Energieholzplantagen sollen den steigenden Bedarf an Pellets und Hackschnitzeln stillen. Doch nur bei kleinen Flächen und schonender Bewirtschaftung bieten sie ökologische Vorteile.
Mit Holz zu heizen, liegt voll im Trend. Es hat etwas Ursprüngliches, Romantisches, ist oft sogar billiger als fossil betriebene Heizanlagen und gilt, da Bäume beim Wachsen das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Atmosphäre entnehmen, als besonders klimafreundlich. Allerdings werden die heimischen Wälder wohl schon bald nicht mehr ausreichend Scheite, Pellets oder Hackschnitzel produzieren können. Im Jahr 2020, heißt es in einer aktuellen Studie des Deutschen Biomasseforschungszentrums DBFZ, könnte zwischen Angebot und Nachfrage schon eine Lücke von etwa 30 Millionen Kubikmetern klaffen, ein gutes Fünftel des dann prognostizierten Bedarfs.
Abhilfe soll nun eine noch recht junge Anbaumethode namens Kurzumtriebsplantage (KUP) schaffen. Das ist eine Art Wald auf Zeit, mit schnellwüchsigen Bäumen wie Pappeln oder Weiden, die auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen gepflanzt und alle drei bis fünf Jahre geerntet werden. Große Maschinen fahren dann durch die Anpflanzungen und sägen die Bäume auf Kniehöhe ab. Die Reste wachsen bis zur nächsten Ernte wieder auf vier bis sechs Meter Höhe. "Vom Gesetz her sind Kurzumtriebsplantagen keine Wälder und dürfen wie Felder bewirtschaftet werden", sagt Norbert Lamersdorf von der Georg-August-Universität Göttingen, der zurzeit in Brüssel um EU-Fördergelder wirbt. Allerdings vermutet er, dass sich Bauern nur mit ökonomischen Anreizen für Bäume begeistern lassen.
Zurzeit haben die Turbowälder in Deutschland noch Exotenstatus und nehmen gerade einmal 4400 Hektar ein. Energiepflanzen Raps und Mais wachsen dagegen auf zwei Millionen Hektar. "Dabei ist die ökologische Bilanz von Kurzumtriebs-plantagen deutlich besser", sagt Lamersdorf - vorausgesetzt, die Bedingungen stimmen. So steigt die Umweltqualität zum Beispiel mit der Anzahl unterschiedlicher Baumarten. Neben Pappeln und Weiden sind auch Robinien oder Ebereschen geeignete Plantagenbäume. Außerdem sollten bei jeder Ernte Laub und Wurzeln zurückbleiben, um die Kohlenstoffspeicher des Bodens wieder zu füllen. Die Blätter verrotten, die Wurzeln werden nach einigen Erntezyklen untergepflügt. Der Kohlenstoffgehalt der Erde unter den Plantagen ist deshalb laut Lamersdorf deutlich höher als in Raps- oder Maisäckern.
Nicht zuletzt können die Plantagen Ökopunkte sammeln, wenn sie vor allem auf Restflächen gepflanzt werden. "Gut geeignet sind zum Beispiel Feldränder in den ausgeräumten Landschaften Mecklenburg-Vorpommerns oder Thüringens", sagt der Forstexperte. Hier reiht sich ein Acker an den nächsten, und der Wind treibt in trockenen Sommern riesige Staubwolken über das Land. Dort wären die Plantagen auch Wind- und Erosionsschutz und könnten sogar eine belebende Wirkung entfalten, hat eine Studie des Thünen-Instituts für Waldökologie und Waldinventuren im brandenburgischen Eberswalde gerade gezeigt. "In den Plantagen siedeln sich zum Beispiel Pflanzen an, die sonst nur im Schatten wachsen und auf den Feldern zuvor gar nicht existierten", berichtet der Thünen-Forscher Andreas Bolte. Auch Schmetterlinge, Insekten und Vögel nisten sich ein. Der Effekt sei dabei umso stärker, je artenärmer die Umgebung ist. Und er ist in den Randbereichen einer Plantage besonders ausgeprägt. Deshalb empfehlen die Experten, viele kleine Plantagen zu pflanzen.
Die so gewonnene Artenvielfalt hat allerdings ein Verfallsdatum. "Nach drei bis vier Umtrieben erschöpft sich die Leistung der Plantagen. Dann rechnet es sich nicht mehr", berichtet der Thünen-Forscher. Der Boden könne dann entweder wieder landwirtschaftlich genutzt werden oder man pflanzt neue Stecklinge. Bolte kann sich auch vorstellen, Kurzumtriebsplantagen im Wechsel mit klassischen Ackerfrüchten zu pflanzen, ganz im Sinn der traditionellen Dreifelderwirtschaft. "Ein schwedischer Landwirt hat uns gerade von besonders hohen Getreideerträgen auf einer ehemaligen Kurzumtriebsplantage berichtet", erzählt er. Was genau dahintersteckt, versuchen die Forscher gerade herauszufinden.
Ohne Makel sind die Plantagen indes nicht. Vor dem Anbau wird der Boden in der Regel mit Herbiziden behandelt. Sonst haben die Stecklinge, die wurzellos in den Boden gebracht werden, gegen schnell wachsende Unkräuter kaum eine Chance. Und das Potenzial ist begrenzt. Denn um die gefürchtete Holzlücke aus einheimischer Produktion zu stopfen, müssten 1,2Millionen Hektar gepflanzt werden. Das ist mit kleinen, naturschonend eingesetzten Plantagen wohl nicht machbar. "In Deutschland lässt sich mit diesem Ansatz vielleicht eine Anbaufläche zwischen 150000 und 400000 Hektar bepflanzen", vermutet Bolte.
Dagegen stellt die Wissenschaftsakademie Leopoldina die Nutzung von Bioenergie in großem Stil grundsätzlich infrage. Sie sei eben nicht per se klimaneutral, sondern häufig mit hohem Treibhausgasemissionen verbunden. Christian Körner von der Universität Basel und Co-Autor der Leopoldina-Stellungnahme sieht darum auch die Kurzumtriebsplantagen kritisch. Ein reifer Wald oder Weideland an gleicher Stelle sei ungleich wertvoller. "Wälder verfügen über mehr Biodiversität und haben den Vorteil, dass sie ein Mehrfaches an Kohlenstoff speichern", sagt er. "Weideland macht Maisfelder zur Milch- und Fleischproduktion überflüssig. Damit fallen Pestizide, Grundwasserverschmutzung, Bodenhumusverlust und die gefährliche, düngerbedingte Lachgasemission weg." Lachgas ist ein gut 300-mal so starkes Treibhausgas wie Kohlendioxid. Hinzu kommt Körner zufolge, dass mit der Holzernte immer auch wertvolle Nährstoffe entzogen werden. "Nach etwa drei Ernten ist das System erschöpft", betont er. Dann müsse gedüngt werden, was wieder zu Treibhausgasemissionen führe.
Diese Kritik lässt der Göttinger Forscher Lamersdorf nur bedingt gelten. "Die Flächen, die wir im Visier haben, sind zuvor meistens landwirtschaftlich genutzt worden. Da ist noch genug Restdünger in der Erde", sagt er. Allein für den Nährstoff Kalium habe man in Einzelfällen Engpässe ausmachen können. Ein Wald an gleicher Stelle steht seiner Meinung nach ohnehin nicht zur Debatte. "Letztlich entscheidet der Landwirt, was auf seinen Feldern wächst", sagt er. "Eine Waldaufforstung wird ihn kaum reizen, weil die Agrarflächen wirtschaftlich attraktiver sind."
Mit Holz zu heizen, liegt voll im Trend. Es hat etwas Ursprüngliches, Romantisches, ist oft sogar billiger als fossil betriebene Heizanlagen und gilt, da Bäume beim Wachsen das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Atmosphäre entnehmen, als besonders klimafreundlich. Allerdings werden die heimischen Wälder wohl schon bald nicht mehr ausreichend Scheite, Pellets oder Hackschnitzel produzieren können. Im Jahr 2020, heißt es in einer aktuellen Studie des Deutschen Biomasseforschungszentrums DBFZ, könnte zwischen Angebot und Nachfrage schon eine Lücke von etwa 30 Millionen Kubikmetern klaffen, ein gutes Fünftel des dann prognostizierten Bedarfs.
Abhilfe soll nun eine noch recht junge Anbaumethode namens Kurzumtriebsplantage (KUP) schaffen. Das ist eine Art Wald auf Zeit, mit schnellwüchsigen Bäumen wie Pappeln oder Weiden, die auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen gepflanzt und alle drei bis fünf Jahre geerntet werden. Große Maschinen fahren dann durch die Anpflanzungen und sägen die Bäume auf Kniehöhe ab. Die Reste wachsen bis zur nächsten Ernte wieder auf vier bis sechs Meter Höhe. "Vom Gesetz her sind Kurzumtriebsplantagen keine Wälder und dürfen wie Felder bewirtschaftet werden", sagt Norbert Lamersdorf von der Georg-August-Universität Göttingen, der zurzeit in Brüssel um EU-Fördergelder wirbt. Allerdings vermutet er, dass sich Bauern nur mit ökonomischen Anreizen für Bäume begeistern lassen.
Zurzeit haben die Turbowälder in Deutschland noch Exotenstatus und nehmen gerade einmal 4400 Hektar ein. Energiepflanzen Raps und Mais wachsen dagegen auf zwei Millionen Hektar. "Dabei ist die ökologische Bilanz von Kurzumtriebs-plantagen deutlich besser", sagt Lamersdorf - vorausgesetzt, die Bedingungen stimmen. So steigt die Umweltqualität zum Beispiel mit der Anzahl unterschiedlicher Baumarten. Neben Pappeln und Weiden sind auch Robinien oder Ebereschen geeignete Plantagenbäume. Außerdem sollten bei jeder Ernte Laub und Wurzeln zurückbleiben, um die Kohlenstoffspeicher des Bodens wieder zu füllen. Die Blätter verrotten, die Wurzeln werden nach einigen Erntezyklen untergepflügt. Der Kohlenstoffgehalt der Erde unter den Plantagen ist deshalb laut Lamersdorf deutlich höher als in Raps- oder Maisäckern.
Nicht zuletzt können die Plantagen Ökopunkte sammeln, wenn sie vor allem auf Restflächen gepflanzt werden. "Gut geeignet sind zum Beispiel Feldränder in den ausgeräumten Landschaften Mecklenburg-Vorpommerns oder Thüringens", sagt der Forstexperte. Hier reiht sich ein Acker an den nächsten, und der Wind treibt in trockenen Sommern riesige Staubwolken über das Land. Dort wären die Plantagen auch Wind- und Erosionsschutz und könnten sogar eine belebende Wirkung entfalten, hat eine Studie des Thünen-Instituts für Waldökologie und Waldinventuren im brandenburgischen Eberswalde gerade gezeigt. "In den Plantagen siedeln sich zum Beispiel Pflanzen an, die sonst nur im Schatten wachsen und auf den Feldern zuvor gar nicht existierten", berichtet der Thünen-Forscher Andreas Bolte. Auch Schmetterlinge, Insekten und Vögel nisten sich ein. Der Effekt sei dabei umso stärker, je artenärmer die Umgebung ist. Und er ist in den Randbereichen einer Plantage besonders ausgeprägt. Deshalb empfehlen die Experten, viele kleine Plantagen zu pflanzen.
Die so gewonnene Artenvielfalt hat allerdings ein Verfallsdatum. "Nach drei bis vier Umtrieben erschöpft sich die Leistung der Plantagen. Dann rechnet es sich nicht mehr", berichtet der Thünen-Forscher. Der Boden könne dann entweder wieder landwirtschaftlich genutzt werden oder man pflanzt neue Stecklinge. Bolte kann sich auch vorstellen, Kurzumtriebsplantagen im Wechsel mit klassischen Ackerfrüchten zu pflanzen, ganz im Sinn der traditionellen Dreifelderwirtschaft. "Ein schwedischer Landwirt hat uns gerade von besonders hohen Getreideerträgen auf einer ehemaligen Kurzumtriebsplantage berichtet", erzählt er. Was genau dahintersteckt, versuchen die Forscher gerade herauszufinden.
Ohne Makel sind die Plantagen indes nicht. Vor dem Anbau wird der Boden in der Regel mit Herbiziden behandelt. Sonst haben die Stecklinge, die wurzellos in den Boden gebracht werden, gegen schnell wachsende Unkräuter kaum eine Chance. Und das Potenzial ist begrenzt. Denn um die gefürchtete Holzlücke aus einheimischer Produktion zu stopfen, müssten 1,2Millionen Hektar gepflanzt werden. Das ist mit kleinen, naturschonend eingesetzten Plantagen wohl nicht machbar. "In Deutschland lässt sich mit diesem Ansatz vielleicht eine Anbaufläche zwischen 150000 und 400000 Hektar bepflanzen", vermutet Bolte.
Dagegen stellt die Wissenschaftsakademie Leopoldina die Nutzung von Bioenergie in großem Stil grundsätzlich infrage. Sie sei eben nicht per se klimaneutral, sondern häufig mit hohem Treibhausgasemissionen verbunden. Christian Körner von der Universität Basel und Co-Autor der Leopoldina-Stellungnahme sieht darum auch die Kurzumtriebsplantagen kritisch. Ein reifer Wald oder Weideland an gleicher Stelle sei ungleich wertvoller. "Wälder verfügen über mehr Biodiversität und haben den Vorteil, dass sie ein Mehrfaches an Kohlenstoff speichern", sagt er. "Weideland macht Maisfelder zur Milch- und Fleischproduktion überflüssig. Damit fallen Pestizide, Grundwasserverschmutzung, Bodenhumusverlust und die gefährliche, düngerbedingte Lachgasemission weg." Lachgas ist ein gut 300-mal so starkes Treibhausgas wie Kohlendioxid. Hinzu kommt Körner zufolge, dass mit der Holzernte immer auch wertvolle Nährstoffe entzogen werden. "Nach etwa drei Ernten ist das System erschöpft", betont er. Dann müsse gedüngt werden, was wieder zu Treibhausgasemissionen führe.
Diese Kritik lässt der Göttinger Forscher Lamersdorf nur bedingt gelten. "Die Flächen, die wir im Visier haben, sind zuvor meistens landwirtschaftlich genutzt worden. Da ist noch genug Restdünger in der Erde", sagt er. Allein für den Nährstoff Kalium habe man in Einzelfällen Engpässe ausmachen können. Ein Wald an gleicher Stelle steht seiner Meinung nach ohnehin nicht zur Debatte. "Letztlich entscheidet der Landwirt, was auf seinen Feldern wächst", sagt er. "Eine Waldaufforstung wird ihn kaum reizen, weil die Agrarflächen wirtschaftlich attraktiver sind."