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Gefährlich gratis

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Es gibt Dinge, bei denen jeder sofort einsieht, dass sie auch etwas mehr kosten dürfen - wenn sie denn besser sind: Autos. Möbel. Klamotten. Und dann gibt es Dinge, die es doch bitte zum Einheitspreis geben soll: einmal zahlen, immer nutzen. Das betrifft alles, was aus dem Internet kommt.

Das Netz war lange ein Laboratorium für neue Unternehmen mit neuen Ideen und auch einer neuen Art, Geld zu verdienen. So wertvoll dies für die Gesellschaft war, so dramatisch ist die Anspruchshaltung, die viele dabei entwickelt haben. Nun, da das Netz an seine Grenzen stößt, wird klar: Auch im Internet gibt es nicht alles zum Nulltarif. Das jedenfalls ist die Position der Telekom, die bei hohem Datenverbrauch von Mai an eine Tempobremse einziehen will. Die Netzgemeinde ist empört.



Die geplante Daten-Drosselung sorgt für massive Kritik

Tatsächlich gibt es bei diesen Plänen einen pikanten Punkt: Ausgenommen von der Drosselung sind nämlich all jene Daten, die bei Entertain anfallen, dem Fernseh- und Filmangebot der Telekom im Internet. Der Grund: Die Telekom will gegenüber den mächtigen US-Rivalen wie Apple oder Amazon, die ihrerseits mit im Netz übertragenen Filmen um Kundschaft buhlen, mit attraktiven Preisen punkten. Und weil die Telekom die dafür nötigen Internetanschlüsse stellt, bremst sie zugleich kleinere Anbieter, die ähnliches vorhaben.

Der Bonner Konzern steht vor einem Dilemma: Während die Telekom, wie andere Netzanbieter auch, die Kosten für den Ausbau der überlasteten Leitungen tragen muss, schöpfen die Internetkonzerne die Gewinne ab. Das ist ein Dilemma. Wie man es lösen kann, darauf wissen auch jene keine Antwort, die nun so eindringlich davor warnen, dass die Telekom aus dem einst egalitären Internet eine Zweiklassengesellschaft mache. All die Shitstorms bringen in der Sache wenig, sie sind sogar heuchlerisch. Auch bislang ging es im Netz längst nicht so gerecht zu, wie der Schlachtruf 'Gleiches Recht für alle!' suggeriert. Etwa drei Prozent der Kundschaft verursacht bei der Telekom derzeit etwa die Hälfte des in den Netzen anfallenden Datenverkehrs. Mit der Flatrate subventionieren also die, die wenig im Netz machen, jene, die dort viel nutzen. Und weil das für die großen Datenschlucker bequem ist, sind sie es, die nun so laut auf die Telekom schimpfen.

Wer es gewohnt ist, dass ein schneller Internetanschluss kaum etwas kostet, der wird damit auch nicht sonderlich sorgsam umgehen. Viele wissen, dass Wasser knapp ist. Mit dem Sparen beginnen sie aber erst, wenn eine hohe Rechnung ins Haus flattert. Doch auch Bandbreite ist ein knappes Gut. Das ahnt, wer sich einmal umsieht, wie viele Geräte sich inzwischen ins Netz einwählen, wie groß das Angebot der dortigen Dienste ist.

Dabei geht es längst nicht nur um die Frage, wer wie schnell im Netz surfen kann. Es geht auch darum, was man dort nutzt: Karten, Musik, Filme, Zeitungen, all das soll bitteschön umsonst sein. Daran haben sich die meisten gewöhnt. Es ist aber ein Trugschluss. Gewiss, viele Branchen haben die Gratiskultur, die sie nun beklagen, selbst zu verantworten. Weil sie geglaubt haben, dass Reichweite alles ist und deshalb ihre Produkte verschenkt haben. Weil sie ihren Kunden keine guten Angebote gemacht haben. Und auch weil sie nicht immer offen gelegt haben, wer wirklich die Rechnung zahlt für all das, was nur auf den ersten Blick kostenlos ist.

Bei Google gibt es Karten, Computerprogramme, Filme, Wetterprognosen - alles umsonst. Geld verdient Google mit Werbung. Kunden zahlen also mit ihren Daten statt mit Euro. Und Amazon kann seine digitalen Bücher und Filme nur durch die schiere Größe so günstig anbieten. Dabei bleiben Vielfalt und auch, wie sich kürzlich zeigte, die Rechte der Mitarbeiter auf der Strecke.

Die Flatrate ist angenehm für jeden, der im Netz surft. Die Rechnung zahlen andere.

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