiche in weiß bezogenem Bett, den Mund geöffnet, die Eidechsenaugen leer. Marselefanten streicheln den Afronauten mit ihren Rüsseln die Kugelhelme. Cristina de Middel hat ihre Fotos in Spanien, Palästina, Italien und den USA gemacht, kein einziges ist in Sambia entstanden. 'Die Bilder sind schön und die Geschichte angenehm auf einer ersten Ebene', sagte sie der BBC. 'Aber die Geschichte beruht auf der Tatsache, dass niemand glaubt, Afrika könne je den Mond erreichen. Sie verbirgt eine sehr subtile Kritik unserer Haltung zum ganzen Kontinent.'
1964, drei Jahre nach Juri Gagarins Raumflug und fünf Jahre vor Neil Armstrongs Mondlandung, schloss sich auch Sambia dem Wettlauf ins All an. Das Land in Südwestafrika war kaum unabhängig geworden, da gründete ein Schullehrer namens Edward Makuka Nkoloso auf einem verlassenen Bauernhof nahe der Hauptstadt Lusaka eine 'Nationalakademie der Wissenschaft, Raumforschung und Philosophie'. Von hier aus beabsichtigte Nkoloso, eine ölfassförmige, drei Meter lange Rakete aus Aluminium und Kupfer ins All zu schießen - erst zum Mond und dann zum Mars. 'Unser Denken ist bereits sechs oder sieben Jahre dem der Amerikaner und der Russen voraus', sagte er damals der Nachrichtenagentur Reuters. 'Ich weiß seit Langem, dass russische Spione in Sambia operieren. Ja, und amerikanische Spione sind hier bei uns auch überall. Sie wollen unsere Geheimnisse.' Alle Agenten sollten gefasst und ohne Gerichtsverfahren eingesperrt werden, sagte Nkoloso.
Gagarins Raumflug im Jahre 1961 war der Starschuss für den Wettlauf ins All - in dem auch Sambia kurzzeitig antrat.
Sambias Raumfahrtprogramm wurde nach nur wenigen Monaten abgebrochen. Die Regierung in Lusaka hatte sich von Edward Makuka Nkoloso distanziert. Unesco verweigerte dem selbsternannten 'Raumminister' einen Millionenkredit, die USA lieferten trotzt mehrfachen Ersuchen weder Flüssigsauerstoff noch Flüssigwasserstoff. Zudem war eine minderjährige Astronautin mitten im Trainingsprogramm schwanger geworden.
Aber von Nkolosos Akademie sind Filmaufnahmen geblieben. Die spanische Fotografin Cristina De Middel, geboren 1975, ließ sich kürzlich von dem Archivmaterial inspirieren und schuf eine fiktive Dokumentation der bisher einzigen afrikanischen Raummission. Middels Buch 'The Afronauts' ist 2011 im Eigenverlag erschienen, es besteht aus konstruierten Farbfotos, Zeichnungen und Briefreproduktionen und steht auf der Shortlist des Deutsche Börse Photography Prize 2013.
Man sieht die Vorbereitungen auf dem Bauernhof bei Lusaka, verträumte, zum Himmel gerichtete Gesichter, kleine bunte Raketen aus Pappkarton, die wie Bügeleisen aussehen, einen staubigen Steuerpult mit endlosen Knöpfen, und draußen die Silhouette eines Wolfs oder eines anderen Tieres mit angespannten Ohren unter einem funkelnden Himmel. Man sieht die Astronauten mit ihren runden, durchsichtigen Helmen, die an riesige Weihnachtskugeln erinnern, den stumpfen Stolz in ihren Augen, den Stolz auch in ihren Gliedern, wenn sie vor Metallwracks posieren, man sieht eine erfundene Nationalfahne, auf der goldene Sterne sich zu einem Smiley ballen. Aber man sieht auch den Alltag auf dem Mars, oder vielleicht ist es der Mond, jedenfalls gelingt bei Cristina De Middel die sambische Raummission.
Die Afronauten treffen auf einen graublauen Himmel, milchiges Wasser, eine ausgetrocknete Marsmännchenleiche in weiß bezogenem Bett, den Mund geöffnet, die Eidechsenaugen leer. Marselefanten streicheln den Afronauten mit ihren Rüsseln die Kugelhelme. Cristina de Middel hat ihre Fotos in Spanien, Palästina, Italien und den USA gemacht, kein einziges ist in Sambia entstanden. 'Die Bilder sind schön und die Geschichte angenehm auf einer ersten Ebene', sagte sie der BBC. 'Aber die Geschichte beruht auf der Tatsache, dass niemand glaubt, Afrika könne je den Mond erreichen. Sie verbirgt eine sehr subtile Kritik unserer Haltung zum ganzen Kontinent.'