Dass in Spitzbergen die Sonne nicht scheint, ist ganz und gar nicht ungewöhnlich. Schließlich ist es dort in der monatelangen Polarnacht zappenduster – in Longyearbyen, dem Hauptort der Inselgruppe, ist die Sonne gerade erst am 8.März wieder aufgegangen. Mørketid nennen die Norweger diese dunkle Zeit, besonders spannend findet sie kaum jemand. An diesem Freitag aber verschwindet die Sonne schon wieder: für nur zwei Minuten und 31 Sekunden, bei einer totalen Sonnenfinsternis. Dieses sehr kurze Ereignis wirft seine Schatten schon sehr lang voraus und stellt die kleine Siedlung dieser Tage auf den Kopf.
Wichtigste Regel für Sonnenfinsternis-Touristen: Niemals mit bloßem Auge in die Sonne schauen. Auch normale Sonnenbrillen bieten nicht genug Schutz, das tun nur Spezialanfertigungen mit Filterfolie.
Zwar wird das Phänomen auch in Deutschland zu sehen sein, allerdings nur als partielle Sonnenfinsternis. Longyearbyen dagegen liegt so weit im Norden der Erde, dass man dort sowie auch auf den Färöer-Inseln die totale Sonnenfinsternis beobachten kann. Der deutsche Spitzbergen-Spezialist Andreas Umbreit ist dort gerade mit Gästen unterwegs. „Wir sind bereit für ein paar sehr interessante Tage“, sagt Umbreit, „denn jetzt werden vermutlich Gäste hierherkommen, die noch nie in der Arktis waren oder sich mit den lokalen Gegebenheiten beschäftigt haben.“ Dass Longyearbyen per Linienflug erreichbar ist, ändert nichts an der Tatsache, dass es auf dem
79. Breitengrad und damit in der hohen Arktis liegt: Tiefe Temperaturen, starker Wind, eingeschränkte Infrastruktur und Eisbären sind die Faktoren, mit denen man hier umzugehen wissen muss.
Schon vor Jahren hat der amerikanische Reiseanbieter Travel Quest restlos alle Gästebetten des Ortes reserviert und erfolgreich vermietet. Alles ausgebucht also, auch wenn die angebotenen Vier-Tage-Pakete bis zu 7000 Euro kosteten. Die Nachfrage aber war noch wesentlich größer, und das hat bei anderen Reiseanbietern und Einzelreisenden zu kreativen Ideen geführt. Einige der circa 2100 Einwohner Longyearbyens haben auf der Onlineplattform Airbnb oder auf Facebook ihre eigenen Wohnungen, Hütten oder Zimmer zur Vermietung angeboten. Zum Preis von bis zu 100000 Norwegischen Kronen, das sind etwa 11000 Euro, für fünf Tage. Sie selbst verbringen die Zeit der Sonnenfinsternis dann fern des Trubels in Zelten, was für die Arktisbewohner nichts Besonderes ist.
Die Inhaberin des Campingplatzes von Longyearbyen, die Niederländerin Michelle van Dijk, hat sich nach langem Zögern entschlossen, den sonst nur während der Sommermonate betriebenen Platz früher zu öffnen. „Ich hatte so viele Anfragen“, erzählt sie, „dass mir nichts anderes übrig blieb.“ Auch sie ist gespannt, wie die Amerikaner, Japaner, Schweden, Niederländer und Italiener, die sich angemeldet haben, mit den vorhergesagten 20 Minusgraden umgehen werden. „Ich habe allen Anmeldern ein langes Informationsmail geschrieben, in dem ich ziemlich viele Gründe genannt habe, nicht zu kommen“, sagt sie. „Eigentlich sagte das ganze Mail aus: Komm nicht. Aber das half nicht viel.“ Mehr als 100 Gäste campieren nun bei ihr.
Wegen der komplizierten Logistik in dem Holzgebäude auf Permafrostboden gibt es für die Gäste nur zwei Toiletten und eine Dusche. „Aber die Leute kommen ja wegen der Sonnenfinsternis, und nicht, um zu duschen“, sagt van Dijk. Der Zeltplatz bestehe gerade aus einer großen Eisfläche. „Leider hat es vor einigen Wochen getaut, und das auf dem gefrorenen Boden nicht abfließende Wasser hat eine massive Eisschicht gebildet. Darauf ist Campen nicht so schön.“ Das hat eine schwedische Reisegruppe schon festgestellt, sagt Umbreit: „Am Wochenende hatten wir starken Sturm, steigende Temperaturen und Regen. Ich hatte den Guide der Schweden noch gewarnt, dass er sein großes Mannschaftszelt besser befestigen sollte.“ Weil er den Rat nicht beherzigte, musste er sein Zelt in der Nacht auf dem mittlerweile überfluteten Gelände vor dem Wegfliegen retten und überstürzt abbauen – in seiner Unterwäsche. „Das wiederum war eine durchaus respektable Leistung“, sagt Umbreit.
Reiseanbieter haben wegen der fehlenden Unterkünfte außerdem Flugzeuge gechartert, die am Morgen in Longyearbyen landen und am Abend wieder abfliegen sollen. „Wenn sich das Wetter verschlechtert und diese Flieger nicht wieder abheben können, was hier oft passiert, wird sich die interessante Frage stellen, wo diese Leute unterkommen“, sagt Umbreit.
Insgesamt werden sich am Tag der Tage wohl mehr als 2000 Touristen in dem kleinen Ort aufhalten. „Da wir die Zahl der privat organisierten Übernachtungen nicht kennen, können wir nur schätzen“, sagt Ronny Brunvoll, der örtliche Tourismus-Chef. Ein Infoblatt weist die Gäste auf die beschränkten Versorgungskapazitäten und vor allem auf eines hin: auf die Eisbär-Gefahr. Die ist in Longyearbyen nicht zu unterschätzen, den Ort sollte man nur in Begleitung eines erfahrenen und bewaffneten Guides verlassen.
Auf dem außerhalb liegenden Campingplatz müssen die Gäste deswegen eine Eisbärenwache halten, sagt Michelle van Dijk, es gebe schon einen detaillierten Wachplan. Die Sicht zur Zeit der Sonnenfinsternis sollte in Longyearbyen also aus vielerlei Gründen nicht zu schlecht werden.
Wichtigste Regel für Sonnenfinsternis-Touristen: Niemals mit bloßem Auge in die Sonne schauen. Auch normale Sonnenbrillen bieten nicht genug Schutz, das tun nur Spezialanfertigungen mit Filterfolie.
Zwar wird das Phänomen auch in Deutschland zu sehen sein, allerdings nur als partielle Sonnenfinsternis. Longyearbyen dagegen liegt so weit im Norden der Erde, dass man dort sowie auch auf den Färöer-Inseln die totale Sonnenfinsternis beobachten kann. Der deutsche Spitzbergen-Spezialist Andreas Umbreit ist dort gerade mit Gästen unterwegs. „Wir sind bereit für ein paar sehr interessante Tage“, sagt Umbreit, „denn jetzt werden vermutlich Gäste hierherkommen, die noch nie in der Arktis waren oder sich mit den lokalen Gegebenheiten beschäftigt haben.“ Dass Longyearbyen per Linienflug erreichbar ist, ändert nichts an der Tatsache, dass es auf dem
79. Breitengrad und damit in der hohen Arktis liegt: Tiefe Temperaturen, starker Wind, eingeschränkte Infrastruktur und Eisbären sind die Faktoren, mit denen man hier umzugehen wissen muss.
Schon vor Jahren hat der amerikanische Reiseanbieter Travel Quest restlos alle Gästebetten des Ortes reserviert und erfolgreich vermietet. Alles ausgebucht also, auch wenn die angebotenen Vier-Tage-Pakete bis zu 7000 Euro kosteten. Die Nachfrage aber war noch wesentlich größer, und das hat bei anderen Reiseanbietern und Einzelreisenden zu kreativen Ideen geführt. Einige der circa 2100 Einwohner Longyearbyens haben auf der Onlineplattform Airbnb oder auf Facebook ihre eigenen Wohnungen, Hütten oder Zimmer zur Vermietung angeboten. Zum Preis von bis zu 100000 Norwegischen Kronen, das sind etwa 11000 Euro, für fünf Tage. Sie selbst verbringen die Zeit der Sonnenfinsternis dann fern des Trubels in Zelten, was für die Arktisbewohner nichts Besonderes ist.
Die Inhaberin des Campingplatzes von Longyearbyen, die Niederländerin Michelle van Dijk, hat sich nach langem Zögern entschlossen, den sonst nur während der Sommermonate betriebenen Platz früher zu öffnen. „Ich hatte so viele Anfragen“, erzählt sie, „dass mir nichts anderes übrig blieb.“ Auch sie ist gespannt, wie die Amerikaner, Japaner, Schweden, Niederländer und Italiener, die sich angemeldet haben, mit den vorhergesagten 20 Minusgraden umgehen werden. „Ich habe allen Anmeldern ein langes Informationsmail geschrieben, in dem ich ziemlich viele Gründe genannt habe, nicht zu kommen“, sagt sie. „Eigentlich sagte das ganze Mail aus: Komm nicht. Aber das half nicht viel.“ Mehr als 100 Gäste campieren nun bei ihr.
Wegen der komplizierten Logistik in dem Holzgebäude auf Permafrostboden gibt es für die Gäste nur zwei Toiletten und eine Dusche. „Aber die Leute kommen ja wegen der Sonnenfinsternis, und nicht, um zu duschen“, sagt van Dijk. Der Zeltplatz bestehe gerade aus einer großen Eisfläche. „Leider hat es vor einigen Wochen getaut, und das auf dem gefrorenen Boden nicht abfließende Wasser hat eine massive Eisschicht gebildet. Darauf ist Campen nicht so schön.“ Das hat eine schwedische Reisegruppe schon festgestellt, sagt Umbreit: „Am Wochenende hatten wir starken Sturm, steigende Temperaturen und Regen. Ich hatte den Guide der Schweden noch gewarnt, dass er sein großes Mannschaftszelt besser befestigen sollte.“ Weil er den Rat nicht beherzigte, musste er sein Zelt in der Nacht auf dem mittlerweile überfluteten Gelände vor dem Wegfliegen retten und überstürzt abbauen – in seiner Unterwäsche. „Das wiederum war eine durchaus respektable Leistung“, sagt Umbreit.
Reiseanbieter haben wegen der fehlenden Unterkünfte außerdem Flugzeuge gechartert, die am Morgen in Longyearbyen landen und am Abend wieder abfliegen sollen. „Wenn sich das Wetter verschlechtert und diese Flieger nicht wieder abheben können, was hier oft passiert, wird sich die interessante Frage stellen, wo diese Leute unterkommen“, sagt Umbreit.
Insgesamt werden sich am Tag der Tage wohl mehr als 2000 Touristen in dem kleinen Ort aufhalten. „Da wir die Zahl der privat organisierten Übernachtungen nicht kennen, können wir nur schätzen“, sagt Ronny Brunvoll, der örtliche Tourismus-Chef. Ein Infoblatt weist die Gäste auf die beschränkten Versorgungskapazitäten und vor allem auf eines hin: auf die Eisbär-Gefahr. Die ist in Longyearbyen nicht zu unterschätzen, den Ort sollte man nur in Begleitung eines erfahrenen und bewaffneten Guides verlassen.
Auf dem außerhalb liegenden Campingplatz müssen die Gäste deswegen eine Eisbärenwache halten, sagt Michelle van Dijk, es gebe schon einen detaillierten Wachplan. Die Sicht zur Zeit der Sonnenfinsternis sollte in Longyearbyen also aus vielerlei Gründen nicht zu schlecht werden.