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Wieder im Urwald

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Dirk Bach fehlt im RTL-Dschungelcamp sehr - die Quoten sind trotzdem rekordverdächtig

Fehlt das Salz, schmeckt die Suppe fad. So einfach ist das. Obwohl das Salz nur eine Winzigkeit zum Gesamtvolumen beisteuert, ist ohne sein Wirken alles nichts. Genau so verhält es sich mit der RTL-Sendung Ich bin ein Star. Holt mich hier raus!, in der seit Freitag elf verhaltensauffällige Promis australischer Extremhitze ausgesetzt sind. Dort fehlt der 2012 gestorbene Dirk Bach vorne und hinten. Dickie war das Salz in der Suppe, und ohne Dickie ist nun nichts mehr, wie es war.

Nicht dass der Ersatz sich nicht mühen würde. Daniel Hartwich schlägt sich wacker an der Seite von Ko-Moderatorin Sonja Zietlow, und die Autoren haben ihm auch ein paar knackige Gemeinheiten auf den Zettel geschrieben. Allein, es fehlt die innere Größe, die der kleine dicke Mann namens Dirk Bach dieser Rolle verlieh. Erst durch den Einsatz von Hartwich wird deutlich, was Bach wirklich leistete.



Dschungelcampmoderatoren Daniel Hartwich und Sonja Zietlow

Hartwich liest die Gags ordentlich ab, auch wenn es hier und da noch beim Timing hapert. Aber es fehlt ihm jene Haltung, die Dickie dem eigentlich komplett haltungslosen Sender RTL immer wieder mit großer Lust an hauchzarter Subversion unterjubelte. Wenn Dickie richtig böse Sätze absonderte, dann offenbarte er zudem einen inneren Konflikt, der ihn das Gesagte bereuen ließ, noch ehe es seine Zunge verlassen hatte. Zudem wirkte er als wärmender Gegenpart zum Gefriertruhencharme seiner Partnerin.

Sonja Zietlow ist nunmal das derzeit beste verbale Hackebeil des Privatfernsehens, weshalb es nicht funktionieren kann, wenn ihr neuer Partner ständig versucht, es ihr gleichzutun. Vielleicht sagt den Machern der Show mal jemand, dass ein Moderationspärchen nur sinnvoll zum Einsatz kommt, wenn es aus zwei verschiedenen Charakteren besteht. Sonst ist es nur Privatfernsehen der Normalklasse.

Normalklasse war die Dschungelshow aber nie, sollte sie auch nie sein. Sie war immer angelegt als hintergründig inszeniertes Kasperletheater für Freizeitzyniker aller Gehaltsklassen. Dass es davon einige gibt, beweisen die herausragenden Zuschauerzahlen der Startsendung (7,77 Millionen) und der ersten Folge (6,49).

Ob die Zuschauer alle auch ohne Dirk Bach dran bleiben, muss sich erweisen. Vieles hängt davon ab, wie RTL die bunte Dschungeltruppe auf dem Bildschirm präsentiert. Zur Zeit scheint den Produzenten die australische Hitze einen dicken Strich durch die Regieplanung zu machen. Der als prominentes Schwergewicht eingekaufte Helmut Berger wurde schon vom Spielfeld genommen, weil die australische Regierung ob der Hitze älteren Menschen empfohlen hat, in ihren Häusern zu bleiben. Also musste der 68-Jährige das Lager verlassen und wurde durch einen zehn Jahre jüngeren Schunkelsänger ersetzt.

Den klügsten Satz hat schon mal die Katzenberger-Mutter Iris abgesondert. "Man kann auch atmen, ohne zu sprechen", sagte sie weise. Dem hätte selbst Dirk Bach nichts hinzufügen können.

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