Nach dem Streit um die East Side Gallery denkt Berlin über Alternativen zum Teilabriss nach. Seltsam spät, denn die Pläne der Investoren waren überall bekannt
Tagelang hat die Stadt nach ihm gerufen, am Ende in lauten Sprechchören. 6000 Demonstranten aller Generationen kamen am Wochenende zur East Side Gallery in Berlin, um gegen die Zerstörung des Denkmals zu protestieren. 'Wowereit, die Mauer bleibt!', skandierten sie. Am Montag nun hat sich Berlins Regierender Bürgermeister erbarmt und eine Erklärung zum umstrittenen Abriss des Baudenkmals abgegeben.
Am Sonntag machten sich etwa 6000 Menschen für den Erhalt der East Side Gallery stark
'Ich setze mich für den Erhalt des Mauerstücks ein', sagte Wowereit. 'Am Dienstag wird sich auch der Senat mit dem Thema befassen.' Die East Side Gallery, die bis 1989 den Ost-Berliner Bezirk Friedrichshain von Kreuzberg trennte, wurde nach der Wende von Künstlern bemalt. Mit 1,3 Kilometern ist die weltbekannte Freiluftgalerie der größte noch existierende Mauerrest Berlins, sie gilt als Gedenkstätte und steht unter Denkmalschutz.
Weil Investoren nun aber in attraktiver Wasserlage Luxuswohnungen bauen wollen hinter der Mauergalerie, und weil der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg direkt daneben eine Fußgänger- und Fahrradbrücke plant, wurde vergangenen Donnerstag mit der Zerstörung der East Side Gallery begonnen. Ein Segment ist schon herausgerissen, weitere sollten am Montag folgen. Eine Lücke von 22 Metern ist da vorgesehen, sie soll Investoren Straßenzugang zu ihren Grundstücken verschaffen und dem Bezirk Zugang zur Brücke. Nach scharfen, auch internationalen Protesten ist die Demontage nun bis zum 18. März ausgesetzt.
Man will einen Kompromiss finden, irgendwie, Wowereit will vermitteln. Der Abriss der East Side Gallery erscheine nicht notwendig an dieser Stelle, sagte er. 'Entsprechend müssen Alternativen zur Erschließung der an der Spree gelegenen Grundstücke gefunden werden.' Schuld an dem Abriss trage jedenfalls nicht der Senat, sondern der Bezirk.
Das stimmt, ist aber nur die halbe Wahrheit. Neben dem Bezirk hat auch das Land geschlafen, als an der Spree ein neuer Stadtteil geplant und Grundstücke an der East Side Gallery verkauft wurden. Dass deren Eigentümer sich Zugang zur Straße verschaffen würden und Mauerdurchbrüche drohten, wäre nicht nur für Experten erkennbar gewesen. Es schlug aber keiner Alarm. Im Februar unterschrieb der grüne Bezirksbürgermeister Franz Schulz einen Erschließungsvertrag, der der SZ vorliegt. Er verpflichtet den Unternehmer Maik Uwe Hinkel, neben einem von ihm geplanten Wohnturm die East Side Gallery zu durchbrechen. Es war ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Der Bezirk bekam - gratis - Straßenanbindung für eine neue Brücke, der Unternehmer Zugang zum Wohnturm. Zur 'Öffnung des Baudenkmals' so der Vertrag, sei 'keine weitere Genehmigung erforderlich'. Vertreterinnen des Denkmalschutzes stimmten zu. Die Mauerstücke sollten aufs Gelände des Investors gesetzt werden. Aus optischen Gründen sei eine 'neutralweiße Farbgebung' oder 'geregelte Bemalung' auf der Rückseite denkbar.
Nun schreit Berlin, und Investor Hinkel signalisiert, dass er auf dem Durchbruch nicht besteht. Es sei denkbar, so ein Sprecher, eine schon bestehende Lücke weiter links als Zugang zu nutzen. Diese müsse allerdings verbreitert werden, da sie für die Feuerwehr zu schmal sei. Die Bewohner von Hinkels Wohnturm müssten dann aber über ein Nachbargrundstück zu ihrem Haus fahren können. Es gehört Erben im Nationalsozialismus enteigneter Juden, die heute in Israel leben. Eine Einigung zwischen Hinkel und den Investoren von nebenan ist bereits gescheitert. Nun will man einen neuen Anlauf nehmen.
Tagelang hat die Stadt nach ihm gerufen, am Ende in lauten Sprechchören. 6000 Demonstranten aller Generationen kamen am Wochenende zur East Side Gallery in Berlin, um gegen die Zerstörung des Denkmals zu protestieren. 'Wowereit, die Mauer bleibt!', skandierten sie. Am Montag nun hat sich Berlins Regierender Bürgermeister erbarmt und eine Erklärung zum umstrittenen Abriss des Baudenkmals abgegeben.
Am Sonntag machten sich etwa 6000 Menschen für den Erhalt der East Side Gallery stark
'Ich setze mich für den Erhalt des Mauerstücks ein', sagte Wowereit. 'Am Dienstag wird sich auch der Senat mit dem Thema befassen.' Die East Side Gallery, die bis 1989 den Ost-Berliner Bezirk Friedrichshain von Kreuzberg trennte, wurde nach der Wende von Künstlern bemalt. Mit 1,3 Kilometern ist die weltbekannte Freiluftgalerie der größte noch existierende Mauerrest Berlins, sie gilt als Gedenkstätte und steht unter Denkmalschutz.
Weil Investoren nun aber in attraktiver Wasserlage Luxuswohnungen bauen wollen hinter der Mauergalerie, und weil der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg direkt daneben eine Fußgänger- und Fahrradbrücke plant, wurde vergangenen Donnerstag mit der Zerstörung der East Side Gallery begonnen. Ein Segment ist schon herausgerissen, weitere sollten am Montag folgen. Eine Lücke von 22 Metern ist da vorgesehen, sie soll Investoren Straßenzugang zu ihren Grundstücken verschaffen und dem Bezirk Zugang zur Brücke. Nach scharfen, auch internationalen Protesten ist die Demontage nun bis zum 18. März ausgesetzt.
Man will einen Kompromiss finden, irgendwie, Wowereit will vermitteln. Der Abriss der East Side Gallery erscheine nicht notwendig an dieser Stelle, sagte er. 'Entsprechend müssen Alternativen zur Erschließung der an der Spree gelegenen Grundstücke gefunden werden.' Schuld an dem Abriss trage jedenfalls nicht der Senat, sondern der Bezirk.
Das stimmt, ist aber nur die halbe Wahrheit. Neben dem Bezirk hat auch das Land geschlafen, als an der Spree ein neuer Stadtteil geplant und Grundstücke an der East Side Gallery verkauft wurden. Dass deren Eigentümer sich Zugang zur Straße verschaffen würden und Mauerdurchbrüche drohten, wäre nicht nur für Experten erkennbar gewesen. Es schlug aber keiner Alarm. Im Februar unterschrieb der grüne Bezirksbürgermeister Franz Schulz einen Erschließungsvertrag, der der SZ vorliegt. Er verpflichtet den Unternehmer Maik Uwe Hinkel, neben einem von ihm geplanten Wohnturm die East Side Gallery zu durchbrechen. Es war ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Der Bezirk bekam - gratis - Straßenanbindung für eine neue Brücke, der Unternehmer Zugang zum Wohnturm. Zur 'Öffnung des Baudenkmals' so der Vertrag, sei 'keine weitere Genehmigung erforderlich'. Vertreterinnen des Denkmalschutzes stimmten zu. Die Mauerstücke sollten aufs Gelände des Investors gesetzt werden. Aus optischen Gründen sei eine 'neutralweiße Farbgebung' oder 'geregelte Bemalung' auf der Rückseite denkbar.
Nun schreit Berlin, und Investor Hinkel signalisiert, dass er auf dem Durchbruch nicht besteht. Es sei denkbar, so ein Sprecher, eine schon bestehende Lücke weiter links als Zugang zu nutzen. Diese müsse allerdings verbreitert werden, da sie für die Feuerwehr zu schmal sei. Die Bewohner von Hinkels Wohnturm müssten dann aber über ein Nachbargrundstück zu ihrem Haus fahren können. Es gehört Erben im Nationalsozialismus enteigneter Juden, die heute in Israel leben. Eine Einigung zwischen Hinkel und den Investoren von nebenan ist bereits gescheitert. Nun will man einen neuen Anlauf nehmen.