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Anarchos der Regression

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Lustig gerade deswegen: Mit 'Kindsköpfe 2' rotiert Adam Sandler in der Wiederholungsschleife. Ein paar Mittvierziger verbringen darin ein verblödeltes Sommerwochenende.

Ein paar Mittvierziger treffen sich zum ersten Mal seit Schulzeiten wieder, verbringen ein chaotisch verblödeltes Sommerwochenende mit ihren Familien und steigen wie High-School-Kids den jungen Mädchen hinterher. Das ist die Formel der "Kindsköpfe" aus der Werkstatt des Kinokomikers Adam Sandler. Der erste Film war vor drei Jahren ein Riesenhit und spielte weltweit über 270 Millionen Dollar ein - auf diesem Level bewegen sich sonst nur die ganz großen Action-Blockbuster, wie aktuell zum Beispiel "Man of Steel".



In "Kindsköpfe 2" wird also konsequenterweise der pure Existenzialismus gepflegt.

Dieser Erfolg mag Adam Sandler, der seine Filme stets mitschreibt und mitproduziert und damit zuletzt zwei ziemliche Flops hingelegt hat, zu dem Entschluss getrieben haben, die erste Fortsetzung seiner Karriere zu drehen. Weshalb nun "Kindsköpfe 2" in die Kinos kommt. Die ganze Clique samt Anhang verbringt darin noch einmal ein chaotisch verblödeltes Sommerwochenende - und die Männer steigen wie High-School-Kids den jungen Mädchen hinterher.

Eigentlich erstaunlich, dass Sandler, seit jeher ein Meister der erbarmungslosen Regression, nicht schon früher mit solcher Zweitverwertung dahergekommen ist. Denn die Verminderung aller Hemmschwellen, die er seit über zwei Jahrzehnten so stoisch betreibt wie sonst niemand im amerikanischen Comedy-Business, funktioniert so richtig anarchisch eigentlich erst in der Wiederholungsschleife. Der frühen Stummfilm-Slapstick von Warners Looney Tunes, die "Kevin"-Filme und zuletzt die "Hangover"-Trilogie - sie alle ordnen ihre Gags so an, dass man sie voraussehen soll. Und dann nicht trotzdem, sondern gerade deswegen lacht.

Dafür ist Sandler, der seine eigenen Komödien schon immer genauso ernst genommen hat wie seine Schauspielausflüge ins tragikomische Fach - zu Paul Thomas Anderson etwa oder James L. Brooks - mit seiner ersten Fortsetzung gerade jetzt ziemlich nah am Zeitgeist. Denn das Prinzip der Wiederholung funktioniert aktuell nicht nur in der Kinoklamotte hervorragend, sondern in der gesamten Popkultur.

Die dicken Bestseller mit untervögelten Vampiren oder Studentinnen, die glattproduzierten Pop-Alben, die klingen, als würde man Zucker löffeln, die pyromanischen Fließband-Filme über Supermänner und Zauberkünstler sind doch vor allem daraufhin angelegt, dem Zuschauer in der wieder und wieder kehrenden Wiederholung zu gefallen. Wenn schon sonst auf nichts mehr Verlass ist.

In "Kindsköpfe 2" wird also konsequenterweise der pure Existenzialismus gepflegt. Die gnadenlose Triebentfesselung, die im ersten Teil von einer losen Rahmenhandlung noch halbwegs gebändigt wurde, bildet hier einfach den Kern des Films. Genüsslich verweigern sich Sandler und Dennis Dugan, der auch schon bei den ersten "Kindsköpfen" Regie führte, jeder Änderung der Formel, jeder Erklärung und jeder neuen Storyentwicklung - sogar noch konsequenter, als die "Kevin"- oder "Hangover"-Filme sich das bisher getraut haben.

Aus der Hauptbesetzung, dem Quintett der letzten Folge, ist Rob Schneider kommentarlos rausgeflogen. Die vier übrig gebliebenen Freunde - fast alle Sandler-Regulars und wie er selbst "Saturday Night Live"-Alumni - wohnen jetzt plötzlich im selben kleinen Ort. Dort streunen sie vom Baumarkt zum Baggersee, um die Langeweile eines heißen Sommertags zu vertreiben, verwüsten den Schulbus, legen sich mit ein paar muskulösen College-Kids an, die sie zeitgemäß als "Abercrombies" verspotten, bis abends spontan eine Achtzigerjahre-Motto-Party stattfindet, die sie ebenfalls verwüsten und wo sie sich noch mal mit den College-Kids anlegen.

Das Ganze findet mit der Würde der wahren Clowns statt, denn Sandlers All-Star-Team ist sich für keinen physischen Slapstick zu schade - das ist die harte Schule der Stand-up-Comedy an der amerikanischen Ostküste. Neben Chris Rock und David Spade zelebriert vor allem der unzerrüttbare Kevin James jede noch so abstruse Szene mit einem bewundernswerten Stoizismus. Auch der langjährige Sandler-Kompagnon Steve Buscemi hat wieder einen kleinen Auftritt, bei dem er die Sau rauslassen darf.

Und inmitten dieser Truppe, erstaunlich dezent diesmal, agiert der Mastermind der Regression, Adam Sandler selbst. In gewohnter Uniform, mit Baseball-Cap, Shorts und weiten bunten T-Shirts - aber in neuer Funktion: als eine Art Tour-Guide der Gags. David Steinitz

Grown Ups 2, USA 2013 - Regie: Dennis Dugan. Buch: Adam Sandler, Fred Wolf, Tim Herlihy. Kamera: Theo van de Sande. Mit: Adam Sandler, Kevin James, Chris Rock, David Spade, Salma Hayek. Verleih: Sony, 101 Minuten.

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