Leandra Medine schreibt in ihrem Blog über Mode, die Männer verprellt. Und zeigt dabei wie sich das weibliche Schönheitsideal in der Mode gewandelt hat.
Immer dann, wenn man ein paar Worte über kulturelle Errungenschaften aus der anglofonen Welt verlieren möchte, erweist sich die deutsche Sprache als besonders schwerfällig. Ein Übersetzungsproblem also: 'The man repeller' hat Leandra Medine ihren Blog genannt, mit dem sie in den vergangenen Monaten endgültig zum Liebling der internationalen Fashion-Szene wurde. Nur, was bitte ist das, ein 'man repeller'?
Ponchos gehören womöglich zu den zweifelhaften Kleidungsstrücken, die Männer verschrecken können.
Die einzige Übertragung ins Deutsche, die sich ernsthaft anbietet, lautet 'Der Männerschreck'. Das klingt in etwa so schick wie Hanni und Nanni im Mädcheninternat. Dabei geht es in Medines Blog doch um diese ganzen schönen Modedinge, um das Arsenal weiblicher Selbstvergewisserung im frühen 21. Jahrhundert. Schulterpolster, Haremshose, Crop-Top sind aber nicht bloß schön. Sie sind, insbesondere in ihrer augenverwirrenden Kombination, eben auch: man repelling.
Das hat die damals 21-jährige Leandra Medine, die in New York lebt, vor zwei Jahren herausgefunden. So deprimierend dieser Umstand ist, der mancher modeaffinen jungen Frau nicht unbekannt sein dürfte, so brillant lässt er sich auf ihrem Blog vermarkten. Seit April 2010 ist The man repeller online. Der Blog repräsentiert jene quasi-anarchische Einstellung zu Mode, die sich durch Chaos und Kreativität beim Kombinieren verschiedenster Teile auszeichnet, die Vintage mit Designerteilen paart, die zuletzt Styles wie Layering und Anti-Fit hervorgebracht hat - und die eben so gar nicht dem entspricht, was Männer normalerweise an Frauen so gewohnt sind und gefällig finden.
Es geht, wenn auch nicht um die reine Verweigerung, so doch um eine massive Ausweitung des weiblichen Schönheitsideals. Weg vom figurbetonten Kleidchen, hin zu einer irgendwie bewerkstelligten Verpackung, die meistens aus mehreren Schichten besteht. 'Lessons in Layering' (Lehrstunden im Schichten anziehen) und 'Collaging like it"s a sport' (Collagen machen als sei es eine Sportart ) heißen zwei der Kategorien in Medines Blog, die sie mit eigenen Fotostrecken, in denen sie Fleecepulli auf Nachthemd auf Häkelshirt schichtet, souverän bespielt.
'Lieber smart als sexy', lautet das Motto. Einschüchterung durch Outfit ist dabei nur der übergeordnete Gedanke, die selbstironische Idee, die ihre Posts vage zusammenhält. Es geht viel, aber nicht ausschließlich um Mode. The man repeller funktioniert, anders als die klassischen Streetstyle-Blogs, nicht nur über Bilder, sondern auch über Text. Medine schreibt Kluges, Witziges, Anekdotisches über unsere fashionversessene Zeit. Und sie wählt dafür einen radikal subjektiven Zugang.
Zum Beispiel schreibt sie über eine amerikanische Poolparty, auf der sie die einzige ist, die das 'prepare to get wet' in der Einladung ernst nimmt, und dann hoffnungslos underdressed erscheint. Sie reflektiert über den sogenannten Streetstyle: Was eine Zufälligkeit suggeriert, ist dem Kalkül der Stars gewichen, von bestimmten Photographen an bestimmten Orten aufgespürt zu werden.
Leandra Medine, die vor kurzem ihr Journalismusstudium abschloss, ist selbst zu einem Teil der Modeindustrie geworden. Models und Designer äußern sich enthusiastisch, Magazine und Blogs verwenden im Zusammenhang mit Medine gerne Ausdrücke wie 'Inspiration', 'bezaubernd' oder aber es heißt, sie habe 'die Coolness gepachtet'. Natürlich sitzt Medine bei den Schauen großer Labels in der Frontrow, in der ersten Reihe. Sie profitiert aber auch finanziell von ihrer Popularität. Mittlerweile kann sie von ihrem Blog leben. Auf Anzeigen entfallen etwa 30 Prozent ihrer Einnahmen, den großen Rest erwirtschaftet sie durch Kooperationen mit Firmen. Sie modelt, sie entwirft Kollektionsteile, die sie auf The man repeller selbst vermarktet. Für ein französisches Label hat Medine ein Schaufenster gestaltet, in einem Video macht sie Werbung für ein Haargel. Die Glaubwürdigkeit, mit der sie seit zwei Jahren entwaffnend offen ihre Haarkatastrophen dokumentiert, überträgt sich mühelos auf das Produkt.
Kürzlich hat sich Medine sogar für Justin Bieber stark gemacht. 'Does this look like the face of a happy person?' fragt sie unter einem Foto, auf dem sie selbst mit sehr, sehr grimmigem Gesicht zu sehen ist. Und in einer Latzhose. Ein ähnliches Stück trug Bieber bei einer Preisverleihung, Spott und Häme ergossen sich über sein jugendliches Haupt. Bieber-Parodien auf Youtube? Ok, findet Medine. Aber sich über die Latzhose lustig machen? - 'I"m offended, really'. Da sei sie wirklich gekränkt.
Immer dann, wenn man ein paar Worte über kulturelle Errungenschaften aus der anglofonen Welt verlieren möchte, erweist sich die deutsche Sprache als besonders schwerfällig. Ein Übersetzungsproblem also: 'The man repeller' hat Leandra Medine ihren Blog genannt, mit dem sie in den vergangenen Monaten endgültig zum Liebling der internationalen Fashion-Szene wurde. Nur, was bitte ist das, ein 'man repeller'?
Ponchos gehören womöglich zu den zweifelhaften Kleidungsstrücken, die Männer verschrecken können.
Die einzige Übertragung ins Deutsche, die sich ernsthaft anbietet, lautet 'Der Männerschreck'. Das klingt in etwa so schick wie Hanni und Nanni im Mädcheninternat. Dabei geht es in Medines Blog doch um diese ganzen schönen Modedinge, um das Arsenal weiblicher Selbstvergewisserung im frühen 21. Jahrhundert. Schulterpolster, Haremshose, Crop-Top sind aber nicht bloß schön. Sie sind, insbesondere in ihrer augenverwirrenden Kombination, eben auch: man repelling.
Das hat die damals 21-jährige Leandra Medine, die in New York lebt, vor zwei Jahren herausgefunden. So deprimierend dieser Umstand ist, der mancher modeaffinen jungen Frau nicht unbekannt sein dürfte, so brillant lässt er sich auf ihrem Blog vermarkten. Seit April 2010 ist The man repeller online. Der Blog repräsentiert jene quasi-anarchische Einstellung zu Mode, die sich durch Chaos und Kreativität beim Kombinieren verschiedenster Teile auszeichnet, die Vintage mit Designerteilen paart, die zuletzt Styles wie Layering und Anti-Fit hervorgebracht hat - und die eben so gar nicht dem entspricht, was Männer normalerweise an Frauen so gewohnt sind und gefällig finden.
Es geht, wenn auch nicht um die reine Verweigerung, so doch um eine massive Ausweitung des weiblichen Schönheitsideals. Weg vom figurbetonten Kleidchen, hin zu einer irgendwie bewerkstelligten Verpackung, die meistens aus mehreren Schichten besteht. 'Lessons in Layering' (Lehrstunden im Schichten anziehen) und 'Collaging like it"s a sport' (Collagen machen als sei es eine Sportart ) heißen zwei der Kategorien in Medines Blog, die sie mit eigenen Fotostrecken, in denen sie Fleecepulli auf Nachthemd auf Häkelshirt schichtet, souverän bespielt.
'Lieber smart als sexy', lautet das Motto. Einschüchterung durch Outfit ist dabei nur der übergeordnete Gedanke, die selbstironische Idee, die ihre Posts vage zusammenhält. Es geht viel, aber nicht ausschließlich um Mode. The man repeller funktioniert, anders als die klassischen Streetstyle-Blogs, nicht nur über Bilder, sondern auch über Text. Medine schreibt Kluges, Witziges, Anekdotisches über unsere fashionversessene Zeit. Und sie wählt dafür einen radikal subjektiven Zugang.
Zum Beispiel schreibt sie über eine amerikanische Poolparty, auf der sie die einzige ist, die das 'prepare to get wet' in der Einladung ernst nimmt, und dann hoffnungslos underdressed erscheint. Sie reflektiert über den sogenannten Streetstyle: Was eine Zufälligkeit suggeriert, ist dem Kalkül der Stars gewichen, von bestimmten Photographen an bestimmten Orten aufgespürt zu werden.
Leandra Medine, die vor kurzem ihr Journalismusstudium abschloss, ist selbst zu einem Teil der Modeindustrie geworden. Models und Designer äußern sich enthusiastisch, Magazine und Blogs verwenden im Zusammenhang mit Medine gerne Ausdrücke wie 'Inspiration', 'bezaubernd' oder aber es heißt, sie habe 'die Coolness gepachtet'. Natürlich sitzt Medine bei den Schauen großer Labels in der Frontrow, in der ersten Reihe. Sie profitiert aber auch finanziell von ihrer Popularität. Mittlerweile kann sie von ihrem Blog leben. Auf Anzeigen entfallen etwa 30 Prozent ihrer Einnahmen, den großen Rest erwirtschaftet sie durch Kooperationen mit Firmen. Sie modelt, sie entwirft Kollektionsteile, die sie auf The man repeller selbst vermarktet. Für ein französisches Label hat Medine ein Schaufenster gestaltet, in einem Video macht sie Werbung für ein Haargel. Die Glaubwürdigkeit, mit der sie seit zwei Jahren entwaffnend offen ihre Haarkatastrophen dokumentiert, überträgt sich mühelos auf das Produkt.
Kürzlich hat sich Medine sogar für Justin Bieber stark gemacht. 'Does this look like the face of a happy person?' fragt sie unter einem Foto, auf dem sie selbst mit sehr, sehr grimmigem Gesicht zu sehen ist. Und in einer Latzhose. Ein ähnliches Stück trug Bieber bei einer Preisverleihung, Spott und Häme ergossen sich über sein jugendliches Haupt. Bieber-Parodien auf Youtube? Ok, findet Medine. Aber sich über die Latzhose lustig machen? - 'I"m offended, really'. Da sei sie wirklich gekränkt.