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Ein Afghanistan in Afrika?

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Der Kampf gegen die Islamisten in Mali wird immer wieder mit dem Krieg gegen die Taliban verglichen - doch dieser warnende Hinweis hilft nicht viel weiter.

München - Selbstmordattentäter sprengen sich in die Luft, die Islamisten verstecken Minen, sie verlagern sich mehr und mehr auf eine Guerilla-Strategie: Der Krieg in Mali ist in vollem Gange, doch der schwerste Teil der Militärmission gegen die Dschihadisten scheint erst begonnen zu haben. Einem Selbstmordanschlag in der Stadt Kidal fielen am Dienstagabend mindestens sieben Menschen zum Opfer. Erst kurz davor sollen bei heftigen Gefechten im Ifoghas-Gebirge an der Grenze zu Algerien 93 Aufständische getötet worden sein, auch 23 Soldaten der tschadischen Armee starben, die Frankreich in der Region unterstützt. Westliche Politiker warnen längst vor einem 'zweiten Afghanistan', zu dem sich der Einsatz in Mali entwickeln könnte. Stimmt der Vergleich? Die wichtigsten Parallelen und Unterschiede im Überblick.



Ist Mali das zweite Afghanistan?

Gleichen sich die Reaktionen auf die Konflikte in Mali und Afghanistan?
Wenige Wochen nach dem Beginn der französischen Intervention feierten Frankreichs Präsident François Hollande und Malis Interimspräsident Dioncounda Traoré die Befreiung der Wüstenstadt Timbuktu. Die Botschaft war eindeutig: Bamako duldet nicht nur die Intervention, sondern hatte explizit darum gebeten. In Malis Hauptstadt war die Sorge groß, dass die Islamisten, die seit Mitte 2012 den Norden beherrschten, weiter Richtung Süden vormarschieren würden. In Afghanistan hingegen hatten die Taliban bei Beginn des westlichen Einmarsches das Land seit Jahren unter Kontrolle. Nach den Anschlägen vom 11.September 2001 weigerte sich das Regime in Kabul, Al-Qaida-Chef Osama bin Laden auszuliefern. Daraufhin begann die US-Armee mit Unterstützung Großbritanniens die Invasion. Die Operation wurde unter das Kommando der Nato gestellt und wuchs auf bis zu 150000Soldaten an. Eine solche Dimension ist für Mali kaum vorstellbar: Paris hat etwa 4000 Mann im Einsatz, das soll der Höchststand bleiben. Hinzu kommt die gleiche Anzahl afrikanischer Truppen. Schon im März wollen die Franzosen den Rückzug aus ihrer früheren Kolonie beginnen und den Afrikanern oder der UN die Führung übergeben.

Wer ist der Gegner?
In Afghanistan formulierte der Westen als Ziel, eine islamistische Regierung zu stürzen. Es sollte ein Staat errichtet werden, der Terroristen nie wieder als Rückzugsort dienen konnte. Bereits wenige Wochen nach dem westlichen Einmarsch waren die Taliban entmachtet, doch im Laufe des Einsatzes wurden schwerwiegende strategische Fehler gemacht - nun soll den Taliban zumindest ein Teil der Macht zurückgegeben werden, weil sie sich militärisch nicht besiegen lassen. In Mali sind die Islamisten erst durch den Sturz des libyschen Regimes, die Rebellion der Tuareg und einen Militärputsch in Bamako im Frühjahr 2012 so stark geworden, dass sie den Norden des Landes unter ihre Kontrolle bringen konnten. Frankreich ging es in Mali nicht um einen 'regime change'. Vielmehr sollte die nach dem Putsch installierte Übergangsregierung dabei unterstützt werden, den Norden zurückzuerobern. Ein Rückzugsort für Dschihadisten wie in Afghanistan sollte, so das Argument, verhindert werden. Tatsächlich haben die lokalen Islamisten-Gruppen in Mali Verbindungen zu al-Qaida im Islamischen Magreb (Aqim) geknüpft. Allerdings ist auch hier die Dimension eine andere: Der französischen Armee und ihren afrikanischen Verbündeten stehen in Mali Schätzungen zufolge ein harter Kern von etwa 2000 Islamisten gegenüber, während es die US-Armee und ihre Verbündeten am Hindukusch gegen Zehntausende kampferfahrene Taliban aufnahmen.

Welche Rolle spielen die Nachbarstaaten?
Zwar standen Malis Nachbarn einer Intervention erst zurückhaltend gegenüber. Die meisten Anrainer sehen es aber in ihrem eigenen Interesse, den Einfluss der Islamisten in der Region einzudämmen. Sie befürchten angesichts der durchlässigen Sahelgrenzen Anschläge auf ihrem eigenen Gebiet, wie in der algerischen Gasförderanlage In Amena. In Afghanistan konnten sich die Taliban immer wieder mit Duldung des pakistanischen Establishments über die durchlässige Grenze nach Pakistan zurückziehen. Ohnehin hat Afghanistan eine größere geostrategische Bedeutung, dort mischen ausländische Mächte mit und tragen ihren Teil zur Instabilität bei. In Mali sind die Probleme vor allem hausgemacht. Das heißt auch, dass dort die Chancen für eine Rückkehr zu Stabilität größer sind - wenn es gelingt, die Tuareg politisch einzubinden und den wirtschaftlich vernachlässigten Norden stärker zu entwickeln.

Gibt es eine Exit-Strategie?
Die Erfahrung in Afghanistan lehrt, dass eine Militärintervention nicht reicht, um einen Staat zu stabilisieren - vor allem darauf beziehen sich die Warnungen vor afghanischen Verhältnissen in Mali. Hollande hat sich hohe Ziele gesetzt - angefangen bei der gänzlichen Vertreibung der Terroristen aus Mali - und trotzdem einen kurzen Einsatz versprochen. Und während Frankreich auf einen politischen Dialog mit den Tuareg-Rebellen drängt, ist Bamako bislang skeptisch. Aus Afghanistan wurde der längste Kampfeinsatz der US-Geschichte, als Sieger werden die westlichen Truppen hier dennoch nicht abziehen. Frankreich will zwar nicht länger als unbedingt nötig in Mali bleiben, doch fest steht: Die Freudenfeier in Timbuktu war verfrüht.

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