'Walk 21' -Erkenntnisse auf der Fußgängerkonferenz in München
Gehen kann segensreich wirken: Es stärkt die Muskulatur, klärt die Gedanken, fördert den Gleichgewichtssinn, braucht wenig Infrastruktur und belastet kaum das Klima. Vom Autofahren kann man das nicht behaupten. Dennoch haben die Autofahrer immer mehr Raum erobert, die Geher (und Radfahrer) wurden zurückgedrängt.
Die internationale Fußgängerkonferenz "Walk 21", die seit dem Jahr 2000 jährlich stattfindet und diesmal in München zu Gast war, will dieser Entwicklung etwas entgegensetzen. Aus den zahlreichen Vorträgen ergab sich ein Bild des globalen Gehens, das bestimmte Mechanismen der Entwicklung klar hervortreten ließ.
Zuerst will jeder ein Auto, denn das ist neu, schnell, und im Inneren man hat seine Ruhe. Später ist es nicht mehr neu, nicht mehr schnell - die Durchschnittsgeschwindigkeit von Autos liegt in vielen Großstädten deutlich unter 20 km/h - aber wenigstens ein Rückzugsraum. Vor allem aber mag man nicht mehr zu Fuß gehen - wegen all der anderen Autos. Besonders gilt das in Ländern mit niedrigem und mittlerem Durchschnittseinkommen. Bei nur gut der Hälfte der Autos entfallen auf diese Länder 92 Prozent der Verkehrstoten. Hinzu kommt stadtplanerische Nachlässigkeit. In Bangkok etwa sind die Fußwege mit Telefonzellen zugestellt, die niemand mehr braucht, die aber auch niemand abbaut. Andernorts gibt es gar keine Gehwege.
Es folgt Phase drei: Das Land ist reich, die sind Menschen alt oder dick, die Wege weit. "Es gibt nichts Entsetzlicheres, als am Montag allein gehen zu müssen", schreibt Thomas Bernhard in "Gehen". Doch: Jeden Tag allein gehen - da geht man dann lieber gar nicht. Die vielen Australier, die ihren Ruhestand in einer der Kleinstädte an der Küste antreten, gefährden offenbar mangels Gehen ihre Gesundheit; sie haben häufiger als Altersgenossen körperliche Behinderungen.
Größere Städte haben den Vorteil, dass mehr Menschen auf weniger Raum leben, also auch Ärzte oder Einkaufsgelegenheiten dichter gesät sind. Prinzipiell gut für Fußgänger, wenn der Verkehr in Schach gehalten wird. Wer mit der architektonischen Einheitsbrache deutscher Provinzfußgängerzonen vertraut ist, könnte statt für diese Ödnisse für Fußgänger-Vortrittszonen plädieren. "Eine gute Stadt ist wie eine gute Party", hat der dänische Architekt, Stadtplaner und Geher Jan Gehl über Fußgängerlebensräume gesagt. "Wenn sie funktioniert, bleiben die Leute viel länger als nötig, weil sie sich amüsieren."
Gehen kann segensreich wirken: Es stärkt die Muskulatur, klärt die Gedanken, fördert den Gleichgewichtssinn, braucht wenig Infrastruktur und belastet kaum das Klima. Vom Autofahren kann man das nicht behaupten. Dennoch haben die Autofahrer immer mehr Raum erobert, die Geher (und Radfahrer) wurden zurückgedrängt.
Die internationale Fußgängerkonferenz "Walk 21", die seit dem Jahr 2000 jährlich stattfindet und diesmal in München zu Gast war, will dieser Entwicklung etwas entgegensetzen. Aus den zahlreichen Vorträgen ergab sich ein Bild des globalen Gehens, das bestimmte Mechanismen der Entwicklung klar hervortreten ließ.
Zuerst will jeder ein Auto, denn das ist neu, schnell, und im Inneren man hat seine Ruhe. Später ist es nicht mehr neu, nicht mehr schnell - die Durchschnittsgeschwindigkeit von Autos liegt in vielen Großstädten deutlich unter 20 km/h - aber wenigstens ein Rückzugsraum. Vor allem aber mag man nicht mehr zu Fuß gehen - wegen all der anderen Autos. Besonders gilt das in Ländern mit niedrigem und mittlerem Durchschnittseinkommen. Bei nur gut der Hälfte der Autos entfallen auf diese Länder 92 Prozent der Verkehrstoten. Hinzu kommt stadtplanerische Nachlässigkeit. In Bangkok etwa sind die Fußwege mit Telefonzellen zugestellt, die niemand mehr braucht, die aber auch niemand abbaut. Andernorts gibt es gar keine Gehwege.
Es folgt Phase drei: Das Land ist reich, die sind Menschen alt oder dick, die Wege weit. "Es gibt nichts Entsetzlicheres, als am Montag allein gehen zu müssen", schreibt Thomas Bernhard in "Gehen". Doch: Jeden Tag allein gehen - da geht man dann lieber gar nicht. Die vielen Australier, die ihren Ruhestand in einer der Kleinstädte an der Küste antreten, gefährden offenbar mangels Gehen ihre Gesundheit; sie haben häufiger als Altersgenossen körperliche Behinderungen.
Größere Städte haben den Vorteil, dass mehr Menschen auf weniger Raum leben, also auch Ärzte oder Einkaufsgelegenheiten dichter gesät sind. Prinzipiell gut für Fußgänger, wenn der Verkehr in Schach gehalten wird. Wer mit der architektonischen Einheitsbrache deutscher Provinzfußgängerzonen vertraut ist, könnte statt für diese Ödnisse für Fußgänger-Vortrittszonen plädieren. "Eine gute Stadt ist wie eine gute Party", hat der dänische Architekt, Stadtplaner und Geher Jan Gehl über Fußgängerlebensräume gesagt. "Wenn sie funktioniert, bleiben die Leute viel länger als nötig, weil sie sich amüsieren."