Als ihr Chef auf einer Dienstreise dann auch noch in Boxershorts vor ihr stand, beschloss die Praktikantin, etwas zu unternehmen. Seit Wochen schon hatte er obszöne Scherze gemacht und anzügliche Nachrichten geschrieben. Also wählte sie die Nummer eines Sorgentelefons. Hunderte solcher Anrufe sind in den vergangenen Jahren bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) eingegangen. Doch die Zahl der Menschen, die nie darüber sprechen, dass sie am Arbeitsplatz sexuell belästigt werden, dürfte hoch sein.
Was unter sexuelle Belästigung fällt, ist Betroffenen oft gar nicht bewusst – unerwünschte Berührungen gehören dazu.
Viel zu hoch, wie eine repräsentative Umfrage des Sozialwissenschaftlichen Umfragezentrums Duisburg ergab, die ADS-Leiterin Christine Lüders am Dienstag in Berlin vorstellte. Unter 1002 Befragten hatte demnach mehr als die Hälfte im Job Situationen erlebt, die rechtlich als sexuelle Belästigung gelten. Sie waren gegen ihren Willen berührt, angestarrt oder mit anzüglichen Witzen in Verlegenheit gebracht worden, hatten Aufforderungen wie „Setz dich auf meinen Schoß“, Nacktfotos oder Sexvideos erhalten. Laut Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz fällt all das unter sexuelle Belästigung – den Betroffenen ist das laut Umfrage aber meist nicht bewusst.
Auf die Frage, ob sie im Job schon einmal sexuelle Belästigung erlebt hätten, antworteten nur 17 Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer sofort mit Ja. Erst eine Abfrage der einzelnen unerwünschten Situationen ergab, dass 49 Prozent der Frauen und 56 Prozent der Männer durchaus schon Erfahrungen mit gesetzlich verbotenen Situationen gemacht haben.
Frauen gaben häufiger körperliche Übergriffe an. 19 Prozent haben nach eigenen Angaben unerwünschte Annäherungen oder Berührungen erlebt, unter den Männern zwölf Prozent. 13 Prozent der Frauen und zehn Prozent der Männer wurden gegen ihren Willen umarmt oder geküsst. Männer sahen sich insgesamt häufiger, gleichzeitig aber auch auf unterschiedliche Weise mit sexueller Belästigung konfrontiert. Zwölf Prozent der Männer, aber nur drei Prozent der Frauen haben schon einmal unerwünschte E-Mails, SMS, Fotos oder Videos mit sexuellem Inhalt erhalten. Und die Täter? Laut Umfrage in den meisten Fällen Männer, wie belästigte Frauen sowie Männer angaben.
ADS-Präsidentin Lüders nannte das einen „unhaltbaren Zustand“. Sie kritisierte vor allem die Informationspolitik von Unternehmen, die in der gesetzlichen Pflicht stünden, ihre Angestellten zu schützen und Lösungen wie Ermahnungen, Versetzungen oder Kündigung von Tätern anzubieten. Stattdessen ließen sie Betroffene oft ahnungs- und hilflos. Um das zu ändern, solle nun eine Expertenkommission auf der Basis der Untersuchung bis Ende des Jahres Empfehlungen an die Politik abgeben. Geleitet wird das Gremium von Berlins ehemaligem Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) und der Präsidentin des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung, Jutta Allmendinger. Die Soziologin will vor allem die geltende Zweimonatsfrist lockern, innerhalb der Betroffene sexuelle Belästigung vor Gericht bringen müssen. „Finanzielle Abhängigkeit oder befristete Beschäftigungen halten Betroffene oft davon ab, solche Fälle zu melden.“
Auch die Praktikantin, die wegen ihres Chefs in Unterhosen bei der Antidiskriminierungsstelle anrief, ließ sich laut Beraterin nicht davon abbringen, erst nach ihrer Zeit im Unternehmen rechtliche Schritte zu unternehmen. Sie wollte ihr Zeugnis nicht gefährden.
Was unter sexuelle Belästigung fällt, ist Betroffenen oft gar nicht bewusst – unerwünschte Berührungen gehören dazu.
Viel zu hoch, wie eine repräsentative Umfrage des Sozialwissenschaftlichen Umfragezentrums Duisburg ergab, die ADS-Leiterin Christine Lüders am Dienstag in Berlin vorstellte. Unter 1002 Befragten hatte demnach mehr als die Hälfte im Job Situationen erlebt, die rechtlich als sexuelle Belästigung gelten. Sie waren gegen ihren Willen berührt, angestarrt oder mit anzüglichen Witzen in Verlegenheit gebracht worden, hatten Aufforderungen wie „Setz dich auf meinen Schoß“, Nacktfotos oder Sexvideos erhalten. Laut Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz fällt all das unter sexuelle Belästigung – den Betroffenen ist das laut Umfrage aber meist nicht bewusst.
Auf die Frage, ob sie im Job schon einmal sexuelle Belästigung erlebt hätten, antworteten nur 17 Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer sofort mit Ja. Erst eine Abfrage der einzelnen unerwünschten Situationen ergab, dass 49 Prozent der Frauen und 56 Prozent der Männer durchaus schon Erfahrungen mit gesetzlich verbotenen Situationen gemacht haben.
Frauen gaben häufiger körperliche Übergriffe an. 19 Prozent haben nach eigenen Angaben unerwünschte Annäherungen oder Berührungen erlebt, unter den Männern zwölf Prozent. 13 Prozent der Frauen und zehn Prozent der Männer wurden gegen ihren Willen umarmt oder geküsst. Männer sahen sich insgesamt häufiger, gleichzeitig aber auch auf unterschiedliche Weise mit sexueller Belästigung konfrontiert. Zwölf Prozent der Männer, aber nur drei Prozent der Frauen haben schon einmal unerwünschte E-Mails, SMS, Fotos oder Videos mit sexuellem Inhalt erhalten. Und die Täter? Laut Umfrage in den meisten Fällen Männer, wie belästigte Frauen sowie Männer angaben.
ADS-Präsidentin Lüders nannte das einen „unhaltbaren Zustand“. Sie kritisierte vor allem die Informationspolitik von Unternehmen, die in der gesetzlichen Pflicht stünden, ihre Angestellten zu schützen und Lösungen wie Ermahnungen, Versetzungen oder Kündigung von Tätern anzubieten. Stattdessen ließen sie Betroffene oft ahnungs- und hilflos. Um das zu ändern, solle nun eine Expertenkommission auf der Basis der Untersuchung bis Ende des Jahres Empfehlungen an die Politik abgeben. Geleitet wird das Gremium von Berlins ehemaligem Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) und der Präsidentin des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung, Jutta Allmendinger. Die Soziologin will vor allem die geltende Zweimonatsfrist lockern, innerhalb der Betroffene sexuelle Belästigung vor Gericht bringen müssen. „Finanzielle Abhängigkeit oder befristete Beschäftigungen halten Betroffene oft davon ab, solche Fälle zu melden.“
Auch die Praktikantin, die wegen ihres Chefs in Unterhosen bei der Antidiskriminierungsstelle anrief, ließ sich laut Beraterin nicht davon abbringen, erst nach ihrer Zeit im Unternehmen rechtliche Schritte zu unternehmen. Sie wollte ihr Zeugnis nicht gefährden.