Die Verzögerungen im Prozess gegen Beate Zschäpe und die mutmaßlichen Helfer der NSU-Terroristen zerren an den Nerven der Nebenkläger. Für viele war es aber sehr wichtig, der Hauptangeklagten in die Augen sehen zu können.
Lange mussten die Angehörigen der NSU-Opfer auf den Beginn des Gerichtsprozesses gegen Beate Zschäpe, Ralf Wohlleben und die anderen Angeklagten warten; die überraschende Unterbrechung der Verhandlung bis zum kommenden Dienstag zerrt nun an ihren Nerven. Die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU-Opfer, Barbara John, kritisierte die Befangenheitsanträge, die Verteidiger der Angeklagten gegen das Gericht gestellt hatten. Die dadurch entstandene Unterbrechung nennt sie ein "Vergraulprogramm" für die Nebenkläger. Einige seien am Montag abgereist mit der Bemerkung, dass sie nicht wieder kommen wollten. Sie müsse nun sehen, sagte John, wie sie die Angehörigen der Opfer wieder ermutigen könne, doch weiter am Verfahren teilzunehmen.
John begleitete am Montag nach dem Ende der Verhandlung etliche Angehörige zum türkischen Konsulat in München und zum Schloss Fürstenried, dem Exerzitienhaus der Erzdiözese München, das als Quartier für die Nebenkläger organisiert worden war. John sammelt Spenden, um möglichst vielen Angehörigen der Opfer eine Teilnahme an dem Prozess zu ermöglichen. Einige reisen bis aus der Türkei an, viele müssen Urlaub nehmen und eine Betreuung für Kleinkinder finden. Es sei wichtig, dass die Opfer des NSU vor Gericht eine Stimme hätten, sagte John.
Die Angeklagte Beate Zschäpe mit ihren Anwälten am ersten Prozesstag. Die Verhandlung wird erst nächste Woche fortgesetzt.
Der Anwalt Sebastian Scharmer, der die Tochter des getöteten Mehmet Kubasik vertritt, kritisiert nicht die Verteidiger, sondern das Gericht. Er sagte, nicht nur ihm dränge sich der Eindruck auf, dass es dem Gericht mit der langen Unterbrechung darum gehe, mehr Platz im Saal zu schaffen. Die Zahl der Nebenkläger habe sich schon durch die Verschiebung des Prozesses um drei Wochen verringert, sie werde nun noch weiter abnehmen. Viele Nebenkläger hatten geplant, die erste Woche zum Prozess nach München zu kommen, und haben nicht die Möglichkeit, nächste Woche schon wieder anzureisen. Das Gericht hatte die beiden weiteren Verhandlungstage in dieser Woche kurzerhand gestrichen. Scharmer nannte die Unterbrechung "unnötig lang". Denn die Begründung für die Befangenheitsanträge der Verteidiger sei "nicht ausgefallen, nicht kreativ und nicht neu" gewesen. Darauf hätte sich das Gericht vorbereiten und über die Anträge "in wenigen Stunden" entscheiden können. Seine Mandantin Gamze Kubasik sagte der Nachrichtenagentur dpa, für sie sei die Unterbrechung sehr schwer: "Weil ich mich schon emotional und seelisch auf diesen Prozess vorbereitet habe - es ist nicht leicht."
Mehmet Daimagüler, der die Angehörigen eines Nürnberger Mordopfers vertritt, nannte die neue Verzögerung im Prozessablauf einen "organisatorischen Albtraum". Seine Mandantin wolle dennoch weiter zu dem Prozess kommen, allerdings nur an ausgesuchten Verhandlungstagen. Den Prozessauftakt habe sie mit "stoischer Ruhe" durchgestanden. Es sei für sie sehr wichtig gewesen, Beate Zschäpe sehen und in die Augen blicken zu können. Die Unterbrechung der Verhandlung sei jetzt aber emotional schwer zu verarbeiten. Andere Angehörige verließen zittrig den Gerichtssaal. Sie hatte der Blick auf Beate Zschäpe sichtlich mitgenommen. Zschäpe soll mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos den NSU gebildet haben, der für zehn Morde zwischen 2000 und 2007 verantwortlich gemacht wird. Ihr droht lebenslange Haft. Ihre beiden Komplizen haben sich im November 2011 selbst getötet, um einer Festnahme zu entgehen.
Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) will unterdessen möglichst rasch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass bei großen Strafprozessen Videoübertragungen in einen zweiten Raum im Gericht möglich sind. Merk kündigte am Dienstag an, sie werde in der nächsten Justizministerkonferenz am 12. und 13. Juni im Saarland einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen. "Mir geht es darum, für Prozesse, an denen ein besonderes mediales Interesse besteht, eine behutsame Ausweitung der Öffentlichkeit zu ermöglichen", sagte Merk. Sie wolle Gerichten in Zukunft "eine Zwangslage, wie sie das Oberlandesgericht München aufgrund der unbefriedigenden Rechtslage empfindet", ersparen.
Viele türkische Medien halten weiter an ihrer These fest, dass die Morde von staatlichen Stellen in Deutschland gedeckt wurden. Das Land erklärt sich Ungereimtheiten in der Rolle deutscher Behörden mit Erfahrungen aus dem eigenen Staat, der viele politisch motivierte Anschläge erlebt hat. Für viele Kommentatoren scheint es naheliegend zu sein, dass auch in Deutschland dunkle Mächte die Strippen ziehen. Die türkische Regierung hielt sich zum Prozessauftakt betont zurück. Allerdings preschte ein Abgeordneter einer oppositionellen Fraktion im türkischen Parlament vor. Mahmut Tanal von der CHP forderte das Münchner Gericht auf, das Kruzifix aus dem Saal zu entfernen. Das christliche Symbol, das in allen bayerischen Gerichten hängt, stelle einen Verstoß gegen das Prinzip des säkularen Rechtsstaats dar. Das Kreuz sei eine "Bedrohung" für alle Nichtchristen, sagte er mit Blick auf die Angehörigen der NSU-Opfer.
Lange mussten die Angehörigen der NSU-Opfer auf den Beginn des Gerichtsprozesses gegen Beate Zschäpe, Ralf Wohlleben und die anderen Angeklagten warten; die überraschende Unterbrechung der Verhandlung bis zum kommenden Dienstag zerrt nun an ihren Nerven. Die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU-Opfer, Barbara John, kritisierte die Befangenheitsanträge, die Verteidiger der Angeklagten gegen das Gericht gestellt hatten. Die dadurch entstandene Unterbrechung nennt sie ein "Vergraulprogramm" für die Nebenkläger. Einige seien am Montag abgereist mit der Bemerkung, dass sie nicht wieder kommen wollten. Sie müsse nun sehen, sagte John, wie sie die Angehörigen der Opfer wieder ermutigen könne, doch weiter am Verfahren teilzunehmen.
John begleitete am Montag nach dem Ende der Verhandlung etliche Angehörige zum türkischen Konsulat in München und zum Schloss Fürstenried, dem Exerzitienhaus der Erzdiözese München, das als Quartier für die Nebenkläger organisiert worden war. John sammelt Spenden, um möglichst vielen Angehörigen der Opfer eine Teilnahme an dem Prozess zu ermöglichen. Einige reisen bis aus der Türkei an, viele müssen Urlaub nehmen und eine Betreuung für Kleinkinder finden. Es sei wichtig, dass die Opfer des NSU vor Gericht eine Stimme hätten, sagte John.
Die Angeklagte Beate Zschäpe mit ihren Anwälten am ersten Prozesstag. Die Verhandlung wird erst nächste Woche fortgesetzt.
Der Anwalt Sebastian Scharmer, der die Tochter des getöteten Mehmet Kubasik vertritt, kritisiert nicht die Verteidiger, sondern das Gericht. Er sagte, nicht nur ihm dränge sich der Eindruck auf, dass es dem Gericht mit der langen Unterbrechung darum gehe, mehr Platz im Saal zu schaffen. Die Zahl der Nebenkläger habe sich schon durch die Verschiebung des Prozesses um drei Wochen verringert, sie werde nun noch weiter abnehmen. Viele Nebenkläger hatten geplant, die erste Woche zum Prozess nach München zu kommen, und haben nicht die Möglichkeit, nächste Woche schon wieder anzureisen. Das Gericht hatte die beiden weiteren Verhandlungstage in dieser Woche kurzerhand gestrichen. Scharmer nannte die Unterbrechung "unnötig lang". Denn die Begründung für die Befangenheitsanträge der Verteidiger sei "nicht ausgefallen, nicht kreativ und nicht neu" gewesen. Darauf hätte sich das Gericht vorbereiten und über die Anträge "in wenigen Stunden" entscheiden können. Seine Mandantin Gamze Kubasik sagte der Nachrichtenagentur dpa, für sie sei die Unterbrechung sehr schwer: "Weil ich mich schon emotional und seelisch auf diesen Prozess vorbereitet habe - es ist nicht leicht."
Mehmet Daimagüler, der die Angehörigen eines Nürnberger Mordopfers vertritt, nannte die neue Verzögerung im Prozessablauf einen "organisatorischen Albtraum". Seine Mandantin wolle dennoch weiter zu dem Prozess kommen, allerdings nur an ausgesuchten Verhandlungstagen. Den Prozessauftakt habe sie mit "stoischer Ruhe" durchgestanden. Es sei für sie sehr wichtig gewesen, Beate Zschäpe sehen und in die Augen blicken zu können. Die Unterbrechung der Verhandlung sei jetzt aber emotional schwer zu verarbeiten. Andere Angehörige verließen zittrig den Gerichtssaal. Sie hatte der Blick auf Beate Zschäpe sichtlich mitgenommen. Zschäpe soll mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos den NSU gebildet haben, der für zehn Morde zwischen 2000 und 2007 verantwortlich gemacht wird. Ihr droht lebenslange Haft. Ihre beiden Komplizen haben sich im November 2011 selbst getötet, um einer Festnahme zu entgehen.
Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) will unterdessen möglichst rasch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass bei großen Strafprozessen Videoübertragungen in einen zweiten Raum im Gericht möglich sind. Merk kündigte am Dienstag an, sie werde in der nächsten Justizministerkonferenz am 12. und 13. Juni im Saarland einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen. "Mir geht es darum, für Prozesse, an denen ein besonderes mediales Interesse besteht, eine behutsame Ausweitung der Öffentlichkeit zu ermöglichen", sagte Merk. Sie wolle Gerichten in Zukunft "eine Zwangslage, wie sie das Oberlandesgericht München aufgrund der unbefriedigenden Rechtslage empfindet", ersparen.
Viele türkische Medien halten weiter an ihrer These fest, dass die Morde von staatlichen Stellen in Deutschland gedeckt wurden. Das Land erklärt sich Ungereimtheiten in der Rolle deutscher Behörden mit Erfahrungen aus dem eigenen Staat, der viele politisch motivierte Anschläge erlebt hat. Für viele Kommentatoren scheint es naheliegend zu sein, dass auch in Deutschland dunkle Mächte die Strippen ziehen. Die türkische Regierung hielt sich zum Prozessauftakt betont zurück. Allerdings preschte ein Abgeordneter einer oppositionellen Fraktion im türkischen Parlament vor. Mahmut Tanal von der CHP forderte das Münchner Gericht auf, das Kruzifix aus dem Saal zu entfernen. Das christliche Symbol, das in allen bayerischen Gerichten hängt, stelle einen Verstoß gegen das Prinzip des säkularen Rechtsstaats dar. Das Kreuz sei eine "Bedrohung" für alle Nichtchristen, sagte er mit Blick auf die Angehörigen der NSU-Opfer.