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Verschlüsselter Erfolg

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Peter Sunde wurde als Gründer der Seite The Pirate Bay berühmt. Jetzt entwickelt er eine App, mit der man sicher kommunizieren kann. Tausende unterstützen ihn

Der junge Mann trägt eine Baseballkappe und tippt nervös auf der Computermaus herum. Gerade hat er erfahren, dass er für ein Jahr ins Gefängnis soll. 'Das muss ein Witz sein', sagt er, nachdem seine entsetzten Augen die Urteilsbegründung auf dem Bildschirm gelesen haben. Wenige Minuten später - er hat kurz mit seiner Mutter telefoniert - sitzt Peter Sunde lachend vor einer Webcam, über die er jetzt eine Pressekonferenz ins Netz streamt. Er hat den Schirm seiner Kappe in den Nacken gedreht und erklärt, dass er das Urteil als Herausforderung annehmen will: 'Wenn das hier ein Film wäre, wären wir jetzt an dem Punkt, an dem der Held seine erste Herausforderung bewältigen muss.'

Peter Sunde, 34, hat im Lauf der Jahre also gelernt, was eine Herausforderung ist, und dass er jetzt eine App entwickelt, mit der man verschlüsselt Nachrichten austauschen kann, mag für viele Handybesitzer die Welt verändern. Für ihn ist es nur eine weitere Kerbe im Holz, ganz, wie es für einen Helden im Film wäre.

Die eingangs beschriebene Szene stammt tatsächlich aus einem Film, aus der Dokumentation The Pirate Bay - Away from Keyboard, die das Schicksal des schwedischen BitTorrent-Dienstes The Pirate Bay begleitet. Peter Sunde war einer der Sprecher des Angebots, das - so die Anklage - der Film- und Musikindustrie einen Schaden von mehreren Millionen Dollar zugefügt haben soll. Menschen konnten mit Hilfe von The Pirate Bay urheberrechtlich geschützte Filme, Videos, Bücher kostenlos aus dem Netz laden, auch wenn dieses nie auf Servern des Dienstes gespeichert wurde. Der Film begleitet Sunde und drei seiner Mitstreiter in ihrem juristischen Kampf, in dem es genau um diesen Widerspruch ging. Man kann mehrfach sehen wie der Mann, der im Netz unter dem Pseudonym 'brokep' bekannt ist, mit schlechten Nachrichten umgeht: Er schüttelt sich kurz, will dann erneut angreifen.

Das Muster nach dem ersten Urteil wiederholt sich als die Pirate-Bay-Macher auch in nächster Instanz verurteilt werden. Wieder telefoniert er kurz mit seiner Mutter und macht sich dann daran, die Internetverbindung in dem kargen Büro zu reparieren.

Machen, was geht: Diese Haltung zieht sich durch das Leben des 34-Jährigen, das tatsächlich Stoff für einen Hollywood-Film bieten würde. Denn nachdem er die Film- und Musikindustrie verärgerte (und sich eine Gefängnisstrafe einhandelte), entwickelte ausgerechnet der Vorkämpfer der vermeintlichen Kostenloskultur vor drei Jahren einen Bezahldienst fürs Web: 'Ich bin davon überzeugt, dass es ein Interesse daran gibt, zu bezahlen', sagte er zum Start des Unternehmens Flattr, eine Spitze gegen seine juristischen Gegner. Mittlerweile stellt sich heraus, dass er zumindest auf kleinem Level recht behalten hat. Mit Hilfe von Flattr können Menschen winzige Beträge direkt an Künstler und Kreative zahlen. Der Dienst wird weltweit genutzt.

Vor ein paar Wochen nun kündigte Peter Sunde an, er wolle ins Europaparlament. Bei der Wahl im kommenden Jahr will der Schwede mit finnischen Wurzeln für die finnische Piratenpartei kandidieren. Wenn er gewählt werde, wolle er für ein freies Internet kämpfen, erklärte er im Mai. Und nicht nur deshalb kann man sich vorstellen, wie es war, als Sunde wenig später von den Enthüllungen Edward Snowdens erfuhr. Vielleicht hat er entsetzt auf einen Bildschirm geblickt und 'das muss ein Witz sein' gesagt. Ganz sicher aber hat er gemacht, was geht, wieder mal.

In der vergangenen Woche hat Peter Sunde den Dienst Heml.is vorgestellt. Eine App für Smartphones, die abhörsichere Kommunikation ermöglichen soll. Innerhalb von drei Tagen sammelten Sunde und seine Freunde 150000 Dollar im Netz von über 10000 Interessenten, die die Entwicklung der App unterstützen möchten. Das sind 50000 Dollar mehr als sie als notwendig erachtet hatten. Es gibt vergleichbare Apps (Kasten), aber die Menschen im Netz vertrauen Peter Sunde, er steht glaubwürdig für Datenschutz. Seine Unterstützer teilen Sundes Ärger über den Überwachungsskandal, aber auch seine Haltung: Machen, was geht. So kann Heml.is nun programmiert werden. Der Name lehnt sich an das schwedische Wort für 'Geheimnis' an.

Den Erfolg von Heml.is kann man auch als politische Reaktion auf die Nachrichten der vergangenen Wochen sehen. Was früher nur für Unternehmen relevant war, wird nun auch für Privatpersonen bedeutsam: Verschlüsselung und abhörsichere Kanäle. Peter Sunde ist außer an der Idee eines abhörsicheren Messengers für Smartphones auch an dem Cloud-Speicherdienst Moln.is beteiligt sowie an IPredator, einem Dienst, der sicherere Datenübertragung beim Surfen ermöglicht. Dass aus dem Umfeld der Piratenbewegung nun die ersten Lösungen für die Welt nach Prism kommen, ist kein Zufall. Prism ist für Peter Sunde nicht nur ein Skandal, sondern eine Herausforderung. Die man bewältigt wie ein Filmheld, indem man macht, was geht.

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