Weltweit riskieren viele Reporter ihr Leben. Der Verein "Journalisten helfen Journalisten", der nun 20 Jahre alt wird, sorgt für diejenigen, die ihren Einsatz nicht unversehrt überstehen.
Viele Menschen wundern sich, warum Journalisten sich selbst in Gefahr bringen, indem sie aus Kriegsgebieten oder anderen gefährlichen Orten berichten. Vielleicht ist das tatsächlich töricht. Aber wenn es eine Wahrheit zu erzählen gibt, sollte sie erzählt werden.
Die meisten Journalisten wissen um die Gefahren, auf die sie sich einlassen, während sie ihren Job machen. Vor allem, wenn sie aus Krisengebieten berichten. Abschrecken lassen sie sich davon trotzdem nicht. In vielen Redaktionen auf der ganzen Welt gibt es Debatten über solche Einsätze auf unsicherem Terrain. Und die Chefredakteure geben nach, wenn ihre Journalisten schmollen und sich weigern, vom Bürostuhl aus zu recherchieren.
Ehrlich gesagt ist es ja oft so: Die Wahrheit zu beschreiben, erfüllt den Reporter oft mit einem so tollen Gefühl, dass die Gefahr in dem Moment schlicht keine Rolle spielt. Man schuftet einfach weiter, unerschrocken. Und erst der nächste Drohanruf oder sonst ein Einschüchterungsversuch konfrontiert einen dann wieder mit der Realität. Die Gefahr ist real.
Wenn Jounalisten in Krisengebiete reisen, riskieren die für ihre Arbeit dort häufig ihr Leben.
Das sind die schwierigsten Momente. Da stehen auf der einen Seite Pflichtgefühl und Überzeugung. Und auf der anderen Seite warten die nackte Angst und der unbedingte Wille, am Leben zu bleiben. Ist das eine leichte Entscheidung? Schwer zu sagen, vor allem, wenn die nächste Geschichte wartet, die nächste Wahrheit, über die es zu berichten gilt. Plötzlich sind die wichtigen Abwägungen in einer abgelegenen Ecke gelandet. Ich nenne es den "Ruf der Pflicht". Andere nennen es: Sturheit.
Mit ihrem unstillbaren Hunger über alles zu schreiben, was geschieht, bewegen sich viele Journalisten auf sehr dünnem Eis, sie setzen sich unvorstellbaren Gefahren aus. Oft nimmt es ein tragisches Ende. Aber wenn so etwas Tragisches geschieht, dann sind es natürlich auch genau diese Geschichten über Mut, die junge Menschen inspirieren, Journalisten zu werden.
Journalisten helfen Journalisten (JhJ) ist so eine Organisation, die aus dem Mut und aus der Überzeugung einer Gruppe von Menschen heraus entstand, die sich vom Tod eines lieben Menschen, eines Kollegen, nicht unterkriegen lassen wollten. Der Verein wurde im Andenken an Egon Scotland gegründet, der 1991 getötet wurde, als er für die Süddeutsche Zeitung über den Balkankrieg berichtete. Bis heute hat JhJ Hunderten Journalisten in der ganzen Welt geholfen, der Verein wird dieses Jahr 20 Jahre alt. Bei einem Fest zu diesem Jahrestag trafen viele Journalisten aufeinander. Kollegen, die gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen, nur, weil sie ihren Job gemacht hatten. Und weil sie sich nicht einschüchtern lassen wollten. Die Gemeinschaft gab allen ein Gefühl der Bestätigung. Dabei war es nicht die physische Sicherheit, die uns ein gutes Gefühl gab. Es war das wiedergewonnene Vertrauen in die eigene Arbeit.
In Indien, wo ich herkomme, sind viele Journalisten gezwungen, ihren Beruf aufzugeben. Er ist zu gefährlich, nicht nur für sie, sondern auch für ihre Familien. Journalisten, Whistleblower und Aktivisten bezahlen einen hohen Preis für die Meinungsfreiheit, auch wenn sie von der Verfassung garantiert wird. Ich selbst habe über Frauenrechte und Korruption geschrieben und bin im Juni 2012 vor der Redaktion der Arunachal Times angeschossen und an der Wirbelsäule verletzt worden. Die Hintergründe der Tat sind bis heute ungeklärt. Es gibt nach solchen Ereignissen dann vielleicht mal einen aufgebrachten Bericht in den Medien und ein paar Protestmärsche, aber dann wird alles wieder unter den Teppich gekehrt, bis wieder etwas passiert. Es gibt massenhaft Beispiele dafür, dass Menschen verfolgt werden, weil sie ihre Meinung sagen - auch von staatlichen Institutionen. Der Karikaturist Assem Trivedi wurde ins Gefängnis gesteckt, seine Webseite wegen Volksverhetzung gesperrt. In seinen Zeichnungen ging es um Korruption in unterschiedlichen Bereichen des Systems. Traurigerweise gehört Humor zu den Dingen, die den indischen Gesetzesmachern und -hütern abgehen.
Trotzdem aber gibt es einen Platz für Trivedi und andere wie ihn, wo sie sagen können, was sie denken. Sieht man auf den Zuspruch in den sozialen Medien, dann wurde er gehört - und ihm wurde applaudiert.
Während Stimmen wie die seine an einem Ort unterdrückt werden, werden sie anderswo gefeiert. Indien, wie die ganze Welt, ist widersprüchlich.
Ich persönlich kann mir das vergangene Jahr nicht wegwünschen, auch nicht, wenn es mir heute gesundheitlich wieder besser geht. Der Angriff ist passiert, er hat mir viel Schmerz gebracht und das Gefühl, verwundbar zu sein. Das alles kann ich nicht beiseite schieben. Aber in demselben Jahr habe ich mit der Unterstützung vieler Menschen gelernt, dass ich das Gefühl von Unterdrückung durchaus beiseite schieben kann. Dass ich die Hand beiseite schieben kann, die mir meinen Stift nehmen will. Oder meine Tastatur.
Viele Menschen wundern sich, warum Journalisten sich selbst in Gefahr bringen, indem sie aus Kriegsgebieten oder anderen gefährlichen Orten berichten. Vielleicht ist das tatsächlich töricht. Aber wenn es eine Wahrheit zu erzählen gibt, sollte sie erzählt werden.
Die meisten Journalisten wissen um die Gefahren, auf die sie sich einlassen, während sie ihren Job machen. Vor allem, wenn sie aus Krisengebieten berichten. Abschrecken lassen sie sich davon trotzdem nicht. In vielen Redaktionen auf der ganzen Welt gibt es Debatten über solche Einsätze auf unsicherem Terrain. Und die Chefredakteure geben nach, wenn ihre Journalisten schmollen und sich weigern, vom Bürostuhl aus zu recherchieren.
Ehrlich gesagt ist es ja oft so: Die Wahrheit zu beschreiben, erfüllt den Reporter oft mit einem so tollen Gefühl, dass die Gefahr in dem Moment schlicht keine Rolle spielt. Man schuftet einfach weiter, unerschrocken. Und erst der nächste Drohanruf oder sonst ein Einschüchterungsversuch konfrontiert einen dann wieder mit der Realität. Die Gefahr ist real.
Wenn Jounalisten in Krisengebiete reisen, riskieren die für ihre Arbeit dort häufig ihr Leben.
Das sind die schwierigsten Momente. Da stehen auf der einen Seite Pflichtgefühl und Überzeugung. Und auf der anderen Seite warten die nackte Angst und der unbedingte Wille, am Leben zu bleiben. Ist das eine leichte Entscheidung? Schwer zu sagen, vor allem, wenn die nächste Geschichte wartet, die nächste Wahrheit, über die es zu berichten gilt. Plötzlich sind die wichtigen Abwägungen in einer abgelegenen Ecke gelandet. Ich nenne es den "Ruf der Pflicht". Andere nennen es: Sturheit.
Mit ihrem unstillbaren Hunger über alles zu schreiben, was geschieht, bewegen sich viele Journalisten auf sehr dünnem Eis, sie setzen sich unvorstellbaren Gefahren aus. Oft nimmt es ein tragisches Ende. Aber wenn so etwas Tragisches geschieht, dann sind es natürlich auch genau diese Geschichten über Mut, die junge Menschen inspirieren, Journalisten zu werden.
Journalisten helfen Journalisten (JhJ) ist so eine Organisation, die aus dem Mut und aus der Überzeugung einer Gruppe von Menschen heraus entstand, die sich vom Tod eines lieben Menschen, eines Kollegen, nicht unterkriegen lassen wollten. Der Verein wurde im Andenken an Egon Scotland gegründet, der 1991 getötet wurde, als er für die Süddeutsche Zeitung über den Balkankrieg berichtete. Bis heute hat JhJ Hunderten Journalisten in der ganzen Welt geholfen, der Verein wird dieses Jahr 20 Jahre alt. Bei einem Fest zu diesem Jahrestag trafen viele Journalisten aufeinander. Kollegen, die gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen, nur, weil sie ihren Job gemacht hatten. Und weil sie sich nicht einschüchtern lassen wollten. Die Gemeinschaft gab allen ein Gefühl der Bestätigung. Dabei war es nicht die physische Sicherheit, die uns ein gutes Gefühl gab. Es war das wiedergewonnene Vertrauen in die eigene Arbeit.
In Indien, wo ich herkomme, sind viele Journalisten gezwungen, ihren Beruf aufzugeben. Er ist zu gefährlich, nicht nur für sie, sondern auch für ihre Familien. Journalisten, Whistleblower und Aktivisten bezahlen einen hohen Preis für die Meinungsfreiheit, auch wenn sie von der Verfassung garantiert wird. Ich selbst habe über Frauenrechte und Korruption geschrieben und bin im Juni 2012 vor der Redaktion der Arunachal Times angeschossen und an der Wirbelsäule verletzt worden. Die Hintergründe der Tat sind bis heute ungeklärt. Es gibt nach solchen Ereignissen dann vielleicht mal einen aufgebrachten Bericht in den Medien und ein paar Protestmärsche, aber dann wird alles wieder unter den Teppich gekehrt, bis wieder etwas passiert. Es gibt massenhaft Beispiele dafür, dass Menschen verfolgt werden, weil sie ihre Meinung sagen - auch von staatlichen Institutionen. Der Karikaturist Assem Trivedi wurde ins Gefängnis gesteckt, seine Webseite wegen Volksverhetzung gesperrt. In seinen Zeichnungen ging es um Korruption in unterschiedlichen Bereichen des Systems. Traurigerweise gehört Humor zu den Dingen, die den indischen Gesetzesmachern und -hütern abgehen.
Trotzdem aber gibt es einen Platz für Trivedi und andere wie ihn, wo sie sagen können, was sie denken. Sieht man auf den Zuspruch in den sozialen Medien, dann wurde er gehört - und ihm wurde applaudiert.
Während Stimmen wie die seine an einem Ort unterdrückt werden, werden sie anderswo gefeiert. Indien, wie die ganze Welt, ist widersprüchlich.
Ich persönlich kann mir das vergangene Jahr nicht wegwünschen, auch nicht, wenn es mir heute gesundheitlich wieder besser geht. Der Angriff ist passiert, er hat mir viel Schmerz gebracht und das Gefühl, verwundbar zu sein. Das alles kann ich nicht beiseite schieben. Aber in demselben Jahr habe ich mit der Unterstützung vieler Menschen gelernt, dass ich das Gefühl von Unterdrückung durchaus beiseite schieben kann. Dass ich die Hand beiseite schieben kann, die mir meinen Stift nehmen will. Oder meine Tastatur.