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Jeder für seinen Preis

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Internate sind teuer, doch viele Schüler bekommen finanzielle Unterstützung in Form von Stipendien. Von den Internaten selbst oder von den Jugendämtern.

Ganz schön investieren müssen manche Eltern, wenn sie ihr Kind in einem Internat ausbilden lassen wollen. So verlangt etwa die Hermann-Lietz-Schule auf Spiekeroog 27360 Euro pro Schuljahr für Schüler der Klassen fünf bis zehn. 30000 Euro kostet ein Schuljahr auf Schloss Bieberstein in Nordhessen - ebenfalls ein Institut aus dem Verbund der Hermann-Lietz-Schulen. Knapp 32000 Euro berechnet der Birklehof in Baden-Württemberg für zwölf Monate Lehre, Logis und Lebensunterhalt. Allerdings sind solch hohe Investitionen bei Weitem nicht bei allen Internaten nötig. Die durchschnittlichen Kosten für einen Internatsaufenthalt sollen - so eine wiederkehrende Zahl auf entsprechenden Internetseiten - bei 250 Euro pro Monat liegen. Doch gerade bei hochpreisigen Internaten ist eine Finanzierung oft schwierig.



Das Internat Schloss Bieberstein. Ein Schuljahr kostet hier 30.000 Euro.

Es sei aber möglich, sagt Helmut Liersch und rechnet vor, dass fast jeder vierte Zögling an der von ihm geleiteten Hermann-Lietz-Schule in Hofbieber bei Fulda, besser bekannt als Schloss Bieberstein, für weniger Geld unterkommt, als in der Preisliste ausgewiesen. Diese 25 Prozent Schüler mit finanzieller Unterstützung entsprechen in etwa dem Schnitt der an Internaten bezuschussten Zöglinge. Etwa zehn bis zwölf der 130 Schüler bekämen von Internatsseite ein Stipendium, sagt Liersch. Das decke bis zur Hälfte die Kosten des Vertrages und sei Schülern mit außerschulischem Engagement und guten Leistungen vorbehalten: Der Notendurchschnitt müsse bei mindestens 2,3 liegen. Jedoch, fügt der Schulleiter hinzu, bekämen die meisten nicht den Höchstbetrag, sondern ein kleineres Bücherstipendium.

Immerhin erhielten fast ein Viertel seiner Schüler ein Stipendium, weil ein guter Teil der Schüler vom Jugendamt gefördert werde. Dies könne etwa dann der Fall sein, wenn das Kind einer besonderen Betreuung bedürfe. Oder wenn es Hilfe im Bereich der Erziehung, des Lernens, des Verhaltens oder der Konzentration brauche, die zu Hause nicht gewährleistet sei. Wie viele Institute, erschließt sich Schloss Bieberstein die Klientel mit speziellen Programmen, etwa durch die gezielte Förderung für Legastheniker. 'Die Eltern dieser Schüler sind meistens Akademiker', erklärt Liersch, diese wüssten oft, 'dass man beim Jugendamt einen Antrag auf Förderung stellen kann - und sie lassen sich von der im ersten Anlauf vielleicht abschlägigen Antwort nicht gleich abschrecken.'

Im niedersächsischen Landerziehungsheim Marienau sponsern Jugendämter jeden fünften Schüler. 'Wir sind als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt', begründet die Schulleiterin Heike Elz, 'darüber hinaus vergeben wir selbst Stipendien in Höhe von zehn bis 50 Prozent der anfallenden Kosten.' Geschwister bekommen Rabatt, Kinder von Mitarbeitern sogar ein Stipendium, das alle Kosten abdeckt. Wegen besonderer Leistungen und sozialer Gründe könnten, sagt die Satzung des Vereins der Freunde und Förderer, auch Kosten anderer, nicht verwandtschaftlich an die Schule gebundener Sprösslinge in voller Höhe übernommen werden. Das freilich bleibt eine Ausnahme und setzt einen längeren Beobachtungszeitraum voraus. 'Ein Stipendium wird nicht gleich von Anfang an gewährt', meint die Schulleiterin, 'wir müssen die neuen Schüler ja erst kennenlernen.'

Grundsätzlich muss der Antrag auf Gewährung eines Zuschusses bei den Geldgebern - also Jugendämtern wie Internaten - jedes Jahr neu gestellt werden. Die Schule und der oft dahinter stehende Trägerverein wollen prüfen, ob die Voraussetzungen noch erfüllt sind. 'Ich betrachte jeden Antrag als Einzelfall, lese ihn gründlich und leite ihn dann an unseren Stipendienausschuss weiter', erläutert Ulrich Mayer, Gesamtleiter der Schloss-Schule Kirchberg an der Jagst. Er rät: 'Wenn es um ein Sozialstipendium geht, sollten die Gründe angeführt werden, warum der Betrag momentan von den Eltern nicht aufgebracht werden kann.' Besonders gravierend waren Engpässe während der Finanzkrise. In dieser Zeit wurden 'deutlich mehr Anträge gestellt als davor und danach'.

Die meisten Eltern, die um Kostenreduktion bitten, rechneten aber nicht mit einem Vollstipendium. 'Wer sein Kind in ein Internat gibt, weiß, was das bedeutet. Kaum jemand erwartet, dass er selbst nichts dazu beitragen muss.' In seiner Schule decke ein Stipendium ebenfalls bis zu 50 Prozent der Kosten. 'Aktuell bekommen zwei oder drei der Schüler einen Zuschuss in dieser Höhe', sagt Mayer, 'vereinzelt kam ein noch höherer Betrag zusammen - wenn das Stipendium aus sozialen Gründen und wegen besonderer Leistungen vergeben wurde.' Derzeit bekomme etwa jeder vierte Schüler Unterstützung, meist in Höhe von einigen Hundert Euro.

Diese Hermann-Lietz-Schule, Deutschlands einziges Inselinternat, kann bei Härtefällen auf eine Stiftung zurückgreifen. 'Wir haben einen Etat für Stipendien zur Verfügung', sagt Geschäftsführer Florian Fock, der auch die Schule leitet. 'Zuschüsse sind unterschiedlich hoch und hängen von individuellen Bedürfnissen ab.'

Zurzeit besuchen 90 Kinder das Internat, dessen Oberstufenschüler sechs Monate lang mit einem Segelschiff auf Törn gehen können und neben der gymnasialen Ausbildung seemännische Kenntnisse sowie Unterricht im sozialen Umgang auf begrenztem Raum erwerben. 'Aktuell bekommen fünf unserer Schüler ein Stipendium, eines davon ein Vollstipendium', sagt Fock. Zusätzlich erhielten 20 Kinder Unterstützung vom Jugendamt. Ausschlaggebend für die Stiftung seien soziale Kriterien und schulische Leistungen. 'Wir erwarten keine Spitzennoten', beruhigt Fock. Die Kinder sollten sich aber auf einem der drei von der Schule als wertvoll erachteten Felder hervortun: Naturwissenschaften, Kunst oder Musik und natürlich - Segeln.

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