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Die Rechnung, bitte

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Wie kleine Anbieter das Handy zum Portemonnaie machen wollen - ganz ohne Funkchip.

München - Treffen sich zwei Internetunternehmer. Sagt der eine: 'Wofür steht NFC?' Sagt der andere: 'Never freakin" coming.' Die Leute werden also nicht nach dem Einkauf bald hauptsächlich das Smartphone über ein Lesegerät halten, um zu bezahlen. Davon sind zumindest die Anbieter von alternativen Diensten überzeugt. Fernab des funkenden Chips gibt es längst andere Technologien, die das Handy zum Geldbeutel machen sollen.



Smartphones sind schon Telefon, Kamera, Computer und Notizzettel in einem. Bald kommt eventuell noch die Geldbeutelfunktion dazu.

Das Portemonnaie, da ist sich die Branche einig, wird in einigen Jahren kaum mehr jemand aus der Tasche holen, um zu bezahlen. So viele Menschen wie nie zuvor besitzen heute ein Smartphone und tragen es immer bei sich. Bargeld abzuheben oder die Kreditkarte mitzunehmen, vergessen sie eher. David Marcus, Chef des Online-Bezahldiensts Paypal, ist einer, der sagt, er glaube nicht an den Erfolg von NFC. 'Offline zu bezahlen ist nicht das Problem. Das Problem ist, an der Kasse in der Schlange stehen zu müssen oder im Restaurant auf den Kellner zu warten', sagt er bei Burdas Digitalkonferenz DLD. Seine Lösung: Auf dem Weg in die Bar bestellt der Kunde mit dem Handy schon die Getränke, wenn er ankommt, stehen sie für ihn bereit - und der Kellner erkennt den Kunden, weil er im Internet mit der Bestellung auch ein Foto angezeigt bekommen hat. Beim Bezahlen muss der Kunde auch nicht auf den Kellner warten, mit wenigen Klicks stellt er die Rechnung zusammen, bestimmt das Trinkgeld, bezahlt - und geht dann einfach. Paypal hat dafür eine App entwickelt, in den USA ist sie für erste Restaurants verfügbar, in den nächsten eineinhalb Jahren will der Bezahldienst sie in viele tausend Läden bringen. Dann sollen auch Kunden in Europa das Programm nutzen können.

Die Aussicht, mit mobilem Bezahlen Geld zu verdienen, hat auch viele junge Firmen angelockt. So bieten Payleven, iZettle und Sumup kleine Plastikboxen an. Eingesteckt, wo sonst die Kopfhörer angeschlossen werden, machen sie mit der dazugehörigen App aus dem Smartphone ein Kartenlesegerät. Die Anbieter verdienen an einer Gebühr, der Dienst richtet sich besonders an kleine Läden und Handwerker, die sich bislang bar bezahlen ließen oder eine Rechnung schrieben.

Investoren haben viel Geld in die Start-ups investiert, die Branche werde überbewertet, warnten Kritiker zuletzt. Roman Friedrich, Partner der Beratungsfirma Booz & Company, sieht das anders. 'Die meisten dieser Firmen werden übernommen werden, beispielsweise von großen Handelsketten. Für Investoren kann das ein gutes Geschäft bedeuten', sagt er. Friedrich hält die Aufsteckgeräte für eine Brückentechnologie. So sieht das auch Daniel Klein, dessen Firma Sumup derzeit genau diese Geräte vertreibt. Sumup will noch in diesem Jahr einen Dienst auf den Markt bringen, bei dem die Bezahlung nur noch über eine App abgewickelt wird. Ohne Aufsteckgerät, ohne Karte.

Die Schwierigkeit für alle: So lange nicht genug Läden ihr Bezahlsystem nutzen, können es auch die Kunden nicht. In etwa drei Jahren werde Bezahlen mit dem Handy etwas für die breite Masse sein, erwartet Friedrich. Daniel Klein erwartet das auch, sein Indikator: Pizzerien. 'Die Statistik sagt, dass Pizzaläden alle drei bis vier Jahre den Betreiber wechseln. Und der geht dann zu Sumup.'

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