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In den Schächten Südafrikas

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Ein Fotograf und eine Nobelpresiträgerin machen Bildband über die glanzlosen Arbeitsbedingungen in Südafrikas Goldminen.

David Goldblatt, geboren 1930 in Randfontein, gehört zu den besten Fotografen Südafrikas. Nadine Gordimer, geboren 1923 in Springs, ebenfalls einer Goldminenstadt, gewann 1991 den Nobelpreis für Literatur. Beide Künstler sind weiß, das spielt in Südafrika immer noch eine Rolle, und beide machen sich Gedanken über das Miteinander mit den Schwarzen oder das Nebeneinander, darüber, wie aus der Apartheid-Vergangenheit eine gemeinsame Zukunft werden kann. Wenn Goldblatt und Gordimer einen fotografischen Essayband zu Südafrikas Gold- und Platinminen veröffentlichen, zum leidgeprüften Witwatersrand will man auf jeden Fall reinschauen. Auch weil die Fernsehbilder vom jüngsten Aufstand in der Mine Marikana noch frisch sind. Schwarze Polizisten schießen auf schwarze Kumpel, Gewehre gegen Macheten, 34 Tote.



Bergarbeiter in einer Goldmine in Johannesburg

'On the Mines' ist jedoch kein aktueller Band, es zeigt nicht die Kumpel und Aufseher von heute, sondern die 1960er-Jahre, eine Vergangenheit, als die Aufseher noch weiß waren und die Kumpel schwarz. Der Band ist eine Neuauflage von 1973, aber die Bilder sind deswegen nicht weniger interessant. Anders als die Fernsehbilder von heute, zeigen sie den Alltag unter Tage, ein Schuften in schummrigen Schächten, in denen die Hautfarbe nicht erkennbar ist, unter Seilen, Ketten, Rädern, Hebeln. 'Sein Gesicht hat die grobkörnige Blässe und Wachsamkeit von Männern, die mit Maschinen arbeiten, die stärker sind als sie selbst und betäubender als Männerstimmen', schreibt Nadine Gordimer über den Führer einer Fördermaschine.

David Goldblatts Fotos zeigen ein kleines Dorf aus Lehm, mit Hütten, die einem bis zum Knie reichen, und einer Minilokomotive, die an Miniochsen vorbeifährt, ein Dorf, das die Bergleute in ihrer Freizeit gebaut haben. Sie zeigen das Büro eines Minendirektors, der sich nach seinen Ausflügen in die Unterwelt so schmutzig fühlt, dass er zwei Badewannen braucht, eine 'dreckige' und eine 'saubere'.

Die Bilder erklären nicht, wie es ein halbes Jahrhundert später zum Blutbad von Marikana kommen konnte. Dies ist ein politisches Rätsel, an dem sich Südafrika bis heute abarbeitet. Die Autoren von 'On the Mines' nehmen vielmehr den Bergbaualltag zum Anlass, um über Menschliches nachzudenken. 'Es war eine Gesellschaft von Fremden an einem Ort ohne Vergangenheit, mit nichts, was jenen geistigen Hunger stillen konnte, dessen Brot Erinnerung ist', schreibt Nadine Gordimer über die Kumpel und deren Chefs, die aus unterschiedlichen Ecken Südafrikas und des ganzen Kontinents kamen. 'Das ist ein Hunger, der allen Männern eigen ist, ob sie gerade aus der Eisenzeit hervorgetreten sind, einer halbfeudalen Agronomie oder ob sie die gebildeten Hersteller des modernen Kapitalismus sind.'

David Goldblatt, Nadine Gordimer: On the Mines. Steidl Verlag, Göttingen 2012. 180 Seiten, 58 Euro.

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