Hat man so auch noch nicht gehört: Kardinal Lehmann lobt die kreuz.net-Gegner
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In der Internet-Kloake kreuz.net müsste sich Karl Kardinal Lehmann für seine neueste Verlautbarung besudeln lassen. Die Intonation der Tirade kann sich gut ausmalen, wer sich das homophobe Vokabular des Portals in Erinnerung ruft, der Begriff 'Homo-Perverse' war noch vergleichsweise moderat. Aber seit acht Tagen gibt es kreuz.net nicht mehr. Und dafür bedankt sich Lehmann nun - bei Schwulen! Dass ein deutscher Bischof das wagt, darf man als beispiellos bezeichnen. In der am Sonntag veröffentlichten Ausgabe von Glaube und Leben, der Kirchenzeitung des Bistums Mainz, schreibt er: 'Es ist für die Kirche beschämend, dass erst die Initiative des Bruno-Gmünder-Verlages und das Interesse des Bundeskriminalamtes zusammen mit der öffentlichen Debatte dem unheiligen Treiben ein Ende bereitet haben.' Die Kirche habe das mit ihren Mitteln nicht geschafft. 'Darum danken wir allen, die zur Klärung beigetragen haben, auch wenn sie nicht Freunde der Kirche sind.'
Geklärt ist zwar noch nichts, solange die Staatsanwaltschaft den Urhebern nichts nachweisen kann, und im Internet künden selbsternannte Insider von der baldigen Wiederkehr des Hetzportals unter neuem Namen. Aber Kardinal Lehmann, 76, atmet über das vorläufige Ende der 'schändlichen Machenschaften' erst mal tief durch. Warum die Deutsche Bischofskonferenz, die er bis 2008 leitete, die Aktion 'Stoppt kreuz.net' des Schwulen-Verlages Bruno Gmünder nicht unterstützte, darüber schweigt Lehmann. Diese Initiative hatte das mediale Interesse befeuert und die polizeilichen Ermittlungen angefacht. Stattdessen wirft der Kardinal Anti-kreuz.net-Aktivisten vor, die Kirche zum Sündenbock abzustempeln. Weil sich kreuz.net als katholisch bezeichnete und mehrere Informanten, Autoren und womöglich Seitenadministratoren aus dem Klerus stammen, sogar aus dem römischen, stellten manche Kritiker die Kirche unter Generalverdacht. Dies bemängelt Lehmann: Die Angelegenheit sei 'auf der Linie einer umfassenden und fundamentalen Kirchenkritik ausgereizt worden. Das beklagenswerte Verhalten nur weniger wurde mit einem großflächigen Sumpf gleichgesetzt. Die ganze Kirche sei verlottert'. Dagegen wehrt sich Lehmann einerseits, ruft die Kirche aber andererseits zu einer 'Gewissenserforschung in sich selber und auf allen Ebenen auf'.
Und er verteidigt sein Vorgehen gegen einen Pfarrer seines Bistums, bei dem er Gnade walten ließ, obwohl die Bischofskonferenz kirchlichen Mitarbeitern des Hetzportals arbeitsrechtliche Schritte angekündigt hatte. Er habe im Zweifel für den Angeklagten entschieden, schreibt Lehmann. Doch wo bestanden Zweifel, wenn er selbst von der 'Ungeheuerlichkeit, sich überhaupt an einem Organ beteiligt zu haben, das solche Hetzkampagnen betrieben hat', spricht? Der Pfarrer hatte ihn und die Öffentlichkeit angelogen: Seine publizistischen Aktivitäten gestand er erst, als er die Vorwürfe nicht mehr widerlegen konnte. Es könnte Teil der Absprachen mit seiner Bistumsleitung gewesen sein, dass er sich aus dem antireformerischen Netzwerk katholischer Priester (NKP) zurückzieht. Seinen Posten als Sprecher wollte er von da an jedenfalls nicht mehr ausüben.
Das Netzwerk hat jetzt nur noch zwei Sprecher in Deutschland. Einer von ihnen ist Guido Rodheudt, Pfarrer in Herzogenrath, Bistum Aachen. Er streitet in schriftlichen Stellungnahmen nach wie vor jegliche Beteiligung an und Mitwisserschaft über kreuz.net ab. Allerdings räumt er ein, das Portal regelmäßig gelesen zu haben. In einem noch nicht ausgestrahlten Interview mit dem WDR sagte er, mit kreuz.net sei es 'wie in einem Misthaufen gewesen, in dem sich neben dem Unrat einige wenige noch essbare Tomaten befinden, die dort eigentlich nichts verloren haben'.
Abgesehen davon treten immer mehr Indizien dafür zutage, dass Rodheudt mehr mit dem Hetzportal zu tun hatte, als er heute wahrhaben will. Ein Aktivist von 'Stoppt kreuz.net' sagt, Rodheudt habe ein wesentlich kämpferischeres Naturell als sein gleichgesinnter Mainzer Kollege. Doch er, der sich schriftlich wie in Interviews mit willfährigen Fragestellern dezidiert zu Glaubensthemen äußert, will kreuz.net nur gelesen und nie dort geschrieben haben. Der WDR fragte Rodheudt nach der Internet-Verbindung zwischen kreuz.net und der Seite des NKP. Solche Verlinkungen hatten auf einer Art Partnerschaft basiert: kreuz.net forderte von Interessierten, die ihr Werbebanner auf dem Hetzportal platzieren wollten, dass sie im Gegenzug einen kreuz.net-Link setzten.
Doch das NKP baute nicht nur einen einfachen Link auf seine Seite. Es schaltete sogar einen Liveticker, das heißt, dass die Überschriften neuer Meldungen, die die anonymen Betreiber auf das Hetzportal stellten, auch auf der Seite des NKP aufliefen. Auf dem ebenfalls erzkatholischen Portal gloria.tv ist ein Interview mit Guido Rodheudt abrufbar, auf dem dieser Liveticker im Hintergrund noch aktiv ist. Wie aus einer NKP-internen Mail hervorgeht, die der SZ vorliegt, wurde dieser Liveticker erst im Januar 2009 eingestellt.
Guido Rodheudt sagt, das Priesternetzwerk habe den Liveticker-Link von sich aus löschen lassen. Das Portal habe sich gewandelt, Stil und Inhalt von kreuz.net sei unerträglich geworden. Doch hatte das Netzwerk schon lange zuvor mit dem 'Misthaufen' kooperiert: Man muss nur Meldungen aus dem Jahr 2007 anschauen, in denen über 'sodomitische Unzucht', das 'Homokonkubinat' und 'homoideologische Verharmlosungen' gehetzt wird. Das war für Rodheudt offenbar vertretbar. Im November 2007 erschien der Beitrag eines Holocaust-Leugners, der folgenden Satz enthielt: 'Sogar offenkundige Widersprüche werden den Bürgern als Glaubenswahrheiten aufgezwungen - sei es im Zusammenhang mit Gaskammern, mit angeblich aus Juden produzierten Seifen oder mit Opferzahlen.' Und direkt daneben stand ein Werbebanner der Kirchenmusik-Vereinigung Sinfonia Sacra. Im Vorstand dieser Organisation war und ist: Guido Rodheudt.

In der Internet-Kloake kreuz.net müsste sich Karl Kardinal Lehmann für seine neueste Verlautbarung besudeln lassen. Die Intonation der Tirade kann sich gut ausmalen, wer sich das homophobe Vokabular des Portals in Erinnerung ruft, der Begriff 'Homo-Perverse' war noch vergleichsweise moderat. Aber seit acht Tagen gibt es kreuz.net nicht mehr. Und dafür bedankt sich Lehmann nun - bei Schwulen! Dass ein deutscher Bischof das wagt, darf man als beispiellos bezeichnen. In der am Sonntag veröffentlichten Ausgabe von Glaube und Leben, der Kirchenzeitung des Bistums Mainz, schreibt er: 'Es ist für die Kirche beschämend, dass erst die Initiative des Bruno-Gmünder-Verlages und das Interesse des Bundeskriminalamtes zusammen mit der öffentlichen Debatte dem unheiligen Treiben ein Ende bereitet haben.' Die Kirche habe das mit ihren Mitteln nicht geschafft. 'Darum danken wir allen, die zur Klärung beigetragen haben, auch wenn sie nicht Freunde der Kirche sind.'
Geklärt ist zwar noch nichts, solange die Staatsanwaltschaft den Urhebern nichts nachweisen kann, und im Internet künden selbsternannte Insider von der baldigen Wiederkehr des Hetzportals unter neuem Namen. Aber Kardinal Lehmann, 76, atmet über das vorläufige Ende der 'schändlichen Machenschaften' erst mal tief durch. Warum die Deutsche Bischofskonferenz, die er bis 2008 leitete, die Aktion 'Stoppt kreuz.net' des Schwulen-Verlages Bruno Gmünder nicht unterstützte, darüber schweigt Lehmann. Diese Initiative hatte das mediale Interesse befeuert und die polizeilichen Ermittlungen angefacht. Stattdessen wirft der Kardinal Anti-kreuz.net-Aktivisten vor, die Kirche zum Sündenbock abzustempeln. Weil sich kreuz.net als katholisch bezeichnete und mehrere Informanten, Autoren und womöglich Seitenadministratoren aus dem Klerus stammen, sogar aus dem römischen, stellten manche Kritiker die Kirche unter Generalverdacht. Dies bemängelt Lehmann: Die Angelegenheit sei 'auf der Linie einer umfassenden und fundamentalen Kirchenkritik ausgereizt worden. Das beklagenswerte Verhalten nur weniger wurde mit einem großflächigen Sumpf gleichgesetzt. Die ganze Kirche sei verlottert'. Dagegen wehrt sich Lehmann einerseits, ruft die Kirche aber andererseits zu einer 'Gewissenserforschung in sich selber und auf allen Ebenen auf'.
Und er verteidigt sein Vorgehen gegen einen Pfarrer seines Bistums, bei dem er Gnade walten ließ, obwohl die Bischofskonferenz kirchlichen Mitarbeitern des Hetzportals arbeitsrechtliche Schritte angekündigt hatte. Er habe im Zweifel für den Angeklagten entschieden, schreibt Lehmann. Doch wo bestanden Zweifel, wenn er selbst von der 'Ungeheuerlichkeit, sich überhaupt an einem Organ beteiligt zu haben, das solche Hetzkampagnen betrieben hat', spricht? Der Pfarrer hatte ihn und die Öffentlichkeit angelogen: Seine publizistischen Aktivitäten gestand er erst, als er die Vorwürfe nicht mehr widerlegen konnte. Es könnte Teil der Absprachen mit seiner Bistumsleitung gewesen sein, dass er sich aus dem antireformerischen Netzwerk katholischer Priester (NKP) zurückzieht. Seinen Posten als Sprecher wollte er von da an jedenfalls nicht mehr ausüben.
Das Netzwerk hat jetzt nur noch zwei Sprecher in Deutschland. Einer von ihnen ist Guido Rodheudt, Pfarrer in Herzogenrath, Bistum Aachen. Er streitet in schriftlichen Stellungnahmen nach wie vor jegliche Beteiligung an und Mitwisserschaft über kreuz.net ab. Allerdings räumt er ein, das Portal regelmäßig gelesen zu haben. In einem noch nicht ausgestrahlten Interview mit dem WDR sagte er, mit kreuz.net sei es 'wie in einem Misthaufen gewesen, in dem sich neben dem Unrat einige wenige noch essbare Tomaten befinden, die dort eigentlich nichts verloren haben'.
Abgesehen davon treten immer mehr Indizien dafür zutage, dass Rodheudt mehr mit dem Hetzportal zu tun hatte, als er heute wahrhaben will. Ein Aktivist von 'Stoppt kreuz.net' sagt, Rodheudt habe ein wesentlich kämpferischeres Naturell als sein gleichgesinnter Mainzer Kollege. Doch er, der sich schriftlich wie in Interviews mit willfährigen Fragestellern dezidiert zu Glaubensthemen äußert, will kreuz.net nur gelesen und nie dort geschrieben haben. Der WDR fragte Rodheudt nach der Internet-Verbindung zwischen kreuz.net und der Seite des NKP. Solche Verlinkungen hatten auf einer Art Partnerschaft basiert: kreuz.net forderte von Interessierten, die ihr Werbebanner auf dem Hetzportal platzieren wollten, dass sie im Gegenzug einen kreuz.net-Link setzten.
Doch das NKP baute nicht nur einen einfachen Link auf seine Seite. Es schaltete sogar einen Liveticker, das heißt, dass die Überschriften neuer Meldungen, die die anonymen Betreiber auf das Hetzportal stellten, auch auf der Seite des NKP aufliefen. Auf dem ebenfalls erzkatholischen Portal gloria.tv ist ein Interview mit Guido Rodheudt abrufbar, auf dem dieser Liveticker im Hintergrund noch aktiv ist. Wie aus einer NKP-internen Mail hervorgeht, die der SZ vorliegt, wurde dieser Liveticker erst im Januar 2009 eingestellt.
Guido Rodheudt sagt, das Priesternetzwerk habe den Liveticker-Link von sich aus löschen lassen. Das Portal habe sich gewandelt, Stil und Inhalt von kreuz.net sei unerträglich geworden. Doch hatte das Netzwerk schon lange zuvor mit dem 'Misthaufen' kooperiert: Man muss nur Meldungen aus dem Jahr 2007 anschauen, in denen über 'sodomitische Unzucht', das 'Homokonkubinat' und 'homoideologische Verharmlosungen' gehetzt wird. Das war für Rodheudt offenbar vertretbar. Im November 2007 erschien der Beitrag eines Holocaust-Leugners, der folgenden Satz enthielt: 'Sogar offenkundige Widersprüche werden den Bürgern als Glaubenswahrheiten aufgezwungen - sei es im Zusammenhang mit Gaskammern, mit angeblich aus Juden produzierten Seifen oder mit Opferzahlen.' Und direkt daneben stand ein Werbebanner der Kirchenmusik-Vereinigung Sinfonia Sacra. Im Vorstand dieser Organisation war und ist: Guido Rodheudt.