Jodie Foster stahl bei den Golden Globes allen die Show - mit einem Coming-out, das keines war und trotzdem alle begeisterte.
'Privatheit', sagte Jodie Foster, als sie ihren Cecil-B.-DeMille-Award fürs Lebenswerk entgegennahm, 'eines Tages werden die Menschen zurückblicken und sich erinnern, wie schön das war'. Jodie Foster hat auf der Bühne bei den Golden Globes erwähnt, dass die andere Elternhälfte ihrer Kinder auch eine Frau ist. Ein Coming-out war es nicht gerade - sie sagte selbst in dieser Rede, dass sie 'das vor tausend Jahren' hinter sich gebracht habe, 'in der Steinzeit, den altmodischen Tagen, als ein verletzliches junges Mädchen sich erst den vertrauten Freunden und der Familie, und nach und nach stolz jedem erklärte, der es kannte, jedem, dem es tatsächlich begegnete'. Als Foster vor fast fünfzehn Jahren ihr erstes Kind bekam, war es schon bekannt, dass sie mit einer Frau zusammenlebte, und sie hat auch nie versucht, das zu verbergen; sie hat halt bislang über diesen, wie auch über jeden anderen privaten Aspekt ihres Lebens, geschwiegen.
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Jodie Foster bekam den Cecil B. Demille Award bei der Verleihung der Golden Globes in Beverly Hills.
Sie hat trotzdem allen die Show gestohlen, obwohl sie derzeit nicht mal mit einem Film im Kino vertreten ist - weil es eine Art Sensation ist, wenn die zurückhaltende, sehr kontrollierte Jodie Foster vor einem Millionenpublikum, live, überhaupt etwas über sich selbst sagt. Am Ende hatte sie dann gar nicht gesagt, dass sie lesbisch ist, weil es eh jeder weiß: 'Ich habe mir sagen lassen, man macht das heute so, man ehrt die Details des Privatlebens mit einer Pressekonferenz, einem eigenen Parfum und einer Prime-Time-Reality-Show.' Die Rede hatte einen so melancholischen Ausklang, dass sie hinterher gefragt wurde, ob sie sich aus dem Showbiz zurückziehen wollte - will sie nicht.
Der 'plötzliche Drang', den sie verspürte, kam wahrscheinlich nicht aus dem Nichts. Die Yale-Absolventin Foster hat eine französische Schule besucht, sie synchronisiert ihre Filme in Frankreich selbst, man kann also sagen: Sie hat einen Koffer in Paris. Und ebendort haben am Sonntag, wenige Stunden vor der Verleihung der Globes in Los Angeles, Demonstrationen stattgefunden gegen das von der Regierung geplante Gesetz zur gleichgeschlechtlichen Ehe, mit ein paar Hunderttausend Teilnehmern. Das wird vielleicht auch die frankophile Foster mit Verwunderung und Argwohn zur Kenntnis genommen haben. Und Jodie Foster liegen offene politische Äußerungen noch ferner als private. Eine gute Methode also, einfach einen Standpunkt klarzumachen. Dass sie dabei nicht nur ihrer ehemaligen Lebensgefährtin, sondern auch Mel Gibson dankte, immer noch Hollywoods Persona non grata, ging glatt unter. Eine lange Rede, sie musste sie da halten, sagte sie, denn 'eine Reality-Show über mich wäre so langweilig', dass sie schon mit Marion Cotillard rumknutschen müsste, damit sie nicht abgesetzt wird.
Den Organisatoren der Golden Globes wird es recht gewesen sein, der Abend war gerettet. Die Preise selbst sind nämlich, na ja, etwas unerheblich. Aus deutscher Sicht ist klar, was wichtig war bei den Globes am Sonntagabend - die beiden Österreicher Christoph Waltz und Michael Haneke haben für uns gewonnen. Aber der ehemals zweitwichtigste Filmpreis der Welt war für sich allein nie ein Einspiel-Garant. Bei den Fernsehpreisen hinken die Globes eh immer den Emmys hinterher, die im September vergeben werden, hier wie dort ist 'Homeland' die derzeit beste Fernsehserie. Was das Kino angeht: Erstmals hat die Academy, die die Oscars vergibt, ihre Nominierungen vor der Globe-Verleihung verkündet, auf die haben die Globes, die immer davon zehrten, das Oscar-Orakel zu sein, also keinen Einfluss mehr. Die Hollywood Foreign Press Association, die über die Globes abstimmt, hat für Komödie/Musical, von der Academy traditionell übergangen, eine eigene Kategorie (gewonnen hat 'Les Misérables'). Das beste Drama konkurriert mit den Oscars - aber gewonnen hat nicht der Oscar-Favorit, Spielbergs 'Lincoln', sondern 'Argo', die kuriose Geschichte einer CIA-Geiselbefreiung in Teheran, für die Ben Affleck als bester Regisseur ausgezeichnet wurde. Die Academy hat den Film zwar nominiert, aber Affleck ist nicht auf der Regieliste, und deswegen ist es unwahrscheinlich, dass 'Argo' bei der Verleihung am 24.Februar den Haupt-Oscar bekommt. Den hat ein Film, dessen Regisseur nicht nominiert ist, in 85 Jahren nur dreimal bekommen, und nur einmal nach dem Zweiten Weltkrieg (1989, 'Driving Miss Daisy').
Manche Entscheidungen werden sich immer noch ähneln - Michael Hanekes 'Amour' hat wahrscheinlich keine realistischen Chancen, den Oscar für den besten Film zu bekommen, wohl aber den für den besten fremdsprachigen Film, und in dieser Sparte hat er am Sonntagabend seinen Globe abgeholt. Daniel Day-Lewis, für seinen Auftritt als Lincoln prämiert, ist auch als Hauptdarsteller bei den Oscars der Favorit; und es ist auch gut möglich, dass Jessica Chastain ('Zero Dark Thirty') zum Globe einen Oscar abholen kann und Christoph Waltz ebenso, als bester Nebendarsteller in Tarantinos 'Django Unchained'. Aber dafür braucht man kein Orakel; diese Funktion ist, falls nicht doch noch 'Argo' Oscar-Abräumer wird, dahin. Dann müssen die Golden Globes als Show überleben. Und da war Jodie Foster, die alles andere überstrahlte, mit einer Rede, die gleichermaßen emotional und witzig war, kein schlechter Einstieg.
'Privatheit', sagte Jodie Foster, als sie ihren Cecil-B.-DeMille-Award fürs Lebenswerk entgegennahm, 'eines Tages werden die Menschen zurückblicken und sich erinnern, wie schön das war'. Jodie Foster hat auf der Bühne bei den Golden Globes erwähnt, dass die andere Elternhälfte ihrer Kinder auch eine Frau ist. Ein Coming-out war es nicht gerade - sie sagte selbst in dieser Rede, dass sie 'das vor tausend Jahren' hinter sich gebracht habe, 'in der Steinzeit, den altmodischen Tagen, als ein verletzliches junges Mädchen sich erst den vertrauten Freunden und der Familie, und nach und nach stolz jedem erklärte, der es kannte, jedem, dem es tatsächlich begegnete'. Als Foster vor fast fünfzehn Jahren ihr erstes Kind bekam, war es schon bekannt, dass sie mit einer Frau zusammenlebte, und sie hat auch nie versucht, das zu verbergen; sie hat halt bislang über diesen, wie auch über jeden anderen privaten Aspekt ihres Lebens, geschwiegen.

Jodie Foster bekam den Cecil B. Demille Award bei der Verleihung der Golden Globes in Beverly Hills.
Sie hat trotzdem allen die Show gestohlen, obwohl sie derzeit nicht mal mit einem Film im Kino vertreten ist - weil es eine Art Sensation ist, wenn die zurückhaltende, sehr kontrollierte Jodie Foster vor einem Millionenpublikum, live, überhaupt etwas über sich selbst sagt. Am Ende hatte sie dann gar nicht gesagt, dass sie lesbisch ist, weil es eh jeder weiß: 'Ich habe mir sagen lassen, man macht das heute so, man ehrt die Details des Privatlebens mit einer Pressekonferenz, einem eigenen Parfum und einer Prime-Time-Reality-Show.' Die Rede hatte einen so melancholischen Ausklang, dass sie hinterher gefragt wurde, ob sie sich aus dem Showbiz zurückziehen wollte - will sie nicht.
Der 'plötzliche Drang', den sie verspürte, kam wahrscheinlich nicht aus dem Nichts. Die Yale-Absolventin Foster hat eine französische Schule besucht, sie synchronisiert ihre Filme in Frankreich selbst, man kann also sagen: Sie hat einen Koffer in Paris. Und ebendort haben am Sonntag, wenige Stunden vor der Verleihung der Globes in Los Angeles, Demonstrationen stattgefunden gegen das von der Regierung geplante Gesetz zur gleichgeschlechtlichen Ehe, mit ein paar Hunderttausend Teilnehmern. Das wird vielleicht auch die frankophile Foster mit Verwunderung und Argwohn zur Kenntnis genommen haben. Und Jodie Foster liegen offene politische Äußerungen noch ferner als private. Eine gute Methode also, einfach einen Standpunkt klarzumachen. Dass sie dabei nicht nur ihrer ehemaligen Lebensgefährtin, sondern auch Mel Gibson dankte, immer noch Hollywoods Persona non grata, ging glatt unter. Eine lange Rede, sie musste sie da halten, sagte sie, denn 'eine Reality-Show über mich wäre so langweilig', dass sie schon mit Marion Cotillard rumknutschen müsste, damit sie nicht abgesetzt wird.
Den Organisatoren der Golden Globes wird es recht gewesen sein, der Abend war gerettet. Die Preise selbst sind nämlich, na ja, etwas unerheblich. Aus deutscher Sicht ist klar, was wichtig war bei den Globes am Sonntagabend - die beiden Österreicher Christoph Waltz und Michael Haneke haben für uns gewonnen. Aber der ehemals zweitwichtigste Filmpreis der Welt war für sich allein nie ein Einspiel-Garant. Bei den Fernsehpreisen hinken die Globes eh immer den Emmys hinterher, die im September vergeben werden, hier wie dort ist 'Homeland' die derzeit beste Fernsehserie. Was das Kino angeht: Erstmals hat die Academy, die die Oscars vergibt, ihre Nominierungen vor der Globe-Verleihung verkündet, auf die haben die Globes, die immer davon zehrten, das Oscar-Orakel zu sein, also keinen Einfluss mehr. Die Hollywood Foreign Press Association, die über die Globes abstimmt, hat für Komödie/Musical, von der Academy traditionell übergangen, eine eigene Kategorie (gewonnen hat 'Les Misérables'). Das beste Drama konkurriert mit den Oscars - aber gewonnen hat nicht der Oscar-Favorit, Spielbergs 'Lincoln', sondern 'Argo', die kuriose Geschichte einer CIA-Geiselbefreiung in Teheran, für die Ben Affleck als bester Regisseur ausgezeichnet wurde. Die Academy hat den Film zwar nominiert, aber Affleck ist nicht auf der Regieliste, und deswegen ist es unwahrscheinlich, dass 'Argo' bei der Verleihung am 24.Februar den Haupt-Oscar bekommt. Den hat ein Film, dessen Regisseur nicht nominiert ist, in 85 Jahren nur dreimal bekommen, und nur einmal nach dem Zweiten Weltkrieg (1989, 'Driving Miss Daisy').
Manche Entscheidungen werden sich immer noch ähneln - Michael Hanekes 'Amour' hat wahrscheinlich keine realistischen Chancen, den Oscar für den besten Film zu bekommen, wohl aber den für den besten fremdsprachigen Film, und in dieser Sparte hat er am Sonntagabend seinen Globe abgeholt. Daniel Day-Lewis, für seinen Auftritt als Lincoln prämiert, ist auch als Hauptdarsteller bei den Oscars der Favorit; und es ist auch gut möglich, dass Jessica Chastain ('Zero Dark Thirty') zum Globe einen Oscar abholen kann und Christoph Waltz ebenso, als bester Nebendarsteller in Tarantinos 'Django Unchained'. Aber dafür braucht man kein Orakel; diese Funktion ist, falls nicht doch noch 'Argo' Oscar-Abräumer wird, dahin. Dann müssen die Golden Globes als Show überleben. Und da war Jodie Foster, die alles andere überstrahlte, mit einer Rede, die gleichermaßen emotional und witzig war, kein schlechter Einstieg.