Die Furcht vor einem Anschlag in Jemen wächst, die USA fliegen ihre Bürger aus. Al-Qaida hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich an Macht gewonnen
Kairo - Aus Angst vor einem Anschlag des Terrornetzwerkes al-Qaida hat Amerika alle US-Bürger im Jemen aufgerufen, das Land unverzüglich zu verlassen. Mindestens zwei Flugzeuge brachten Amerikaner aus dem Land. Die Botschaft blieb geschlossen, ebenso wie die Vertretungen von Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Wie die New York Times berichtet, haben amerikanische Sicherheitsdienste vor einigen Wochen eine Nachricht von Al-Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri an seinen Stellvertreter im Jemen, Nasser al-Wuhaischi, abgefangen, in dem von einem Anschlag die Rede ist - möglicherweise bereits am Sonntag. Dann endet in einigen Ländern der Fastenmonat Ramadan. Zudem naht der 15. Jahrestag der Al-Qaida- Anschläge auf Botschaften in Kenia und Tansania am 7. August 1998. Interpol schloss sich den Warnungen an.
Zu gefährlich: Die USA fordern ihre Bürgen im Jemen dazu auf, das Land zu verlassen.
Wuhaischi führt al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap), die als eine der aggressivsten Gruppen des Terrornetzwerkes gilt. Wenige Tage nachdem Amerika 20 Botschaften von Mauretanien bis Madagaskar geschlossen hat, zeichnen sich damit die Umrisse einer der dramatischsten Anschlagsdrohungen seit dem 11. September ab. Zum Jahrestag des Anschlags hatten Terroristen vor einem Jahr das US-Konsulat im libyschen Bengasi angegriffen, dabei waren Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Amerikaner getötet worden. Kritiker warfen der US-Regierung vor, die Sicherheit seiner Diplomaten vernachlässigt zu haben.
Während Amerika seine Botschaften in Afghanistan und Irak wieder geöffnet hat, steigt im Jemen die Nervosität. Berichten zufolge sichern Hunderte Militärfahrzeuge Regierungsgebäude und Botschaften in der Hauptstadt Sanaa. Am Dienstag kreiste eine bemannte Drohne für zwei Stunden über Sanaa und löste nach einem Report der BBC 'Unruhe und Panik' aus. Die jemenitischen Behörden haben eine Liste mit 25 Al-Qaida-Mitgliedern veröffentlicht, die 'Terrorattacken während der letzten Tage des Ramadan' geplant haben sollen. Hinweise sollten mit umgerechnet gut 17000 Euro belohnt werden.
Einer der Verdächtigen ist allerdings am Dienstagmorgen durch eine US-Drohne getötet worden. Bei dem Angriff in der Provinz Marib im Osten des Landes kamen vier Menschen um. Insgesamt sollen in den vergangenen Tagen nach BBC-Angaben Dutzende Al-Qaida-Mitglieder aus dem ganzen Land nach Sanaa gereist sein. Sie planten Großes. Nur was?
Die Al-Qaida-Terroristen sind nur eine von zahlreichen Sorgen im ärmsten Land der arabischen Welt. Seit Jahren leidet Jemen unter Wassermangel und Unterversorgung, Separatisten und schiitischen Aufständischen. Die Entfernung von Langzeit-Präsident Ali Abdullah Saleh gilt als Modell für die vergleichsweise ruhige Entmachtung eines Autokraten, vor allem im Lichte des Krieges in Syrien oder der Verwerfungen in Ägypten. Aber im Kampf gegen al-Qaida hat sie keinen Durchbruch gebracht. Saleh, sagen Kritiker, nutzte die Terror-Drohung, um Millionen Dollar für militärisches Training aus Amerika und wichtige Posten für seine männlichen Verwandten zu bekommen. Einige werfen ihm vor, dass er al-Qaida geduldet, sogar unterstützt habe, um sich Amerika als Partner im Anti-Terror-Kampf unverzichtbar zu machen. Sein Nachfolger, Abd Rabbu Mansur Hadi, regiert ein Land mit enormer Waffendichte, aber schwachem Staat.
Seit März läuft ein nationaler Dialog, der unter internationaler Beobachtung eine Annäherung der rivalisierenden politischen Kräfte und einen Verfassungsentwurf bringen soll. Kritiker bemängeln das Projekt allerdings als undurchsichtige Alibi-Veranstaltung mit Millionenbudget. Kurz bevor Amerika die Schließung der Botschaften bekannt gab, war Hadi zu Besuch in Washington. Im Gespräch mit US-Präsident Barack Obama ging es auch um den Kampf gegen al-Qaida.
Der jemenitische Ableger des Netzwerkes gilt nicht nur als besonders aktiv, sondern auch als sehr loyal zu einer Führung, die sich wohl in Pakistan versteckt und je nach Einschätzung eher Namensgeber für eine heterogene Bewegung ist als Kommandozentrale einer straff geführten Organisation. Jemens Al-Qaida-Führer Wuhaischi, 36, war Privatsekretär Osama bin Ladens in Afghanistan - und er wurde von diesem bis zu seinem Tod im Mai 2011 offenbar auf Führungsaufgaben vorbereitet. Aus Afghanistan floh er nach Iran und wurde 2003 nach Jemen ausgeliefert. Drei Jahre später entkam er bei einem großen Gefängnisausbruch, der als eine Art Geburtsstunde al-Qaidas im Jemen gilt, nachdem viele Dschihadisten zuvor aus Saudi-Arabien verdrängt worden waren.
Seitdem machten Jemens Terroristen sich einen Namen durch spektakuläre Anschlagspläne. Der nigerianische 'Unterhosen-Bomber' Omar Faruk Abdulmutallah, der sich 2009 auf einem Flug von Amsterdam nach Detroit mit einem Sprengsatz in der Unterwäsche in die Luft sprengen wollte, wurde im Jemen ausgebildet und ausgerüstet. Im selben Jahr versuchte ein Mitglied der Gruppe, den saudischen Sicherheitschef Muhammed bin Najef durch einen Selbstmordanschlag zu töten. Im Sicherheitsvakuum während des Machtkampfs bis zum Rücktritt von Präsident Saleh gelangen den Dschihadisten zudem beachtliche Geländegewinne, sie kontrollierten ganze Regionen. Dies hat sich in den vergangenen Monaten zwar geändert, vor allem im Süden wurden al-Qaida und ähnliche Gruppen zurückgedrängt.
Allerdings wurden Hunderte Jemeniten, darunter viele Zivilisten durch US-Drohnen und jemenitische Sicherheitskräfte getötet - was den Dschihadisten im verarmten, verzweifelten Jemen einen steten Zustrom neuer Rekruten sichert. Gregory Johnsen, Wissenschaftler an der Universität Princeton und Autor des Buches 'The Last Refuge' über al-Qaida im Jemen geht sogar davon aus, dass die Zahl der Al-Qaida-Anhänger eher noch gestiegen ist. Wenn der Drohnenkrieg im Jemen so erfolgreich sei, wie Obama behaupte, so Johnsen in der New York Times, wieso könne die Gruppe Amerika dann jetzt zwingen, Botschaften zu schließen?
Kairo - Aus Angst vor einem Anschlag des Terrornetzwerkes al-Qaida hat Amerika alle US-Bürger im Jemen aufgerufen, das Land unverzüglich zu verlassen. Mindestens zwei Flugzeuge brachten Amerikaner aus dem Land. Die Botschaft blieb geschlossen, ebenso wie die Vertretungen von Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Wie die New York Times berichtet, haben amerikanische Sicherheitsdienste vor einigen Wochen eine Nachricht von Al-Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri an seinen Stellvertreter im Jemen, Nasser al-Wuhaischi, abgefangen, in dem von einem Anschlag die Rede ist - möglicherweise bereits am Sonntag. Dann endet in einigen Ländern der Fastenmonat Ramadan. Zudem naht der 15. Jahrestag der Al-Qaida- Anschläge auf Botschaften in Kenia und Tansania am 7. August 1998. Interpol schloss sich den Warnungen an.
Zu gefährlich: Die USA fordern ihre Bürgen im Jemen dazu auf, das Land zu verlassen.
Wuhaischi führt al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap), die als eine der aggressivsten Gruppen des Terrornetzwerkes gilt. Wenige Tage nachdem Amerika 20 Botschaften von Mauretanien bis Madagaskar geschlossen hat, zeichnen sich damit die Umrisse einer der dramatischsten Anschlagsdrohungen seit dem 11. September ab. Zum Jahrestag des Anschlags hatten Terroristen vor einem Jahr das US-Konsulat im libyschen Bengasi angegriffen, dabei waren Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Amerikaner getötet worden. Kritiker warfen der US-Regierung vor, die Sicherheit seiner Diplomaten vernachlässigt zu haben.
Während Amerika seine Botschaften in Afghanistan und Irak wieder geöffnet hat, steigt im Jemen die Nervosität. Berichten zufolge sichern Hunderte Militärfahrzeuge Regierungsgebäude und Botschaften in der Hauptstadt Sanaa. Am Dienstag kreiste eine bemannte Drohne für zwei Stunden über Sanaa und löste nach einem Report der BBC 'Unruhe und Panik' aus. Die jemenitischen Behörden haben eine Liste mit 25 Al-Qaida-Mitgliedern veröffentlicht, die 'Terrorattacken während der letzten Tage des Ramadan' geplant haben sollen. Hinweise sollten mit umgerechnet gut 17000 Euro belohnt werden.
Einer der Verdächtigen ist allerdings am Dienstagmorgen durch eine US-Drohne getötet worden. Bei dem Angriff in der Provinz Marib im Osten des Landes kamen vier Menschen um. Insgesamt sollen in den vergangenen Tagen nach BBC-Angaben Dutzende Al-Qaida-Mitglieder aus dem ganzen Land nach Sanaa gereist sein. Sie planten Großes. Nur was?
Die Al-Qaida-Terroristen sind nur eine von zahlreichen Sorgen im ärmsten Land der arabischen Welt. Seit Jahren leidet Jemen unter Wassermangel und Unterversorgung, Separatisten und schiitischen Aufständischen. Die Entfernung von Langzeit-Präsident Ali Abdullah Saleh gilt als Modell für die vergleichsweise ruhige Entmachtung eines Autokraten, vor allem im Lichte des Krieges in Syrien oder der Verwerfungen in Ägypten. Aber im Kampf gegen al-Qaida hat sie keinen Durchbruch gebracht. Saleh, sagen Kritiker, nutzte die Terror-Drohung, um Millionen Dollar für militärisches Training aus Amerika und wichtige Posten für seine männlichen Verwandten zu bekommen. Einige werfen ihm vor, dass er al-Qaida geduldet, sogar unterstützt habe, um sich Amerika als Partner im Anti-Terror-Kampf unverzichtbar zu machen. Sein Nachfolger, Abd Rabbu Mansur Hadi, regiert ein Land mit enormer Waffendichte, aber schwachem Staat.
Seit März läuft ein nationaler Dialog, der unter internationaler Beobachtung eine Annäherung der rivalisierenden politischen Kräfte und einen Verfassungsentwurf bringen soll. Kritiker bemängeln das Projekt allerdings als undurchsichtige Alibi-Veranstaltung mit Millionenbudget. Kurz bevor Amerika die Schließung der Botschaften bekannt gab, war Hadi zu Besuch in Washington. Im Gespräch mit US-Präsident Barack Obama ging es auch um den Kampf gegen al-Qaida.
Der jemenitische Ableger des Netzwerkes gilt nicht nur als besonders aktiv, sondern auch als sehr loyal zu einer Führung, die sich wohl in Pakistan versteckt und je nach Einschätzung eher Namensgeber für eine heterogene Bewegung ist als Kommandozentrale einer straff geführten Organisation. Jemens Al-Qaida-Führer Wuhaischi, 36, war Privatsekretär Osama bin Ladens in Afghanistan - und er wurde von diesem bis zu seinem Tod im Mai 2011 offenbar auf Führungsaufgaben vorbereitet. Aus Afghanistan floh er nach Iran und wurde 2003 nach Jemen ausgeliefert. Drei Jahre später entkam er bei einem großen Gefängnisausbruch, der als eine Art Geburtsstunde al-Qaidas im Jemen gilt, nachdem viele Dschihadisten zuvor aus Saudi-Arabien verdrängt worden waren.
Seitdem machten Jemens Terroristen sich einen Namen durch spektakuläre Anschlagspläne. Der nigerianische 'Unterhosen-Bomber' Omar Faruk Abdulmutallah, der sich 2009 auf einem Flug von Amsterdam nach Detroit mit einem Sprengsatz in der Unterwäsche in die Luft sprengen wollte, wurde im Jemen ausgebildet und ausgerüstet. Im selben Jahr versuchte ein Mitglied der Gruppe, den saudischen Sicherheitschef Muhammed bin Najef durch einen Selbstmordanschlag zu töten. Im Sicherheitsvakuum während des Machtkampfs bis zum Rücktritt von Präsident Saleh gelangen den Dschihadisten zudem beachtliche Geländegewinne, sie kontrollierten ganze Regionen. Dies hat sich in den vergangenen Monaten zwar geändert, vor allem im Süden wurden al-Qaida und ähnliche Gruppen zurückgedrängt.
Allerdings wurden Hunderte Jemeniten, darunter viele Zivilisten durch US-Drohnen und jemenitische Sicherheitskräfte getötet - was den Dschihadisten im verarmten, verzweifelten Jemen einen steten Zustrom neuer Rekruten sichert. Gregory Johnsen, Wissenschaftler an der Universität Princeton und Autor des Buches 'The Last Refuge' über al-Qaida im Jemen geht sogar davon aus, dass die Zahl der Al-Qaida-Anhänger eher noch gestiegen ist. Wenn der Drohnenkrieg im Jemen so erfolgreich sei, wie Obama behaupte, so Johnsen in der New York Times, wieso könne die Gruppe Amerika dann jetzt zwingen, Botschaften zu schließen?