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Gutschrift von Amazon

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Händler will Kunden entschädigen, aber nur wenn die Verlage zahlen


München - Der Onlinehändler Amazon will Kunden in den USA einen Teil des Kaufpreises auf elektronische Bücher zurückerstatten. Kunden, die das Lesegerät Kindle besitzen und zwischen April 2010 und Mai 2012 bei Amazon E-Books gekauft haben, sollen pro Buch zwischen 30 Cent und 1,32 Dollar erhalten. Das habe Amazon am Samstag in einer E-Mail an Kunden angekündigt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Die Bücher müssen bei den Verlagen Harper Collins, Simon & Schuster und Hachette erschienen sein.




Amazon-Kunden in den USA bekommen Geld zurück

Nicht Amazons Großzügigkeit ist der Grund für die Rückzahlung. Es geht vielmehr um eine Untersuchung der amerikanischen Wettbewerbshüter. Die hatten im April den Computerkonzern Apple und fünf Verlage beschuldigt, illegale Preisabsprachen bei E-Books getroffen zu haben - zulasten der Konsumenten, die höhere Preise bezahlen mussten. Drei Verlage - eben Harper Collins, Simon & Schuster und Hachette - stimmten einem Vergleich zu. Im Februar steht eine Anhörung des Gerichts an, das der Einigung zustimmen muss. Sind die Richter einverstanden, werden die Verlage etwa 70 Millionen Dollar bereitstellen, um Kunden zu entschädigen. Amazon plant, Kunden die Rückzahlung dann direkt auf deren Konto bei dem Onlinehändler gutzuschreiben. Sie können damit dann neue Bücher kaufen - oder sich den Betrag auszahlen lassen.

In den USA gibt es, anders als in Deutschland, keine Buchpreisbindung. In der Regel legt der Händler den Preis fest, nicht der Verleger. Amazon hatte daher für sein Lesegerät Kindle elektronische Bücher sehr günstig angeboten, viele Bestseller verkaufte der Konzern zum Preis von 9,99 Dollar - und nahm bewusst Verluste hin, um möglichst viele Käufer an sich zu binden. Vielen US-Verlagen passte das nicht. Sie fürchteten, die Konsumenten könnten sich an die billigen Angebote gewöhnen.

Sie sollen daher empfänglich für eine Idee gewesen sein, die der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs hatte. Bevor Apple den Tablet-Computer iPad auf den Markt brachte, soll sich Jobs mit Verlegern getroffen und einen Deal vorgeschlagen haben: Sie würden ihre Preise selbst bestimmen dürfen. Apple sollte dafür 30 Prozent der Erlöse bekommen, wenn Kunden im Onlinegeschäft des Konzerns, dem iTunes-Store, elektronische Bücher kauften.

Die US-Kartellwächter sehen darin eine illegale Preisabsprache. Auch eine Sammelklage von Konsumenten gegen Apple und die Verlage hatte die Justiz zugelassen. Stimmt das Gericht dem Vergleich mit Harper Collins, Simon & Schuster und Hachette zu, würde die Möglichkeit für Verlage eingeschränkt, Preise zu bestimmen, hieß es bei Amazon. Dann würden die Kosten für Kindle-Besitzer insgesamt abnehmen. 'Wir freuen uns darauf, in Zukunft bei mehr E-Books die Preise zu senken', so stand es in der E-Mail an die Kunden. Elektronische Bücher sind bei US-Lesern äußerst beliebt: Im vergangenen Jahr waren 16,6 Prozent der verkauften Bücher E-Books. 2010 waren es noch 6,2 Prozent gewesen.

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