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Im Brennspiegel

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Nikolaus Blome wechselt ausgerechnet von Bild zu Spiegel

Vor zwei Jahren war man beim Spiegel mit dem damaligen Berliner Bürochef der Bild-Zeitung überhaupt nicht zufrieden. Nikolaus Blome habe im Fernsehen die Täuschung, die Karl-Theodor zu Guttenberg beim Verfassen seiner Doktorarbeit beging, verniedlicht, stand im Spiegel. In dem Text ("Im Namen des Volkes") ätzten die Autoren, ganz wie man es von Spiegel erwarten darf, gegen die Bild-Zeitung. Hartes Fazit des etwas lang geratenen Textes: Das Blatt übernehme "immer wieder die Rolle einer rechtspopulistischen Partei". Den Artikel machte man in Hamburg damals zur Titelgeschichte, Schlagzeile des Magazins: "Bild - Die Brandstifter."



Frontenwechsel. Der Chellvertretende Chefredakteur der Bildzeitung wechselt zum Spiegel.

Es war also kaum zu erwarten, dass Blome, nach Spiegel-Lesart und dem Rang nach, mittlerweile, als stellvertretender Chefredakteur der zweithöchste aller Bild-Brandstifter zum Spiegel wechseln würde. Genau das geschieht nun, Blome wird zum 1. Dezember erneut stellvertretender Chefredakteur. Schon vor ein paar Wochen tuschelten die Hauptstadt-Journalisten über die Personalie, ein Tweet von Blomes aktuellem Boss Kai Diekmann heizte das Geraune am Montag weiter an. Der Bild-Chef schrieb, es ginge in dieser Woche noch "um eine Personalie der nicht ganz alltäglichen Art". Umziehen muss Blome nicht, er wird in Personalunion auch Chef des Berliner Spiegel-Büros. Der aktuelle Büroleiter, Konstantin von Hammerstein, zieht sich auf eine Autoren-Position zurück.

Ob der designierte Spiegel- und Spiegel-Online Chefredakteur Wolfgang Büchner, der am 1. September in Hamburg anfängt, noch weitere Stellvertreter ernennen wird, ist derzeit noch unklar.

Einerseits ergibt das alles sehr viel Sinn, vor allem für den Spiegel. Erstens liefert sich Blome wöchentlich mit Jakob Augstein im Fernsehen einen Schlagabtausch. Augstein ist Spiegel-Online-Autor, vor allem aber Erbe des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein. Ihm und anderen Erben gehören 23,75 Prozent des Verlages. Zweitens bringt Blome von der Bild Erfahrung in Sachen Exklusivnachrichten mit, und detaillierte Kenntnis über die Zusammenführung von Print- und Online-Journalisten in eine integrierte Redaktion. Im Berliner Spiegel-Büro sind Blome beide Redaktionen, Print und Online, unterstellt. Und drittens ist Blome - Bild hin oder her - ein profilierter Autor, Träger des Theodor-Wolff-Preises. Was er kann, erfuhren die Spiegel-Journalisten kurz nach ihrem "Brandstifter"-Titel. Da tauchte Bild-Mann Blome in Hamburg auf und hielt seinen Kollegen in deren großer 11-Uhr-Konferenz eine Blattkritik. Auch Kritiker waren danach der Meinung, dass Blome eine gute Figur abgegeben habe.

Andererseits gibt es beim Spiegel Kollegen, die der Auffassung anhängen, dass einer, der bei Springer Karriere gemacht hat und bei Bild Politik, kein guter Mann sein kann. Büchner macht sich mit der Personalie Blome in seiner neuen Redaktion also nicht nur Freunde.

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