Die Regierung in Bukarest unterstützt einen Produzenten von anzüglichem Mafia-Pop mit einer Million Euro aus EU-Töpfen.
Warschau - Es hämmert und es dröhnt, die Rhythmen rütteln auf, die Melodien sind orientalisch eingefärbt und die Texte frivol. 'Tiger, Tiger, hast du Geld?', singt eine Frau. 'Sieben acht, ich leg dich flach', singt ein Mann. So klingt Tschalga, eine Art bulgarischer Folkpop, der seit ein paar Jahren im Radio und in den Clubs der Städte zum Hymnus der postkommunistischen Gegenwart geworden ist. Tschalga hat einen Anflug von Gangster-Rap. Tschalga ist Manna für die Massen und Kult für jene jungen Leute, die nach schnellem Reichtum und Erfolg gieren und in der Disco gern ein bisschen obszön tanzen.
In den Clubs schallt der "Tschalga".
Tatsächlich hat der Erfolg sich eingestellt, jedenfalls für den Geschäftsmann Mitko Dimitrow, der solche Tschalga-Songs produziert und damit zum dicksten Fisch der Branche wurde. Dass ausgerechnet er zur Verbreitung dieses ordinären Bulgaro-Pops nun auch noch aus EU-Geldern eine Förderung von einer Million Euro erfahren soll, hat deshalb in der bulgarischen Kulturszene helle Empörung ausgelöst. 'Das ist monströs', wetterte der bekannte Theaterdirektor Aleksandar Morfow. 'Ist das die einzige Art von Kultur, die wir in diesem idiotischen Land der Welt vorzeigen können?' Der Jazz-Pianist Anton Dontschew erklärte, es sei 'total absurd', wenn die EU an eine bestens florierende Firma Geld gebe, das zur Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen gedacht sei.
In der Tat soll die Musikfirma Payner, die dem Produzenten Dimitrow gehört, eine Zuwendung aus dem EU-Regionalfonds erhalten, mit der die Stärkung der Konkurenzfähigkeit bezweckt wird. 'Man braucht doch niemandem zu helfen, der schon seit Jahren an der Spitze steht', schimpft der Pianist. Und in der Presse kam gleich der Verdacht auf, die Tschalga-Fabrik sei nur deshalb bedacht worden, weil ihr Inhaber der konservativen Gerb-Partei angehört, die in Bulgarien regiert.
Dies weist der Produzent Dimitrow zu-rück. Zudem versichert er, mit dem Geld werde teures Equipment angeschafft und würden Arbeitsplätze 'für hoch qualifizierte Experten, meistens junge Leute' geschaffen, dies sei ein Beitrag zum Wirtschaftswachstum. Doch sichert die Regierung, die ihrerseits noch weitere hohe Zuschüsse an Dimitrow geben will, jetzt eine neue Prüfung zu.
In Brüssel ist auch der zuständige EU-Kommissar Johannes Hahn hellhörig geworden. Er ließ erklären, für die Auswahl des Empfängers sei das bulgarische Wirtschaftsministerium zuständig.
Sollte nun bei der Abwägung auch die politische Korrektheit eine Rolle spielen, dann hat der Pop-Produzent eher schlechte Chancen. Denn Tschalga ist nicht nur erotisch aufgeladen und vulgär, sondern oft auch politisch obszön. In der Welt der schnellen Autos und des schnellen Geldes kommt es nicht so sehr darauf an, ob auch alles mit rechten Dingen zugeht. Weshalb die Tschalga-Musik, wie es im bulgarischen Internet-Dienst novinite.com heißt, besonders in Kreisen der 'mutri' ('Visagen') beliebt ist. Das ist das schillernde Milieu der früheren Ring- und Faustkämpfer, aus dem sich in dem Staat am Schwarzen Meer nach der Wende 1989 eine spezifische Art der Mafia herausgebildet hat. Tschalga ist nicht harmlos.
Warschau - Es hämmert und es dröhnt, die Rhythmen rütteln auf, die Melodien sind orientalisch eingefärbt und die Texte frivol. 'Tiger, Tiger, hast du Geld?', singt eine Frau. 'Sieben acht, ich leg dich flach', singt ein Mann. So klingt Tschalga, eine Art bulgarischer Folkpop, der seit ein paar Jahren im Radio und in den Clubs der Städte zum Hymnus der postkommunistischen Gegenwart geworden ist. Tschalga hat einen Anflug von Gangster-Rap. Tschalga ist Manna für die Massen und Kult für jene jungen Leute, die nach schnellem Reichtum und Erfolg gieren und in der Disco gern ein bisschen obszön tanzen.
In den Clubs schallt der "Tschalga".
Tatsächlich hat der Erfolg sich eingestellt, jedenfalls für den Geschäftsmann Mitko Dimitrow, der solche Tschalga-Songs produziert und damit zum dicksten Fisch der Branche wurde. Dass ausgerechnet er zur Verbreitung dieses ordinären Bulgaro-Pops nun auch noch aus EU-Geldern eine Förderung von einer Million Euro erfahren soll, hat deshalb in der bulgarischen Kulturszene helle Empörung ausgelöst. 'Das ist monströs', wetterte der bekannte Theaterdirektor Aleksandar Morfow. 'Ist das die einzige Art von Kultur, die wir in diesem idiotischen Land der Welt vorzeigen können?' Der Jazz-Pianist Anton Dontschew erklärte, es sei 'total absurd', wenn die EU an eine bestens florierende Firma Geld gebe, das zur Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen gedacht sei.
In der Tat soll die Musikfirma Payner, die dem Produzenten Dimitrow gehört, eine Zuwendung aus dem EU-Regionalfonds erhalten, mit der die Stärkung der Konkurenzfähigkeit bezweckt wird. 'Man braucht doch niemandem zu helfen, der schon seit Jahren an der Spitze steht', schimpft der Pianist. Und in der Presse kam gleich der Verdacht auf, die Tschalga-Fabrik sei nur deshalb bedacht worden, weil ihr Inhaber der konservativen Gerb-Partei angehört, die in Bulgarien regiert.
Dies weist der Produzent Dimitrow zu-rück. Zudem versichert er, mit dem Geld werde teures Equipment angeschafft und würden Arbeitsplätze 'für hoch qualifizierte Experten, meistens junge Leute' geschaffen, dies sei ein Beitrag zum Wirtschaftswachstum. Doch sichert die Regierung, die ihrerseits noch weitere hohe Zuschüsse an Dimitrow geben will, jetzt eine neue Prüfung zu.
In Brüssel ist auch der zuständige EU-Kommissar Johannes Hahn hellhörig geworden. Er ließ erklären, für die Auswahl des Empfängers sei das bulgarische Wirtschaftsministerium zuständig.
Sollte nun bei der Abwägung auch die politische Korrektheit eine Rolle spielen, dann hat der Pop-Produzent eher schlechte Chancen. Denn Tschalga ist nicht nur erotisch aufgeladen und vulgär, sondern oft auch politisch obszön. In der Welt der schnellen Autos und des schnellen Geldes kommt es nicht so sehr darauf an, ob auch alles mit rechten Dingen zugeht. Weshalb die Tschalga-Musik, wie es im bulgarischen Internet-Dienst novinite.com heißt, besonders in Kreisen der 'mutri' ('Visagen') beliebt ist. Das ist das schillernde Milieu der früheren Ring- und Faustkämpfer, aus dem sich in dem Staat am Schwarzen Meer nach der Wende 1989 eine spezifische Art der Mafia herausgebildet hat. Tschalga ist nicht harmlos.