Franziskus hat gesprochen, nun ist die Frage, was er gemeint hat.
Dann stand der Papst doch vor den Journalisten in der Papstmaschine, die so recht nicht mehr mit ihrem Glück gerechnet hatten. Auf der Hinreise zum Weltjugendtag nach Brasilien hatte es nur eine kurze Plauderei mit Franziskus gegeben - es sollte sich vor dem Großereignis kein falscher oder falsch verstandener Satz verselbstständigen. Und jetzt baute er sich im Mittelgang der Alitalia-Maschine auf, der Mann in Weiß, ohne Hofstaat, flankiert von seinem Sprecher Federico Lombardi, gut gelaunt das Mikrofon in der Hand, fast wie ein Reiseleiter bei der Stadtrundfahrt durch Rom, so erzählen es die Kollegen, die dabei waren. Die Fragen bitte. Echte Fragen durften es sein, nicht vorher eingereichte, wie bis dato üblich im Vatikan. Und dann plauderte der Papst, eine Stunde und 22 Minuten - so, dass man nun trefflich streiten kann, ob er die katholische Kirche ordentlich auf den Kopf stellen will, ob er noch auslotet, was zu ändern ist, oder ob er vor allem ein charmanter Erzähler ist, der das Altgewohnte nett verpacken kann.
Hat er nun tatsächlich über schwule Priester geredet - oder ganz allgemein über Homosexuelle?
Los geht es harmlos. Was er in der Ledertasche habe, mit der er ins Flugzeug gestiegen sei? Den Rasierapparat, das Brevier fürs Stundengebet, den Terminkalender, ein Buch der Heiligen Therese von Lisieux; "es ist normal, sich seine Tasche zu tragen, wir müssen uns helfen, normal zu sein" Und: "Wie dem auch sei: Es war nicht der Koffer mit den Codes für die Atombombe." Doch schon in der zweiten Frage kommt die angebliche Homolobby im Vatikan dran: "Mir ist bisher im Vatikan noch keiner begegnet, auf dessen Personalausweis ,gay" (schwul) steht. Man muss zwischen Homosexualität und Lobbyismus unterscheiden. Die Lobbys, alle Lobbys, sind nicht gut. Wenn ein Mensch homosexuell ist und guten Willens den Herrn sucht, wer bin ich, dass ich ihn verurteile?" Da begannen die Journalisten zu ahnen, dass sie ihren Redaktionen mehr mitbringen würden als ein paar nichtssagende Zitate.
Tatsächlich sagt der Papst ein paar für Päpste ungewöhnliche Dinge: Er nimmt das Wort "gay" in den Mund; er trennt zwischen homosexuellen Priestern, die er nicht verurteilen möchte, und verwerflicher Seilschaft. Zur Frage, ob Geschiedene, die wieder heiraten, zu den Sakramenten zugelassen werden können, erklärt er: "Ich glaube, dass dies die Zeit der Barmherzigkeit ist, dieser Epochenwechsel, in dem es so viele Probleme auch in der Kirche gibt, auch aufgrund des unguten Zeugnisses einiger Priester. Der Klerikalismus hat viele Wunden hinterlassen, und man muss dazu übergehen, diese Wunden mit der Barmherzigkeit zu heilen." Es bräuchte überhaupt eine neue Ehe-Seelsorge.
Beim näheren Hinsehen fällt auf, dass Franziskus alles umgeht, was der bisherigen Lehre der katholischen Kirche widersprechen würde. Die Frage zum Beispiel, wie er praktizierte Homosexualität bewerte, beantwortet er nicht - weder wiederholt noch korrigiert er also die Lehrmeinung, schwule und lesbischer Sex sei "widernatürlich". Auch der Frage, ob es, unterhalb der Priesterweihe, ein "Diakonat der Frau" geben könne, weicht er aus; die Tür zur Priesterinnenweihe sei jedenfalls zu. Und daraus, dass er sich lieber "Bischof von Rom" als "Papst" nenne, könne man nicht herauslesen, dass er den päpstlichen Primat aufgebe. Pathetisch betont er die Verbundenheit mit seinem Vorgänger Benedikt XVI.: "Für mich ist es, als hätte ich einen weisen Großvater im Haus. Wenn ich ein Problem habe, kann ich zu ihm gehen und darüber sprechen."
Revolutionär in den Formulierungen - vorsichtig und manchmal auch mehrdeutig in der Sache, so hat Franziskus im Flugzeug zu den Journalisten geredet. Hat er nun tatsächlich über schwule Priester geredet - oder ganz allgemein über Homosexuelle? Gibt es tatsächlich Änderungen im Umgang mit Wiederverheirateten oder nur nette Worte? In Deutschland jedenfalls reicht das Spektrum der Hoffenden von Volker Beck (vorsichtige Hoffnung) von den Grünen bis Alois Glück vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (große Hoffnung). Und in Italien spricht der Philosoph Giovanni Reale gar von einer "historischen Wende". Das Klima jedenfalls zwischen der katholischen Kirchenspitze und dem Rest der Welt hat sich deutlich verbessert.
Dann stand der Papst doch vor den Journalisten in der Papstmaschine, die so recht nicht mehr mit ihrem Glück gerechnet hatten. Auf der Hinreise zum Weltjugendtag nach Brasilien hatte es nur eine kurze Plauderei mit Franziskus gegeben - es sollte sich vor dem Großereignis kein falscher oder falsch verstandener Satz verselbstständigen. Und jetzt baute er sich im Mittelgang der Alitalia-Maschine auf, der Mann in Weiß, ohne Hofstaat, flankiert von seinem Sprecher Federico Lombardi, gut gelaunt das Mikrofon in der Hand, fast wie ein Reiseleiter bei der Stadtrundfahrt durch Rom, so erzählen es die Kollegen, die dabei waren. Die Fragen bitte. Echte Fragen durften es sein, nicht vorher eingereichte, wie bis dato üblich im Vatikan. Und dann plauderte der Papst, eine Stunde und 22 Minuten - so, dass man nun trefflich streiten kann, ob er die katholische Kirche ordentlich auf den Kopf stellen will, ob er noch auslotet, was zu ändern ist, oder ob er vor allem ein charmanter Erzähler ist, der das Altgewohnte nett verpacken kann.
Hat er nun tatsächlich über schwule Priester geredet - oder ganz allgemein über Homosexuelle?
Los geht es harmlos. Was er in der Ledertasche habe, mit der er ins Flugzeug gestiegen sei? Den Rasierapparat, das Brevier fürs Stundengebet, den Terminkalender, ein Buch der Heiligen Therese von Lisieux; "es ist normal, sich seine Tasche zu tragen, wir müssen uns helfen, normal zu sein" Und: "Wie dem auch sei: Es war nicht der Koffer mit den Codes für die Atombombe." Doch schon in der zweiten Frage kommt die angebliche Homolobby im Vatikan dran: "Mir ist bisher im Vatikan noch keiner begegnet, auf dessen Personalausweis ,gay" (schwul) steht. Man muss zwischen Homosexualität und Lobbyismus unterscheiden. Die Lobbys, alle Lobbys, sind nicht gut. Wenn ein Mensch homosexuell ist und guten Willens den Herrn sucht, wer bin ich, dass ich ihn verurteile?" Da begannen die Journalisten zu ahnen, dass sie ihren Redaktionen mehr mitbringen würden als ein paar nichtssagende Zitate.
Tatsächlich sagt der Papst ein paar für Päpste ungewöhnliche Dinge: Er nimmt das Wort "gay" in den Mund; er trennt zwischen homosexuellen Priestern, die er nicht verurteilen möchte, und verwerflicher Seilschaft. Zur Frage, ob Geschiedene, die wieder heiraten, zu den Sakramenten zugelassen werden können, erklärt er: "Ich glaube, dass dies die Zeit der Barmherzigkeit ist, dieser Epochenwechsel, in dem es so viele Probleme auch in der Kirche gibt, auch aufgrund des unguten Zeugnisses einiger Priester. Der Klerikalismus hat viele Wunden hinterlassen, und man muss dazu übergehen, diese Wunden mit der Barmherzigkeit zu heilen." Es bräuchte überhaupt eine neue Ehe-Seelsorge.
Beim näheren Hinsehen fällt auf, dass Franziskus alles umgeht, was der bisherigen Lehre der katholischen Kirche widersprechen würde. Die Frage zum Beispiel, wie er praktizierte Homosexualität bewerte, beantwortet er nicht - weder wiederholt noch korrigiert er also die Lehrmeinung, schwule und lesbischer Sex sei "widernatürlich". Auch der Frage, ob es, unterhalb der Priesterweihe, ein "Diakonat der Frau" geben könne, weicht er aus; die Tür zur Priesterinnenweihe sei jedenfalls zu. Und daraus, dass er sich lieber "Bischof von Rom" als "Papst" nenne, könne man nicht herauslesen, dass er den päpstlichen Primat aufgebe. Pathetisch betont er die Verbundenheit mit seinem Vorgänger Benedikt XVI.: "Für mich ist es, als hätte ich einen weisen Großvater im Haus. Wenn ich ein Problem habe, kann ich zu ihm gehen und darüber sprechen."
Revolutionär in den Formulierungen - vorsichtig und manchmal auch mehrdeutig in der Sache, so hat Franziskus im Flugzeug zu den Journalisten geredet. Hat er nun tatsächlich über schwule Priester geredet - oder ganz allgemein über Homosexuelle? Gibt es tatsächlich Änderungen im Umgang mit Wiederverheirateten oder nur nette Worte? In Deutschland jedenfalls reicht das Spektrum der Hoffenden von Volker Beck (vorsichtige Hoffnung) von den Grünen bis Alois Glück vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (große Hoffnung). Und in Italien spricht der Philosoph Giovanni Reale gar von einer "historischen Wende". Das Klima jedenfalls zwischen der katholischen Kirchenspitze und dem Rest der Welt hat sich deutlich verbessert.