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Kalte Betten

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Das Berliner Start-up Hipaway will Hoteliers der gehobenen Klasse auch außerhalb der Spitzenzeiten zu vollen Häusern verhelfen - und Übernachtungsgästen zu günstigen Zimmern. Im Angebot sind mehr als 50 europäische Metropole

Hohe Rabatte für gute und sehr gute Hotels, das klingt verlockend. Das Start-up Hipaway will den Online-Hotelmarkt genau mit solchen Angeboten aufmischen. Das Versprechen: Hotels mit drei oder mehr Sternen gewähren außerhalb von Spitzenzeiten Nachlässe bis zu 50 Prozent.

Die Macher des Berliner Unternehmens sehen ihr Internetportal als Hotel Outlet. Sie wollen also - wie andere im Textilhandel - nicht die Ramschkönige sein, sondern angesehene Marken günstig anbieten. Das geht so: Bundesweit sind höherwertige Hotels oft nur zu 60 Prozent ausgelastet, jedenfalls über das ganze Jahr gesehen. Hier setzt die Idee von Hipaway an. Wenn für den Hotelier absehbar ist, dass einige Zimmer voraussichtlich leer bleiben werden, kann er diese Überkapazitäten über Hipaway anbieten. Mit einem mehr oder weniger hohen Rabatt bis zu 50 Prozent. Adrian Graf, einer der drei Gründer von Hipaway, meint locker und ohne allzu große Bescheidenheit: 'Wir sind das am schnellsten wachsende Online-Travel-Unternehmen in Deutschland.'

Stilvoll sparen - so lässt sich das Geschäftsmodell von Hipaway Travel griffig beschreiben. Auf dem Portal kann der Kunde Stadthotels reservieren, deren ungefähre Lage bei der Beschreibung im Internet zu sehen ist. Den Namen erfährt er aber erst nach der Buchung. So hebelt das Start-up die Bestpreis-Garantie der großen Anbieter wie HRS oder Booking oder Expedia aus. Hipaway verspricht eine Preisersparnis von bis zu 50 Prozent gegenüber anderen Buchungsportalen. Und verdient mit jeder Buchung eine Provision.


Bis zur Hälfte billiger will das Start-Up Unternehmen Hotelzimmer anbieten

Durch die späte Nennung des Namens sollen auch die Nerven von Hotelmanagern geschont werden, die nicht unbedingt öffentlich zugeben wollen, dass sie ein für 230 Euro annonciertes Zimmer auch schon mal für rund 100 Euro weggeben. Angesichts hoher Fixkosten im Hotelbetrieb ist das dann immer noch betriebswirtschaftlich besser, als wenn es leer bleibt.

Drei-Sterne-Häuser sind zwar auch im Angebot, aber richtig sparen kann der Kunde erst bei teureren Hotels. So sind auch etliche Vier- und Fünf-Sterne-Häuser unter den 4500 Herbergen in mehr als 50 europäischen Städten - und New York. Weitere Städte in Nordamerika sollen bald folgen.

Das Angebot finden derzeit vor allem Touristen interessant, die eine Städtereise planen und dafür etwa eine oder zwei Wochen vorher ein preisgünstiges Hotel suchen. Ein Drittel der Hipaway-Kunden sind bereits Geschäftsreisende, für die es mittelfristig maßgeschneiderte Angebote für Buchung und Bezahlung geben soll. Ganzes Bett zum halben Preis, so das Kalkül der Hipaway-Gründer Adrian Graf und Philipp Hahn. Sie entwickelten ihre Idee im Wohnzimmer Hahns. Dann verbündeten sie sich mit dem technikaffinen Sven Loth als drittem Gründer und verlegten Hipaway in dessen Räumlichkeiten. Die ersten zwei Monate führten sie das junge Unternehmen von der Couch aus.

Treffen mit Geschäftspartnern setzten sie im St. Oberholz an, dem berühmten Café am Rosenthaler Platz. Wo einst der Schriftsteller Alfred Döblin seinen Hel-den im Roman 'Berlin Alexanderplatz' Stammgast sein lässt, hockt heute die Boheme der Internetszene von Berlin-Mitte über ihren Laptops. Das Café als Gründerbüro: 'Wir konnten ja unsere ersten Geschäftstermine nicht im Wohnzimmer abhalten', sagt Graf. Gleich um die Ecke in der Ackerstraße geht es heute zu Hipaway. Nach dreieinhalb Monaten stand die erste Finanzierung, und heute führt der Weg durch stilvolle Gründerzeithäuser in den zweiten Hinterhof, wo es erst eine Treppe tiefer zum Fahrstuhl, dann aber klar nach oben geht. Es ist ein lustiges Haus. Auf den Namensschildern stehen so phantasievolle Sachen wie '007 headquarter' oder 'die agenten'. Und eben Hipaway.

Es handelt sich um eine besondere Umgebung, nicht nur wegen der geschätzt 300 anderen Start-ups in der Nähe. Vom ersten Stock aus den Hipaway-Fenstern gut zu sehen ist das Gebäude, wo einst booking.com entstand. In der Büroetage arbeiten 20 Menschen bei dem Start-up, mit dem die drei Gründer im Sommer online gingen. Adrian Graf und Philipp Hahn kennen sich vom Studium an der European Business School in Oestrich-Winkel und an der Handelshochschule Leipzig. Graf war auch in Berkeley und für ein Auslandssemester auf Hawaii, wo er Gefallen am Fallschirmspringen fand. Nun geht er mehr auf Nummer sicher, jedenfalls was riskante Sportarten angeht. Und Mitgründer Sven Loth hatte zehn Jahren Erfahrung in der Informationstechnik von Start-ups wie Lumas/ Whitewall und Möbelprofi (jetzt Home24).

Für den weiteren Ausbau von Hipaway entscheidend war die Finanzspritze von Kizoo Technology Ventures in Karlsruhe Ende November. Das sind die Experten für Frühphasen-Finanzierungen mit Matthias und Michael Greve (Web.de und Lastminute.de) sowie der Master Hedge Kapitalanlagegesellschaft in Frankfurt im Hintergrund. Inzwischen gab es eine zweite Finanzierungsrunde. Das monatliche Reporting beim Investor erfolgt sehr trendy mit dem Videotelefon - via Skype.

Hotelzimmer vermitteln, das machen viele, auch im Internet. Im Gegensatz zu Anbietern von kurzfristigen Coupon-Aktionen setzt Hipaway bei der Vermarktung von Überkapazitäten ('kalte Betten') auf eine langfristige Geschäftsbeziehung zu den Hoteliers. An sich keine schlechte Idee. Auch HRS als Marktführer unter den Online-Vermittlern bietet seit einiger Zeit entsprechende Sonderangebote an.

Die etablierte Konkurrenz schläft nicht. Neugründungen wie Hipaway müssen sich erst durchsetzen und eine Nische finden in einem Markt, der in Deutschland von HRS beherrscht wird. Ein Netzpionier, der als Kölner Familienunternehmen bereits in der zweiten Generation geführt wird. HRS sortiert neuerdings seine Hotels nach einer eigenen Rangliste - an die Stelle oft gefälschter Rezensionen in Online-Communities tritt eine klare Empfehlung des Vermittlers selbst. Hipaway setzt auf die Web-Tradition der Empfehlungen in sozialen Netzwerken, nämlich auf die des Bewertungsportals Trip-Advisor.

Hipaway will die ITB in Berlin vor allem für Kontakte zu den vielen Hotels nutzen, die auf der weltweit größten Touristikmesse mehrere Hallen füllen. Adrian Graf wird in einem Vortrag das Konzept von Hipaway vorstellen. Für das eigentliche Geschäft des Start-ups sind solche Messen und andere Großveranstaltungen eher kontraproduktiv. Denn die besseren Hotels sind oft schon lange vorher ausgebucht. Dann gibt es einfach keine freien Überkapazitäten mehr, die Hipaway vermarkten könnte. Außerhalb solcher Spitzenzeiten steht Berlin aber vor Prag und Wien ganz oben auf der Rangliste der Städte, in die Hipaway bereits erfolgreich Hotelgäste vermittelt.

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