Sie nannten ihn verrückt: Mitten in der Großen Depression steckte Walt Disney ein Vermögen in unnütze Trickfilme. Solche Schnapsideen machten ihn zur Legende
Jeder, der einmal Kind war, kann die Geschichte von Walt Disney mit wenigen Worten erzählen: Micky Maus, Schneewittchen, Disneyland. Wer vergessen hat, dass er einmal Kind war, der kennt wahrscheinlich ein paar Zahlen: Die Walt Disney Company setzt pro Jahr mehr als 42 Milliarden US-Dollar um, erzielt einen Gewinn von zehn Milliarden Euro und beschäftigt weltweit mehr als 150000 Menschen.
Und wessen Kindheit schon 80 Jahre her ist, der kann sogar davon berichten, dass Walt Disney sein Vermögen verdiente in einer Zeit, in der sich die meisten nicht einmal das Nötigste leisten konnten - und mit einer Idee, die man in Hollywood als Disneys Torheit bezeichnete: Mitten in einer gigantischen Wirtschaftskrise verdiente Disney ein Vermögen mit der Schnapsidee, einen abendfüllenden Trickfilm in die Kinos zu bringen.
Doch zuerst kam die Maus. Disney sagte über sie: 'Ich hoffe, dass niemals vergessen wird, dass alles mit einer kleinen Maus anfing.' Der 1901 in Chicago geborene Disney hatte sich zuvor in Kansas City als Karikaturist, Lastwagenfahrer und Comiczeichner durchgeschlagen, ehe er in Hollywood erste Erfolge mit der Figur Oswald the Lucky Rabbit feierte. Allerdings verlor er nicht nur die Rechte am frechen Hasen an Universal Pictures, sondern auch die besten Zeichner. Er brauchte eine neue Idee, ein neues Projekt, eine neue Figur. Gemeinsam mit Ub Iwerks erschuf er 1928 das Geschöpf mit den roten Shorts, den gelben Schuhen und den weißen Handschuhen. Iwerks zeichnete, Disney verlieh Mickey Mouse mit immer neuen Forderungen nach Details Charakter - und bis zum Jahr 1947 auch seine Stimme.
Mickey wurde nach einigen Misserfolgen wie 'Plane Crazy' und 'The Gallopin" Gaucho' durch Kurzfilme wie 'Steamboat Willie' und 'The Karnival Kid' zur populärsten Comicfigur in den Vereinigten Staaten. Walt Disney bekam 1932 den Ehren-Oscar für seine Kreation. Ja, er verdiente Geld, allerdings kein Vermögen. Wenn er etwas verdiente, dann investierte er stets in das nächste Projekt: 'Ich mache keine Filme, um Geld zu verdienen - ich verdiene Geld, um Filme machen zu können.' Als Disney gar einen abendfüllenden Trickfilm produzieren wollte, versuchten sein Bruder Roy und seine Frau Lillian, ihm das Projekt auszureden - und als Disney 1934 in der New York Times verkündete, mit der Produktion längst begonnen zu haben, da wurde er in Hollywood als Tölpel und Hasardeur hingestellt. Weil ihm kaum jemand Geld geben wollte, belieh Disney sein Haus, um die gigantischen Kosten von 1,5 Millionen Dollar aufzubringen. Nach mehr als drei Jahren Produktionszeit und mehr als 400000 gezeichneten Seiten kam der Film am 21. Dezember 1937 in die Kinos. Bei einem Flop wäre Disney, dieser Träumer, ruiniert.
Zur Premiere kamen Charlie Chaplin, Cary Grant und Shirley Temple ins Carthay Circle Theater. Auch sonst wollten viele den Film sehen: 'Schneewittchen und die sieben Zwerge' setzte 1938 mehr als acht Millionen Dollar um, was heute mehr als 100 Millionen Euro entspricht. Als die Wirtschaftskrise viele Menschen bettelarm machte, da wurde Walt Disney steinreich. Er bekam für den Film eine Oscar-Statue in Originalgröße (und sieben Miniaturen).
Mit seinem Vermögen leitete er das Goldene Zeitalter der Animation ein. Es folgten 'Pinocchio', 'Bambi', 'Alice im Wunderland', 'Fantasia'. Natürlich gab es weitere Kurzfilme mit Mickey Mouse und mit der neuen Figur Donald Duck. Disney meinte, man dürfe sich nie auf einer Idee ausruhen. Als ihm sein Zeichner Carl Barks auf dem Parkplatz eine cholerische Ente vorschlug, sagte er deshalb: 'Wissen Sie was, Carl? Ich halte das für eine ganz wunderbare Idee.'
Walt Disney war ein kleines Kind im Süßwarenladen. Irgendwann entdeckte er ganz oben im Regal einen riesigen Lolli - und obwohl seine Freunde sagten, er würde daran ersticken, griff er zu. 'Wir taten es in dem Wissen, dass die meisten Menschen glaubten, es würde eine finanzielle Katastrophe, nach einem Jahr zugesperrt und vergessen', erzählte Disney später. 'Ich habe jeden Cent meines Besitzes in dieses Projekt gesteckt und selbst meine Lebensversicherung als Garantie hinterlassen. Warum? Weil wir es wollten.' Am 17. Juli 1955 öffnete Disneyland seine Pforten.
Am Eingang hängt noch heute ein Schild: 'Du verlässt hier das Heute und betrittst die Welt von gestern, morgen und der Fantasie.' Wer wissen will, wie Disney sein Unternehmen strukturierte und warum er so verdammt reich wurde, der sollte einen Tag in diesem Vergnügungspark im Südosten von Los Angeles verbringen. Der sollte auf dieses gigantische Parkhaus zufahren und ins Schwitzen geraten, weil 50000 Menschen die gleiche Idee hatten. Um dann verblüfft festzustellen, dass man in diesem Parkhaus nicht in endlosen Spiralen nach oben fährt, sondern direkt vom Erdgeschoss in den fünften Stock - auf das 'Daisy-Deck'. Hier fährt man auch nicht in einem Fahrstuhl nach unten, sondern auf einer 200 Meter langen Rolltreppe.
Das sind Details, gewiss, doch Disneyland ist voller Details: Wenn auf der Main Street eine Big Band mit Goofy auftritt, dann haben Mitarbeiter kurz zuvor Markierungen am Boden angebracht, wo jeder zu stehen hat - und keine 20 Sekunden nach dem Spektakel sind die Markierungen wieder verschwunden. Die für 18.15 Uhr angekündigte Parade beginnt um 18.15 Uhr und Donald Duck ist auch dann noch Donald Duck, wenn sein Fototermin vorbei ist und er auf dem Weg zur Umkleidekabine um ein Bild gebeten wird. Müll auf dem Boden sieht nur, wer sein Eispapier fallen lässt und zehn Sekunden wartet, bis es ein Mitarbeiter wegräumt. Am Ende des Tages mag eine Familie mehr als 600 Euro ausgegeben haben - für was eigentlich? Aber wenn sie mit dem Auto direkt vom fünften Stock auf den Freeway fährt, dann stehen die Chancen gut, dass sie diesen Tag einen der besten in der Familiengeschichte nennt.
Disney legte Wert auf Details, ob nun in seinen Filmen oder seinen Vergnügungsparks. Alles musste perfekt sein - und wer es nicht war, der wurde entlassen. Auf diese Weise revolutionierte er nicht nur die Unterhaltungsbranche, er wurde nebenbei auch sagenhaft reich: Als er 1966 starb, hinterließ er rund fünf Milliarden Dollar. Und Disney wurde zu einem Vorbild für viele Unternehmer: Nicht die schnellste oder billigste Lösung ist die beste, sondern: Die beste Lösung ist die beste. Denn nur wenn ein Produkt perfekt ist, bezahlen die Leute viel Geld. In Ideen, an die er glaubte, investierte Walt Disney alles, was er hatte - bis es so gut war, dass sich die Investition auszahlte.
Der Nachrichtensender CNN erstellte einmal eine Liste mit Menschen, die in der Großen Depression ein Vermögen machten. Darauf stehen: Babe Ruth, Baseballspieler. James Cagney, Schauspieler. Charles Darrow, Erfinder des Gesellschaftsspiels Monopoly. Und Walt Disney. Keiner von ihnen produzierte Lebenswichtiges. Sie alle verkauften, was die Menschen unbedingt wollten.
Jeder, der einmal Kind war, kann die Geschichte von Walt Disney mit wenigen Worten erzählen: Micky Maus, Schneewittchen, Disneyland. Wer vergessen hat, dass er einmal Kind war, der kennt wahrscheinlich ein paar Zahlen: Die Walt Disney Company setzt pro Jahr mehr als 42 Milliarden US-Dollar um, erzielt einen Gewinn von zehn Milliarden Euro und beschäftigt weltweit mehr als 150000 Menschen.
Und wessen Kindheit schon 80 Jahre her ist, der kann sogar davon berichten, dass Walt Disney sein Vermögen verdiente in einer Zeit, in der sich die meisten nicht einmal das Nötigste leisten konnten - und mit einer Idee, die man in Hollywood als Disneys Torheit bezeichnete: Mitten in einer gigantischen Wirtschaftskrise verdiente Disney ein Vermögen mit der Schnapsidee, einen abendfüllenden Trickfilm in die Kinos zu bringen.
Doch zuerst kam die Maus. Disney sagte über sie: 'Ich hoffe, dass niemals vergessen wird, dass alles mit einer kleinen Maus anfing.' Der 1901 in Chicago geborene Disney hatte sich zuvor in Kansas City als Karikaturist, Lastwagenfahrer und Comiczeichner durchgeschlagen, ehe er in Hollywood erste Erfolge mit der Figur Oswald the Lucky Rabbit feierte. Allerdings verlor er nicht nur die Rechte am frechen Hasen an Universal Pictures, sondern auch die besten Zeichner. Er brauchte eine neue Idee, ein neues Projekt, eine neue Figur. Gemeinsam mit Ub Iwerks erschuf er 1928 das Geschöpf mit den roten Shorts, den gelben Schuhen und den weißen Handschuhen. Iwerks zeichnete, Disney verlieh Mickey Mouse mit immer neuen Forderungen nach Details Charakter - und bis zum Jahr 1947 auch seine Stimme.
Mickey wurde nach einigen Misserfolgen wie 'Plane Crazy' und 'The Gallopin" Gaucho' durch Kurzfilme wie 'Steamboat Willie' und 'The Karnival Kid' zur populärsten Comicfigur in den Vereinigten Staaten. Walt Disney bekam 1932 den Ehren-Oscar für seine Kreation. Ja, er verdiente Geld, allerdings kein Vermögen. Wenn er etwas verdiente, dann investierte er stets in das nächste Projekt: 'Ich mache keine Filme, um Geld zu verdienen - ich verdiene Geld, um Filme machen zu können.' Als Disney gar einen abendfüllenden Trickfilm produzieren wollte, versuchten sein Bruder Roy und seine Frau Lillian, ihm das Projekt auszureden - und als Disney 1934 in der New York Times verkündete, mit der Produktion längst begonnen zu haben, da wurde er in Hollywood als Tölpel und Hasardeur hingestellt. Weil ihm kaum jemand Geld geben wollte, belieh Disney sein Haus, um die gigantischen Kosten von 1,5 Millionen Dollar aufzubringen. Nach mehr als drei Jahren Produktionszeit und mehr als 400000 gezeichneten Seiten kam der Film am 21. Dezember 1937 in die Kinos. Bei einem Flop wäre Disney, dieser Träumer, ruiniert.
Zur Premiere kamen Charlie Chaplin, Cary Grant und Shirley Temple ins Carthay Circle Theater. Auch sonst wollten viele den Film sehen: 'Schneewittchen und die sieben Zwerge' setzte 1938 mehr als acht Millionen Dollar um, was heute mehr als 100 Millionen Euro entspricht. Als die Wirtschaftskrise viele Menschen bettelarm machte, da wurde Walt Disney steinreich. Er bekam für den Film eine Oscar-Statue in Originalgröße (und sieben Miniaturen).
Mit seinem Vermögen leitete er das Goldene Zeitalter der Animation ein. Es folgten 'Pinocchio', 'Bambi', 'Alice im Wunderland', 'Fantasia'. Natürlich gab es weitere Kurzfilme mit Mickey Mouse und mit der neuen Figur Donald Duck. Disney meinte, man dürfe sich nie auf einer Idee ausruhen. Als ihm sein Zeichner Carl Barks auf dem Parkplatz eine cholerische Ente vorschlug, sagte er deshalb: 'Wissen Sie was, Carl? Ich halte das für eine ganz wunderbare Idee.'
Walt Disney war ein kleines Kind im Süßwarenladen. Irgendwann entdeckte er ganz oben im Regal einen riesigen Lolli - und obwohl seine Freunde sagten, er würde daran ersticken, griff er zu. 'Wir taten es in dem Wissen, dass die meisten Menschen glaubten, es würde eine finanzielle Katastrophe, nach einem Jahr zugesperrt und vergessen', erzählte Disney später. 'Ich habe jeden Cent meines Besitzes in dieses Projekt gesteckt und selbst meine Lebensversicherung als Garantie hinterlassen. Warum? Weil wir es wollten.' Am 17. Juli 1955 öffnete Disneyland seine Pforten.
Am Eingang hängt noch heute ein Schild: 'Du verlässt hier das Heute und betrittst die Welt von gestern, morgen und der Fantasie.' Wer wissen will, wie Disney sein Unternehmen strukturierte und warum er so verdammt reich wurde, der sollte einen Tag in diesem Vergnügungspark im Südosten von Los Angeles verbringen. Der sollte auf dieses gigantische Parkhaus zufahren und ins Schwitzen geraten, weil 50000 Menschen die gleiche Idee hatten. Um dann verblüfft festzustellen, dass man in diesem Parkhaus nicht in endlosen Spiralen nach oben fährt, sondern direkt vom Erdgeschoss in den fünften Stock - auf das 'Daisy-Deck'. Hier fährt man auch nicht in einem Fahrstuhl nach unten, sondern auf einer 200 Meter langen Rolltreppe.
Das sind Details, gewiss, doch Disneyland ist voller Details: Wenn auf der Main Street eine Big Band mit Goofy auftritt, dann haben Mitarbeiter kurz zuvor Markierungen am Boden angebracht, wo jeder zu stehen hat - und keine 20 Sekunden nach dem Spektakel sind die Markierungen wieder verschwunden. Die für 18.15 Uhr angekündigte Parade beginnt um 18.15 Uhr und Donald Duck ist auch dann noch Donald Duck, wenn sein Fototermin vorbei ist und er auf dem Weg zur Umkleidekabine um ein Bild gebeten wird. Müll auf dem Boden sieht nur, wer sein Eispapier fallen lässt und zehn Sekunden wartet, bis es ein Mitarbeiter wegräumt. Am Ende des Tages mag eine Familie mehr als 600 Euro ausgegeben haben - für was eigentlich? Aber wenn sie mit dem Auto direkt vom fünften Stock auf den Freeway fährt, dann stehen die Chancen gut, dass sie diesen Tag einen der besten in der Familiengeschichte nennt.
Disney legte Wert auf Details, ob nun in seinen Filmen oder seinen Vergnügungsparks. Alles musste perfekt sein - und wer es nicht war, der wurde entlassen. Auf diese Weise revolutionierte er nicht nur die Unterhaltungsbranche, er wurde nebenbei auch sagenhaft reich: Als er 1966 starb, hinterließ er rund fünf Milliarden Dollar. Und Disney wurde zu einem Vorbild für viele Unternehmer: Nicht die schnellste oder billigste Lösung ist die beste, sondern: Die beste Lösung ist die beste. Denn nur wenn ein Produkt perfekt ist, bezahlen die Leute viel Geld. In Ideen, an die er glaubte, investierte Walt Disney alles, was er hatte - bis es so gut war, dass sich die Investition auszahlte.
Der Nachrichtensender CNN erstellte einmal eine Liste mit Menschen, die in der Großen Depression ein Vermögen machten. Darauf stehen: Babe Ruth, Baseballspieler. James Cagney, Schauspieler. Charles Darrow, Erfinder des Gesellschaftsspiels Monopoly. Und Walt Disney. Keiner von ihnen produzierte Lebenswichtiges. Sie alle verkauften, was die Menschen unbedingt wollten.