Computer werden unser Leben in Zukunft mehr denn je bestimmen, nur sehen wird man sie nicht mehr - sie verschwinden in der Umgebung.
Robert Scoble ist ein Mann fürs Digitale. Nicht bloß, weil der Technik-Blogger seit vielen Jahren darüber schreibt, sondern auch deshalb, weil er wie die digitale Technik selbst meist nur zwei Zustände kennt: Entweder etwas begeistert ihn voll und ganz oder er findet es Mist. Eins oder Null. Vor kurzem hat Scoble ein Modell der Datenbrille Glass von Google bekommen. Und ist voll entflammt: Keinen einzigen Tag mehr, verkündete er nach einem zweiwöchigen Test im sozialen Netzwerk Google Plus, keinen Tag mehr werde er künftig ohne eine solche Brille verbringen. Und Scoble ist nicht der Einzige. Seit Apples iPhone ist kein solcher Hype mehr um ein Produkt entstanden, das bisher nur an einige wenige Technikexperten und Programmierer ausgeliefert worden ist.
Es ist aber mehr als nur dieses eine Produkt, das diese Aufregung auslöst. Die Brille, begehrt, aber noch nicht verfügbar, ist auch eine - man muss es wohl so nennen - Verheißung. Denn Glass und ähnliche Geräte könnten die Zukunft dessen sein, was man heute als Computer bezeichnet. Ein Gerät, das immer noch Siliziumchips und Batterien enthält wie ein Laptop oder ein iPhone, Mikrofon und Kamera, das aber (fast) aussieht wie eine gewöhnliche Brille. Nur dass auf eine Glasscheibe Informationen wie etwa die Betreffzeilen eingegangener E-Mails projiziert werden. Dass die integrierte Kamera ein Foto oder ein Video aufnimmt, wenn man es ihr per Sprachbefehl mitteilt: 'OK Glass, take a picture.' Schon lange wird davon gesprochen, dass sich die Art und Weise, wie wir mit Computern umgehen, stark verändern werde. Google Glass als Leuchtturmprojekt könnte eine Initialzündung sein.
Die Google Glass zeigt, wie sich Technik in Zukunft in unsere Kleidung und unsere tägliche Umgebung einfügen könnte.
Die Entwicklung, die bis zum wearable computing geführt hat - Computer, die man anziehen kann -, begann recht zaghaft. Zwar konnte man sich etwas Ähnliches vorstellen und - zum Beispiel in den Terminator-Filmen mit dem Virtual-Reality-Blick des kybernetischen Organismus, dargestellt von Arnold Schwarzenegger - auch in Bilder fassen. Aber die Heimcomputer von Anfang der Achtzigerjahre mit ihren Monochrom-Bildschirmen waren davon weit entfernt, waren vor allem bessere Schreibmaschinen. Und was heißt hier schon besser: Man musste halt nicht mehr mit Schere und Klebstoff hantieren, um einen Absatz zu verschieben. Was aus dem Nadeldrucker kam, den Nervensägen eines jeden Büros, sah auch nicht besser aus als auf der schweren Kugelkopfmaschine getippt.Und heute? Kann man auf jedem Schreibtisch-Computer perfekt gestaltete Drucksachen herstellen. Man wird das vielleicht auch in zehn oder 20 Jahren mit ähnlichen Maschinen machen, aber im normalen Leben werden die Computer aus unserem Blickfeld verschwinden. Um unser Leben nur umso intensiver zu bestimmen.
'Wenn ein Handy-Chip in einigen Jahren nur noch die Größe eines Staubkorns hat - wie wird dann ein Smartphone aussehen?', fragt Jen-Hsun Huang, Mitgründer und Chef des Computer-Grafikspezialisten Nvidia. Er ist davon überzeugt, dass sich die computerisierten Geräte, die wir derzeit noch mit uns herumtragen, in unsere Umgebung einfügen werden: In die Kleidung, in die Brille: 'Brillen werden definitiv schlauer werden', sagt er, 'sie werden erkennen, wo wir hinsehen und darauf scharfstellen.' Und ihre Träger mit Daten versorgen.
Googles Brille verbindet sich aber nicht etwa selbst mit dem mobilen Internet, sondern sie baut dazu eine Funkverbindung zu einem Smartphone auf, das man also immer noch dabei haben muss und dessen Akku dadurch leergesaugt wird. Das Gleiche gilt für Uhren-Computer wie etwa die in Italien entwickelte 'I"m Watch'. Man kann zwar damit telefonieren, aber ob es tatsächlich der Ergonomie letzter Schluss ist, sich die Uhr mit ihrem winzigen Lautsprecher ans Ohr zu halten anstelle des Telefons, darf man bezweifeln. Seine Vorteile spielt der Uhren-Computer eher aus, wenn es um schnelle Informationen geht. Anstatt in einer Sitzung oder beim Essen das Handy aus der Tasche zu holen, kann man kurz auf die Uhr sehen, um nachzugucken, wer angerufen hat oder wer eine Mail geschrieben hat.
Glaubt man Menschen wie Huang, sind das Anfangsschwierigkeiten. Und Google-Chef Larry Page verkündet: 'Eines Tages werden wir überrascht sein, dass es zur Computer-Nutzung gehörte, in Taschen danach zu suchen. Wir sind erst bei einem Prozent davon, was möglich ist.' Tatsächlich arbeiten Firmen auf der ganzen Welt daran, dass man Computer verwenden kann, ohne auf Tastaturen einzuhacken oder auf Bildschirmen herumzuschmieren. Die amerikanische Firma Nuance, die auch bei Apples Sprachassistenten Siri mitmischt, hat eine Handy-App vorgestellt, die es erlaubt, die eigene Stimme als biometrisches Passwort zu verwenden. Spracherkennung hält auch in Autos Einzug und im Wohnzimmer. Microsofts Spielekonsole Xbox lässt sich ebenfalls - noch sehr rudimentär - über Sprache und - schon erheblich besser - über Gesten steuern, die mittels einem Zusatzgerät erfasst werden. Microsoft wirbt mit dem 'Körper als Controller', noch allerdings werden die Körperbewegungen in einem eher groben Raster erfasst, die Bewegungen einzelner Finger beispielsweise können noch nicht erkannt werden.
Noch direkter verwirklichen zwei sehr unterschiedliche Projekte das Konzept des Computers zum Anziehen. Ein BH, den eine indische Studentin zusammen mit zwei Kommilitoninnen entwickelt hat, sendet starke Stromstöße aus, wenn die Trägerin attackiert wird; außerdem schickt er eine SMS mit den GPS-Koordinaten an die Polizei oder an Verwandte. Die Kalifornierin Linda Machina hat eine Jacke entwickelt, die als Bedienoberfläche zum Musikmachen am Computer dient. Anstatt eine Maschine zu steuern, interagiert man mit dem eigenen Körper. Zu erfassen, wie es um die Werte des eigenen Körpers steht, ist ein Trend, der die Mobilfunk-Industrie schon seit einigen Jahren elektrisiert. Der Sportartikelhersteller Nike zum Beispiel bietet ein Armband namens Fuel Band, das überwacht, ob man sein Tagespensum an Bewegung erfüllt hat. Das Gerät sieht schick aus, noch kann man sich allerdings darüber streiten, ob der Nutzen den Aufwand schon rechtfertigt.
Die neue Technik verspricht, die Nutzung von Computern intuitiver zu gestalten, doch hat diese neue Intimität mit dem Computer auch seinen Preis: Um zu erraten, was ein Nutzer will, muss der Rechner möglichst viel über ihn wissen. Die Menschen, die in den industrialisierten Ländern schon heute einen Kometenschweif digitaler Datenspuren hinter sich herziehen, werden noch mehr Daten von sich preisgeben müssen, die Möglichkeiten der Überwachung werden somit immer größer. So wichtig es ist, zum Beispiel das mobile Internet auszubauen, so wichtig ist es deshalb auch, den Schutz persönlicher Daten von vornherein mitzubedenken.
Robert Scoble ist ein Mann fürs Digitale. Nicht bloß, weil der Technik-Blogger seit vielen Jahren darüber schreibt, sondern auch deshalb, weil er wie die digitale Technik selbst meist nur zwei Zustände kennt: Entweder etwas begeistert ihn voll und ganz oder er findet es Mist. Eins oder Null. Vor kurzem hat Scoble ein Modell der Datenbrille Glass von Google bekommen. Und ist voll entflammt: Keinen einzigen Tag mehr, verkündete er nach einem zweiwöchigen Test im sozialen Netzwerk Google Plus, keinen Tag mehr werde er künftig ohne eine solche Brille verbringen. Und Scoble ist nicht der Einzige. Seit Apples iPhone ist kein solcher Hype mehr um ein Produkt entstanden, das bisher nur an einige wenige Technikexperten und Programmierer ausgeliefert worden ist.
Es ist aber mehr als nur dieses eine Produkt, das diese Aufregung auslöst. Die Brille, begehrt, aber noch nicht verfügbar, ist auch eine - man muss es wohl so nennen - Verheißung. Denn Glass und ähnliche Geräte könnten die Zukunft dessen sein, was man heute als Computer bezeichnet. Ein Gerät, das immer noch Siliziumchips und Batterien enthält wie ein Laptop oder ein iPhone, Mikrofon und Kamera, das aber (fast) aussieht wie eine gewöhnliche Brille. Nur dass auf eine Glasscheibe Informationen wie etwa die Betreffzeilen eingegangener E-Mails projiziert werden. Dass die integrierte Kamera ein Foto oder ein Video aufnimmt, wenn man es ihr per Sprachbefehl mitteilt: 'OK Glass, take a picture.' Schon lange wird davon gesprochen, dass sich die Art und Weise, wie wir mit Computern umgehen, stark verändern werde. Google Glass als Leuchtturmprojekt könnte eine Initialzündung sein.
Die Google Glass zeigt, wie sich Technik in Zukunft in unsere Kleidung und unsere tägliche Umgebung einfügen könnte.
Die Entwicklung, die bis zum wearable computing geführt hat - Computer, die man anziehen kann -, begann recht zaghaft. Zwar konnte man sich etwas Ähnliches vorstellen und - zum Beispiel in den Terminator-Filmen mit dem Virtual-Reality-Blick des kybernetischen Organismus, dargestellt von Arnold Schwarzenegger - auch in Bilder fassen. Aber die Heimcomputer von Anfang der Achtzigerjahre mit ihren Monochrom-Bildschirmen waren davon weit entfernt, waren vor allem bessere Schreibmaschinen. Und was heißt hier schon besser: Man musste halt nicht mehr mit Schere und Klebstoff hantieren, um einen Absatz zu verschieben. Was aus dem Nadeldrucker kam, den Nervensägen eines jeden Büros, sah auch nicht besser aus als auf der schweren Kugelkopfmaschine getippt.Und heute? Kann man auf jedem Schreibtisch-Computer perfekt gestaltete Drucksachen herstellen. Man wird das vielleicht auch in zehn oder 20 Jahren mit ähnlichen Maschinen machen, aber im normalen Leben werden die Computer aus unserem Blickfeld verschwinden. Um unser Leben nur umso intensiver zu bestimmen.
'Wenn ein Handy-Chip in einigen Jahren nur noch die Größe eines Staubkorns hat - wie wird dann ein Smartphone aussehen?', fragt Jen-Hsun Huang, Mitgründer und Chef des Computer-Grafikspezialisten Nvidia. Er ist davon überzeugt, dass sich die computerisierten Geräte, die wir derzeit noch mit uns herumtragen, in unsere Umgebung einfügen werden: In die Kleidung, in die Brille: 'Brillen werden definitiv schlauer werden', sagt er, 'sie werden erkennen, wo wir hinsehen und darauf scharfstellen.' Und ihre Träger mit Daten versorgen.
Googles Brille verbindet sich aber nicht etwa selbst mit dem mobilen Internet, sondern sie baut dazu eine Funkverbindung zu einem Smartphone auf, das man also immer noch dabei haben muss und dessen Akku dadurch leergesaugt wird. Das Gleiche gilt für Uhren-Computer wie etwa die in Italien entwickelte 'I"m Watch'. Man kann zwar damit telefonieren, aber ob es tatsächlich der Ergonomie letzter Schluss ist, sich die Uhr mit ihrem winzigen Lautsprecher ans Ohr zu halten anstelle des Telefons, darf man bezweifeln. Seine Vorteile spielt der Uhren-Computer eher aus, wenn es um schnelle Informationen geht. Anstatt in einer Sitzung oder beim Essen das Handy aus der Tasche zu holen, kann man kurz auf die Uhr sehen, um nachzugucken, wer angerufen hat oder wer eine Mail geschrieben hat.
Glaubt man Menschen wie Huang, sind das Anfangsschwierigkeiten. Und Google-Chef Larry Page verkündet: 'Eines Tages werden wir überrascht sein, dass es zur Computer-Nutzung gehörte, in Taschen danach zu suchen. Wir sind erst bei einem Prozent davon, was möglich ist.' Tatsächlich arbeiten Firmen auf der ganzen Welt daran, dass man Computer verwenden kann, ohne auf Tastaturen einzuhacken oder auf Bildschirmen herumzuschmieren. Die amerikanische Firma Nuance, die auch bei Apples Sprachassistenten Siri mitmischt, hat eine Handy-App vorgestellt, die es erlaubt, die eigene Stimme als biometrisches Passwort zu verwenden. Spracherkennung hält auch in Autos Einzug und im Wohnzimmer. Microsofts Spielekonsole Xbox lässt sich ebenfalls - noch sehr rudimentär - über Sprache und - schon erheblich besser - über Gesten steuern, die mittels einem Zusatzgerät erfasst werden. Microsoft wirbt mit dem 'Körper als Controller', noch allerdings werden die Körperbewegungen in einem eher groben Raster erfasst, die Bewegungen einzelner Finger beispielsweise können noch nicht erkannt werden.
Noch direkter verwirklichen zwei sehr unterschiedliche Projekte das Konzept des Computers zum Anziehen. Ein BH, den eine indische Studentin zusammen mit zwei Kommilitoninnen entwickelt hat, sendet starke Stromstöße aus, wenn die Trägerin attackiert wird; außerdem schickt er eine SMS mit den GPS-Koordinaten an die Polizei oder an Verwandte. Die Kalifornierin Linda Machina hat eine Jacke entwickelt, die als Bedienoberfläche zum Musikmachen am Computer dient. Anstatt eine Maschine zu steuern, interagiert man mit dem eigenen Körper. Zu erfassen, wie es um die Werte des eigenen Körpers steht, ist ein Trend, der die Mobilfunk-Industrie schon seit einigen Jahren elektrisiert. Der Sportartikelhersteller Nike zum Beispiel bietet ein Armband namens Fuel Band, das überwacht, ob man sein Tagespensum an Bewegung erfüllt hat. Das Gerät sieht schick aus, noch kann man sich allerdings darüber streiten, ob der Nutzen den Aufwand schon rechtfertigt.
Die neue Technik verspricht, die Nutzung von Computern intuitiver zu gestalten, doch hat diese neue Intimität mit dem Computer auch seinen Preis: Um zu erraten, was ein Nutzer will, muss der Rechner möglichst viel über ihn wissen. Die Menschen, die in den industrialisierten Ländern schon heute einen Kometenschweif digitaler Datenspuren hinter sich herziehen, werden noch mehr Daten von sich preisgeben müssen, die Möglichkeiten der Überwachung werden somit immer größer. So wichtig es ist, zum Beispiel das mobile Internet auszubauen, so wichtig ist es deshalb auch, den Schutz persönlicher Daten von vornherein mitzubedenken.