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Mehr geht immer

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Amerikas Superreiche häufen noch größere Vermögen an, sie verdienen fast ein Fünftel aller Einkommen in den USA. Die Armen und die Mittelschicht haben sich dagegen längst noch nicht von der Wirtschaftskrise erholt

Dustin Moskovitz ist der jüngste - wenn auch nur knapp. Gerade mal acht Tage nach Mark Zuckerberg ist Moskovitz im Mai 1984 geboren. An der Uni in Harvard hat der Studienabbrecher mit dem Wuschelkopf mit Zuckerberg zusammengewohnt. Mit zwei weiteren Kommilitonen gründeten sie das soziale Netzwerk Facebook. Sie sind damit reich geworden, sehr reich. Weil der Aktienkurs des Unternehmens stark gestiegen ist, hat sich das Vermögen von Moskovitz binnen eines Jahres fast verdoppelt. Heute liegt es bei 5,2 Milliarden Dollar. Damit ist der 29-Jährige der jüngste Milliardär der USA. Zuckerberg, der zweitjüngste, kommt allerdings auf 19 Milliarden Dollar - 9,6 Milliarden mehr als vor einem Jahr. Das macht ihn zur Nummer 20 der reichsten Amerikaner.



Facebook-Gründer Mark Zucerberg, zweitjüngster Milliardär der USA

Amerikas Reiche sind noch reicher geworden. Einmal im Jahr listet das Wirtschaftsmagazin Forbes die 400 reichsten US-Bürger auf. Das Ergebnis: Sie haben all ihre Verluste aus der Finanz- und Wirtschaftskrise wieder hereingeholt. Mit knapp mehr als zwei Billionen Dollar entspricht ihr Gesamtvermögen grob dem Bruttoinlandsprodukt von Russland. Diese gigantischen zwei Billionen sind 300 Milliarden mehr als im vergangenen Jahr und doppelt so viel wie vor einem Jahrzehnt. So hoch war der Wert noch nie. Nur 30 der 400 Reichsten der Liste sind ärmer geworden seit September 2012. Die USA haben inzwischen so viele Milliardäre, dass es 61 von ihnen noch nicht einmal mehr auf die Top-400-Liste schafften. Wer zu den reichsten 400 gehören will, muss schon mindestens 1,3 Milliarden Dollar haben - so hoch war die Eintrittsschwelle in den Klub der Superreichen zuletzt vor der Finanzkrise 2007 und 2008.

Dazu passt eine andere Erkenntnis: Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Laut einer aktuellen Berechnung von Forschern der University of California in Berkeley, der Paris School of Economics und der Universität Oxford verdiente das reichste Prozent der Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr 19,3 Prozent des gesamten Einkommens des Landes, so hoch war der Prozentsatz seit einem Jahrhundert nicht. Die Ökonomen haben Daten der amerikanischen Steuerbehörde ausgewertet. Der Anteil hatte demnach bislang nie höher gelegen als 18,7 Prozent - das war 1927. Die Reichen haben mehr Vermögen angehäuft. Vor allem aber haben sich die Armen und die Mittelschicht noch immer noch vollständig von der Rezession erholt. Die Arbeitslosigkeit sinkt zwar, ist aber mit 7,3 Prozent noch immer deutlich höher als vor der Krise. Außerdem bekommen Sparer für ihre Einlagen deutlich weniger Zinsen.

Für die Reichen dagegen ist die Krise vergessen, vor allem durch den Boom an den Aktienmärkten. Das führt dazu, dass es bei den Namen auf der Liste kaum Veränderungen gibt, aber alle ein paar Millionen mehr haben - oder gleich Milliarden. An der Spitze der Superreichen-Liste steht weiterhin die alte Garde: Nummer eins ist und bleibt Bill Gates mit geschätzten 72 Milliarden Dollar, er steht an der Stelle schon im 20. Jahr in Folge. Sein Vermögen stieg um sechs Milliarden. Der Microsoft-Gründer ist auch der reichste Mensch der Welt, den mexikanischen Milliardär Carlos Slim hat er mal wieder überholt. Auf Platz zwei der Amerikaner kommt der 83-jährige Starinvestor Warren Buffett mit 58,5 Milliarden Dollar gefolgt von Oracle-Chef Larry Ellison mit 41 Milliarden Dollar. Nur 20 Namen sind neu auf der Liste, darunter Michael Rubin, der den Onlinehändler Fanatics führt, der Fanprodukte von Sportteams verkauft. Auch der Immobilienmogul Jeff Sutton, dem Ladenzeilen in der Fifth Avenue in New York gehören, und der 35-jährige Gründer des Netzwerkausrüsters Ubiquiti, Robert Pera, sind seit diesem Jahr im Club der 400.

Im Wesentlichen sind die Superreichen aber ältere, weiße Männer. Die Anzahl der Frauen auf der Liste ist gering, gerade mal 48 sind es. Die reichste schafft es auf Platz 6. Christy Walton hat ihr Vermögen von 34,5 Milliarden Dollar von John Walton geerbt, ihrem Mann. Er ist Erbe des Gründers der Einzelhandelskette Walmart.

Unter den zehn Reichsten gehören vier zur Walton-Familie. Auch die zweitreichste Frau ist eine Walton: Alice, 33,5 Milliarden Dollar, Rang 8. Fast alle Frauen haben ihr Vermögen geerbt, auch Jennifer Pritzker, die Nummer 327 der Liste. Ihr Vermögen stammt aus der Hyatt-Hoteldynastie. Sie ist die erste Transsexuelle auf der Liste, zuvor kannte man sie als James Pritzker.

Von den 400 Milliardären haben 273 ihr Geld selbst verdient. Vom Tellerwäscher zum Milliardär - bei manchen trifft genau das zu, bei Michael Dell sogar wortwörtlich. Am Anfang seiner Karriere jobbte er in einem chinesischen Restaurant und wusch Teller. Auch Jeff Bezos, der schwerreiche Gründer von Amazon, der gerade die traditionsreiche Zeitung Washington Post gekauft hat, lebt den klassischen amerikanischen Traum. Sein erster Job war Burgerbrater bei McDonald's. Und Charles Schwab, der Gründer der nach ihm benannten Finanzfirma, hat Walnüsse geerntet. Nur die beiden Facebook-Gründer Moskovitz und Zuckerberg haben keinen coolen ersten Job vorzuweisen. Ihr erster richtiger Job war ihr eigenes kleines Unternehmen: Facebook.

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