Die Arbeitslosigkeit unter Europas Jugend klettert auf Rekordstände - in Spanien und Griechenland ist jeder zweite unter 25 Jahren ohne Job.
Die jüngsten Zahlen zum Ausmaß der Wirtschaftskrise in Europa sind schockierend: Mehr als 19 Millionen Menschen in der Euro-Zone haben derzeit keine Arbeit - so viele wie noch nie seit Einführung des Euro. Allein in den vergangenen zwölf Monaten haben 1,8 Millionen Menschen ihren Job verloren. Die neueste Statistik europäischer Behörden macht damit endgültig klar: Europa erlebt in diesen Wochen den folgenreichsten sozialen Umbruch seit Jahrzehnten. Eine neue gesellschaftliche Unwucht kann nicht nur Nord und Süd noch weiter auseinandertreiben, sondern auch Reich und Arm. Vor allem aber Alt und Jung.
Denn ausgerechnet die Arbeitslosigkeit unter Europas Jugend hat dramatische Dimensionen angenommen. In Südeuropa, wo die Finanz- und Wirtschaftskrise die tiefsten Spuren hinterlassen hat, wachsen die Arbeitslosenquoten auf kaum fassbare Höchststände: Jeder zweite unter 25 Jahren ist in Spanien und Griechenland mittlerweile ohne Job. In Portugal und Italien hat statistisch gesehen jeder Dritte keine Arbeit. Im Durchschnitt liegt die Jugendarbeitslosigkeit in den 17 Ländern der Euro-Zone bei fast 24 Prozent - Tendenz steigend.
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In Spanien ist mittlerweile jeder zweite unter 25 Jahren ohne Job.
Ausgerechnet die jüngsten Europäer zahlen da den höchsten Preis für eine Krise, die ihnen die alten Eliten des Kontinents eingebrockt haben.
Die neuen Daten machen deutlich, was in Europa im Schatten von Bankenrettung und dem Kampf gegen Staatspleiten zum nächsten Riesenproblem der Regierungen von Lissabon bis Dublin und Reykjavik bis Athen wird: Die ökonomisch folgenreiche Perspektivlosigkeit einer ganzen Generation. Wer heute Ende zwanzig ist, in Spanien oder Griechenland lebt und weder Studien- noch Ausbildungsplatz hat, kann den Einstieg ins Berufsleben leicht für immer verpassen, warnen Experten. Ein Problem, das längst millionenfach auftritt.
Jenseits der persönlichen Schicksale treibt die wachsende Arbeitslosigkeit ganze Volkswirtschaften noch tiefer in die Krise. Sozialausgaben steigen und lasten auf den angeschlagenen Haushalten. Die Gefahr von Altersarmut wächst, weil junge Menschen ohne Einkommen nicht vorsorgen können. Vor allem aber raubt die Jugendarbeitslosigkeit ausgerechnet schwachen Volkswirtschaften jene Wachstumschancen, die sie so dringend brauchen. Denn so kommt die am besten ausgebildete Generation Südeuropas auf dem Arbeitsmarkt nicht zum Zug.
Die Politik spürt die Brisanz des Themas: EU-Arbeitskommissar Laszlo Andor nennt es eine 'Tragödie für Europa'. Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker warnt vor 'Risiken für den sozialen Frieden'. Von einer 'großen Last' spricht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Und dennoch tun Europas Mächtige bislang wenig Konkretes, um den größten Verlierern der Krise zu helfen. Dabei ist Besserung nicht in Sicht. Brüssel rechnet in diesem Jahr mit einem neuen Anstieg der Quoten. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) sieht auch für die nähere Zukunft schwarz. Selbst in fünf Jahren werde die Erwerbsquote der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Krisenländern noch nicht annähernd das Vorkrisenniveau erreichen.
Millionen Arbeitslose, die von der Gesellschaft das Signal bekommen, nicht gebraucht zu werden - in Europa tickt eine Zeitbombe. Angesichts der Dimension des Problems müsste es einen Aufschrei in der Politik geben, doch es bleibt gespenstisch still. Wohl auch, weil den Jugendlichen die Lobby fehlt. Befristete Jobs und Gelegenheitsarbeiten lassen sie durchs Raster der Organisation in Gewerkschaften fallen. Und so scheinen Rettungspläne für Banken und löchrige Haushalte vielen Regierungen wichtiger als Rettungspläne für Jugendliche.
Immerhin, es gibt erste Ansätze: Die EU fordert von ihren Mitgliedsländern die Einhaltung einer Jobgarantie. Sechs Milliarden Euro stehen für die Programme in den nächsten sieben Jahren bereit. Nach vier Monaten Arbeitslosigkeit soll Jugendlichen eine Perspektive geboten werden - wenigstens ein Praktikum. Doch der Beschluss von Anfang März ist nur eine Empfehlung an die Regierungen und verpflichtet sie zu nichts.
Dass Hilfen gut investiert wären und die Jugend Europas viel Hoffnung liefern kann, zeigt das Beispiel Island. Die Inselrepublik in Nordeuropa war der erste Staat der Euro-Zone, den die Finanzkrise erwischte. Und nun ist er auch der erste, in dem eine neue Generation das Land umkrempelt. Die alten Eliten mussten ihre Ämter verlassen. Der ehemalige Ministerpräsident steht vor Gericht, die Schulden sind abgeschrieben. Und Reykjaviks neuer Bürgermeister? Ein Punkrocker.
Die jüngsten Zahlen zum Ausmaß der Wirtschaftskrise in Europa sind schockierend: Mehr als 19 Millionen Menschen in der Euro-Zone haben derzeit keine Arbeit - so viele wie noch nie seit Einführung des Euro. Allein in den vergangenen zwölf Monaten haben 1,8 Millionen Menschen ihren Job verloren. Die neueste Statistik europäischer Behörden macht damit endgültig klar: Europa erlebt in diesen Wochen den folgenreichsten sozialen Umbruch seit Jahrzehnten. Eine neue gesellschaftliche Unwucht kann nicht nur Nord und Süd noch weiter auseinandertreiben, sondern auch Reich und Arm. Vor allem aber Alt und Jung.
Denn ausgerechnet die Arbeitslosigkeit unter Europas Jugend hat dramatische Dimensionen angenommen. In Südeuropa, wo die Finanz- und Wirtschaftskrise die tiefsten Spuren hinterlassen hat, wachsen die Arbeitslosenquoten auf kaum fassbare Höchststände: Jeder zweite unter 25 Jahren ist in Spanien und Griechenland mittlerweile ohne Job. In Portugal und Italien hat statistisch gesehen jeder Dritte keine Arbeit. Im Durchschnitt liegt die Jugendarbeitslosigkeit in den 17 Ländern der Euro-Zone bei fast 24 Prozent - Tendenz steigend.

In Spanien ist mittlerweile jeder zweite unter 25 Jahren ohne Job.
Ausgerechnet die jüngsten Europäer zahlen da den höchsten Preis für eine Krise, die ihnen die alten Eliten des Kontinents eingebrockt haben.
Die neuen Daten machen deutlich, was in Europa im Schatten von Bankenrettung und dem Kampf gegen Staatspleiten zum nächsten Riesenproblem der Regierungen von Lissabon bis Dublin und Reykjavik bis Athen wird: Die ökonomisch folgenreiche Perspektivlosigkeit einer ganzen Generation. Wer heute Ende zwanzig ist, in Spanien oder Griechenland lebt und weder Studien- noch Ausbildungsplatz hat, kann den Einstieg ins Berufsleben leicht für immer verpassen, warnen Experten. Ein Problem, das längst millionenfach auftritt.
Jenseits der persönlichen Schicksale treibt die wachsende Arbeitslosigkeit ganze Volkswirtschaften noch tiefer in die Krise. Sozialausgaben steigen und lasten auf den angeschlagenen Haushalten. Die Gefahr von Altersarmut wächst, weil junge Menschen ohne Einkommen nicht vorsorgen können. Vor allem aber raubt die Jugendarbeitslosigkeit ausgerechnet schwachen Volkswirtschaften jene Wachstumschancen, die sie so dringend brauchen. Denn so kommt die am besten ausgebildete Generation Südeuropas auf dem Arbeitsmarkt nicht zum Zug.
Die Politik spürt die Brisanz des Themas: EU-Arbeitskommissar Laszlo Andor nennt es eine 'Tragödie für Europa'. Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker warnt vor 'Risiken für den sozialen Frieden'. Von einer 'großen Last' spricht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Und dennoch tun Europas Mächtige bislang wenig Konkretes, um den größten Verlierern der Krise zu helfen. Dabei ist Besserung nicht in Sicht. Brüssel rechnet in diesem Jahr mit einem neuen Anstieg der Quoten. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) sieht auch für die nähere Zukunft schwarz. Selbst in fünf Jahren werde die Erwerbsquote der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Krisenländern noch nicht annähernd das Vorkrisenniveau erreichen.
Millionen Arbeitslose, die von der Gesellschaft das Signal bekommen, nicht gebraucht zu werden - in Europa tickt eine Zeitbombe. Angesichts der Dimension des Problems müsste es einen Aufschrei in der Politik geben, doch es bleibt gespenstisch still. Wohl auch, weil den Jugendlichen die Lobby fehlt. Befristete Jobs und Gelegenheitsarbeiten lassen sie durchs Raster der Organisation in Gewerkschaften fallen. Und so scheinen Rettungspläne für Banken und löchrige Haushalte vielen Regierungen wichtiger als Rettungspläne für Jugendliche.
Immerhin, es gibt erste Ansätze: Die EU fordert von ihren Mitgliedsländern die Einhaltung einer Jobgarantie. Sechs Milliarden Euro stehen für die Programme in den nächsten sieben Jahren bereit. Nach vier Monaten Arbeitslosigkeit soll Jugendlichen eine Perspektive geboten werden - wenigstens ein Praktikum. Doch der Beschluss von Anfang März ist nur eine Empfehlung an die Regierungen und verpflichtet sie zu nichts.
Dass Hilfen gut investiert wären und die Jugend Europas viel Hoffnung liefern kann, zeigt das Beispiel Island. Die Inselrepublik in Nordeuropa war der erste Staat der Euro-Zone, den die Finanzkrise erwischte. Und nun ist er auch der erste, in dem eine neue Generation das Land umkrempelt. Die alten Eliten mussten ihre Ämter verlassen. Der ehemalige Ministerpräsident steht vor Gericht, die Schulden sind abgeschrieben. Und Reykjaviks neuer Bürgermeister? Ein Punkrocker.