Experten beraten über die Möglichkeit, an Praxisstandorten zu promovieren. Bisher gibt es nur Promotionskollegs als Kooperation zwischen Unis und FHs.
München - Allein die Zahlen zeigen, wie die Machtverhältnisse im Hochschulsystem ins Wanken geraten. An den Fachhochschulen ist die Zahl der Studenten binnen zehn Jahren um 80 Prozent auf 744150 gestiegen, an den Universitäten nur um ein Drittel. Und es wird dort zunehmend geforscht, viele der etwa 200 Fachhochschulen (FHs) sehen sich längst nicht mehr als reine Unterrichtsstätten. Das ruft die Universitäten auf den Plan: Sie fürchten neue Konkurrenten im Rennen um Forschungsmittel. Und sie treibt die Sorge um ihr großes Privileg an: das Promotionsrecht.
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Werden Doktortitel künftig auch an FHs vergeben?
Ein Mittelweg sollte Ruhe in die Debatte bringen. Seit gut zwei Jahren entstehen bundesweit Promotionskollegs, in denen FHs und Unis zusammen ausbilden - den Titel verleiht am Ende aber nur die Universität. Sieben solcher Kollegs werden derzeit vom Bund gefördert, Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) hatte sie forciert, zudem gibt es Programme der Länder und der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bei einer Tagung in Berlin haben am Dienstag Experten über den Trend debattiert. Die Stimmung war Teilnehmern zufolge gut, trotz mancher Abstimmungsschwierigkeiten bei der gemeinsamen Betreuung. Im Hintergrund schwelte aber nach wie vor die Frage: Sollen Fachhochschulen selbst Doktoranden ausbilden?
Vom Hochschullehrerbund, der Standesvertretung der FH-Professoren, heißt es: 'Wer forscht, soll promovieren dürfen.' Der Ausschluss auch forschungsstarker FHs von diesem Recht erweise sich 'als nicht länger hinnehmbarer Wettbewerbsnachteil'. Letztlich ist die Szene gespalten, es gibt FHs mit glänzender Forschung, daneben Lehranstalten mit überschaubaren Meriten. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK), hat nur beschlossen, dass Kooperationen 'perspektivisch zu einem Standardinstrument ausgebaut werden' sollen. Unis und FHs belauern sich in der HRK, in der fast alle staatlichen Hochschulen organisiert sind. Ihr Präsident Horst Hippler, der aus der klassischen universitären Forschung kommt, schlägt den Wunsch nach einem eigenen Promotionsrecht ab, gelegentlich auch mit Wucht. 'Es kann nicht sein, Promotion und Forschung auf die billige Art und Weise zu bekommen', hieß es da schon mal. Am Dienstag sagte Hippler der Süddeutschen Zeitung: 'Das Promotionsrecht ist originäre Aufgabe der Universitäten und da gehört es in unserem Hochschulsystem auch hin.' Schließlich sei ein reduziertes Lehrdeputat der Professoren und eine entsprechende Personal- und Finanzausstattung nötig. Gleichwohl sollten gemeinsame Kollegs 'systematisch' gefördert werden, sie schafften 'den Rahmen, Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven zu bearbeiten' und erweiterten die Optionen hervorragender FH-Absolventen.
Ein FH-Recht müsste ohnehin die Politik initiieren. Schavan kündigte bei einer Veranstaltung zu den Kollegs an, mittelfristig solle es 'möglich sein, den Doktortitel tatsächlich auch an einer Fachhochschule zu erwerben'. Nach Rummel um diese Aussage versicherte ihr Ministerium, der Vorstoß sei 'nicht als Revolution, sondern als Evolution' gedacht. Zudem kann der Bund nur Anregungen geben, das Promotionsrecht ist in den Gesetzen der Länder verankert. Dort gibt es sachte Signale: So möchte Nordrhein-Westfalens Ministerin Svenja Schulze (SPD) per Hochschulgesetz den Unis Druck machen. In die Promotionsordnungen sollen FH-Kooperationen konkret aufgenommen werden. Und in Schleswig-Holstein prüft Ministerin Waltraud Wende angeblich sogar eine Reform des Uni-Privilegs. 'Wie über Fachhochschulen bisher häufig gedacht wird, ist antiquiert', sagte die parteilose Ministerin der Nachrichtenagentur dpa. Sie sei sich bewusst, dass die Unis 'nicht unbedingt jubeln werden über die neue Idee'. Wende weiß das nur zu gut: Vor ihrem Amtsantritt 2012 war sie Chefin der Universität Flensburg.
München - Allein die Zahlen zeigen, wie die Machtverhältnisse im Hochschulsystem ins Wanken geraten. An den Fachhochschulen ist die Zahl der Studenten binnen zehn Jahren um 80 Prozent auf 744150 gestiegen, an den Universitäten nur um ein Drittel. Und es wird dort zunehmend geforscht, viele der etwa 200 Fachhochschulen (FHs) sehen sich längst nicht mehr als reine Unterrichtsstätten. Das ruft die Universitäten auf den Plan: Sie fürchten neue Konkurrenten im Rennen um Forschungsmittel. Und sie treibt die Sorge um ihr großes Privileg an: das Promotionsrecht.
Werden Doktortitel künftig auch an FHs vergeben?
Ein Mittelweg sollte Ruhe in die Debatte bringen. Seit gut zwei Jahren entstehen bundesweit Promotionskollegs, in denen FHs und Unis zusammen ausbilden - den Titel verleiht am Ende aber nur die Universität. Sieben solcher Kollegs werden derzeit vom Bund gefördert, Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) hatte sie forciert, zudem gibt es Programme der Länder und der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bei einer Tagung in Berlin haben am Dienstag Experten über den Trend debattiert. Die Stimmung war Teilnehmern zufolge gut, trotz mancher Abstimmungsschwierigkeiten bei der gemeinsamen Betreuung. Im Hintergrund schwelte aber nach wie vor die Frage: Sollen Fachhochschulen selbst Doktoranden ausbilden?
Vom Hochschullehrerbund, der Standesvertretung der FH-Professoren, heißt es: 'Wer forscht, soll promovieren dürfen.' Der Ausschluss auch forschungsstarker FHs von diesem Recht erweise sich 'als nicht länger hinnehmbarer Wettbewerbsnachteil'. Letztlich ist die Szene gespalten, es gibt FHs mit glänzender Forschung, daneben Lehranstalten mit überschaubaren Meriten. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK), hat nur beschlossen, dass Kooperationen 'perspektivisch zu einem Standardinstrument ausgebaut werden' sollen. Unis und FHs belauern sich in der HRK, in der fast alle staatlichen Hochschulen organisiert sind. Ihr Präsident Horst Hippler, der aus der klassischen universitären Forschung kommt, schlägt den Wunsch nach einem eigenen Promotionsrecht ab, gelegentlich auch mit Wucht. 'Es kann nicht sein, Promotion und Forschung auf die billige Art und Weise zu bekommen', hieß es da schon mal. Am Dienstag sagte Hippler der Süddeutschen Zeitung: 'Das Promotionsrecht ist originäre Aufgabe der Universitäten und da gehört es in unserem Hochschulsystem auch hin.' Schließlich sei ein reduziertes Lehrdeputat der Professoren und eine entsprechende Personal- und Finanzausstattung nötig. Gleichwohl sollten gemeinsame Kollegs 'systematisch' gefördert werden, sie schafften 'den Rahmen, Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven zu bearbeiten' und erweiterten die Optionen hervorragender FH-Absolventen.
Ein FH-Recht müsste ohnehin die Politik initiieren. Schavan kündigte bei einer Veranstaltung zu den Kollegs an, mittelfristig solle es 'möglich sein, den Doktortitel tatsächlich auch an einer Fachhochschule zu erwerben'. Nach Rummel um diese Aussage versicherte ihr Ministerium, der Vorstoß sei 'nicht als Revolution, sondern als Evolution' gedacht. Zudem kann der Bund nur Anregungen geben, das Promotionsrecht ist in den Gesetzen der Länder verankert. Dort gibt es sachte Signale: So möchte Nordrhein-Westfalens Ministerin Svenja Schulze (SPD) per Hochschulgesetz den Unis Druck machen. In die Promotionsordnungen sollen FH-Kooperationen konkret aufgenommen werden. Und in Schleswig-Holstein prüft Ministerin Waltraud Wende angeblich sogar eine Reform des Uni-Privilegs. 'Wie über Fachhochschulen bisher häufig gedacht wird, ist antiquiert', sagte die parteilose Ministerin der Nachrichtenagentur dpa. Sie sei sich bewusst, dass die Unis 'nicht unbedingt jubeln werden über die neue Idee'. Wende weiß das nur zu gut: Vor ihrem Amtsantritt 2012 war sie Chefin der Universität Flensburg.