Florian Gläser unterrichtet Geschichte und Gemeinschaftskunde an der Oberschule Heinrich von Trebra in Marienberg im Erzgebirge. Studiert hat er diese Fächerkombination für das Lehramt Gymnasium. Eine nicht gerade seltene Kombination, für die es in Sachsen mehr Bewerber als Stellen gibt. Nach seinem Referendariat nahm er deshalb 2013 die Stelle an der Oberschule im Erzgebirge an, die Schüler zum Haupt- oder Realschulabschluss führt, obwohl er dort weniger Geld bekommt. Die Liebe zur Heimat war stärker. Sogar ein Angebot aus Sachsen-Anhalt schlug er aus, obwohl er, im Gegensatz zu Sachsen, verbeamtet worden wäre. Zu weit weg von einer Großstadt und von seiner Heimat Chemnitz. Aber: „Zu pendeln und flexibel zu sein gehört zum Lehrerberuf dazu“, sagt der Chemnitzer, der täglich 60 Kilometer zurücklegt.
Das Erzgebirge gilt nicht gerade als angesagte Gegend unter Studenten und angehenden Lehrern – zu Unrecht?
Leute wie ihn wünscht sich das sächsische Kultusministerium, denn ein Großteil der sächsischen Lehrer geht in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Es gibt sehr viele ältere Pädagogen, es droht akuter Lehrermangel. Besonders betroffen sind schon jetzt Grund-, Förder-, Berufs- und Oberschulen, vor allem auf dem Land. Das geht nicht nur Sachsen so: Brandenburg denkt über eine Art „Buschzulage“ beim Gehalt nach. Doch auch Teile Niedersachsens haben bereits Schwierigkeiten, neue Lehrer auf das Land zu bekommen.
Sachsen versucht nun ein neues Instrument gegen den Pädagogen-Notstand auf dem Land: CDU und SPD haben ein sogenanntes Sachsen-Stipendium vereinbart, im aktuellen Entwurf für den Doppelhaushalt 2015/16 sind dafür 300 000 Euro vorgesehen – jährlich. Das Geld sollen Lehramtsstudenten erhalten, im Gegenzug verpflichten sie sich dazu, für ein paar Jahre auf dem Land zu unterrichten. Über die Details will das Kultusministerium zwar erst nach dem Beschluss des Haushalts informieren. Dass das Stipendium aber kommt, gilt als sicher. Vorbild sind ähnliche Projekte, die Ärzte für das Landleben gewinnen sollen.
Besonders im Erzgebirge und im Vogtland ist der Lehrermangel jetzt schon groß. Der Marienberger Oberschule beispielsweise fehlten Vertretungslehrer. Hätten sich nicht zwei junge Gymnasiallehrer für die Oberschule auf dem Land entschieden, wäre auch Schuldirektor Wolfgang Härtel von akutem Lehrermangel betroffen: „Das Durchschnittsalter unter den 29 Lehrern beträgt 50 Jahre, die Generation zwischen 30 und 40 fehlt komplett. Nur drei Lehrer sind unter 30“, sagt der 61-Jährige. „Ich ver-stehe, wenn Gymnasiallehrer auch am Gymnasium und am liebsten in den Groß-städten unterrichten wollen. Dort sind die kulturellen Angebote natürlich verlo-ckend.“ Und er habe den Eindruck, die meisten Studenten würden nur das Gymnasium kennen. Dabei sei die Oberschule besser als ihr Ruf, vor allem auf dem Land. Die künftigen Lehrer sollten schon vor Beginn ihres Studiums über die Stärken und Schwächen der verschiedenen Schularten aufgeklärt werden – und über die Vorzüge der ländlichen Regionen.
Mit einer eigenen Internetseite bewirbt das Kultusministerium schon jetzt die Regionen. Die Chemnitzer Bildungsagentur, wie das Schulamt dort heißt, steht zum Beispiel in engem Kontakt mit dem Erzgebirgskreis. Dieser bietet künftigen Referendaren und Lehrern Informationsveranstaltungen, hilft bei der Suche nach einer Wohnung, Kita oder einem Arbeitsplatz für den Lebenspartner.
Selbst Eltern würden gemeinsam mit den Schulen helfen, wo es geht, um junge Lehrer ins Erzgebirge zu locken oder zum Bleiben zu bewegen, sagt Peter Lorenz, Vorsitzender des Landeselternrates. „Wir wollen gemeinsam eine Willkommenskultur schaffen und zeigen, dass nicht nur die Region lebenswert ist, sondern auch die Menschen hier herzlich und aufgeschlossen sind.“ Lorenz hofft auch das Sachsen-Stipendium. Doch zwei Dinge gelte es zu beachten: „Den künftigen Lehrern muss frühzeitig gesagt werden, wo sie eingesetzt werden sollen. Es wäre unklug, ihnen einen Referendariatsplatz im Vogtland anzubieten, um sie anschließend in die Lausitz zu schicken.“ Und: Solange die Lehrergehälter im Vergleich zu anderen Bundesländern so niedrig blieben, würde es schwer werden, Lehrer überhaupt nach Sachsen zu locken.
Für den Oberschullehrer Florian Gläser selbst kommt das geplante Sachsen-Stipendium zwar zu spät, aber das stört ihn nicht: „Es ist zwar ein erster Schritt, aber das allein wird wohl nicht reichen. Mich hätte es wahrscheinlich nicht gelockt, weil ich dafür wohl ein Stück Freiheit aufgeben müsste.“ Die Freiheit, selbst zu entscheiden, wo er nach dem Studium arbeiten möchte. Denn auch andere Bundesländer, die ebenfalls unter Lehrermangel leiden, beginnen, für eine Lehrerstelle bei ihnen zu werben. Gehaltszulagen sind da nicht ausgeschlossen.
Das Erzgebirge gilt nicht gerade als angesagte Gegend unter Studenten und angehenden Lehrern – zu Unrecht?
Leute wie ihn wünscht sich das sächsische Kultusministerium, denn ein Großteil der sächsischen Lehrer geht in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Es gibt sehr viele ältere Pädagogen, es droht akuter Lehrermangel. Besonders betroffen sind schon jetzt Grund-, Förder-, Berufs- und Oberschulen, vor allem auf dem Land. Das geht nicht nur Sachsen so: Brandenburg denkt über eine Art „Buschzulage“ beim Gehalt nach. Doch auch Teile Niedersachsens haben bereits Schwierigkeiten, neue Lehrer auf das Land zu bekommen.
Sachsen versucht nun ein neues Instrument gegen den Pädagogen-Notstand auf dem Land: CDU und SPD haben ein sogenanntes Sachsen-Stipendium vereinbart, im aktuellen Entwurf für den Doppelhaushalt 2015/16 sind dafür 300 000 Euro vorgesehen – jährlich. Das Geld sollen Lehramtsstudenten erhalten, im Gegenzug verpflichten sie sich dazu, für ein paar Jahre auf dem Land zu unterrichten. Über die Details will das Kultusministerium zwar erst nach dem Beschluss des Haushalts informieren. Dass das Stipendium aber kommt, gilt als sicher. Vorbild sind ähnliche Projekte, die Ärzte für das Landleben gewinnen sollen.
Besonders im Erzgebirge und im Vogtland ist der Lehrermangel jetzt schon groß. Der Marienberger Oberschule beispielsweise fehlten Vertretungslehrer. Hätten sich nicht zwei junge Gymnasiallehrer für die Oberschule auf dem Land entschieden, wäre auch Schuldirektor Wolfgang Härtel von akutem Lehrermangel betroffen: „Das Durchschnittsalter unter den 29 Lehrern beträgt 50 Jahre, die Generation zwischen 30 und 40 fehlt komplett. Nur drei Lehrer sind unter 30“, sagt der 61-Jährige. „Ich ver-stehe, wenn Gymnasiallehrer auch am Gymnasium und am liebsten in den Groß-städten unterrichten wollen. Dort sind die kulturellen Angebote natürlich verlo-ckend.“ Und er habe den Eindruck, die meisten Studenten würden nur das Gymnasium kennen. Dabei sei die Oberschule besser als ihr Ruf, vor allem auf dem Land. Die künftigen Lehrer sollten schon vor Beginn ihres Studiums über die Stärken und Schwächen der verschiedenen Schularten aufgeklärt werden – und über die Vorzüge der ländlichen Regionen.
Mit einer eigenen Internetseite bewirbt das Kultusministerium schon jetzt die Regionen. Die Chemnitzer Bildungsagentur, wie das Schulamt dort heißt, steht zum Beispiel in engem Kontakt mit dem Erzgebirgskreis. Dieser bietet künftigen Referendaren und Lehrern Informationsveranstaltungen, hilft bei der Suche nach einer Wohnung, Kita oder einem Arbeitsplatz für den Lebenspartner.
Selbst Eltern würden gemeinsam mit den Schulen helfen, wo es geht, um junge Lehrer ins Erzgebirge zu locken oder zum Bleiben zu bewegen, sagt Peter Lorenz, Vorsitzender des Landeselternrates. „Wir wollen gemeinsam eine Willkommenskultur schaffen und zeigen, dass nicht nur die Region lebenswert ist, sondern auch die Menschen hier herzlich und aufgeschlossen sind.“ Lorenz hofft auch das Sachsen-Stipendium. Doch zwei Dinge gelte es zu beachten: „Den künftigen Lehrern muss frühzeitig gesagt werden, wo sie eingesetzt werden sollen. Es wäre unklug, ihnen einen Referendariatsplatz im Vogtland anzubieten, um sie anschließend in die Lausitz zu schicken.“ Und: Solange die Lehrergehälter im Vergleich zu anderen Bundesländern so niedrig blieben, würde es schwer werden, Lehrer überhaupt nach Sachsen zu locken.
Für den Oberschullehrer Florian Gläser selbst kommt das geplante Sachsen-Stipendium zwar zu spät, aber das stört ihn nicht: „Es ist zwar ein erster Schritt, aber das allein wird wohl nicht reichen. Mich hätte es wahrscheinlich nicht gelockt, weil ich dafür wohl ein Stück Freiheit aufgeben müsste.“ Die Freiheit, selbst zu entscheiden, wo er nach dem Studium arbeiten möchte. Denn auch andere Bundesländer, die ebenfalls unter Lehrermangel leiden, beginnen, für eine Lehrerstelle bei ihnen zu werben. Gehaltszulagen sind da nicht ausgeschlossen.