"Die Hard" war nicht einfach nur ein Film, sondern der Grundstein für ein ganzes Genre. Im fünften Teil wird der Action-Klassiker jetzt auf einmal unglaublich zärtlich.
Bruce Willis, das wurde entgegen anderslautender Evidenz in den vergangenen Tagen klar, ist doch nicht der Papst. Denn Willis würde niemals zurücktreten - und wenn, dann allenfalls mit beiden Füßen ins Gesicht. Fast ein Vierteljahrhundert nach dem ersten Teil geht Willis" berühmteste Filmreihe nun in die fünfte Runde: 'Die Hard' ist wohl tatsächlich nicht totzukriegen. Yippie-ya-yay, Schweinebacke.
Bekanntlich muss man auf dem Mulholland Drive in Hollywood nur zweimal links abbiegen, dann in dem alten Holzhaus bei McGuffin klingeln, und schon kommt ein kleiner alter Mann und reicht einem ein Skript, in dem steht, was die Schweinebacken jetzt schon wieder vorhaben. Auch diesmal wurden die Vorwände für klasse Verfolgungsjagden, Explosionen und Faustkämpfe sorgfältig mit einer kostenlosen Actionfilm-App erstellt: Sie heißen Moskau, Oligarchen, eine Milliarde Dollar, Tschernobyl, CIA und waffenfähiges Uran. Und schon fliegen Schrapnell und Glasscherben durch die Luft wie Konfetti beim Rosenmontagszug, und die Bösen verwirklichen noch einmal den alten, aus zäh fließendem Verkehr geborenen Menschheitstraum: Nehmen wir doch einfach einen Panzer.
Bruce Willis, Jai Courtney und Sebastian Koch in "Die Hard 5: Ein guter Tag zum Sterben".
So weit, so toll. Trotzdem ist irgendwas komisch an 'Die Hard 5: Ein guter Tag zum Sterben'. Liegt es daran, dass Willis inzwischen ein alter Mann ist? Nein. Schließlich ist er ja nicht der einzige große Actionstar der Achtzigerjahre, der einfach weitermacht, als wär nix gewesen: Auch Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone haben ihre Rollatoren längst wieder durch großkalibrige Waffen ersetzt. In Filmen wie 'The Last Stand' und 'The Expendables' stehen sie, notdürftig auf teure Hormonspritzen gestützt, plötzlich wieder aufrecht und kommen in die fünfte Pubertät.
Willis sieht im direkten Vergleich phantastisch aus. Er, der früher scheinbar bloß weniger Muskeln und Haare hatte, hat wohl wirklich besser auf sich aufgepasst. Und er hatte außerdem immer Verstand genug, auch mal bei einem jungen Regisseur zurückzurufen, der ihm für kein Geld eine Rolle in seinem neuen Film 'Pulp Fiction' anbot. All das macht sich jetzt bezahlt: Willis wirkt jünger, frischer, gar nicht monströs. Aber auch nicht wie der Alte.
Schließlich war der erste 'Stirb Langsam' nicht einfach nur ein Film, sondern der Grundstein für ein ganzes Genre: das Action-Passionsspiel. Der einsame Held ist müde, erschöpft und blutet aus vielen Wunden. Er ist überhaupt nur äußerst widerwillig ein Held, weil er eigentlich etwas Besseres vorhat. Seine Gegner dagegen sind viele, haben einen Plan, Geiseln, Waffen und Sprengstoff - und er nicht einmal Schuhe. Trotzdem ist es immer Willis, der mit einem flapsigen Spruch auf den Lippen zuletzt lacht.
Diese Formel wurde danach oft kopiert. Amerikanische Kritiker bezeichneten unter anderem 'Speed' als 'Die Hard in einem Bus', 'Air Force One' als 'Die Hard in einem Flugzeug' und 'Kevin - Allein zu Haus' als 'Die Hard für Kinder'.
Und jetzt das. In 'Ein guter Tag zum Sterben' ist Willis nämlich gar nicht mehr einsam. Er hat auch nicht wie im dritten Teil Samuel L. Jackson dabei, um sich ein bisschen mit ihm zu kebbeln. Sondern seinen Sohn. Und so wird das Ganze plötzlich zu einer Rom-com mit Kampfhubschraubern.
Anstatt auf den verwundbaren, aber unverwüstlichen Helden setzt diese Fortsetzung nämlich ironisch auf ein anderes altes Action-Film-Thema: die Bromance, also die Romanze zwischen Männern, die wie Brüder sind (oder eben Vater und Sohn). Der von Willis gespielte John McClane und sein Sohn Jack haben sich über die Jahre entfremdet - die vielen Terroristen und ständigen Explosionen standen einfach zwischen ihnen. Doch jetzt können sie es endlich gemeinsam krachen lassen. Das schweißt natürlich zusammen: Nichts löst einen Vater-Sohn-Konflikt so gründlich wie ein beherzter Sprung in ein radioaktiv verseuchtes Schwimmbad. Damit wird auf lustige Weise klar, dass die Wunden, Explosionen und Stürze aus dem obersten Stock in so vielen Action-Filmen eigentlich immer nur ein markiger Hintergrund waren, der es zwei Typen erlaubt hat, einander endlich mal was Zärtliches zu sagen: 'Ich hab" dich lieb, Jack.' 'Ich dich auch, John.' Wirklich rührend.
A Good Day to Die Hard, USA 2012 - Regie: John Moore. Buch: Skip Woods. Kamera: Jonathan Sela. Mit Bruce Willis, Jai Courtney, Sebastian Koch, Cole Hauser. Verleih: Fox, 97 Minuten.
Bruce Willis, das wurde entgegen anderslautender Evidenz in den vergangenen Tagen klar, ist doch nicht der Papst. Denn Willis würde niemals zurücktreten - und wenn, dann allenfalls mit beiden Füßen ins Gesicht. Fast ein Vierteljahrhundert nach dem ersten Teil geht Willis" berühmteste Filmreihe nun in die fünfte Runde: 'Die Hard' ist wohl tatsächlich nicht totzukriegen. Yippie-ya-yay, Schweinebacke.
Bekanntlich muss man auf dem Mulholland Drive in Hollywood nur zweimal links abbiegen, dann in dem alten Holzhaus bei McGuffin klingeln, und schon kommt ein kleiner alter Mann und reicht einem ein Skript, in dem steht, was die Schweinebacken jetzt schon wieder vorhaben. Auch diesmal wurden die Vorwände für klasse Verfolgungsjagden, Explosionen und Faustkämpfe sorgfältig mit einer kostenlosen Actionfilm-App erstellt: Sie heißen Moskau, Oligarchen, eine Milliarde Dollar, Tschernobyl, CIA und waffenfähiges Uran. Und schon fliegen Schrapnell und Glasscherben durch die Luft wie Konfetti beim Rosenmontagszug, und die Bösen verwirklichen noch einmal den alten, aus zäh fließendem Verkehr geborenen Menschheitstraum: Nehmen wir doch einfach einen Panzer.
Bruce Willis, Jai Courtney und Sebastian Koch in "Die Hard 5: Ein guter Tag zum Sterben".
So weit, so toll. Trotzdem ist irgendwas komisch an 'Die Hard 5: Ein guter Tag zum Sterben'. Liegt es daran, dass Willis inzwischen ein alter Mann ist? Nein. Schließlich ist er ja nicht der einzige große Actionstar der Achtzigerjahre, der einfach weitermacht, als wär nix gewesen: Auch Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone haben ihre Rollatoren längst wieder durch großkalibrige Waffen ersetzt. In Filmen wie 'The Last Stand' und 'The Expendables' stehen sie, notdürftig auf teure Hormonspritzen gestützt, plötzlich wieder aufrecht und kommen in die fünfte Pubertät.
Willis sieht im direkten Vergleich phantastisch aus. Er, der früher scheinbar bloß weniger Muskeln und Haare hatte, hat wohl wirklich besser auf sich aufgepasst. Und er hatte außerdem immer Verstand genug, auch mal bei einem jungen Regisseur zurückzurufen, der ihm für kein Geld eine Rolle in seinem neuen Film 'Pulp Fiction' anbot. All das macht sich jetzt bezahlt: Willis wirkt jünger, frischer, gar nicht monströs. Aber auch nicht wie der Alte.
Schließlich war der erste 'Stirb Langsam' nicht einfach nur ein Film, sondern der Grundstein für ein ganzes Genre: das Action-Passionsspiel. Der einsame Held ist müde, erschöpft und blutet aus vielen Wunden. Er ist überhaupt nur äußerst widerwillig ein Held, weil er eigentlich etwas Besseres vorhat. Seine Gegner dagegen sind viele, haben einen Plan, Geiseln, Waffen und Sprengstoff - und er nicht einmal Schuhe. Trotzdem ist es immer Willis, der mit einem flapsigen Spruch auf den Lippen zuletzt lacht.
Diese Formel wurde danach oft kopiert. Amerikanische Kritiker bezeichneten unter anderem 'Speed' als 'Die Hard in einem Bus', 'Air Force One' als 'Die Hard in einem Flugzeug' und 'Kevin - Allein zu Haus' als 'Die Hard für Kinder'.
Und jetzt das. In 'Ein guter Tag zum Sterben' ist Willis nämlich gar nicht mehr einsam. Er hat auch nicht wie im dritten Teil Samuel L. Jackson dabei, um sich ein bisschen mit ihm zu kebbeln. Sondern seinen Sohn. Und so wird das Ganze plötzlich zu einer Rom-com mit Kampfhubschraubern.
Anstatt auf den verwundbaren, aber unverwüstlichen Helden setzt diese Fortsetzung nämlich ironisch auf ein anderes altes Action-Film-Thema: die Bromance, also die Romanze zwischen Männern, die wie Brüder sind (oder eben Vater und Sohn). Der von Willis gespielte John McClane und sein Sohn Jack haben sich über die Jahre entfremdet - die vielen Terroristen und ständigen Explosionen standen einfach zwischen ihnen. Doch jetzt können sie es endlich gemeinsam krachen lassen. Das schweißt natürlich zusammen: Nichts löst einen Vater-Sohn-Konflikt so gründlich wie ein beherzter Sprung in ein radioaktiv verseuchtes Schwimmbad. Damit wird auf lustige Weise klar, dass die Wunden, Explosionen und Stürze aus dem obersten Stock in so vielen Action-Filmen eigentlich immer nur ein markiger Hintergrund waren, der es zwei Typen erlaubt hat, einander endlich mal was Zärtliches zu sagen: 'Ich hab" dich lieb, Jack.' 'Ich dich auch, John.' Wirklich rührend.
A Good Day to Die Hard, USA 2012 - Regie: John Moore. Buch: Skip Woods. Kamera: Jonathan Sela. Mit Bruce Willis, Jai Courtney, Sebastian Koch, Cole Hauser. Verleih: Fox, 97 Minuten.