'Das Schweigen der Lämmer' startet als US-Serie.
Im Fernsehen herrscht eine hervorragende internationale Arbeitsteilung: Die amerikanische Serie kümmert sich um die interessanten Freaks (koksende Werbekomponisten, Mentalisten, Autisten, Knochenjäger und Mafiosi), und Deutschland zeigt die Banalität des Öden: Ärzte, Nonnen, Winzer, Förster und Polizeibeamte. Mit Hannibal, einer soeben auf dem US-Sender NBC gestarteten Serie über den bekannten Serienkiller 'Hannibal the Cannibal' könnte nun endlich ein Werk gelingen, dessen Heimat irgendwo dazwischen liegt - mitten über dem Atlantik.
Denn zum einen wird Hannibal Lecter diesmal nicht von Anthony Hopkins gespielt (wie in dem Film Das Schweigen der Lämmer von 1991), sondern von dem Dänen Mads Mikkelsen - und bekanntlich machen die Dänen ja zur Zeit die Serien, von denen man in Deutschland nur träumt. Zum andern geht es eben um einen Serienkiller. Beides wird dazu führen, dass Hannibal sehr schnell auch in Deutschland Furore machen wird. Über den üblichen Weg der DVD-Box - oder vorher in der Grauzone des Internets. Donnerstags läuft die Serie auf NBC, tags drauf auf den einschlägigen Websites, die es mit dem Urheberrecht nicht ganz so genau nehmen.
Bei den Serienkillern unterscheidet der Filmwissenschaftler Richard Dyer grundsätzlich zwei Typen: den Unter- und den Überangepassten. Der Unterangepasste bewegt sich an den Rändern der Gesellschaft und ist zumeist sexuell 'anders', der Überangepasste dagegen identifiziert sich auf übertriebene Weise mit den konventionellen Normen und Werten. Er ist, anders gesagt, eine Art Deutscher.
Typen wie Jame Gumb aus Das Schweigen der Lämmer sind unterangepasst: Sie morden, weil sie eigentlich lieber einen Frauenkörper hätten und ihn sich auf diese Weise besorgen. Der Täter aus David Finchers Film Sieben dagegen kämpft mit seinen Morden gegen die Ausbreitung der sieben Todsünden und will eine Art christliche Ethik durchsetzen - das ist offensichtlich ein bisschen überangepasst. Hannibal Lecter wird - in der Vorlage von Thomas Harris wie auch im Film und in der Serie - nun zumeist als der zweite Typus dargestellt: Bei ihm versagt das psychologische Profiling, weil er gar nicht wirklich krank ist. Stattdessen wirkt er zivilisiert, intelligent und eloquent - also im Grunde wie ein besserer deutscher Polizeibeamter. Nur dass er eben gleichzeitig ein Mörder und totaler Freak ist, was einer Anstellung bei der SOKO Bad Salzuflen im ZDF vermutlich im Wege stehen würde.
Genau diese Ambivalenz treibt Mads Mikkelsen wunderbar auf die Spitze. Anders als Hopkins macht er einen so fischig-glatten, völlig unergründlichen Eindruck, sodass man nie genau weiß: Denkt er gerade an die Steuererklärung oder an eine neue Soße aus Menschenlunge? Für Zimperliche ist der Kannibalenhumor der Serie jedenfalls nichts: Die Folgen heißen 'Apéritif' oder 'Entrée', es gibt ausführliche Kochszenen und Lecter sagt gerne zweideutige Sätze zu seinen Gästen wie: 'It"s nice to have old friends for dinner.'
Die wahre Hauptfigur ist allerdings Lecters Gegenspieler, der Profiler Will Graham (Hugh Dancy). Er ist eher der unterangepasst amerikanischer Typ, der über sich selbst sagt: 'Mein Pferd grast näher bei Asperger und Autismus als bei Narzissten und Soziopathen.' In die Psyche der Mörder kann er sich trotzdem so gut hineinversetzen, dass die Show gleich alles zurückspult und ihn die Taten in seiner Vorstellung noch einmal begehen lässt. Was im deutschen Fernsehen natürlich unmöglich wäre, nicht nur weil die Effekte zu teuer sind, sondern auch weil ein deutscher Beamter natürlich niemals eine größere Meise hätte als der Killer.
Braucht die Welt also wirklich auch noch dieses Serienmörderdrama? Nach Dexter, nach Bates Motel, nach Criminal Minds, nach Sieben und nach Das Schweigen der Lämmer. Na ja, vielleicht als Nachspeise.
Im Fernsehen herrscht eine hervorragende internationale Arbeitsteilung: Die amerikanische Serie kümmert sich um die interessanten Freaks (koksende Werbekomponisten, Mentalisten, Autisten, Knochenjäger und Mafiosi), und Deutschland zeigt die Banalität des Öden: Ärzte, Nonnen, Winzer, Förster und Polizeibeamte. Mit Hannibal, einer soeben auf dem US-Sender NBC gestarteten Serie über den bekannten Serienkiller 'Hannibal the Cannibal' könnte nun endlich ein Werk gelingen, dessen Heimat irgendwo dazwischen liegt - mitten über dem Atlantik.
Denn zum einen wird Hannibal Lecter diesmal nicht von Anthony Hopkins gespielt (wie in dem Film Das Schweigen der Lämmer von 1991), sondern von dem Dänen Mads Mikkelsen - und bekanntlich machen die Dänen ja zur Zeit die Serien, von denen man in Deutschland nur träumt. Zum andern geht es eben um einen Serienkiller. Beides wird dazu führen, dass Hannibal sehr schnell auch in Deutschland Furore machen wird. Über den üblichen Weg der DVD-Box - oder vorher in der Grauzone des Internets. Donnerstags läuft die Serie auf NBC, tags drauf auf den einschlägigen Websites, die es mit dem Urheberrecht nicht ganz so genau nehmen.
Bei den Serienkillern unterscheidet der Filmwissenschaftler Richard Dyer grundsätzlich zwei Typen: den Unter- und den Überangepassten. Der Unterangepasste bewegt sich an den Rändern der Gesellschaft und ist zumeist sexuell 'anders', der Überangepasste dagegen identifiziert sich auf übertriebene Weise mit den konventionellen Normen und Werten. Er ist, anders gesagt, eine Art Deutscher.
Typen wie Jame Gumb aus Das Schweigen der Lämmer sind unterangepasst: Sie morden, weil sie eigentlich lieber einen Frauenkörper hätten und ihn sich auf diese Weise besorgen. Der Täter aus David Finchers Film Sieben dagegen kämpft mit seinen Morden gegen die Ausbreitung der sieben Todsünden und will eine Art christliche Ethik durchsetzen - das ist offensichtlich ein bisschen überangepasst. Hannibal Lecter wird - in der Vorlage von Thomas Harris wie auch im Film und in der Serie - nun zumeist als der zweite Typus dargestellt: Bei ihm versagt das psychologische Profiling, weil er gar nicht wirklich krank ist. Stattdessen wirkt er zivilisiert, intelligent und eloquent - also im Grunde wie ein besserer deutscher Polizeibeamter. Nur dass er eben gleichzeitig ein Mörder und totaler Freak ist, was einer Anstellung bei der SOKO Bad Salzuflen im ZDF vermutlich im Wege stehen würde.
Genau diese Ambivalenz treibt Mads Mikkelsen wunderbar auf die Spitze. Anders als Hopkins macht er einen so fischig-glatten, völlig unergründlichen Eindruck, sodass man nie genau weiß: Denkt er gerade an die Steuererklärung oder an eine neue Soße aus Menschenlunge? Für Zimperliche ist der Kannibalenhumor der Serie jedenfalls nichts: Die Folgen heißen 'Apéritif' oder 'Entrée', es gibt ausführliche Kochszenen und Lecter sagt gerne zweideutige Sätze zu seinen Gästen wie: 'It"s nice to have old friends for dinner.'
Die wahre Hauptfigur ist allerdings Lecters Gegenspieler, der Profiler Will Graham (Hugh Dancy). Er ist eher der unterangepasst amerikanischer Typ, der über sich selbst sagt: 'Mein Pferd grast näher bei Asperger und Autismus als bei Narzissten und Soziopathen.' In die Psyche der Mörder kann er sich trotzdem so gut hineinversetzen, dass die Show gleich alles zurückspult und ihn die Taten in seiner Vorstellung noch einmal begehen lässt. Was im deutschen Fernsehen natürlich unmöglich wäre, nicht nur weil die Effekte zu teuer sind, sondern auch weil ein deutscher Beamter natürlich niemals eine größere Meise hätte als der Killer.
Braucht die Welt also wirklich auch noch dieses Serienmörderdrama? Nach Dexter, nach Bates Motel, nach Criminal Minds, nach Sieben und nach Das Schweigen der Lämmer. Na ja, vielleicht als Nachspeise.