Ein Harvard-Professor für Philosophie warnt vor der Macht des Martkes über unser Leben.
Es ist beeindruckend, was man für Geld alles kaufen kann: parlamentarische Mitsprache, Staatsbürgerschaften und sogar Kinder - mit solchen und ähnlichen Beispielen lenkt Harvard-Professor Michael Sandel den Blick seiner Leser auf den Siegeszug des Preisschildes in unserer Gesellschaft. Und dem sagt er in seinem jüngsten Buch 'Was man für Geld nicht kaufen kann. Die moralischen Grenzen des Marktes' den Kampf an.
"Der Markt verweichlicht unsere Werte." Das sieht man an der Wall Steet vermutlich anders.
Bekannt wurde der charismatische Philosophie-Professor mit seiner Vorlesung 'Justice', die er Jahr für Jahr an der US-Eliteuniversität Harvard hält. Seitdem die Video-Aufzeichnung der Vorlesung im Internet weltweit millionenfach geklickt wurde, ist Sandel so etwas wie der Pop-Star der Philosophie.
Nun versucht er seinen Lesern nahezubringen, was der Unterschied zwischen einem Wert und einem Preis ist. Viele Ökonomen würden nicht beachten, dass manchmal schon allein die Tatsache, dass es einen Preis gibt, den zugrunde liegenden Wert zerstört. 'Der Markt hinterlässt eine Spur', schreibt Sandel. Man denke etwa an einen Liebesbrief oder eine Hochzeitsrede, deren Textvorlage in Redaktionsbüros gekauft werden kann. Wenn herauskommt, dass der Redner oder der Autor etwas für den Text bezahlt hat, dann ist die Enttäuschung groß.
Auch wenn die Ökonomen gern suggerieren, dass hinter allem ein 'Anreiz' stecke, den man nur verändern müsse, wenn man das Verhalten der Menschen ändern wolle. Man könne nicht jede Entscheidung wertneutral treffen - es sind moralische Entscheidungen. Als Beispiel dient ihm eine Schweizer Gemeinde, die kein Geld von der Politik nehmen wollte, damit bei ihnen im Ort ein Atommüll-Endlager gebaut wird. Sie stimmten erst zu, als sie dafür kein Geld geboten bekamen. Die Bürger wollten sich die Entscheidung nicht abkaufen lassen, sondern sie wollten frei entscheiden dürfen.
Fast unbemerkt habe sich der Markt in alle Bereiche unserer Gesellschaft eingeschlichen und unsere Werte aufgeweicht, warnt der Philosoph. 'Wir haben nicht länger eine Marktwirtschaft, wir sind eine Marktgesellschaft geworden', prangert er an. Ihn verwundert, dass selbst die Finanzkrise die Marktgläubigkeit in großen Teilen der Bevölkerung nicht erschüttert hat. 'Wir müssen die Rolle der Märkte neu definieren', fordert er. Damit will er Platz schaffen für die wirklich wichtigen moralischen Fragen.
Es ist beeindruckend, was man für Geld alles kaufen kann: parlamentarische Mitsprache, Staatsbürgerschaften und sogar Kinder - mit solchen und ähnlichen Beispielen lenkt Harvard-Professor Michael Sandel den Blick seiner Leser auf den Siegeszug des Preisschildes in unserer Gesellschaft. Und dem sagt er in seinem jüngsten Buch 'Was man für Geld nicht kaufen kann. Die moralischen Grenzen des Marktes' den Kampf an.
"Der Markt verweichlicht unsere Werte." Das sieht man an der Wall Steet vermutlich anders.
Bekannt wurde der charismatische Philosophie-Professor mit seiner Vorlesung 'Justice', die er Jahr für Jahr an der US-Eliteuniversität Harvard hält. Seitdem die Video-Aufzeichnung der Vorlesung im Internet weltweit millionenfach geklickt wurde, ist Sandel so etwas wie der Pop-Star der Philosophie.
Nun versucht er seinen Lesern nahezubringen, was der Unterschied zwischen einem Wert und einem Preis ist. Viele Ökonomen würden nicht beachten, dass manchmal schon allein die Tatsache, dass es einen Preis gibt, den zugrunde liegenden Wert zerstört. 'Der Markt hinterlässt eine Spur', schreibt Sandel. Man denke etwa an einen Liebesbrief oder eine Hochzeitsrede, deren Textvorlage in Redaktionsbüros gekauft werden kann. Wenn herauskommt, dass der Redner oder der Autor etwas für den Text bezahlt hat, dann ist die Enttäuschung groß.
Auch wenn die Ökonomen gern suggerieren, dass hinter allem ein 'Anreiz' stecke, den man nur verändern müsse, wenn man das Verhalten der Menschen ändern wolle. Man könne nicht jede Entscheidung wertneutral treffen - es sind moralische Entscheidungen. Als Beispiel dient ihm eine Schweizer Gemeinde, die kein Geld von der Politik nehmen wollte, damit bei ihnen im Ort ein Atommüll-Endlager gebaut wird. Sie stimmten erst zu, als sie dafür kein Geld geboten bekamen. Die Bürger wollten sich die Entscheidung nicht abkaufen lassen, sondern sie wollten frei entscheiden dürfen.
Fast unbemerkt habe sich der Markt in alle Bereiche unserer Gesellschaft eingeschlichen und unsere Werte aufgeweicht, warnt der Philosoph. 'Wir haben nicht länger eine Marktwirtschaft, wir sind eine Marktgesellschaft geworden', prangert er an. Ihn verwundert, dass selbst die Finanzkrise die Marktgläubigkeit in großen Teilen der Bevölkerung nicht erschüttert hat. 'Wir müssen die Rolle der Märkte neu definieren', fordert er. Damit will er Platz schaffen für die wirklich wichtigen moralischen Fragen.