Das Geschäft mit Ausflügen ist lukrativ, aber unübersichtlich. Ein Berliner Start Up hat die Angebote sortiert - und schreckt nun im Internet die etablierten Reisebüros auf.
Die Sache war ein Reinfall: Es wäre doch gut, so hatten sich Johannes Reck und Tao Tao das gedacht, wenn die Studenten selbst den Gästen die schönsten Ecken ihrer Heimatstädte zeigen - und so noch ein wenig Geld verdienen könnten. Damals, vor fünf Jahren, studierten die beiden selbst noch in Zürich und waren in einem Austauschprogramm zwischen verschiedenen Hochschulen für die Reiseplanung zuständig. Hotels und Flüge, das war einfach. Führungen aber in New York, Peking, Warschau, das war schwierig. Also sollten die Studenten selbst ran. Reck und Tao bastelten eigens eine Internetplattform, über die sie ihre Angebote machen konnten. Doch die Studenten hatten anderes zu tun als den Reiseführer zu geben.
Dafür meldeten sich die richtigen Reiseführer. Leute, die Bootstouren auf dem Zürichsee oder Bergtouren zum Titlis im Angebot, aber noch keinen Draht zu jenen Touristen hatten, die sich im Internet statt im Reiseführer einen Überblick darüber machen, wie sie sich im Urlaub die Zeit vertreiben. Die Studenten hatten eine Marktlücke entdeckt. Und zwar eine ziemlich lukrative. Nun haben Reck und Tao bei den US-Risikokapitalgebern Spark Capital und Highland Capital Partners 14 Millionen US-Dollar eingesammelt - gut zweieinhalb Jahre, nachdem sie mit drei anderen aus ihrer Idee das Portal Get-your-guide gemacht haben.
Über das Berliner Start-Up findet man vielleicht den perfekten Reiseführer für eine Bootstour auf dem Zürichsee.
Für ihren Urlaub geben die Menschen weltweit eine Billion US-Dollar im Jahr aus. Ein Drittel davon fließt Schätzungen zufolge in Essen und Trinken - sowie in die Aktivitäten vor Ort. Es ist ein enormer Markt, der hinter all den Ausflügen und Führungen, Kursen und Konzerten steckt. Und ein so unübersichtlicher, dass sich bislang niemand daran gewagt hat, weil es mühsam ist, die vielen kleinen Anbieter zusammenzusuchen und hinter einem Buchungssystem zu versammeln. Die großen Reiseportale wie Expedia, Lastminute oder Opodo geben sich mit der Vermittlung von Flügen und Hotels zufrieden.
500000 buchbare Freizeitaktivitäten gebe es auf der Welt, so schätzt Johannes Reck. 16000 haben sie bereits auf ihrem Portal. Aus fast allen Teilen der Welt. Von einem Tauchgang mit Delfinen vor der Küste Neuseelands bis zur Tour durch die Tapas-Bars von Barcelona. Dabei muss es gar nicht immer raus in die große weite Welt gehen: Die meisten Buchungen auf Get-your-guide kommen von Deutschen, die Berlin entdecken wollen. Noch ist die Gewinnzone nicht erreicht, aber das Unternehmen verbrennt kein Geld mehr. Im Herbst 2011 haben die Gründer zwei Millionen US-Dollar bei einem kleineren Fonds eingesammelt, den Brent Hoberman ins Leben gerufen hat, um Start-ups in ihrer Gründungsphase mit Geld, aber auch Ratschlägen zur Seite zu stehen. Der Brite, der kurz vor dem Platzen der Internetblase um die Jahrtausendwende das Reiseportal Lastminute.com gegründet hat, war es auch, der nun die Tür zu den neuen Geldgebern in Boston geöffnet hat.
Berlin, wo auch Get-your-guide sein größtes Büro mit 50 Leuten hat, gilt inzwischen als wahres Biotop für Internetunternehmen. Längst schauen sich auch die großen Risikokapitalgeber aus den Staaten in dieser quirligen Start-up-Szene um. Aber mit Investitionen halten sie sich noch zurück. 'Die Amerikaner investieren nicht in der Frühphase, die greifen erst bei einem Jahresumsatz nördlich der zehn Millionen Euro zu', sagt Reck. 'Die setzen sich erst ins Flugzeug und überqueren den Atlantik, wenn sie überzeugt sind, dass die Wachstumsaussichten groß genug sind.'
Mehr als 60 Prozent des Umsatzes macht Get-your-guide im deutschsprachigen Raum, den Rest fast ausschließlich im englischsprachigen - vor allem in den USA. Das Start-up kooperiert mit Empfehlungsportal Tripadvisor: Aktivitäten, die die Reisenden dort bewerten, lassen sich über Get-your-guide buchen. Das hat dem deutschen Start-up vor allem in den USA einen ordentlichen Sprung verschafft. Das nun eingesammelte Geld soll auch dabei helfen, in andere Länder vorzudringen - und die Buchungen nicht nur auf deutsch und englisch anzubieten.
Die englischsprachige Kundschaft, sagt Reck, sei etwas jünger als die deutsche und gebe etwa ein Fünftel mehr aus. Und wenn sie schon mal auf der Seite sei, dann buche sie auch eher. 'Vor allem die Amerikaner sind es einfach stärker gewohnt, Dinge im Internet zu erledigen', so Reck. Und sie buchen auch öfter übers Smartphone. In drei bis fünf Jahren werde die Hälfte der Buchungen so erledigt, schätzt Reck. Verlage, die ihre Reiseführer auf Smartphones und Tablets bringen, könnten die Touristen dann mit interaktiven Grafiken durch die Tuilerien in Paris leiten. Und am Rand könnte dann ein Knopf auftauchen, über den Get-your-guide gleich noch die Eintrittskarte für den nahe gelegenen Louvre bucht. Die App, die Tripadvisor für Städtetouren anbietet, kann das schon.
Dass immer mehr Menschen sich mit dem Smartphone durch den Urlaub navigieren, ist für Get-your-guide ein Glücksfall. Denn anders als Internetunternehmen der vorangegangenen Generation wie Facebook und Google lebt das Portal nicht von Werbung - und muss nun auch nicht fieberhaft überlegen, wie man angesichts immer kleinerer Anzeigenflächen und immer niedrigerer Anzeigenpreisen doch noch ein gutes Geschäft macht.
Get-your-guide lässt sich bei jeder Buchung am Umsatz beteiligen. Mit wie viel, will Reck nicht verraten. Nur so viel: Die Provision liege höher als bei Portalen, die Hotels vermitteln - also bei mehr als 15 Prozent. Je öfter also gebucht wird, desto besser. 'Unser größter Konkurrent', sagt Reck, 'das ist der Tourist, der im Lonely Planet blättert oder den Concierge im Hotel fragt, was man denn so machen könne.'
Diese Mittelsmänner will Get-your-guide ausschalten. Es ist derselbe Gedanke, der auch anderen Start-ups Aufschwung verleiht - und vielen etablierten Anbietern den Schweiß auf die Stirn treibt. So wie Apps, mit denen sich ein Taxi per Smartphone rufen lässt, die Taxi-Zentralen überflüssig machen. So wie Amazon Autoren allein groß macht - und die Verlage dabei einfach außen vor lässt. Nun also die Reisebranche.
Die Sache war ein Reinfall: Es wäre doch gut, so hatten sich Johannes Reck und Tao Tao das gedacht, wenn die Studenten selbst den Gästen die schönsten Ecken ihrer Heimatstädte zeigen - und so noch ein wenig Geld verdienen könnten. Damals, vor fünf Jahren, studierten die beiden selbst noch in Zürich und waren in einem Austauschprogramm zwischen verschiedenen Hochschulen für die Reiseplanung zuständig. Hotels und Flüge, das war einfach. Führungen aber in New York, Peking, Warschau, das war schwierig. Also sollten die Studenten selbst ran. Reck und Tao bastelten eigens eine Internetplattform, über die sie ihre Angebote machen konnten. Doch die Studenten hatten anderes zu tun als den Reiseführer zu geben.
Dafür meldeten sich die richtigen Reiseführer. Leute, die Bootstouren auf dem Zürichsee oder Bergtouren zum Titlis im Angebot, aber noch keinen Draht zu jenen Touristen hatten, die sich im Internet statt im Reiseführer einen Überblick darüber machen, wie sie sich im Urlaub die Zeit vertreiben. Die Studenten hatten eine Marktlücke entdeckt. Und zwar eine ziemlich lukrative. Nun haben Reck und Tao bei den US-Risikokapitalgebern Spark Capital und Highland Capital Partners 14 Millionen US-Dollar eingesammelt - gut zweieinhalb Jahre, nachdem sie mit drei anderen aus ihrer Idee das Portal Get-your-guide gemacht haben.
Über das Berliner Start-Up findet man vielleicht den perfekten Reiseführer für eine Bootstour auf dem Zürichsee.
Für ihren Urlaub geben die Menschen weltweit eine Billion US-Dollar im Jahr aus. Ein Drittel davon fließt Schätzungen zufolge in Essen und Trinken - sowie in die Aktivitäten vor Ort. Es ist ein enormer Markt, der hinter all den Ausflügen und Führungen, Kursen und Konzerten steckt. Und ein so unübersichtlicher, dass sich bislang niemand daran gewagt hat, weil es mühsam ist, die vielen kleinen Anbieter zusammenzusuchen und hinter einem Buchungssystem zu versammeln. Die großen Reiseportale wie Expedia, Lastminute oder Opodo geben sich mit der Vermittlung von Flügen und Hotels zufrieden.
500000 buchbare Freizeitaktivitäten gebe es auf der Welt, so schätzt Johannes Reck. 16000 haben sie bereits auf ihrem Portal. Aus fast allen Teilen der Welt. Von einem Tauchgang mit Delfinen vor der Küste Neuseelands bis zur Tour durch die Tapas-Bars von Barcelona. Dabei muss es gar nicht immer raus in die große weite Welt gehen: Die meisten Buchungen auf Get-your-guide kommen von Deutschen, die Berlin entdecken wollen. Noch ist die Gewinnzone nicht erreicht, aber das Unternehmen verbrennt kein Geld mehr. Im Herbst 2011 haben die Gründer zwei Millionen US-Dollar bei einem kleineren Fonds eingesammelt, den Brent Hoberman ins Leben gerufen hat, um Start-ups in ihrer Gründungsphase mit Geld, aber auch Ratschlägen zur Seite zu stehen. Der Brite, der kurz vor dem Platzen der Internetblase um die Jahrtausendwende das Reiseportal Lastminute.com gegründet hat, war es auch, der nun die Tür zu den neuen Geldgebern in Boston geöffnet hat.
Berlin, wo auch Get-your-guide sein größtes Büro mit 50 Leuten hat, gilt inzwischen als wahres Biotop für Internetunternehmen. Längst schauen sich auch die großen Risikokapitalgeber aus den Staaten in dieser quirligen Start-up-Szene um. Aber mit Investitionen halten sie sich noch zurück. 'Die Amerikaner investieren nicht in der Frühphase, die greifen erst bei einem Jahresumsatz nördlich der zehn Millionen Euro zu', sagt Reck. 'Die setzen sich erst ins Flugzeug und überqueren den Atlantik, wenn sie überzeugt sind, dass die Wachstumsaussichten groß genug sind.'
Mehr als 60 Prozent des Umsatzes macht Get-your-guide im deutschsprachigen Raum, den Rest fast ausschließlich im englischsprachigen - vor allem in den USA. Das Start-up kooperiert mit Empfehlungsportal Tripadvisor: Aktivitäten, die die Reisenden dort bewerten, lassen sich über Get-your-guide buchen. Das hat dem deutschen Start-up vor allem in den USA einen ordentlichen Sprung verschafft. Das nun eingesammelte Geld soll auch dabei helfen, in andere Länder vorzudringen - und die Buchungen nicht nur auf deutsch und englisch anzubieten.
Die englischsprachige Kundschaft, sagt Reck, sei etwas jünger als die deutsche und gebe etwa ein Fünftel mehr aus. Und wenn sie schon mal auf der Seite sei, dann buche sie auch eher. 'Vor allem die Amerikaner sind es einfach stärker gewohnt, Dinge im Internet zu erledigen', so Reck. Und sie buchen auch öfter übers Smartphone. In drei bis fünf Jahren werde die Hälfte der Buchungen so erledigt, schätzt Reck. Verlage, die ihre Reiseführer auf Smartphones und Tablets bringen, könnten die Touristen dann mit interaktiven Grafiken durch die Tuilerien in Paris leiten. Und am Rand könnte dann ein Knopf auftauchen, über den Get-your-guide gleich noch die Eintrittskarte für den nahe gelegenen Louvre bucht. Die App, die Tripadvisor für Städtetouren anbietet, kann das schon.
Dass immer mehr Menschen sich mit dem Smartphone durch den Urlaub navigieren, ist für Get-your-guide ein Glücksfall. Denn anders als Internetunternehmen der vorangegangenen Generation wie Facebook und Google lebt das Portal nicht von Werbung - und muss nun auch nicht fieberhaft überlegen, wie man angesichts immer kleinerer Anzeigenflächen und immer niedrigerer Anzeigenpreisen doch noch ein gutes Geschäft macht.
Get-your-guide lässt sich bei jeder Buchung am Umsatz beteiligen. Mit wie viel, will Reck nicht verraten. Nur so viel: Die Provision liege höher als bei Portalen, die Hotels vermitteln - also bei mehr als 15 Prozent. Je öfter also gebucht wird, desto besser. 'Unser größter Konkurrent', sagt Reck, 'das ist der Tourist, der im Lonely Planet blättert oder den Concierge im Hotel fragt, was man denn so machen könne.'
Diese Mittelsmänner will Get-your-guide ausschalten. Es ist derselbe Gedanke, der auch anderen Start-ups Aufschwung verleiht - und vielen etablierten Anbietern den Schweiß auf die Stirn treibt. So wie Apps, mit denen sich ein Taxi per Smartphone rufen lässt, die Taxi-Zentralen überflüssig machen. So wie Amazon Autoren allein groß macht - und die Verlage dabei einfach außen vor lässt. Nun also die Reisebranche.