Tausende Menschen werden im Drogenkrieg in Mexiko entführt und verschwinden spurlos.
Héctor Armando Tapia Osollo verschwand mitten in der Nacht. Seine Frau Teresa erzählt, wie Uniformierte der mexikanischen Bundespolizei nach Mitternacht ihr Haus in Torreón im Bundesstaat Coahuila stürmten. 'Wir sind wegen dir hier', riefen die Polizisten. 'Komm" mit, oder wir bringen dich um.' Sie trugen Schellfeuergewehre. Es war der 19.Juni 2010, seitdem gibt es keine Spur mehr von Héctor Armando Tapia Osollo. Jetzt steht sein Name auf einer Liste von Human Rights Watch. 249 Fälle von Vermissten hat die Menschenrechtsorganisation dokumentiert, in 149 Fällen davon seien eindeutig Armee oder Polizei verantwortlich. 'Mexikos Verschwundene' heißt die Studie mit 193 Seiten. Der Bericht ist ein weiteres Dokument einer Schlacht, deren oberster Feldherr erst vor Kurzem abgelöst wurde.
Tausende Menschen verschwinden spurlos im Mexikanischen Drogenkrieg.
Am 1.Dezember gab der vormalige Präsident Felipe Calderón nach sechs Jahren sein Amt ab. Seinem Nachfolger Enrique Pena Nieto hinterließ der Konservative eine ordentliche Makroökonomie, aber volle Friedhöfe und Massengräber. Mindestens 70000 Menschen wurden ermordet, seit Calderón 2006 das Militär gegen die Drogenkartelle auf die Straßen geschickt hatte. Selbst der neue Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong verwendet diese Zahl, nach anderen Rechnungen sind es noch wesentlich mehr Tote. Laut Statistik der Behörden werden in Mexiko sogar mehr als 27000 Menschen vermisst, darunter viele Migranten aus Zentralamerika, eine unfassbare Summe für eine demokratisch regierte Industrienation der G-20.
Calderóns Strategie habe das Verbrechen nicht nur nicht eindämmen können, so Human Rights Watch. 'Sie schuf außerdem einen dramatischen Zuwachs schwerer Menschenrechtsverletzungen durch Mitglieder der Sicherheitskräfte.' Die Autoren sprechen von der 'tiefsten Krise in Sachen gewaltsamen Verschwindens in Lateinamerika in Jahrzehnten'. Das will etwas heißen in einer Region mit ihren früheren Bürgerkriegen und Diktaturen.
Betroffene und Beobachter klagen seit Langem, dass außer den Killern der Rauschgiftmafia auch Staatsdiener töten, vergewaltigen und kidnappen. Nicht selten arbeiten Delinquenten und Behörden zusammen. Human Rights Watch stützt seine Vorwürfe auf Zeugenaussagen, Fotos und Videos. Allein im Juni und Juli 2011 hätten Einheiten der Marine in den Bundesstaaten Coahuila, Nuevo León und Tamaulipas mehr als 20 Zivilisten an unbekannte Orte gezwungen. Solche Manöver seien 'nicht ohne das Wissen hochrangiger Funktionäre der Marine' möglich.
Calderóns Menschenrechtsbilanz sei 'ein Desaster', sagt José Miguel Vivanco von Human Rights Watch. Die neue Regierung müsse nun aufklären und entschädigen. Präsident Pena Nieto aus der korruptionsbelasteten Revolutionspartei PRI hatte angedeutet, die Taktik in diesem sinnlosen Krieg ändern zu wollen. Auch sollen Opfer im Rahmen eines Gesetzes versorgt werden. Bislang geht der Krieg gegen die Drogen aber weiter, finanziert mit Milliarden aus den USA.
Bei 5000 Untersuchungen der Militärjustiz wurden nur 38 Soldaten verurteilt, in Mexiko gehen fast alle Mörder straffrei aus. Die Kartelle sind nach wie vor zahlreich und mächtig, Rauschgiftbarone wie Joaquín 'El Chapo' Guzmán bleiben unsichtbar. Nahe Monterrey wurden gerade auf einen Schlag sechs Menschen massakriert. Der vormalige Staatschef Calderón ist jetzt Dozent in Harvard, obwohl Strafanzeigen gegen ihn vorliegen und 34300 Unterzeichner gegen seinen Job an der Hochschule protestieren.
Héctor Armando Tapia Osollo verschwand mitten in der Nacht. Seine Frau Teresa erzählt, wie Uniformierte der mexikanischen Bundespolizei nach Mitternacht ihr Haus in Torreón im Bundesstaat Coahuila stürmten. 'Wir sind wegen dir hier', riefen die Polizisten. 'Komm" mit, oder wir bringen dich um.' Sie trugen Schellfeuergewehre. Es war der 19.Juni 2010, seitdem gibt es keine Spur mehr von Héctor Armando Tapia Osollo. Jetzt steht sein Name auf einer Liste von Human Rights Watch. 249 Fälle von Vermissten hat die Menschenrechtsorganisation dokumentiert, in 149 Fällen davon seien eindeutig Armee oder Polizei verantwortlich. 'Mexikos Verschwundene' heißt die Studie mit 193 Seiten. Der Bericht ist ein weiteres Dokument einer Schlacht, deren oberster Feldherr erst vor Kurzem abgelöst wurde.
Tausende Menschen verschwinden spurlos im Mexikanischen Drogenkrieg.
Am 1.Dezember gab der vormalige Präsident Felipe Calderón nach sechs Jahren sein Amt ab. Seinem Nachfolger Enrique Pena Nieto hinterließ der Konservative eine ordentliche Makroökonomie, aber volle Friedhöfe und Massengräber. Mindestens 70000 Menschen wurden ermordet, seit Calderón 2006 das Militär gegen die Drogenkartelle auf die Straßen geschickt hatte. Selbst der neue Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong verwendet diese Zahl, nach anderen Rechnungen sind es noch wesentlich mehr Tote. Laut Statistik der Behörden werden in Mexiko sogar mehr als 27000 Menschen vermisst, darunter viele Migranten aus Zentralamerika, eine unfassbare Summe für eine demokratisch regierte Industrienation der G-20.
Calderóns Strategie habe das Verbrechen nicht nur nicht eindämmen können, so Human Rights Watch. 'Sie schuf außerdem einen dramatischen Zuwachs schwerer Menschenrechtsverletzungen durch Mitglieder der Sicherheitskräfte.' Die Autoren sprechen von der 'tiefsten Krise in Sachen gewaltsamen Verschwindens in Lateinamerika in Jahrzehnten'. Das will etwas heißen in einer Region mit ihren früheren Bürgerkriegen und Diktaturen.
Betroffene und Beobachter klagen seit Langem, dass außer den Killern der Rauschgiftmafia auch Staatsdiener töten, vergewaltigen und kidnappen. Nicht selten arbeiten Delinquenten und Behörden zusammen. Human Rights Watch stützt seine Vorwürfe auf Zeugenaussagen, Fotos und Videos. Allein im Juni und Juli 2011 hätten Einheiten der Marine in den Bundesstaaten Coahuila, Nuevo León und Tamaulipas mehr als 20 Zivilisten an unbekannte Orte gezwungen. Solche Manöver seien 'nicht ohne das Wissen hochrangiger Funktionäre der Marine' möglich.
Calderóns Menschenrechtsbilanz sei 'ein Desaster', sagt José Miguel Vivanco von Human Rights Watch. Die neue Regierung müsse nun aufklären und entschädigen. Präsident Pena Nieto aus der korruptionsbelasteten Revolutionspartei PRI hatte angedeutet, die Taktik in diesem sinnlosen Krieg ändern zu wollen. Auch sollen Opfer im Rahmen eines Gesetzes versorgt werden. Bislang geht der Krieg gegen die Drogen aber weiter, finanziert mit Milliarden aus den USA.
Bei 5000 Untersuchungen der Militärjustiz wurden nur 38 Soldaten verurteilt, in Mexiko gehen fast alle Mörder straffrei aus. Die Kartelle sind nach wie vor zahlreich und mächtig, Rauschgiftbarone wie Joaquín 'El Chapo' Guzmán bleiben unsichtbar. Nahe Monterrey wurden gerade auf einen Schlag sechs Menschen massakriert. Der vormalige Staatschef Calderón ist jetzt Dozent in Harvard, obwohl Strafanzeigen gegen ihn vorliegen und 34300 Unterzeichner gegen seinen Job an der Hochschule protestieren.