Südkorea pumpt staatliche Subventionen in den Ausbau seines Netzes. Einige skandinavische Länder versuchen Bauherren mit steuerlichen Anreizen davon zu überzeugen, dass zu einem neuen Haus auch eine gute Internet-Versorgung gehört. In Deutschland aber ist der Netzausbau Sache der Wirtschaft. Doch der Markt macht es eben nicht: Wenn es ums schnelle Internet geht, hinkt das Land selbst hinter vielen anderen europäischen Ländern hinterher. Zwei Drittel der hiesigen Haushalte haben Zugang zum Internet mit einer Download-Geschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde. Und ob die Regierung ihr Versprechen, bis 2018 auch alle anderen Haushalte mit einem solch schnellen Anschluss zu versorgen, halten kann, ist alles andere als gewiss.
Der Netzausbau auf dem platten Land geht nur langsam voran.
Da dürfte das Versprechen der Deutschen Telekom in den Ohren vieler Politiker verlockend klingen: Sie will weitere 5,9 Millionen Haushalte ans Netz mit Download-Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde bringen. Damit würde die Telekom bis 2018 etwa 80 Prozent aller Haushalte mit einem solch schnellen Internet-Anschluss erreichen – deutlich mehr als ursprünglich geplant. Und zwar auch jenseits der großen Städte: am Ammersee und im Schwarzwald, in der Eifel und im Spreewald. Mittlere Städte verspricht der Konzern ans Netz zu bringen: Dinslaken, Glücksburg, Heilbronn, Wittenberg.
Doch die Sache hat einen Haken: Einlösen kann die Telekom ihr Versprechen nur, wenn die Bundesnetzagentur ihr dazu die Hoheit über wichtige Vermittlungsstellen im Netz gewährt, die bisher auch all den anderen Internet-Anbietern offen stehen. Ermöglichen soll dies eine Technologie namens Vectoring. Damit lassen sich die in den Sechzigerjahren verlegten Kupferleitungen aufrüsten. Das ist billiger, als Gräben zu buddeln und neue Glasfaserkabel zu verlegen. Dennoch ist Vectoring umstritten: Einige Experten sehen das Verfahren allenfalls als eine Brückentechnologie. Langfristig, so argumentieren sie, müssten die Haushalte an ein schnelleres und stabileres Netz aus Glasfaser- oder Fernsehkabeln gebracht werden. Vor allem aber kann Vectoring in einem Leitungsbündel immer nur von einem Anbieter eingesetzt werden. Sonst kommt es zu Störungen. Deshalb knüpft die Telekom ihr Versprechen vom schnellen Netzausbau auch an eine Bedingung: Sie will die Hoheit über die Hauptverteiler im Netz. In den nächsten Tagen wird sie einen entsprechenden Antrag bei der Bundesnetzagentur einreichen. Die Telekom muss allen anderen Netzbetreibern Zugang auf die sogenannte letzte Meile gewähren, die von den Hauptverteilern zu den Kunden führt. Zwischen Hauptverteilern und Haus stehen zudem noch die sogenannten Kabelverzweiger. Die Entbündelung der einzelnen Leitungen, die in diesen grauen Kästen zusammenlaufen, hat die Bundesnetzagentur auf Antrag der Telekom bereits vor eineinhalb Jahren aufgehoben. So hoffte sie, die Versorgung der deutschen Haushalte mit schnellem Internet zu beschleunigen. Der deutlich teurere Ausbau von Glasfasernetzen ging schließlich nur schleppend voran. Seither darf der Anbieter, der sich als erstes einen der grauen Kästen für Vectoring gesichert hat, diese Technologie dort ausbauen. Und er muss sie dann allen anderen zur Verfügung stellen.
Den Wettbewerbern hat das schon damals Bauchschmerzen bereitet. Immer wieder haben sie beklagt, die Telekom würde sich die Hoheit über möglichst viele Kästen sichern, diese dann aber blockieren und eben nicht mit Vectoring aufrüsten.
Tatsächlich ist Vectoring auch bei der obersten EU-Regulierungsbehörde umstritten, weil diese Technologie die bisherige Ordnung zwischen den einstigen Staatskonzernen, die ihr Netz auch anderen zur Verfügung stellen sollen, und den neuen Wettbewerbern auf den Kopf stellt. Der deutsche Weg wurde deshalb von Brüssel skeptisch beäugt.
Nun, da sich die Telekom auch noch die Hoheit über die Hauptverteiler und damit das Herzstück in den Netzen sichern will, sehen sich die Wettbewerber in ihren Befürchtungen bestätigt: „Wir haben der Telekom den kleinen Finger gereicht und nun greift sie sich den ganzen Arm“, schimpft etwa Jürgen Grützen vom Verband VATM, in dem sich die meisten Wettbewerber zusammengeschlossen haben. Zwar muss die Telekom die per Vectoring aufgerüsteten Leitungen anderen Anbietern auch zur Verfügung stellen. Somit würden auch die Konkurrenten von dieser Initiative profitieren, heißt es bei der Telekom. Das bedeute allerdings, gibt Grützen zu bedenken, dass die Telekom dann auch die Bedingungen für diese Leitungen diktieren könne. Sowohl beim Preis, als auch bei der Qualität des Internet-Zugangs. Überall dort, wo Wettbewerber über eigene Technologien mit einem schnelleren oder stabileren Anschluss um Kunden werben wollen, wäre dies nicht mehr möglich. Denn ab Hauptverteiler wären die anderen Anbieter auf die Technologie der Telekom angewiesen. Betroffen sind davon vor allem Vodafone und Telefónica, aber auch NetCologne oder Ewetel aus Oldenburg.
Der Streit tobt vor allem um Regionen, in denen kleinere Anbieter, darunter auch Stadtwerke, bereits die schnelleren und stabileren Glasfaserleitungen verlegt haben. Diese Investitionen, heißt es beim Bundesverband Breitbandkommunikation, müssten geschützt werden. Das Vorhaben sei volkswirtschaftlicher Unsinn, empören sich die Anbieter von Glasfaseranschlüssen.
Rund um die Hauptverteiler ist die Versorgung ohnehin schon recht gut. Download-Geschwindigkeiten von 50 Megabit pro Sekunde sind dort bereits möglich – und damit das, was die Regierung als Zielmarke für alle deutschen Haushalte im Jahr 2018 ausgegeben hat. Diese Geschwindigkeit noch einmal zu verdoppeln hätte für die Telekom den Vorteil, dass sie dort auch mit den Kabelnetzbetreibern mithalten kann. Diese hatten ihr in den Städten viele Kunden mit schnelleren Anschlüssen zu einem niedrigeren Preis abgenommen.
Doch wenn die Bundesnetzagentur den Antrag genehmigt, könnte dies viele andere Wettbewerber bremsen. Die Chance, dass der Netzausbau dann auch auf dem platten Land vorankommt, wo sich die Investitionen kaum rechnen, sie würde dann wohl weiter sinken.
Der Netzausbau auf dem platten Land geht nur langsam voran.
Da dürfte das Versprechen der Deutschen Telekom in den Ohren vieler Politiker verlockend klingen: Sie will weitere 5,9 Millionen Haushalte ans Netz mit Download-Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde bringen. Damit würde die Telekom bis 2018 etwa 80 Prozent aller Haushalte mit einem solch schnellen Internet-Anschluss erreichen – deutlich mehr als ursprünglich geplant. Und zwar auch jenseits der großen Städte: am Ammersee und im Schwarzwald, in der Eifel und im Spreewald. Mittlere Städte verspricht der Konzern ans Netz zu bringen: Dinslaken, Glücksburg, Heilbronn, Wittenberg.
Doch die Sache hat einen Haken: Einlösen kann die Telekom ihr Versprechen nur, wenn die Bundesnetzagentur ihr dazu die Hoheit über wichtige Vermittlungsstellen im Netz gewährt, die bisher auch all den anderen Internet-Anbietern offen stehen. Ermöglichen soll dies eine Technologie namens Vectoring. Damit lassen sich die in den Sechzigerjahren verlegten Kupferleitungen aufrüsten. Das ist billiger, als Gräben zu buddeln und neue Glasfaserkabel zu verlegen. Dennoch ist Vectoring umstritten: Einige Experten sehen das Verfahren allenfalls als eine Brückentechnologie. Langfristig, so argumentieren sie, müssten die Haushalte an ein schnelleres und stabileres Netz aus Glasfaser- oder Fernsehkabeln gebracht werden. Vor allem aber kann Vectoring in einem Leitungsbündel immer nur von einem Anbieter eingesetzt werden. Sonst kommt es zu Störungen. Deshalb knüpft die Telekom ihr Versprechen vom schnellen Netzausbau auch an eine Bedingung: Sie will die Hoheit über die Hauptverteiler im Netz. In den nächsten Tagen wird sie einen entsprechenden Antrag bei der Bundesnetzagentur einreichen. Die Telekom muss allen anderen Netzbetreibern Zugang auf die sogenannte letzte Meile gewähren, die von den Hauptverteilern zu den Kunden führt. Zwischen Hauptverteilern und Haus stehen zudem noch die sogenannten Kabelverzweiger. Die Entbündelung der einzelnen Leitungen, die in diesen grauen Kästen zusammenlaufen, hat die Bundesnetzagentur auf Antrag der Telekom bereits vor eineinhalb Jahren aufgehoben. So hoffte sie, die Versorgung der deutschen Haushalte mit schnellem Internet zu beschleunigen. Der deutlich teurere Ausbau von Glasfasernetzen ging schließlich nur schleppend voran. Seither darf der Anbieter, der sich als erstes einen der grauen Kästen für Vectoring gesichert hat, diese Technologie dort ausbauen. Und er muss sie dann allen anderen zur Verfügung stellen.
Den Wettbewerbern hat das schon damals Bauchschmerzen bereitet. Immer wieder haben sie beklagt, die Telekom würde sich die Hoheit über möglichst viele Kästen sichern, diese dann aber blockieren und eben nicht mit Vectoring aufrüsten.
Tatsächlich ist Vectoring auch bei der obersten EU-Regulierungsbehörde umstritten, weil diese Technologie die bisherige Ordnung zwischen den einstigen Staatskonzernen, die ihr Netz auch anderen zur Verfügung stellen sollen, und den neuen Wettbewerbern auf den Kopf stellt. Der deutsche Weg wurde deshalb von Brüssel skeptisch beäugt.
Nun, da sich die Telekom auch noch die Hoheit über die Hauptverteiler und damit das Herzstück in den Netzen sichern will, sehen sich die Wettbewerber in ihren Befürchtungen bestätigt: „Wir haben der Telekom den kleinen Finger gereicht und nun greift sie sich den ganzen Arm“, schimpft etwa Jürgen Grützen vom Verband VATM, in dem sich die meisten Wettbewerber zusammengeschlossen haben. Zwar muss die Telekom die per Vectoring aufgerüsteten Leitungen anderen Anbietern auch zur Verfügung stellen. Somit würden auch die Konkurrenten von dieser Initiative profitieren, heißt es bei der Telekom. Das bedeute allerdings, gibt Grützen zu bedenken, dass die Telekom dann auch die Bedingungen für diese Leitungen diktieren könne. Sowohl beim Preis, als auch bei der Qualität des Internet-Zugangs. Überall dort, wo Wettbewerber über eigene Technologien mit einem schnelleren oder stabileren Anschluss um Kunden werben wollen, wäre dies nicht mehr möglich. Denn ab Hauptverteiler wären die anderen Anbieter auf die Technologie der Telekom angewiesen. Betroffen sind davon vor allem Vodafone und Telefónica, aber auch NetCologne oder Ewetel aus Oldenburg.
Der Streit tobt vor allem um Regionen, in denen kleinere Anbieter, darunter auch Stadtwerke, bereits die schnelleren und stabileren Glasfaserleitungen verlegt haben. Diese Investitionen, heißt es beim Bundesverband Breitbandkommunikation, müssten geschützt werden. Das Vorhaben sei volkswirtschaftlicher Unsinn, empören sich die Anbieter von Glasfaseranschlüssen.
Rund um die Hauptverteiler ist die Versorgung ohnehin schon recht gut. Download-Geschwindigkeiten von 50 Megabit pro Sekunde sind dort bereits möglich – und damit das, was die Regierung als Zielmarke für alle deutschen Haushalte im Jahr 2018 ausgegeben hat. Diese Geschwindigkeit noch einmal zu verdoppeln hätte für die Telekom den Vorteil, dass sie dort auch mit den Kabelnetzbetreibern mithalten kann. Diese hatten ihr in den Städten viele Kunden mit schnelleren Anschlüssen zu einem niedrigeren Preis abgenommen.
Doch wenn die Bundesnetzagentur den Antrag genehmigt, könnte dies viele andere Wettbewerber bremsen. Die Chance, dass der Netzausbau dann auch auf dem platten Land vorankommt, wo sich die Investitionen kaum rechnen, sie würde dann wohl weiter sinken.