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Aufruhr bei Walmart

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In den USA geht die Arbeiterklasse auf die Straße. Ihr Lohn reicht kaum zum Leben


Die Fifth Avenue in Manhattan ist eigentlich ein Ort für Anzugträger und Touristen. Da fällt es ganz schön auf, wenn eine Gruppe in knallgrünen T-Shirts durch die Straße zieht. Die Leute schreien: "Walmart, Walmart, du bist schlecht!" Auf ihren Plakaten steht "Walmart kann sich mehr leisten" oder: "Zahlt uns genug, um unsere Familien zu ernähren!" Die Gruppe ist auf dem Weg zu Chris Williams, dem Chef der Investmentfirma The Williams Capital Group, der im Aufsichtsrat von Walmart sitzt und sein Büro in der Fifth Avenue hat. Sie wollen ihm eine Petition überreichen, mit der sie eine bessere Bezahlung fordern. "Die Zeit des Schweigens ist vorbei", schreiben sie. Bis zu Williams schaffen sie es nicht. Die Polizei nimmt drei der Demonstranten fest.



Verärgerte Demonstranten in Hyattsville, Maryland

In 15 US-Städten sind Walmart-Mitarbeiter auf die Straße gegangen. Sie fordern, dass die größte Einzelhandelskette bessere Gehälter zahlt, mindestens 25000 Dollar pro Jahr. Und sie fordern, sich in Gewerkschaften organisieren zu dürfen. Angeblich hat Walmart gerade 20 Mitarbeiter gefeuert, die bei einem Streik mitgemacht haben. Walmart dementiert, Arbeitsgesetze gebrochen zu haben. Die Walmart-Proteste sind zwar verhältnismäßig klein, nur ein paar hundert Mitarbeiter haben sich beteiligt. Aber für amerikanische Verhältnisse, wo Demonstrationen und Streiks selten sind, ist der Protest groß. Fernsehsender und Zeitungen berichten ausgiebig.

Walmart ist Amerikas größter Arbeitgeber, 2,2 Millionen Menschen arbeiten weltweit für die Kette, 1,3 Millionen davon in den USA. Was bei Walmart geschieht, beobachten andere Unternehmen, vor allem die mit niedrigen Löhnen, genau. Vor wenigen Tagen haben Mitarbeiter von Imbissketten in 60 Städten in Amerika für höhere Löhne demonstriert. Rund 1000 Filialen von Ketten wie McDonald"s, Burger King, Wendy"s, Taco Bell oder Pizza Hut waren betroffen. Die Fast-Food-Arbeiter forderten, dass die Unternehmen den Durchschnittslohn der Branche von neun auf 15 Dollar erhöhen. Die Proteste werfen die Frage auf, ob die Grenze der Belastbarkeit der Arbeiter in den USA nun erreicht ist.

Sie wollen teilhaben am stetigen wirtschaftlichen Aufschwung. Allein im August sind 169000 Jobs in den USA geschaffen worden, die Arbeitslosenquote fiel von 7,4 auf 7,3 Prozent. Der Mindeststundenlohn liegt noch immer bei 7,25 Dollar. Der Kongress hatte die Untergrenze zuletzt 2007 heraufgesetzt. Nach einer Studie des Massachusetts Institute of Technology müsste ein Arbeitnehmer in Metropolen wie New York mehr als zwölf Dollar in der Stunde verdienen, um über die Runden zu kommen. Auf dem Land ist das Leben billiger, 7,25 Dollar reichen trotzdem nicht. Der Mitarbeiterorganisation Our Walmart zufolge verdienen die Arbeiter des Unternehmens im Schnitt nur 8,81 Dollar.

Walmart sei "das Musterbeispiel für alles, was im amerikanischen Arbeitsrecht und in den Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern falsch läuft", sagt John Logan, Arbeitswissenschaftler in San Francisco. Nun haben sich sogar zwei Investmentgesellschaften von Walmart zurückgezogen. Der niederländische Pensionsfonds PGGM hatte versucht, Walmart zu besseren Standards zu bringen, das Management sei nicht gesprächsbereit gewesen. An fehlenden Gewinnen liegt Walmarts Lohnpolitik nicht. Im vergangenen Geschäftsjahr blieben bei einem Umsatz von 470 Milliarden Dollar unter dem Strich 17 Milliarden Dollar.

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