Dass Typografie die Lektüre beeinflusst, scheint sich bei E-Book-Produzenten noch nicht herumgesprochen zu haben: Schriftbild und Textgestaltung von elektronischen Büchern schmälern oft das Lesevergnügen - unnötigerweise.
Aktuellen Zahlen zufolge entscheiden sich Leser immer häufiger für E-Books. Die elektronische Variante hat bekanntlich den Vorteil, dass sie den Reisenden davon befreit, dicke Wälzer mit sich herumschleppen zu müssen. So lassen sich unbestimmte Textmassen schnell erwerben und an jedem Ort der Welt verschlingen. Wer von diesen Vorteilen überzeugt ist, drückt gerne ein Auge zu, wenn es um die Gestaltung des Textes geht.
Ein E-Book kann das Lesevergnügen rasch zunichte machen, schon wenn man die Schrift etwas vergrößert.
Doch ein E-Book kann das Lesevergnügen rasch zunichte machen, schon wenn man die Schrift etwas vergrößert. Plötzlich finden sich Löcher im Text, Zeilen und Überschriften verrutschen, Umbruch und Silbentrennung lassen die Haare des Lesers zu Berge stehen. Und wenn man Pech hat, lädt jede Seite des E-Books beim Umblättern so lange, bis man den Reader entnervt zur Seite legt. Dass Typografie die Lektüre beeinflusst, scheint sich bei E-Book-Produzenten noch nicht herumgesprochen zu haben. Für sie wird die Schriftgestalt zu einer Frage des Geldes: "Die Urheber wollen bezahlt werden, und dazu fehlt es den Verlegern an Motivation und Geld", schreibt Jan Middendorp in einem Artikel für buchreport. Außerdem sei es bei Textbüchern wie Romanen bequemer, einfach die Standardfonts, das heißt die Standardschriftarten des Gerätes zu benutzen und auf Textgestaltung zu verzichten. "Silbentrennung? Ha! Purer Luxus, findet der Rotstift des Controllers", so Middendorp.
Es sieht ganz so aus, als seien die Errungenschaften des Buchdrucks seit Gutenberg bei aller Freude über den technologischen Fortschritt ein wenig in Vergessenheit geraten. Tatsächlich erfreut sich das E-Book immer größerer Popularität. Der Anteil von E-Books am Gesamtumsatz der Verlage lag im Jahr 2012 schon bei 9,5 Prozent und damit höher als erwartet, wie aus dem aktuellen Bericht des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels hervorgeht. 54 Prozent aller Novitäten werden bereits als E-Book angeboten. Und bei den meisten Verlagen gehört das E-Book mittlerweile fest zum Verlagsprogramm.
Umso erschreckender, wie die Texte in E-Books präsentiert werden. Der Art Director Benjamin Göck hat E-Books getestet und sie mit gedruckten Büchern verglichen. In seinem Blog typolution.de, einem Portal für Typografie, dokumentiert er das Ergebnis, indem er Screenshots aus den E-Books der jeweiligen Printvariante gegenüberstellt. Dabei stellt sich heraus, dass der Segen des verstellbaren Schriftgrades schnell zum Fluch werden kann, wenn der Umbruch entsprechend neu aufgebaut wird. Plötzlich finden sich Löcher im Schriftbild, außerdem tummeln sich Hurenkinder und Schusterjungen im Text, Todsünden im Buchdruck. Ein Hurenkind, kurz Huki oder auch Witwe genannt, ist die Ausgangszeile eines Absatzes, die sich in die nächste Spalte oder auf die nächste Buchseite verirrt hat. Ein Schusterjunge oder Waisenkind steht für den umgekehrten Fall, wenn also nur die Eingangszeile eines Absatzes am Spalten- oder Seitenende hängen bleibt. Hukis und Schusterjungen sind nicht nur den geschulten Ästheten ein Dorn im Auge, sie verwirren jeden Leser und stören die flüssige Lektüre.
Göck stößt in seiner E-Book-Analyse auf unschöne Trennungen wie "Tas-te", auf Bilder, die sich von ihrem Text verabschiedet, auf Überschriften, die sich an den vorherigen Abschnitt gehängt haben oder aber mutterseelenallein auf der Seite herumstehen. Buchcover wie das knallig pinkfarbene von Charlotte Roches Roman "Feuchtgebiete" füllen nicht etwa den ganzen Bildschirm aus, sondern befinden sich als "platziertes Bild" auf der rechten Seite, wie eine lieblos hineinkopierte Bilddatei. "Man hat eben keine komplett gestaltete Doppelseite vor sich, die Bild-Text-Integration fehlt völlig", erklärt Benjamin Göck. "Auch schöne Initialen und Ligaturen sind nicht möglich." Sobald man die Schrift vergrößert oder verkleinert, verschiebt und verändert sich der Inhalt.
Der einfache Weg, dieses Problem zu lösen, besteht darin, die Printversion als PDF anzubieten. So bleiben Layout und Umbruch wie sie sind, dafür aber ist der Text geschlossen, in gewisser Weise "tot", er bewegt sich nicht mehr. Als Leser muss man insbesondere bei kleineren Ausgabegeräten näher heranzoomen und häufiger hin- und herscrollen. "Das erfüllt nicht den Sinn eines E-Readers", sagt Benjamin Göck. Sein Fazit: Wenn der Text flexibel und dynamisch bleiben soll, muss man Abstriche in der Gestaltung hinnehmen.
Aktuell gibt es zwei Standards, die im Gegensatz zur PDF-Version einen dynamischen Umbruch, also einen "lebenden" Text ermöglichen: Epub und Amazon KF8. Beide lassen das Einbetten von Schriften grundsätzlich zu, "aber nicht jeder E-Reader ist in der Lage, diese auch wirklich darzustellen", erklärt Michael Hofner, E-Medienberater und Referent der Akademie des Deutschen Buchhandels. "Auch Kosten für die Lizenzierung der Schriftarten spielen eine Rolle, da deren Einbettung in elektronische Produkte eine Ausweitung der Nutzungsrechte nach sich ziehen."
Das Erscheinungsbild des Textes hängt letztlich von den Fähigkeiten des E-Book-Endgeräts und dem Anwender ab, der die Voreinstellung des Verlags überschreiben kann. Der Weg des digitalen Textes vom Verlag zum Leser führt also über drei Ebenen: über das E-Book-Format, das Gerät und den Leser. "Jede der Ebenen hat Einfluss auf die Darstellung. Im Einzelfall ist daher nicht ganz einfach zu sagen, wer seine Hausaufgaben nicht gemacht hat", so Michael Hofner.
Eine Herausforderung für die Qualitätskontrolle in den Verlagshäusern ist die Vielzahl unterschiedlicher E-Reader. "In Deutschland werden heute etwa 40 bis 50 verschiedene Modelle angeboten", berichtet Michael Hofner. "Es gibt zwar Tests der E-Reader, die untersuchen jedoch nicht deren Standardkonformität. Zertifikate oder Prüfsiegel gibt es für diesen speziellen Bereich nicht."
Um gegen Amazon und seinen Kindle Paperwhite bestehen zu können, haben sich Weltbild, Hugendubel, Thalia, Bertelsmann und die Deutsche Telekom zusammengeschlossen und gemeinsam den Reader Tolino Shine auf den Markt gebracht. "Im Jahr 2013 rechnet die Geschäftsführung von Weltbild mit einem Absatz von 1,4 Millionen Lesegeräten in Deutschland. Davon sollen mindestens 36 Prozent von der Tolino-Allianz kommen", erklärt Hofner.
Jan Middendorp kritisiert die "großen, oft globalen Unternehmen, die möglichst schnell möglichst viele E-Books anbieten und verkaufen wollen". Middendorp ist Autor von Typografie-Fachbüchern, Gastdozent an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und als Redakteur und Berater für MyFonts, das weltweit größte Portal für Webschriftarten, tätig. "Während Websites schon wie Bücher oder Zeitschriften aussehen, weil die Webgestaltung oft in der Verantwortung kleiner, individueller Gestaltungsbüros liegt", so Middendorp, "arbeiten große Unternehmen nicht eng genug mit Designern zusammen."
Die Tolino-Allianz habe den Vorteil, dass Verlag, Buchhändler und Hardware-Entwickler in einem Boot sind, sagt Michael Hofner. "Da ist es relativ leicht, Ingenieure und Designer an einen Tisch zu bekommen." Verlagen empfiehlt Michael Hofner, ihre Gestaltung insbesondere auf den Geräten zu testen, die eine hohe Verbreitung haben, und mit wenigen ausgewählten Gestaltungsvarianten zu arbeiten, das heißt, nicht hundert, sondern nur zwei oder drei Schriften lizenzieren zu lassen, die dann aber umfangreich getestet sind.
Einen bedeutenden Unterschied gebe es zwischen Belletristik, Sach- und Fachbuch auf der einen Seite und Ratgebern, Bildbänden und Kinderbüchern auf der anderen. Letztere beinhalten ein wesentlich komplexeres Layout und weniger Fließtext, bei ihnen steht die Text-Bild-Komposition im Vordergrund. Deswegen kommt es gerade bei diesen E-Books immer wieder zu gravierenden Mängeln in der Darstellung.
Aber Besserung ist in Sicht: "Der neue Epub3-Standard holt das E-Book von 1995 in das Jahr 2015", erklärt Michael Hofner. "Fix gestaltete Seiten sind dann auch im digitalen Umfeld möglich, die Zahl an zulässigen Formatierungsfunktionen ist deutlich höher." Außerdem könne man E-Books multimedial und interaktiv anreichern. Bisher unterstützen allerdings die wenigsten Geräte Epub3.
Je besser die Gestaltungsmöglichkeiten des Verlags werden, desto größer wird der Druck auf die E-Reader-Hersteller. Wer sämtliche Inhalte nach dem neuesten Standard darstellen kann, dessen Ansehen wird steigen. Vorausgesetzt, der Leser weiß die Qualität auch zu schätzen. Jan Middendorp beharrt auf einem hohen Qualitätsanspruch: "In den Sechziger- und Siebzigerjahren versuchten die Verkäufer der neuen Fotosatztechnik ihre Kunden zu überzeugen, dass unscharfe Texte und deformierte Schriften einfach zur neuen Zeit gehörten." Eine schöne, leserliche und kräftige Typografie sei auch mit elektronischen Mitteln möglich. "Man muss es nur wollen!"
Aktuellen Zahlen zufolge entscheiden sich Leser immer häufiger für E-Books. Die elektronische Variante hat bekanntlich den Vorteil, dass sie den Reisenden davon befreit, dicke Wälzer mit sich herumschleppen zu müssen. So lassen sich unbestimmte Textmassen schnell erwerben und an jedem Ort der Welt verschlingen. Wer von diesen Vorteilen überzeugt ist, drückt gerne ein Auge zu, wenn es um die Gestaltung des Textes geht.
Ein E-Book kann das Lesevergnügen rasch zunichte machen, schon wenn man die Schrift etwas vergrößert.
Doch ein E-Book kann das Lesevergnügen rasch zunichte machen, schon wenn man die Schrift etwas vergrößert. Plötzlich finden sich Löcher im Text, Zeilen und Überschriften verrutschen, Umbruch und Silbentrennung lassen die Haare des Lesers zu Berge stehen. Und wenn man Pech hat, lädt jede Seite des E-Books beim Umblättern so lange, bis man den Reader entnervt zur Seite legt. Dass Typografie die Lektüre beeinflusst, scheint sich bei E-Book-Produzenten noch nicht herumgesprochen zu haben. Für sie wird die Schriftgestalt zu einer Frage des Geldes: "Die Urheber wollen bezahlt werden, und dazu fehlt es den Verlegern an Motivation und Geld", schreibt Jan Middendorp in einem Artikel für buchreport. Außerdem sei es bei Textbüchern wie Romanen bequemer, einfach die Standardfonts, das heißt die Standardschriftarten des Gerätes zu benutzen und auf Textgestaltung zu verzichten. "Silbentrennung? Ha! Purer Luxus, findet der Rotstift des Controllers", so Middendorp.
Es sieht ganz so aus, als seien die Errungenschaften des Buchdrucks seit Gutenberg bei aller Freude über den technologischen Fortschritt ein wenig in Vergessenheit geraten. Tatsächlich erfreut sich das E-Book immer größerer Popularität. Der Anteil von E-Books am Gesamtumsatz der Verlage lag im Jahr 2012 schon bei 9,5 Prozent und damit höher als erwartet, wie aus dem aktuellen Bericht des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels hervorgeht. 54 Prozent aller Novitäten werden bereits als E-Book angeboten. Und bei den meisten Verlagen gehört das E-Book mittlerweile fest zum Verlagsprogramm.
Umso erschreckender, wie die Texte in E-Books präsentiert werden. Der Art Director Benjamin Göck hat E-Books getestet und sie mit gedruckten Büchern verglichen. In seinem Blog typolution.de, einem Portal für Typografie, dokumentiert er das Ergebnis, indem er Screenshots aus den E-Books der jeweiligen Printvariante gegenüberstellt. Dabei stellt sich heraus, dass der Segen des verstellbaren Schriftgrades schnell zum Fluch werden kann, wenn der Umbruch entsprechend neu aufgebaut wird. Plötzlich finden sich Löcher im Schriftbild, außerdem tummeln sich Hurenkinder und Schusterjungen im Text, Todsünden im Buchdruck. Ein Hurenkind, kurz Huki oder auch Witwe genannt, ist die Ausgangszeile eines Absatzes, die sich in die nächste Spalte oder auf die nächste Buchseite verirrt hat. Ein Schusterjunge oder Waisenkind steht für den umgekehrten Fall, wenn also nur die Eingangszeile eines Absatzes am Spalten- oder Seitenende hängen bleibt. Hukis und Schusterjungen sind nicht nur den geschulten Ästheten ein Dorn im Auge, sie verwirren jeden Leser und stören die flüssige Lektüre.
Göck stößt in seiner E-Book-Analyse auf unschöne Trennungen wie "Tas-te", auf Bilder, die sich von ihrem Text verabschiedet, auf Überschriften, die sich an den vorherigen Abschnitt gehängt haben oder aber mutterseelenallein auf der Seite herumstehen. Buchcover wie das knallig pinkfarbene von Charlotte Roches Roman "Feuchtgebiete" füllen nicht etwa den ganzen Bildschirm aus, sondern befinden sich als "platziertes Bild" auf der rechten Seite, wie eine lieblos hineinkopierte Bilddatei. "Man hat eben keine komplett gestaltete Doppelseite vor sich, die Bild-Text-Integration fehlt völlig", erklärt Benjamin Göck. "Auch schöne Initialen und Ligaturen sind nicht möglich." Sobald man die Schrift vergrößert oder verkleinert, verschiebt und verändert sich der Inhalt.
Der einfache Weg, dieses Problem zu lösen, besteht darin, die Printversion als PDF anzubieten. So bleiben Layout und Umbruch wie sie sind, dafür aber ist der Text geschlossen, in gewisser Weise "tot", er bewegt sich nicht mehr. Als Leser muss man insbesondere bei kleineren Ausgabegeräten näher heranzoomen und häufiger hin- und herscrollen. "Das erfüllt nicht den Sinn eines E-Readers", sagt Benjamin Göck. Sein Fazit: Wenn der Text flexibel und dynamisch bleiben soll, muss man Abstriche in der Gestaltung hinnehmen.
Aktuell gibt es zwei Standards, die im Gegensatz zur PDF-Version einen dynamischen Umbruch, also einen "lebenden" Text ermöglichen: Epub und Amazon KF8. Beide lassen das Einbetten von Schriften grundsätzlich zu, "aber nicht jeder E-Reader ist in der Lage, diese auch wirklich darzustellen", erklärt Michael Hofner, E-Medienberater und Referent der Akademie des Deutschen Buchhandels. "Auch Kosten für die Lizenzierung der Schriftarten spielen eine Rolle, da deren Einbettung in elektronische Produkte eine Ausweitung der Nutzungsrechte nach sich ziehen."
Das Erscheinungsbild des Textes hängt letztlich von den Fähigkeiten des E-Book-Endgeräts und dem Anwender ab, der die Voreinstellung des Verlags überschreiben kann. Der Weg des digitalen Textes vom Verlag zum Leser führt also über drei Ebenen: über das E-Book-Format, das Gerät und den Leser. "Jede der Ebenen hat Einfluss auf die Darstellung. Im Einzelfall ist daher nicht ganz einfach zu sagen, wer seine Hausaufgaben nicht gemacht hat", so Michael Hofner.
Eine Herausforderung für die Qualitätskontrolle in den Verlagshäusern ist die Vielzahl unterschiedlicher E-Reader. "In Deutschland werden heute etwa 40 bis 50 verschiedene Modelle angeboten", berichtet Michael Hofner. "Es gibt zwar Tests der E-Reader, die untersuchen jedoch nicht deren Standardkonformität. Zertifikate oder Prüfsiegel gibt es für diesen speziellen Bereich nicht."
Um gegen Amazon und seinen Kindle Paperwhite bestehen zu können, haben sich Weltbild, Hugendubel, Thalia, Bertelsmann und die Deutsche Telekom zusammengeschlossen und gemeinsam den Reader Tolino Shine auf den Markt gebracht. "Im Jahr 2013 rechnet die Geschäftsführung von Weltbild mit einem Absatz von 1,4 Millionen Lesegeräten in Deutschland. Davon sollen mindestens 36 Prozent von der Tolino-Allianz kommen", erklärt Hofner.
Jan Middendorp kritisiert die "großen, oft globalen Unternehmen, die möglichst schnell möglichst viele E-Books anbieten und verkaufen wollen". Middendorp ist Autor von Typografie-Fachbüchern, Gastdozent an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und als Redakteur und Berater für MyFonts, das weltweit größte Portal für Webschriftarten, tätig. "Während Websites schon wie Bücher oder Zeitschriften aussehen, weil die Webgestaltung oft in der Verantwortung kleiner, individueller Gestaltungsbüros liegt", so Middendorp, "arbeiten große Unternehmen nicht eng genug mit Designern zusammen."
Die Tolino-Allianz habe den Vorteil, dass Verlag, Buchhändler und Hardware-Entwickler in einem Boot sind, sagt Michael Hofner. "Da ist es relativ leicht, Ingenieure und Designer an einen Tisch zu bekommen." Verlagen empfiehlt Michael Hofner, ihre Gestaltung insbesondere auf den Geräten zu testen, die eine hohe Verbreitung haben, und mit wenigen ausgewählten Gestaltungsvarianten zu arbeiten, das heißt, nicht hundert, sondern nur zwei oder drei Schriften lizenzieren zu lassen, die dann aber umfangreich getestet sind.
Einen bedeutenden Unterschied gebe es zwischen Belletristik, Sach- und Fachbuch auf der einen Seite und Ratgebern, Bildbänden und Kinderbüchern auf der anderen. Letztere beinhalten ein wesentlich komplexeres Layout und weniger Fließtext, bei ihnen steht die Text-Bild-Komposition im Vordergrund. Deswegen kommt es gerade bei diesen E-Books immer wieder zu gravierenden Mängeln in der Darstellung.
Aber Besserung ist in Sicht: "Der neue Epub3-Standard holt das E-Book von 1995 in das Jahr 2015", erklärt Michael Hofner. "Fix gestaltete Seiten sind dann auch im digitalen Umfeld möglich, die Zahl an zulässigen Formatierungsfunktionen ist deutlich höher." Außerdem könne man E-Books multimedial und interaktiv anreichern. Bisher unterstützen allerdings die wenigsten Geräte Epub3.
Je besser die Gestaltungsmöglichkeiten des Verlags werden, desto größer wird der Druck auf die E-Reader-Hersteller. Wer sämtliche Inhalte nach dem neuesten Standard darstellen kann, dessen Ansehen wird steigen. Vorausgesetzt, der Leser weiß die Qualität auch zu schätzen. Jan Middendorp beharrt auf einem hohen Qualitätsanspruch: "In den Sechziger- und Siebzigerjahren versuchten die Verkäufer der neuen Fotosatztechnik ihre Kunden zu überzeugen, dass unscharfe Texte und deformierte Schriften einfach zur neuen Zeit gehörten." Eine schöne, leserliche und kräftige Typografie sei auch mit elektronischen Mitteln möglich. "Man muss es nur wollen!"