Ein Silberteller von der CIA, Handschellen des Palästinenser-Führers Marwan Barghuti und ein Bild mit Ex-Bundespräsident Roman Herzog: Jemens Ex-Machthaber verewigt sich in einem eigenen Museum
Gaddafi ist tot, Mubarak im Gefängnis, Ben Ali im Exil. Und wie die Dinge liegen, wird es auch mit Baschar al-Assad kein gutes Ende nehmen. In Jemen aber eröffnet der gestürzte Diktator Ali Abdullah Salih demnächst sein eigenes Museum. Verglichen mit seinen Kollegen in Libyen, Ägypten, Tunesien und Syrien hat er die Wut seines Volkes teflonartig abperlen lassen, hat nicht gar so viel Blut vergossen und sich seinen Abschied durch Immunität versüßen lassen. Deshalb kann er sich öffentlich von Anhängern bejubeln lassen. Deshalb hat er als einziger Ex-Autokrat des arabischen Frühlings ein eigenes Museum eingerichtet, im ersten Stock einer Moschee, die seinen Namen trägt.
Unter ästhetischen Gesichtspunkten ist sein Museum eine Kollektion von ausgesuchter Geschmacklosigkeit - goldene Standuhren aus Kamelen, ein Berliner Bär, krumme und krummste Dolche, ein Gemälde, auf dem Salih ein Holzboot durch bewegte See steuert. Politisch aber ist es ein Meilenstein, sagt Museumsdirektor Abbas Mohammed al-Nuera: Dies nämlich sind Geschenke von Staatschefs aus der ganzen Welt, gesammelt in Salihs über dreißigjähriger Amtszeit, die dann mit einem Aufstand endete. 'Aber die Gaben zeigen, dass unser Präsident in der ganzen Welt respektiert wird. Alle sind wunderbar mit ihm ausgekommen.'
Neben einem Silberteller von der CIA, den Handschellen des Palästinenser-Führers Marwan Barghuti und einem Bild Salihs mit Ex-Bundespräsident Roman Herzog, das irrtümlich in der Frankreich-Vitrine hängt, findet sich als Herzstück ein Exponat von makabrer Sensation: Hinter Glas ist dort die verbrannte, aufgerissene, ziemlich kleine Hose ausgestellt, die Salih trug, als er 2011 beim Gebet in der Moschee seines Palastes Opfer eines Bombenanschlags wurde. Der Gebetsteppich - wundersam unversehrt - hängt neben dem Fetzen, darunter in Glasflaschen die Splitter, die saudische Ärzte aus Salihs Leib operierten.
Abgesehen von den politischen Umständen ist die Idee nicht ungewöhnlich. Auch Ägyptens Hosni Mubarak ließ Liebesbeweise aus aller Welt in seiner Kairoer Residenz ausstellen. Wie bei Salih zählten zu seinen Geschenken haufenweise Waffen, vor allem von befreundeten Diktatoren. Und natürlich ließ Gaddafi die Geschichte der libyschen Revolution als persönliche Leistung abbilden. Interessanterweise enden nicht alle Huldigungen mit dem Ende der Diktatur. Zwar wurde im albanischen Tirana das Enver-Hodscha-Museum dekontaminiert, Rumänien aber eröffnete vor einigen Jahren ein Haus zu Ehren Nicolae Ceausescus. Dort soll unter anderem ein Bärenfell ausgestellt worden sein, das dieser selbst erjagt hat. Ein Klassiker war jahrzehntelang das Stalin-Museum in der georgischen Heimatstadt des Diktators, das erst jetzt zur Gedenkstätte für seine Opfer werden soll.
Überhaupt ist ja immer die Frage, ob die Aufarbeitung einer Diktatur unverzüglich mit deren Ende beginnen kann oder erst später. In Jemens Hauptstadt Sanaa jedenfalls bezweifeln viele, dass Salih überhaupt entmachtet wurde, wo er doch nicht mal den Vorsitz seiner Partei aufgegeben hat. Damit immerhin stünde der Eröffnung seines Museums nichts im Wege. Salih, der Fuchs, wird den idealen Zeitpunkt finden.
Gaddafi ist tot, Mubarak im Gefängnis, Ben Ali im Exil. Und wie die Dinge liegen, wird es auch mit Baschar al-Assad kein gutes Ende nehmen. In Jemen aber eröffnet der gestürzte Diktator Ali Abdullah Salih demnächst sein eigenes Museum. Verglichen mit seinen Kollegen in Libyen, Ägypten, Tunesien und Syrien hat er die Wut seines Volkes teflonartig abperlen lassen, hat nicht gar so viel Blut vergossen und sich seinen Abschied durch Immunität versüßen lassen. Deshalb kann er sich öffentlich von Anhängern bejubeln lassen. Deshalb hat er als einziger Ex-Autokrat des arabischen Frühlings ein eigenes Museum eingerichtet, im ersten Stock einer Moschee, die seinen Namen trägt.
Unter ästhetischen Gesichtspunkten ist sein Museum eine Kollektion von ausgesuchter Geschmacklosigkeit - goldene Standuhren aus Kamelen, ein Berliner Bär, krumme und krummste Dolche, ein Gemälde, auf dem Salih ein Holzboot durch bewegte See steuert. Politisch aber ist es ein Meilenstein, sagt Museumsdirektor Abbas Mohammed al-Nuera: Dies nämlich sind Geschenke von Staatschefs aus der ganzen Welt, gesammelt in Salihs über dreißigjähriger Amtszeit, die dann mit einem Aufstand endete. 'Aber die Gaben zeigen, dass unser Präsident in der ganzen Welt respektiert wird. Alle sind wunderbar mit ihm ausgekommen.'
Neben einem Silberteller von der CIA, den Handschellen des Palästinenser-Führers Marwan Barghuti und einem Bild Salihs mit Ex-Bundespräsident Roman Herzog, das irrtümlich in der Frankreich-Vitrine hängt, findet sich als Herzstück ein Exponat von makabrer Sensation: Hinter Glas ist dort die verbrannte, aufgerissene, ziemlich kleine Hose ausgestellt, die Salih trug, als er 2011 beim Gebet in der Moschee seines Palastes Opfer eines Bombenanschlags wurde. Der Gebetsteppich - wundersam unversehrt - hängt neben dem Fetzen, darunter in Glasflaschen die Splitter, die saudische Ärzte aus Salihs Leib operierten.
Abgesehen von den politischen Umständen ist die Idee nicht ungewöhnlich. Auch Ägyptens Hosni Mubarak ließ Liebesbeweise aus aller Welt in seiner Kairoer Residenz ausstellen. Wie bei Salih zählten zu seinen Geschenken haufenweise Waffen, vor allem von befreundeten Diktatoren. Und natürlich ließ Gaddafi die Geschichte der libyschen Revolution als persönliche Leistung abbilden. Interessanterweise enden nicht alle Huldigungen mit dem Ende der Diktatur. Zwar wurde im albanischen Tirana das Enver-Hodscha-Museum dekontaminiert, Rumänien aber eröffnete vor einigen Jahren ein Haus zu Ehren Nicolae Ceausescus. Dort soll unter anderem ein Bärenfell ausgestellt worden sein, das dieser selbst erjagt hat. Ein Klassiker war jahrzehntelang das Stalin-Museum in der georgischen Heimatstadt des Diktators, das erst jetzt zur Gedenkstätte für seine Opfer werden soll.
Überhaupt ist ja immer die Frage, ob die Aufarbeitung einer Diktatur unverzüglich mit deren Ende beginnen kann oder erst später. In Jemens Hauptstadt Sanaa jedenfalls bezweifeln viele, dass Salih überhaupt entmachtet wurde, wo er doch nicht mal den Vorsitz seiner Partei aufgegeben hat. Damit immerhin stünde der Eröffnung seines Museums nichts im Wege. Salih, der Fuchs, wird den idealen Zeitpunkt finden.