Das ZDF zeigt ein Remake des Weihachtsklassikers 'Der kleine Lord', diesmal mit Christiane Hörbiger und Veronica Ferres. Mehr als eine kreuzbrave Nacherzählung ist dabei aber nicht herausgekommen.
Ist man eigentlich ein schlechter Mensch, wenn man den kleinen Lord schon immer ein bisschen zum Kotzen fand? Aus den 80er Jahren stammt die Verfilmung des Romans von Frances Hodgson Burnett (1886), den die ARD seit Jahren zu Weihnachten zeigt, und Der kleine Lord hat so ein goldenes Herz, dass auch ein nur durchschnittlich verbitterter Mensch das trotz adventlicher Milde nur schwer aushalten kann. Andererseits: Es ist ein alter Film, und immerhin hat es die Geschichte des blonden Ceddie aus Amerika, der zum Erben des schrecklich griesgrämigen Earl of Dorincourt wird und dem alten Mann die Menschenliebe wieder beibringt, spätestens durch das erstaunliche Durchhaltevermögen der ARD zu einer Art Weihnachtsklassiker gebracht. Ähnlich wie Stirb langsam, aber nur ähnlich.
Veronica Ferres spielt im Remake des beliebten Familienfilms eine extravagante Frauenrechtlerin. Ob das gut geht?
Remakes des Stoffes hat es immer wieder gegeben, auch der Film mit Alec Guinness war bereits eine Wiederauflage. Aber noch niemand hat die Geschichte so radikal umgedeutet wie das ZDF im Jahr 2012, immerhin auch das Jahr der medialen Frauenbewegung 'Pro Quote': Oh ja, der kleine Lord ist ein Mädchen.
Das ist fraglos eine total verrückte Idee, das Problem an Die kleine Lady ist nur, dass eine Idee plus Veronica Ferres und Christiane Hörbiger für einen solchen Fernsehfilm offenbar genug sein müssen. Die blonde Emily aus Amerika wird also zur Erbin der griesgrämigen Gräfin von Liebenfels und bringt der alten Frau die Menschenliebe wieder bei. Die Geschichte wird noch um eine kleine Action-Sequenz (Gift!) und zwei Liebesgeschichten (der Klavierlehrer, der Anwalt!) angereichert. Der Rest sieht so aus wie das Original, nur noch ein bisschen schrecklicher: Eine so biedere Geschichte wertet es schon sehr auf, wenn zumindest das Bild krisselig ist.
Der kleine Lord Fauntleroy hatte einen Freund in den USA, der Mr. Hobbs hieß, und von Aristokraten gar nichts hält. Im ZDF-Film (Regie: Gernot Roll) hält, na klar, die Frauenrechtlerin Dolores Hobbs nichts von den Aristokraten. Die ehemalige Sängerin lässt die kleine Lady von der Suffragettenbewegung aus der Zeitung vorlesen. Veronica Ferres spielt die Hobbs mit knallrot-gelockter Turmfrisur, und es ist nicht viel schauspielerische Feinarbeit gefordert, um ihre Haltung zum Leben herauszuarbeiten. Veronica Ferres trinkt Bier aus der Flasche und raucht Zigarren. Ja, so sind sie.
Auch der restliche Film, die anderen Charaktere, sind so simpel angelegt, dass man Die kleine Lady über weite Strecken gerne für eine Satire halten würde, wenn man es nicht besser wüsste. Philippa Schöne, die mit immer riesigen Kinder-Kulleraugen das unbeschwerte Mädchen Emily spielt, läuft nicht über die feinen Flure, sondern pferdchenhopst im Rüschenkleid (Oh nein!) und tollt ganz entzückend mit dem Hund umher (um Gottes Willen!), denn der ist sowieso der einzig wirklich nette Mensch auf dem österreichischen Schloss. Wenn Kind und Köter also über die Dielen schlittern, schlägt die immerhin wunderbar hohlwangig geschminkte Christiane Hörbiger die Hände über dem Kopf zusammen und klingelt mit ihrer Glocke. Wenn die kleine blonde Gräfin eine Ritterrüstung zum Einsturz bringt, ruft die Großmutter: 'Dieses Kind!'- und klingelt mit ihrer Glocke.
Natürlich muss ein Familienfilm wie Die kleine Lady nicht den Anspruch haben, eine möglichst komplexe Geschichte zu erzählen, aber muss eine Inszenierung dem Zuschauer jede menschliche Gefühlsregung seiner Figuren mit dem Megafon direkt ins Innenohr brüllen? Und natürlich ist bald Weihnachten, und da isst man auch immer das selbe, aber kann man Spielfilmbudgets nicht vielleicht sinnvoller ausgeben als für ein kreuzbraves Remake eines ohnehin schon schrecklich spießigen Films?
Der Kleine Lord läuft übrigens am 21. Dezember.
Die kleine Lady, ZDF Neo, 20.15Uhr und ZDF, Sonntag, 20.15 Uhr.
Ist man eigentlich ein schlechter Mensch, wenn man den kleinen Lord schon immer ein bisschen zum Kotzen fand? Aus den 80er Jahren stammt die Verfilmung des Romans von Frances Hodgson Burnett (1886), den die ARD seit Jahren zu Weihnachten zeigt, und Der kleine Lord hat so ein goldenes Herz, dass auch ein nur durchschnittlich verbitterter Mensch das trotz adventlicher Milde nur schwer aushalten kann. Andererseits: Es ist ein alter Film, und immerhin hat es die Geschichte des blonden Ceddie aus Amerika, der zum Erben des schrecklich griesgrämigen Earl of Dorincourt wird und dem alten Mann die Menschenliebe wieder beibringt, spätestens durch das erstaunliche Durchhaltevermögen der ARD zu einer Art Weihnachtsklassiker gebracht. Ähnlich wie Stirb langsam, aber nur ähnlich.
Veronica Ferres spielt im Remake des beliebten Familienfilms eine extravagante Frauenrechtlerin. Ob das gut geht?
Remakes des Stoffes hat es immer wieder gegeben, auch der Film mit Alec Guinness war bereits eine Wiederauflage. Aber noch niemand hat die Geschichte so radikal umgedeutet wie das ZDF im Jahr 2012, immerhin auch das Jahr der medialen Frauenbewegung 'Pro Quote': Oh ja, der kleine Lord ist ein Mädchen.
Das ist fraglos eine total verrückte Idee, das Problem an Die kleine Lady ist nur, dass eine Idee plus Veronica Ferres und Christiane Hörbiger für einen solchen Fernsehfilm offenbar genug sein müssen. Die blonde Emily aus Amerika wird also zur Erbin der griesgrämigen Gräfin von Liebenfels und bringt der alten Frau die Menschenliebe wieder bei. Die Geschichte wird noch um eine kleine Action-Sequenz (Gift!) und zwei Liebesgeschichten (der Klavierlehrer, der Anwalt!) angereichert. Der Rest sieht so aus wie das Original, nur noch ein bisschen schrecklicher: Eine so biedere Geschichte wertet es schon sehr auf, wenn zumindest das Bild krisselig ist.
Der kleine Lord Fauntleroy hatte einen Freund in den USA, der Mr. Hobbs hieß, und von Aristokraten gar nichts hält. Im ZDF-Film (Regie: Gernot Roll) hält, na klar, die Frauenrechtlerin Dolores Hobbs nichts von den Aristokraten. Die ehemalige Sängerin lässt die kleine Lady von der Suffragettenbewegung aus der Zeitung vorlesen. Veronica Ferres spielt die Hobbs mit knallrot-gelockter Turmfrisur, und es ist nicht viel schauspielerische Feinarbeit gefordert, um ihre Haltung zum Leben herauszuarbeiten. Veronica Ferres trinkt Bier aus der Flasche und raucht Zigarren. Ja, so sind sie.
Auch der restliche Film, die anderen Charaktere, sind so simpel angelegt, dass man Die kleine Lady über weite Strecken gerne für eine Satire halten würde, wenn man es nicht besser wüsste. Philippa Schöne, die mit immer riesigen Kinder-Kulleraugen das unbeschwerte Mädchen Emily spielt, läuft nicht über die feinen Flure, sondern pferdchenhopst im Rüschenkleid (Oh nein!) und tollt ganz entzückend mit dem Hund umher (um Gottes Willen!), denn der ist sowieso der einzig wirklich nette Mensch auf dem österreichischen Schloss. Wenn Kind und Köter also über die Dielen schlittern, schlägt die immerhin wunderbar hohlwangig geschminkte Christiane Hörbiger die Hände über dem Kopf zusammen und klingelt mit ihrer Glocke. Wenn die kleine blonde Gräfin eine Ritterrüstung zum Einsturz bringt, ruft die Großmutter: 'Dieses Kind!'- und klingelt mit ihrer Glocke.
Natürlich muss ein Familienfilm wie Die kleine Lady nicht den Anspruch haben, eine möglichst komplexe Geschichte zu erzählen, aber muss eine Inszenierung dem Zuschauer jede menschliche Gefühlsregung seiner Figuren mit dem Megafon direkt ins Innenohr brüllen? Und natürlich ist bald Weihnachten, und da isst man auch immer das selbe, aber kann man Spielfilmbudgets nicht vielleicht sinnvoller ausgeben als für ein kreuzbraves Remake eines ohnehin schon schrecklich spießigen Films?
Der Kleine Lord läuft übrigens am 21. Dezember.
Die kleine Lady, ZDF Neo, 20.15Uhr und ZDF, Sonntag, 20.15 Uhr.