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McCarthy gegen Gursky

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Moskauer Oligarchen statt US-Sammler, Hyperaktivität statt Orientierung - die Zeitgenossenmesse bildet einen Kontrast


Der Kontrast hätte nicht extremer ausfallen können: Während die Besucher der Frieze Masters sich langen Blicken quer durch die Kunstgeschichte hingaben, rang man auf der Zeitgenossen-Messe um Distanz. Grell ausgeleuchtet erzwangen die banalsten Gags Aufmerksamkeit, wenn einen nicht durch die Gänge pflügende Millionärspaare in die Kojen pressten. Da waren die Griechen, die nach Wegen suchten, ihr Geld außer Landes zu schaffen, da waren Moskauer Oligarchen und die, die den ungelösten Fragen (Haben wir Boom oder Krise? Kaufen oder Abwarten?) durch Hyperaktivität zu entkommen suchten.

Die Kunst jedenfalls bot wenig Orientierung. Einige Galeristen hatten sich interessante Gegenüberstellungen ausgedacht: Hauser & Wirth etwa, die Paul McCarthys an eine gewaltige Süßspeise erinnernden 'White Snow Head' als Galionsfigur ihres Standes präsentierten (er war binnen

Minuten für 1,3 Millionen Pfund verkauft). Oder Stuart Shave, der seinen Stand mit minimalistischen Skulpturen von Philipp Lai und Paul Lee bestückt hatte. Andere, vor allem Sprüth Magers, kamen mit einem schwindelerregenden All-Star-Line-up, zu dessen Playern Thomas Scheibitz, Thomas Demand und Jenny Holzer gehörten.




Gursky: 'risikofreie Investment-Kunst'

Doch die meisten setzten auf den pragmatischen Mix aus High und Low, Bombast und Erschwinglichkeit, bei dem am wenigsten schiefgehen kann. Zwischen risikofreier Investment-Kunst wie Damien Hirsts Medizinschränken oder Gurskys karibischen Inseln fielen rührige Bastelarbeiten auf wie die von Matthias Merkel Hess nachgetöpferten Plastikbehälter (bei Salon 94). Neben Engagiertem wie Teresa Margolies" Album mit gruseligen Titelseiten des Boulevardblatts PM aus Ciudad Juarez, der Hauptstadt des mexikanischen Drogenkriegs (bei Peter Kirchmann) gab es gefällige Einsteigerware für junge Mediengewinnler wie Jonas Woods Hipsterszenen (bei David Kordansky).

Historisches war auch hier omnipräsent, als ästhetisches Material für zeitgenössische Medien- und Kunstkritik. Hans-Peter Feldmann kaufte beim Trödler billige Ölporträts und ließ diese historischen Versuche, die Meisterwerke größerer Künstler zu imitieren, durch ironische Zutaten ergänzen (bei Micheline Szwajcer). Lisson zeigte eine Schweizer Bergszene von Liu Xiaodang, die auch ein Pensionszimmer im Berner Oberland schmücken könnte, nur dass hier herumstehende Jugendliche die Idylle stören. Pierre Gonnord dreht den Altmeister-Spieß um, indem er Straßenkinder in denselben Posen fotografiert, mit der einst Päpste und Könige gemalt wurden (Galería Juana de Aizpuru). Angenehmer Nebeneffekt all dieser Versuche: Mit den historischen Referenzen gibt es die Gravitas, die den meisten neuen Arbeiten fehlt, gratis dazu.

Die amerikanischen Sammler waren einmal mehr ausgeblieben. Würden sie nächste Woche zur aufstrebenden Fiac nach Paris kommen? Oder erst wieder zur Art Basel Miami Beach? Oder auf ihre eigene Frieze warten, die sie ja seit dem New Yorker im Mai haben? Wird die Proliferation der Messen quer über den Globus die Kunstmessen vor ihrer Gleichförmigkeit bewahren und einen neuen Regionalismus einläuten? Angesichts der hochprofessionellen aber schon im zehnten Jahr etwas gesichtslosen Londoner Frieze wäre dieser unerwartete Ausgang nicht der schlechteste. 

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