Ein greller Blitz, eine Druckwelle, ein Knall: In Russland stürzen am Freitag zahlreiche Meteoriten vom Himmel. Sie lösen Panik und Faszination aus, demolieren Fenster und Dächer.
Moskau - Katastrophenfilme fangen so an, so unscheinbar, so harmlos, bei blauem Himmel. Russland, am Ural, Tscheljabinsk. Eine Kamera ist an der Windschutzscheibe montiert, so wie das nun Mode ist in diesem Land. Ein paar Meter Fahrt sind es, die man später auf dem Video sehen wird, hinauf auf den Parkplatz eines dreistöckigen roten Gebäudes, das eine Fabrik sein könnte oder eine Verwaltung. Wahrscheinlich ist es die Arbeitsstätte des Fahrers, denn es ist kurz nach neun. Das Tempo ist gemächlich, im Radio läuft russische Popmusik. Aufgehäufte Schneehügel segeln sanft durch das Bild, parkende Autos, jetzt ein paar Kurven noch auf der Suche nach einem freien Platz, dann geht das Radio aus, der Rückwärtsgang rein, und es ist still. Ein ganz normaler Morgen. Das Auto steht und auch das Bild. Drei Minuten etwa dauert das Nichts.
Zahlreiche YouTube-Videos zeigen den Meteoritenschauer.
Plötzlich wird es hell, sehr hell, es blitzt, es kommt von links und am klaren, winterlichen Morgenhimmel senkt sich auf einem weiten Bogen ein Schweif hinab und verschwindet. Kurz darauf knallt es, so gewaltig, so nah scheinbar, dass das Auto und die Kamera zittern. Und nun ist es wieder wie in einem dieser unheimlichen Filme, wie in 'Christine' etwa, in dem Autos ein Eigenleben führen. Denn an fast allen geparkten Fahrzeugen blinken mit einem Mal die Warnleuchten auf, die Alarmanlagen schwellen an zu einem gewaltigen Konzert. Ein Mensch aber ist nicht zu sehen. So seltsam war das an diesem Freitagmorgen am Ural, als es Meteoriten regnete.
Die Menschen in dem Gebiet hätten dies einfach als ein seltenes Himmelspektakel annehmen können, aber so war es nicht, denn es hatte schwere Folgen. Fensterscheiben zerbarsten, Dächer wurden zerstört, Wände brachen ein. Fast tausend Menschen wurden verletzt, unter ihnen etwa 150 Kinder, wie das russische Katastrophenschutz-Ministerium mitteilte. Die meisten von ihnen hatten Schnittverletzungen, Prellungen. Die Mitarbeiterin einer Poststelle erlitt in dem Schock des Blitzes und der Druckwelle einen Herzanfall. Das Handy-Netz fiel zeitweise aus, die Menschen reagierten verblüfft und verängstigt, fasziniert und panisch. Eine Frau auf den Straßen von Tscheljabinsk filmt mit ihrem Handy, schaut dabei hinauf zu dem langgezogenen, weißgewölkten Streifen am Himmel und fragt, 'ist das ein Flugzeug? Wo ist es abgestürzt?' Flugzeugabstürze, ja, die gab es schon des öfteren in den vergangenen zehn Jahren in Russland. Aber einen solchen Niederschlag aus vielen kleinen und doch gefährlichen Gesteinsbröckchen hat das Land noch nicht erlebt.
Schulen und Kindergärten in der Region wurden geschlossen, Präsident Wladimir Putin ordnete an, dass wegen der eisigen Kälte von fast minus 20 Grad die beschädigten Gebäude sofort in Stand gesetzt werden müssten. Auch Soldaten waren im Einsatz. Immerhin, das örtliche Atomkraftwerk hat nach Angaben des Betreibers Rosatom keinerlei Schäden erlitten. Auch alle Stromwerke in der Region blieben verschont.
Der russische Astronom Sergej Smirnow sagte, das Objekt habe mehrere Dutzende Tonnen gewogen. Mit 15, vielleicht 20 Kilometern pro Sekunde schoss es in die Atmosphäre und brach in einer Höhe von 30 bis 50 Kilometern auf. Dass derart viele Stückchen den Weg bis auf den Erdboden schafften und dabei auch noch insgesamt drei Explosionen zu hören waren, gilt als selten. Getroffen von der Wucht entstanden an einigen Orten des Tscheljabinsker Gebiets Krater mit einem Durchmesser von sechs Metern. Mit dem Asteroiden 2012 DA 14, der am Freitagabend an der Erde vorbeifliegen sollte, hat der russische Meteoritenschauer nach Ansicht mehrerer Wissenschaftler allerdings nichts zu tun.
Dass das wundersame Ereignis und seine Folgen auf so vielen Amateurfilmen festgehalten ist, hat nicht nur mit der Verbreitung von Smartphones zu tun, sondern auch mit der von Fahrzeugkameras. So genannte Videoregistratori in Autos sind der Renner in Russland, und Zeugnisse eines großen Misstrauens gegen die Polizei. Stundenlang werden eintönige Fahrten aufgezeichnet, als Beweis für den Fall, dass korrupte Polizisten dem Fahrer ohne Grund ein Verkehrsdelikt vorwerfen oder bei einem Unfall die Unschuld dokumentiert werden muss. So sind die Aufnahmen des Meteoritenschweifs am Freitag besonders häufig von russischen Autofahrern ins Netz gestellt worden.
Manchmal allerdings täuschen auch die angeblichen Augenzeugen. Denn ein auf Youtube veröffentlichter Film zeigt einen gewaltigen brennenden Krater, der durch den Meteoritenfall am Ural entstanden sein soll. Bis sich herausstellte, dass dieser Krater tatsächlich mitten in der Wüste Karakum liegt, bei Gasbohrungen entstanden ist und schon seit mehr als 40 Jahren lodert.
Moskau - Katastrophenfilme fangen so an, so unscheinbar, so harmlos, bei blauem Himmel. Russland, am Ural, Tscheljabinsk. Eine Kamera ist an der Windschutzscheibe montiert, so wie das nun Mode ist in diesem Land. Ein paar Meter Fahrt sind es, die man später auf dem Video sehen wird, hinauf auf den Parkplatz eines dreistöckigen roten Gebäudes, das eine Fabrik sein könnte oder eine Verwaltung. Wahrscheinlich ist es die Arbeitsstätte des Fahrers, denn es ist kurz nach neun. Das Tempo ist gemächlich, im Radio läuft russische Popmusik. Aufgehäufte Schneehügel segeln sanft durch das Bild, parkende Autos, jetzt ein paar Kurven noch auf der Suche nach einem freien Platz, dann geht das Radio aus, der Rückwärtsgang rein, und es ist still. Ein ganz normaler Morgen. Das Auto steht und auch das Bild. Drei Minuten etwa dauert das Nichts.
Zahlreiche YouTube-Videos zeigen den Meteoritenschauer.
Plötzlich wird es hell, sehr hell, es blitzt, es kommt von links und am klaren, winterlichen Morgenhimmel senkt sich auf einem weiten Bogen ein Schweif hinab und verschwindet. Kurz darauf knallt es, so gewaltig, so nah scheinbar, dass das Auto und die Kamera zittern. Und nun ist es wieder wie in einem dieser unheimlichen Filme, wie in 'Christine' etwa, in dem Autos ein Eigenleben führen. Denn an fast allen geparkten Fahrzeugen blinken mit einem Mal die Warnleuchten auf, die Alarmanlagen schwellen an zu einem gewaltigen Konzert. Ein Mensch aber ist nicht zu sehen. So seltsam war das an diesem Freitagmorgen am Ural, als es Meteoriten regnete.
Die Menschen in dem Gebiet hätten dies einfach als ein seltenes Himmelspektakel annehmen können, aber so war es nicht, denn es hatte schwere Folgen. Fensterscheiben zerbarsten, Dächer wurden zerstört, Wände brachen ein. Fast tausend Menschen wurden verletzt, unter ihnen etwa 150 Kinder, wie das russische Katastrophenschutz-Ministerium mitteilte. Die meisten von ihnen hatten Schnittverletzungen, Prellungen. Die Mitarbeiterin einer Poststelle erlitt in dem Schock des Blitzes und der Druckwelle einen Herzanfall. Das Handy-Netz fiel zeitweise aus, die Menschen reagierten verblüfft und verängstigt, fasziniert und panisch. Eine Frau auf den Straßen von Tscheljabinsk filmt mit ihrem Handy, schaut dabei hinauf zu dem langgezogenen, weißgewölkten Streifen am Himmel und fragt, 'ist das ein Flugzeug? Wo ist es abgestürzt?' Flugzeugabstürze, ja, die gab es schon des öfteren in den vergangenen zehn Jahren in Russland. Aber einen solchen Niederschlag aus vielen kleinen und doch gefährlichen Gesteinsbröckchen hat das Land noch nicht erlebt.
Schulen und Kindergärten in der Region wurden geschlossen, Präsident Wladimir Putin ordnete an, dass wegen der eisigen Kälte von fast minus 20 Grad die beschädigten Gebäude sofort in Stand gesetzt werden müssten. Auch Soldaten waren im Einsatz. Immerhin, das örtliche Atomkraftwerk hat nach Angaben des Betreibers Rosatom keinerlei Schäden erlitten. Auch alle Stromwerke in der Region blieben verschont.
Der russische Astronom Sergej Smirnow sagte, das Objekt habe mehrere Dutzende Tonnen gewogen. Mit 15, vielleicht 20 Kilometern pro Sekunde schoss es in die Atmosphäre und brach in einer Höhe von 30 bis 50 Kilometern auf. Dass derart viele Stückchen den Weg bis auf den Erdboden schafften und dabei auch noch insgesamt drei Explosionen zu hören waren, gilt als selten. Getroffen von der Wucht entstanden an einigen Orten des Tscheljabinsker Gebiets Krater mit einem Durchmesser von sechs Metern. Mit dem Asteroiden 2012 DA 14, der am Freitagabend an der Erde vorbeifliegen sollte, hat der russische Meteoritenschauer nach Ansicht mehrerer Wissenschaftler allerdings nichts zu tun.
Dass das wundersame Ereignis und seine Folgen auf so vielen Amateurfilmen festgehalten ist, hat nicht nur mit der Verbreitung von Smartphones zu tun, sondern auch mit der von Fahrzeugkameras. So genannte Videoregistratori in Autos sind der Renner in Russland, und Zeugnisse eines großen Misstrauens gegen die Polizei. Stundenlang werden eintönige Fahrten aufgezeichnet, als Beweis für den Fall, dass korrupte Polizisten dem Fahrer ohne Grund ein Verkehrsdelikt vorwerfen oder bei einem Unfall die Unschuld dokumentiert werden muss. So sind die Aufnahmen des Meteoritenschweifs am Freitag besonders häufig von russischen Autofahrern ins Netz gestellt worden.
Manchmal allerdings täuschen auch die angeblichen Augenzeugen. Denn ein auf Youtube veröffentlichter Film zeigt einen gewaltigen brennenden Krater, der durch den Meteoritenfall am Ural entstanden sein soll. Bis sich herausstellte, dass dieser Krater tatsächlich mitten in der Wüste Karakum liegt, bei Gasbohrungen entstanden ist und schon seit mehr als 40 Jahren lodert.