Blockbuster mit Selbstironie!? Michael Bays "Pain & Gain"
Etwas muss sich ändern, beschließt der Bodybuilder und Fitnessstudio-Mitarbeiter Daniel beim Enthaaren schwabbeliger Studio-Gäste, die ihre Körper nie in den Griff bekommen werden. Miami 1995, das Baywatch-Jahrzehnt. Daniel Lugo (Mark Wahlberg) glaubt an Fitness, an Amerika und an den roten Rasenmäher, mit dem er gern den Garten der Villa mähen möchte, die er leider noch nicht besitzt. Also entführt er mit zwei aufgepumpten Kollegen auf einem üblen Chaos-Trip einen reichen Geschäftsmann, um ihn in einem verlassenen Warenhaus zwischen Kisten voller Sexspielzeug so lange zu foltern, bis er ihnen seine Besitztümer überschreibt.
Vom Unterwäschemodel zum Körperkult-Kritker: Mark Walhberg in seinem neuen Film "Pain & Gain"
"Pain & Gain" ist eine brutale Satire auf den Körperkult und den amerikanischen Traum - gemacht ausgerechnet von drei Männern, die durch physische Selbstoptimierung ordentliche Hollywood-Karrieren hingelegt haben. In den Hauptrollen sind Mark Wahlberg und Dwayne Johnson zu sehen, die ihre Laufbahn als Unterwäschemodell beziehungsweise Wrestler begonnen haben. Regie führt Michael Bay, der durch ironiefreies Inszenieren von verschwitzten Männerkörpern zu einem der erfolgreichsten Blockbuster-Regisseure überhaupt geworden ist.
Jetzt aber hat ihn die Selbstironie gepackt, in "Pain & Gain" verspottet er mit großer Freude die Bilder, mit denen er einst das Kino umgekrempelt hat, als Teil der ersten Regiegeneration, die von der Werbung und den Musikclips zum Film kam. Seine Ästhetik aus epileptischen Schnittfrequenzen und ausgedehnten Zeitlupen treibt er weit über die Schmerzgrenze hinaus, in die Anarchie der Parodie, und wäre dies eine fiktive Geschichte, er hätte eine denkwürdige Actionkomödie geschaffen. Nur beruht der Film auf einer bizarren wahren Begebenheit - die "Sun Gym Gang", die in einem absolut irren Mix aus Dummheit und Zufall einige Leute umbrachte, die zwischen ihnen und ihrem Traum vom besseren Leben standen, hat es wirklich gegeben. Der echte Daniel Lugo wartet in einem Gefängnis in Florida auf seine Hinrichtung.
Also machen sich Bay und sein Team zwar gnadenlos über die Sun Gym Jungs lustig - manche Szenen sind inszeniert wie Sketche der Three Stooges -, aber parodieren vor allem auch sich selbst. Natürlich hat Bay auch die Klassiker der Realsatire studiert, besonders "Fargo" von den Coen-Brüdern, und so steht zwischen Pump-Orgien und Koksschnupfen von Frauenhintern immer die Frage im Raum, wie sich die Propaganda vom Liberalismus eigentlich auf den Durchschnittsmenschen auswirkt. Denn die Impotenz, gegen die seine drei Muskelberge ankämpfen, kommt weniger von den Steroiden als vom American Dream, der ihnen mit seinem Erfolgs-Imperativ ein paar ordentliche Neurosen ins Hirn gepflanzt hat.
Pain & Gain, USA 2013 - Regie: Michael Bay. Buch: Christopher Markus, Stephen McFeely. Kamera: Ben Seresin. Mit: Mark Wahlberg, Dwayne Johnson, Anthony Mackie, Rebel Wilson, Ed Harris, Tony Shalhoub. Paramount, 129 Minuten.
Etwas muss sich ändern, beschließt der Bodybuilder und Fitnessstudio-Mitarbeiter Daniel beim Enthaaren schwabbeliger Studio-Gäste, die ihre Körper nie in den Griff bekommen werden. Miami 1995, das Baywatch-Jahrzehnt. Daniel Lugo (Mark Wahlberg) glaubt an Fitness, an Amerika und an den roten Rasenmäher, mit dem er gern den Garten der Villa mähen möchte, die er leider noch nicht besitzt. Also entführt er mit zwei aufgepumpten Kollegen auf einem üblen Chaos-Trip einen reichen Geschäftsmann, um ihn in einem verlassenen Warenhaus zwischen Kisten voller Sexspielzeug so lange zu foltern, bis er ihnen seine Besitztümer überschreibt.
Vom Unterwäschemodel zum Körperkult-Kritker: Mark Walhberg in seinem neuen Film "Pain & Gain"
"Pain & Gain" ist eine brutale Satire auf den Körperkult und den amerikanischen Traum - gemacht ausgerechnet von drei Männern, die durch physische Selbstoptimierung ordentliche Hollywood-Karrieren hingelegt haben. In den Hauptrollen sind Mark Wahlberg und Dwayne Johnson zu sehen, die ihre Laufbahn als Unterwäschemodell beziehungsweise Wrestler begonnen haben. Regie führt Michael Bay, der durch ironiefreies Inszenieren von verschwitzten Männerkörpern zu einem der erfolgreichsten Blockbuster-Regisseure überhaupt geworden ist.
Jetzt aber hat ihn die Selbstironie gepackt, in "Pain & Gain" verspottet er mit großer Freude die Bilder, mit denen er einst das Kino umgekrempelt hat, als Teil der ersten Regiegeneration, die von der Werbung und den Musikclips zum Film kam. Seine Ästhetik aus epileptischen Schnittfrequenzen und ausgedehnten Zeitlupen treibt er weit über die Schmerzgrenze hinaus, in die Anarchie der Parodie, und wäre dies eine fiktive Geschichte, er hätte eine denkwürdige Actionkomödie geschaffen. Nur beruht der Film auf einer bizarren wahren Begebenheit - die "Sun Gym Gang", die in einem absolut irren Mix aus Dummheit und Zufall einige Leute umbrachte, die zwischen ihnen und ihrem Traum vom besseren Leben standen, hat es wirklich gegeben. Der echte Daniel Lugo wartet in einem Gefängnis in Florida auf seine Hinrichtung.
Also machen sich Bay und sein Team zwar gnadenlos über die Sun Gym Jungs lustig - manche Szenen sind inszeniert wie Sketche der Three Stooges -, aber parodieren vor allem auch sich selbst. Natürlich hat Bay auch die Klassiker der Realsatire studiert, besonders "Fargo" von den Coen-Brüdern, und so steht zwischen Pump-Orgien und Koksschnupfen von Frauenhintern immer die Frage im Raum, wie sich die Propaganda vom Liberalismus eigentlich auf den Durchschnittsmenschen auswirkt. Denn die Impotenz, gegen die seine drei Muskelberge ankämpfen, kommt weniger von den Steroiden als vom American Dream, der ihnen mit seinem Erfolgs-Imperativ ein paar ordentliche Neurosen ins Hirn gepflanzt hat.
Pain & Gain, USA 2013 - Regie: Michael Bay. Buch: Christopher Markus, Stephen McFeely. Kamera: Ben Seresin. Mit: Mark Wahlberg, Dwayne Johnson, Anthony Mackie, Rebel Wilson, Ed Harris, Tony Shalhoub. Paramount, 129 Minuten.