Im Westen der USA ist es viel zu trocken, im Osten schüttet es. Bauern fürchten eine weitere Missernte, die Preise für Mais steigen schon wieder. Präsident Barack Obama gibt dem Klimawandel die Schuld an der Dürre
In New Mexicos Kirchen beten sie um Regen. 'Allmächtiger Gott, wir brauchen Regen', sagen sie im Chor in den Gottesdiensten. 'Schau auf unsere trockenen Hügel und Felder, lieber Gott, und segne sie mit dem lebenserhaltenden Segen von sanftem Regen.' Seit Wochen sprechen sie diese Worte in den katholischen Kirchen des US-Bundesstaats. Die Erzdiözese in der Hauptstadt Santa Fe ruft sogar per Twitter und Facebook dazu auf.
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Und jetzt ist es, als hätte Gott die Gebete erhört - doch den ersehnten Regen an der falschen Stelle herniederfallen lassen. Im Südwesten der Vereinigten Staaten bleibt der Boden hart, rissig und staubig. Seit acht Monaten ist kaum ein Tropfen gefallen vor allem in New Mexico. Dagegen schüttet es im Mittleren Westen, in Iowa, Minnesota, North Dakota, Kansas und Kentucky und Teilen der angrenzenden Bundesstaaten seit Wochen. Hier liegt der 'Corn Belt', der Maisgürtel, hier wird das für die amerikanische Nahrungs- und Futtermittelindustrie und auch für den umstrittenen Biosprit so wichtige Getreide angebaut. Erst war der Regen hier willkommen, lange war es auch hier zu trocken gewesen. Aber jetzt kommt viel zu viel herunter, klagen die Bauern. Im wöchentlichen Dürre-Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums kann man es sehen: Die USA sind zweigeteilt. Der Westen ist dunkelrot, hier herrscht zum Teil extreme Dürre. Der Osten ist blau, hier regnet es so heftig, dass Felder überfluten.
Dabei setzen Amerikas Bauern so große Hoffnungen auf diese Saison, viele haben die Horrordürre aus dem vergangenen Sommer noch nicht verwunden. Sie gilt als die Schlimmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1895. Die Hälfte der Anbaufläche war betroffen, in manchen Staaten wie Iowa waren es 70 Prozent. Mehr als die Hälfte der USA wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Weil das Angebot ausblieb, schossen die Getreidepreise an der Warenterminbörse in Chicago in die Höhe. Mais und Soja waren zeitweise so teuer wie noch nie in der jüngeren Geschichte, auch der Preis von Weizen stieg zwischen April und Juli 2012 um 30 Prozent. Die Welt sorgte sich um die Kosten von Lebensmitteln. Die Weltbank warnte vor Aufständen und Hungersnot in der Dritten Welt. Die Schäden für die Volkswirtschaft waren enorm, am Ende erhielten die amerikanischen Farmer insgesamt 16 Milliarden Dollar (12,1 Milliarden Euro) von Ernteausfall-Versicherungen.
Noch sei es zu früh, von einer weiteren Missernte in diesem Sommer zu sprechen, sagt Bob Young, der Chefökonom des Bauernverbands American Farm Bureau Federation. 'Aber viele Bauern fangen jetzt an, sich richtig Sorgen zu machen.' Im Westen des Maisgürtels sei es zu trocken, im Osten zu nass. In Gummistiefel und Regenmantel stapfen die Farmer über ihre Felder und säen so viel und so schnell, wie es eben geht. Trotzdem hängen sie hinterher. 86 Prozent der Maisfelder sind erst bepflanzt, 2012 waren es zu diesem Zeitpunkt schon 99 Prozent. In manchen Bundesstaaten ist der Wert noch niedriger, in Wisconsin sind es 64 Prozent, in North Dakota 72 Prozent. Zuletzt ist 1984 so spät mit der Aussaat begonnen worden wie in diesem Jahr. Und je später der Mais im Boden ist, desto geringer ist die Aussicht auf große Pflanzen und hohe Erträge.
In der vergangenen Woche war das Wetter etwas besser, da hatten die Farmer aufgeholt und einigen Mais auf die Felder gebracht. Doch noch ist es zu früh für eine Entwarnung, zumal es seit ein paar Tagen wieder heftig regnet. 'Im Moment ist es in vielen Teilen des Maisgürtels wieder zu nass zum Pflanzen', sagt Young vom Bauernverband. Der Little Sioux River im Örtchen Correctionville in Iowa steht zum Beispiel so hoch wie zuletzt 1965. Und die Zeit läuft. 'Die Bauern haben nur bis Ende nächster Woche Zeit, den Mais auf die Felder zu bringen. Danach ist es zu spät.' Ein Teil der Felder ist so überflutet, dass die jungen Pflänzchen weggeschwemmt werden und neu gesät werden müssen - sofern dafür Zeit bleibt.
Viele Bauern entscheiden sich dann statt für Mais für andere Pflanzen, vor allem für Sojabohnen. Bei Sojabohnen ist die Verspätung in dieser Saison sogar noch größer als bei Mais, statt wie vergangenes Jahr 87 Prozent sind erst 44 Prozent der Felder bepflanzt. Aber für die Soja-Aussaat ist noch etwas länger Zeit. So oder so dürfte weniger Mais auf den Markt kommen als erhofft. Noch rechnet das Landwirtschaftsministerium in Washington mit einer insgesamt deutlich besseren Ernte als im vergangenen Jahr, doch Genaueres wissen die Behörden erst Mitte Juni, wenn klar ist, was und wie viel wirklich gepflanzt wurde.
'Auch der Weizen ist in keiner sehr guten Verfassung', sagt Young. 'Aber Weizen wird in vielen Ländern angebaut, da hängt die Welt nicht so von den Vereinigten Staaten ab wie bei Mais.' Mehr als ein Drittel der Maisproduktion der Welt stammt aus den USA, deren Angebot bestimmt den Weltmarktpreis. Seit Wochen werden Mais und auch Soja an der Börse immer teurer. Noch sind sie zwar weit entfernt von den Rekorden aus dem vergangenen Sommer, doch sie liegen deutlich über den Preisen, die im Mai 2012 verlangt wurden. 'Die Märkte sind gerade sehr verunsichert', sagt Young. 'Ende nächster Woche wissen wir mehr, dann wird auch der Markt reagieren.' Sollte tatsächlich deutlich weniger Mais gesät werden, dürfte der Preis weiter steigen.
Die Trockenheit im Süden und Westen des Landes, auf der dunkelroten Seite der Dürrekarte, bedroht dagegen vor allem die Ernte von Baumwolle, sagt Joe Prusacki, der Direktor der Statistikabteilung beim Landwirtschaftsministerium. In Texas schrumpfe Jahr für Jahr die Fläche für Baumwollplantagen, allein zwischen 2012 und 2013 von 6,6 auf 5,5 Millionen Acres - die aktuelle Fläche entspricht damit nur noch rund 2,2 Millionen Hektar, also etwas mehr als die Größe von Hessen. 'Die Farmer bauen lieber Pflanzen an, die beständiger gegen Dürre sind', sagt Prusacki, etwa Hirse. Auch Weizen, Obst, Gemüse und Fleischproduktion sind von der West-Dürre gefährdet. Das Landwirtschaftsministerium bewertet 40 Prozent des Weide- und Graslands in den elf westlichen Bundesstaaten als schlecht oder sehr schlecht. In New Mexico sind es 91 Prozent.
Was die Gründe für die extremen Wetterschwankungen sind, unter denen die USA seit einigen Jahren leiden, ist umstritten. Präsident Barack Obama und etliche Wissenschaftler geben dem Klimawandel die Schuld an der Rekorddürre des vergangenen Jahres. Andere Studien, zuletzt eine der US-amerikanischen Klimabehörde National Oceanic and Atmospheric Administration, finden andere Ursachen wie eine seltene Abweichung bei Winden vom Golf von Mexiko; deren Ergebnisse werden wiederum von anderen Klimaforschern angezweifelt.
Auch Großkonzerne sind betroffen und zunehmend frustriert von den Risikofaktoren Dürre und Regen. 'Wetter ist ein kritischer Faktor für die Ernte', sagt ein Sprecher von Cargill, einem der weltgrößten Unternehmen für Nahrungsmittel und Agrarprodukte. Das Familienunternehmen mit einem Jahresumsatz von zuletzt 133,9 Milliarden Dollar handelt groß mit Agrarrohstoffen. 'Wettervorhersagen gibt es nur knapp zehn Tage im Voraus, und selbst die Vorhersagen zwischen dem fünften und zehnten Tag können zweifelhaft sein.' Vor einem Jahr hätten schließlich viele noch eine großartige Ernte erwartet, niemand habe die große Dürre kommen sehen. Der Bauernverband zitiert Mark Twain: 'Was wir erwarten ist Klima, was wir bekommen ist Wetter.'
Vielleicht kann nur noch beten helfen, sagt Hoyt Skabelund der Nachrichtenagentur AP, und zumindest könne beten nicht schaden. Er ist einer von denen, die um Regen bitten in einem Gottesdienst in Clovis im Osten von New Mexico, wo so viele von der Landwirtschaft leben. 'Ich glaube, dass Gebete beantwortet werden, und dass Glaube die Macht des Himmels erschließt.'
In New Mexicos Kirchen beten sie um Regen. 'Allmächtiger Gott, wir brauchen Regen', sagen sie im Chor in den Gottesdiensten. 'Schau auf unsere trockenen Hügel und Felder, lieber Gott, und segne sie mit dem lebenserhaltenden Segen von sanftem Regen.' Seit Wochen sprechen sie diese Worte in den katholischen Kirchen des US-Bundesstaats. Die Erzdiözese in der Hauptstadt Santa Fe ruft sogar per Twitter und Facebook dazu auf.

Und jetzt ist es, als hätte Gott die Gebete erhört - doch den ersehnten Regen an der falschen Stelle herniederfallen lassen. Im Südwesten der Vereinigten Staaten bleibt der Boden hart, rissig und staubig. Seit acht Monaten ist kaum ein Tropfen gefallen vor allem in New Mexico. Dagegen schüttet es im Mittleren Westen, in Iowa, Minnesota, North Dakota, Kansas und Kentucky und Teilen der angrenzenden Bundesstaaten seit Wochen. Hier liegt der 'Corn Belt', der Maisgürtel, hier wird das für die amerikanische Nahrungs- und Futtermittelindustrie und auch für den umstrittenen Biosprit so wichtige Getreide angebaut. Erst war der Regen hier willkommen, lange war es auch hier zu trocken gewesen. Aber jetzt kommt viel zu viel herunter, klagen die Bauern. Im wöchentlichen Dürre-Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums kann man es sehen: Die USA sind zweigeteilt. Der Westen ist dunkelrot, hier herrscht zum Teil extreme Dürre. Der Osten ist blau, hier regnet es so heftig, dass Felder überfluten.
Dabei setzen Amerikas Bauern so große Hoffnungen auf diese Saison, viele haben die Horrordürre aus dem vergangenen Sommer noch nicht verwunden. Sie gilt als die Schlimmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1895. Die Hälfte der Anbaufläche war betroffen, in manchen Staaten wie Iowa waren es 70 Prozent. Mehr als die Hälfte der USA wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Weil das Angebot ausblieb, schossen die Getreidepreise an der Warenterminbörse in Chicago in die Höhe. Mais und Soja waren zeitweise so teuer wie noch nie in der jüngeren Geschichte, auch der Preis von Weizen stieg zwischen April und Juli 2012 um 30 Prozent. Die Welt sorgte sich um die Kosten von Lebensmitteln. Die Weltbank warnte vor Aufständen und Hungersnot in der Dritten Welt. Die Schäden für die Volkswirtschaft waren enorm, am Ende erhielten die amerikanischen Farmer insgesamt 16 Milliarden Dollar (12,1 Milliarden Euro) von Ernteausfall-Versicherungen.
Noch sei es zu früh, von einer weiteren Missernte in diesem Sommer zu sprechen, sagt Bob Young, der Chefökonom des Bauernverbands American Farm Bureau Federation. 'Aber viele Bauern fangen jetzt an, sich richtig Sorgen zu machen.' Im Westen des Maisgürtels sei es zu trocken, im Osten zu nass. In Gummistiefel und Regenmantel stapfen die Farmer über ihre Felder und säen so viel und so schnell, wie es eben geht. Trotzdem hängen sie hinterher. 86 Prozent der Maisfelder sind erst bepflanzt, 2012 waren es zu diesem Zeitpunkt schon 99 Prozent. In manchen Bundesstaaten ist der Wert noch niedriger, in Wisconsin sind es 64 Prozent, in North Dakota 72 Prozent. Zuletzt ist 1984 so spät mit der Aussaat begonnen worden wie in diesem Jahr. Und je später der Mais im Boden ist, desto geringer ist die Aussicht auf große Pflanzen und hohe Erträge.
In der vergangenen Woche war das Wetter etwas besser, da hatten die Farmer aufgeholt und einigen Mais auf die Felder gebracht. Doch noch ist es zu früh für eine Entwarnung, zumal es seit ein paar Tagen wieder heftig regnet. 'Im Moment ist es in vielen Teilen des Maisgürtels wieder zu nass zum Pflanzen', sagt Young vom Bauernverband. Der Little Sioux River im Örtchen Correctionville in Iowa steht zum Beispiel so hoch wie zuletzt 1965. Und die Zeit läuft. 'Die Bauern haben nur bis Ende nächster Woche Zeit, den Mais auf die Felder zu bringen. Danach ist es zu spät.' Ein Teil der Felder ist so überflutet, dass die jungen Pflänzchen weggeschwemmt werden und neu gesät werden müssen - sofern dafür Zeit bleibt.
Viele Bauern entscheiden sich dann statt für Mais für andere Pflanzen, vor allem für Sojabohnen. Bei Sojabohnen ist die Verspätung in dieser Saison sogar noch größer als bei Mais, statt wie vergangenes Jahr 87 Prozent sind erst 44 Prozent der Felder bepflanzt. Aber für die Soja-Aussaat ist noch etwas länger Zeit. So oder so dürfte weniger Mais auf den Markt kommen als erhofft. Noch rechnet das Landwirtschaftsministerium in Washington mit einer insgesamt deutlich besseren Ernte als im vergangenen Jahr, doch Genaueres wissen die Behörden erst Mitte Juni, wenn klar ist, was und wie viel wirklich gepflanzt wurde.
'Auch der Weizen ist in keiner sehr guten Verfassung', sagt Young. 'Aber Weizen wird in vielen Ländern angebaut, da hängt die Welt nicht so von den Vereinigten Staaten ab wie bei Mais.' Mehr als ein Drittel der Maisproduktion der Welt stammt aus den USA, deren Angebot bestimmt den Weltmarktpreis. Seit Wochen werden Mais und auch Soja an der Börse immer teurer. Noch sind sie zwar weit entfernt von den Rekorden aus dem vergangenen Sommer, doch sie liegen deutlich über den Preisen, die im Mai 2012 verlangt wurden. 'Die Märkte sind gerade sehr verunsichert', sagt Young. 'Ende nächster Woche wissen wir mehr, dann wird auch der Markt reagieren.' Sollte tatsächlich deutlich weniger Mais gesät werden, dürfte der Preis weiter steigen.
Die Trockenheit im Süden und Westen des Landes, auf der dunkelroten Seite der Dürrekarte, bedroht dagegen vor allem die Ernte von Baumwolle, sagt Joe Prusacki, der Direktor der Statistikabteilung beim Landwirtschaftsministerium. In Texas schrumpfe Jahr für Jahr die Fläche für Baumwollplantagen, allein zwischen 2012 und 2013 von 6,6 auf 5,5 Millionen Acres - die aktuelle Fläche entspricht damit nur noch rund 2,2 Millionen Hektar, also etwas mehr als die Größe von Hessen. 'Die Farmer bauen lieber Pflanzen an, die beständiger gegen Dürre sind', sagt Prusacki, etwa Hirse. Auch Weizen, Obst, Gemüse und Fleischproduktion sind von der West-Dürre gefährdet. Das Landwirtschaftsministerium bewertet 40 Prozent des Weide- und Graslands in den elf westlichen Bundesstaaten als schlecht oder sehr schlecht. In New Mexico sind es 91 Prozent.
Was die Gründe für die extremen Wetterschwankungen sind, unter denen die USA seit einigen Jahren leiden, ist umstritten. Präsident Barack Obama und etliche Wissenschaftler geben dem Klimawandel die Schuld an der Rekorddürre des vergangenen Jahres. Andere Studien, zuletzt eine der US-amerikanischen Klimabehörde National Oceanic and Atmospheric Administration, finden andere Ursachen wie eine seltene Abweichung bei Winden vom Golf von Mexiko; deren Ergebnisse werden wiederum von anderen Klimaforschern angezweifelt.
Auch Großkonzerne sind betroffen und zunehmend frustriert von den Risikofaktoren Dürre und Regen. 'Wetter ist ein kritischer Faktor für die Ernte', sagt ein Sprecher von Cargill, einem der weltgrößten Unternehmen für Nahrungsmittel und Agrarprodukte. Das Familienunternehmen mit einem Jahresumsatz von zuletzt 133,9 Milliarden Dollar handelt groß mit Agrarrohstoffen. 'Wettervorhersagen gibt es nur knapp zehn Tage im Voraus, und selbst die Vorhersagen zwischen dem fünften und zehnten Tag können zweifelhaft sein.' Vor einem Jahr hätten schließlich viele noch eine großartige Ernte erwartet, niemand habe die große Dürre kommen sehen. Der Bauernverband zitiert Mark Twain: 'Was wir erwarten ist Klima, was wir bekommen ist Wetter.'
Vielleicht kann nur noch beten helfen, sagt Hoyt Skabelund der Nachrichtenagentur AP, und zumindest könne beten nicht schaden. Er ist einer von denen, die um Regen bitten in einem Gottesdienst in Clovis im Osten von New Mexico, wo so viele von der Landwirtschaft leben. 'Ich glaube, dass Gebete beantwortet werden, und dass Glaube die Macht des Himmels erschließt.'