Nach der tödlichen Massenvergewaltigung einer Studentin überbieten sich indische Politiker mit Forderungen, wie die sechs mutmaßlichen Täter bestraft werden sollten. Einige wollen aber auch das Tragen von Röcken verbieten
Eigentlich empfangen Inder ein neues Jahr so wie die Menschen in anderen Teilen der Welt auch: ausgelassen, laut, bei Feiern mit Freunden und Familie. Aber in diesem Jahr war in Delhi alles anders. Viele Nachtclubs in der Hauptstadt hatten ihre Partys abgesagt. Tausende Menschen versammelten sich lieber zu stillen Mahnwachen als Raketen zu zünden. Der Fall der vor zwei Wochen brutal vergewaltigten Studentin, die am Samstag ihren Verletzungen erlegen war, hält das Land nach wie vor in Atem.
Die Zeitungen betreiben in großen Meinungsstücken eine nationale Sinnsuche, Demonstranten im Zentrum Delhis bringen ihren Schock zum Ausdruck: 'Es tut uns Leid, dass wir dich nicht retten konnten', heißt es auf einem der zahlreichen Plakate. 'Meine Familie, Nachbarn und ich haben uns entschieden, nicht wie sonst Silvester zu feiern und stattdessen den tragischen Vorfall zu betrauern', sagte der Student Rajiv Singh.
Gebannt verfolgt die Öffentlichkeit die Äußerungen der Opfer-Familie. Sie verlangt die Todesstrafe für die sechs mutmaßlichen Täter. 'Der Kampf hat gerade erst begonnen, aber wir wollen, dass alle Beschuldigten gehängt werden', sagte der Bruder der Toten der Zeitung Indian Express. Der Vater der Studentin beschrieb das Leid, das die Familie ertragen müsse. Seine Frau haben in den vergangenen zwei Wochen kaum essen können, sie weine viel. 'Ich schaffe es auch noch nicht, in ihr Zimmer in unserem Haus zu gehen', sagte er. Die Bücher und Kleidungsstücke der Tochter zu sehen, sei 'zu schmerzhaft'.
Nicht nur die Familie, die gesamte indische Öffentlichkeit richtet den Blick auf die Ermittlungen. An diesem Donnerstag will die Polizei einem Gericht in Delhi ihre Erkenntnisse zu der Tat übergeben. Danach soll den Verdächtigen der Prozess gemacht werden. Die Details, die über den Vorfall an die Öffentlichkeit dringen, schockieren die Nation. Sechs Männer hatten in der Tatnacht einen Bus gestohlen, in den das Opfer mit ihrem Freund eingestiegen war - im Glauben, es handle sich um ein öffentliches Verkehrsmittel. Die mutmaßlichen Täter malträtierten sie laut dem Ermittlungsbericht mit einer Eisenstange und vergewaltigten die 23-jährige Studentin mehrfach. Den Freund verprügelten sie, das Paar, das im Februar heiraten wollte, warfen sie nach der Tortur aus dem fahrenden Bus. Nach den vorläufigen Ermittlungen sollen die mutmaßlichen Täter noch versucht haben, die Studentin mit dem Bus zu überrollen. Ihr Freund habe die aber verhindern können, heißt es.
Nachdem die junge Frau zunächst in einem Krankenhaus in Delhi behandelt worden war, hatten die Behörden sie nach Singapur ausgeflogen. Kritiker bemängelten, die Regierung habe damit nicht das Wohl der Studentin im Blick gehabt, sondern wollte die teilweise gewalttätigen Demonstrationen entschärfen. In Singapur erlag die junge Frau ihren schweren Verletzungen, anschließend war sie in Delhi nach hinduistischem Ritual eingeäschert worden.
Der brutale Vorfall hat vor allem die urbane Mittelschicht mobilisiert, die nicht nur mehr Rechte für Frauen und drastische Strafen für Sexualstraftäter fordert, sondern auch ihren Verdruss über die Politik zum Ausdruck bringt. Premierminister Manmohan Singh zog Unmut auf sich, weil er fast eine ganze Woche benötigte, um die aufgebrachten Protestler zu besänftigen. In einer Fernsehansprache sagte er dann, als Vater von drei Töchtern könne er den Schmerz nachempfinden, den das Schicksal der jungen Frau bei vielen Menschen ausgelöst habe. Singh hat einen ehemaligen Verfassungsrichter damit beauftragt, den Fall zu untersuchen und Reformen auszuarbeiten, um Frauen besser zu schützen.
Regierung und Opposition sind in einen regelrechten Wettlauf um härtere Strafen für Vergewaltiger getreten. Indische Medien berichten, die regierende Kongresspartei erwäge ein Gesetz, das die Kastration von Vergewaltigern vorsieht. Die größte Oppositionspartei, die hindunationalistische BJP, verlangt die Todesstrafe für Vergewaltiger, genau wie etwa auch die Regierungschefin des Bundesstaates Tamil Nadu. Zwar erlaubt das indische Gesetz die Todesstrafe. Sie wird allerdings in den seltensten Fällen vollstreckt - im vergangenen Monat war der einzig überlebende Attentäter der Anschläge von Mumbai gehängt worden. Es war die erste Exekution in Indien seit acht Jahren.
Kavita Lad, Vertreterin einer einflussreichen Regionalpartei, überbot selbst diese Forderung. Das Verbrechen sei so brutal gewesen, dass eine Hinrichtung nicht ausreiche. Die Studentin habe höllische Schmerzen erleiden müssen, sagte die Politikerin. Daher sollten die Beschuldigten 'nicht gehängt, sondern genauso gequält werden'. Banwari Lal Singhal, Abgeordneter aus dem Bundesstaat Rajasthan, forderte indes allen Ernstes, das für Mädchen in Schulen obligatorische Tragen von Röcken zu untersagen, um sie vor 'lüsternen Blicken' der Männer zu schützen.
Eigentlich empfangen Inder ein neues Jahr so wie die Menschen in anderen Teilen der Welt auch: ausgelassen, laut, bei Feiern mit Freunden und Familie. Aber in diesem Jahr war in Delhi alles anders. Viele Nachtclubs in der Hauptstadt hatten ihre Partys abgesagt. Tausende Menschen versammelten sich lieber zu stillen Mahnwachen als Raketen zu zünden. Der Fall der vor zwei Wochen brutal vergewaltigten Studentin, die am Samstag ihren Verletzungen erlegen war, hält das Land nach wie vor in Atem.
Die Zeitungen betreiben in großen Meinungsstücken eine nationale Sinnsuche, Demonstranten im Zentrum Delhis bringen ihren Schock zum Ausdruck: 'Es tut uns Leid, dass wir dich nicht retten konnten', heißt es auf einem der zahlreichen Plakate. 'Meine Familie, Nachbarn und ich haben uns entschieden, nicht wie sonst Silvester zu feiern und stattdessen den tragischen Vorfall zu betrauern', sagte der Student Rajiv Singh.
Gebannt verfolgt die Öffentlichkeit die Äußerungen der Opfer-Familie. Sie verlangt die Todesstrafe für die sechs mutmaßlichen Täter. 'Der Kampf hat gerade erst begonnen, aber wir wollen, dass alle Beschuldigten gehängt werden', sagte der Bruder der Toten der Zeitung Indian Express. Der Vater der Studentin beschrieb das Leid, das die Familie ertragen müsse. Seine Frau haben in den vergangenen zwei Wochen kaum essen können, sie weine viel. 'Ich schaffe es auch noch nicht, in ihr Zimmer in unserem Haus zu gehen', sagte er. Die Bücher und Kleidungsstücke der Tochter zu sehen, sei 'zu schmerzhaft'.
Nicht nur die Familie, die gesamte indische Öffentlichkeit richtet den Blick auf die Ermittlungen. An diesem Donnerstag will die Polizei einem Gericht in Delhi ihre Erkenntnisse zu der Tat übergeben. Danach soll den Verdächtigen der Prozess gemacht werden. Die Details, die über den Vorfall an die Öffentlichkeit dringen, schockieren die Nation. Sechs Männer hatten in der Tatnacht einen Bus gestohlen, in den das Opfer mit ihrem Freund eingestiegen war - im Glauben, es handle sich um ein öffentliches Verkehrsmittel. Die mutmaßlichen Täter malträtierten sie laut dem Ermittlungsbericht mit einer Eisenstange und vergewaltigten die 23-jährige Studentin mehrfach. Den Freund verprügelten sie, das Paar, das im Februar heiraten wollte, warfen sie nach der Tortur aus dem fahrenden Bus. Nach den vorläufigen Ermittlungen sollen die mutmaßlichen Täter noch versucht haben, die Studentin mit dem Bus zu überrollen. Ihr Freund habe die aber verhindern können, heißt es.
Nachdem die junge Frau zunächst in einem Krankenhaus in Delhi behandelt worden war, hatten die Behörden sie nach Singapur ausgeflogen. Kritiker bemängelten, die Regierung habe damit nicht das Wohl der Studentin im Blick gehabt, sondern wollte die teilweise gewalttätigen Demonstrationen entschärfen. In Singapur erlag die junge Frau ihren schweren Verletzungen, anschließend war sie in Delhi nach hinduistischem Ritual eingeäschert worden.
Der brutale Vorfall hat vor allem die urbane Mittelschicht mobilisiert, die nicht nur mehr Rechte für Frauen und drastische Strafen für Sexualstraftäter fordert, sondern auch ihren Verdruss über die Politik zum Ausdruck bringt. Premierminister Manmohan Singh zog Unmut auf sich, weil er fast eine ganze Woche benötigte, um die aufgebrachten Protestler zu besänftigen. In einer Fernsehansprache sagte er dann, als Vater von drei Töchtern könne er den Schmerz nachempfinden, den das Schicksal der jungen Frau bei vielen Menschen ausgelöst habe. Singh hat einen ehemaligen Verfassungsrichter damit beauftragt, den Fall zu untersuchen und Reformen auszuarbeiten, um Frauen besser zu schützen.
Regierung und Opposition sind in einen regelrechten Wettlauf um härtere Strafen für Vergewaltiger getreten. Indische Medien berichten, die regierende Kongresspartei erwäge ein Gesetz, das die Kastration von Vergewaltigern vorsieht. Die größte Oppositionspartei, die hindunationalistische BJP, verlangt die Todesstrafe für Vergewaltiger, genau wie etwa auch die Regierungschefin des Bundesstaates Tamil Nadu. Zwar erlaubt das indische Gesetz die Todesstrafe. Sie wird allerdings in den seltensten Fällen vollstreckt - im vergangenen Monat war der einzig überlebende Attentäter der Anschläge von Mumbai gehängt worden. Es war die erste Exekution in Indien seit acht Jahren.
Kavita Lad, Vertreterin einer einflussreichen Regionalpartei, überbot selbst diese Forderung. Das Verbrechen sei so brutal gewesen, dass eine Hinrichtung nicht ausreiche. Die Studentin habe höllische Schmerzen erleiden müssen, sagte die Politikerin. Daher sollten die Beschuldigten 'nicht gehängt, sondern genauso gequält werden'. Banwari Lal Singhal, Abgeordneter aus dem Bundesstaat Rajasthan, forderte indes allen Ernstes, das für Mädchen in Schulen obligatorische Tragen von Röcken zu untersagen, um sie vor 'lüsternen Blicken' der Männer zu schützen.