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Wenn der Chef 250 Mal so viel verdient

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US-Firmen sollen Unterschiede der Gehälter offenlegen

Es ist eine Vorstellung, die wahrscheinlich viele deutsche Arbeitnehmer komisch finden. Was ist, wenn der Firmenchef, der gerade morgens neben einem am Pförtner vorbei zum Aufzug eilt, 250 Mal so viel verdient? Also man selbst sagen wir 4000 Euro im Monat und der knapp grüßende Boss eine Million? In den Vereinigten Staaten ist das Realität. Vielleicht nicht die Begegnung am Aufzug, weil CEOs womöglich mit dem eigenen Aufzug in die Chefetage fahren, aber der Gehaltsunterschied. Und zwar, wenn man den Durchschnittswert nimmt, in jedem Unternehmen. Je nachdem, welche Untersuchung herangezogen wird, verdient ein amerikanischer Vorstandschef 200 bis 300 Mal so viel wie seine Mitarbeiter. Die Bosse der 200 größten Firmen nahmen 2012 im Schnitt etwa 15 Millionen Dollar nach Hause. Das war nicht immer so. Vor 50 Jahren verdiente ein US-Vorstandschef nur etwa 20 Mal so viel wie seine Mitarbeiter.



VW-Chef Martin Winterkorn gehört zu den bestbezahltesten Managern in Deutschland

Selbst in Amerika, wo Reichtum gewöhnlich neidlos anerkannt wird, ruft diese Entwicklung inzwischen heiße Debatten hervor. Und zwar zum einen, weil die realen Verdienste vieler Amerikaner seit längerem stagnieren oder gar sinken. Und zum anderen, weil die Gehaltsexplosion bei den Chefs nicht zwingend mit einer Leistungsexplosion einhergeht. Das Institute für Policy Studies ermittelte kürzlich, dass von den 500 bestbezahlten Bossen beinahe jeder vierte einem Unternehmen vorstand, dass staatliche Hilfen kassierte oder gar zusammenbrach. Die Debatte über reich und arm, gerecht oder ungerecht dürfte jetzt noch schärfer werden. Denn die Börsenaufsicht SEC schickt sich an, die Unternehmen zur Offenlegung der genauen Gehaltsunterschiede in jeder einzelnen Firma zu zwingen. Das ganze folgt aus dem Dodd-Frank-Gesetz, mit dem die USA Konsequenzen aus der Finanzkrise ziehen wollen, um die nächste Finanzkrise zu verhindern. Nach dem weltweiten Eissturm 2008/2009 sorgte es in Amerika für Aufregung, dass die Banker der zockenden Geldhäuser hohe Boni kassierten - und die Vorstände vom Steuerzahler geretteter Kreditinstitute und Industriefirmen mehrstellige Millionengehälter erhielten. Dodd Frank wollte, dass die Aktionäre der Firmen aussagekräftige Vergleichszahlen bekommen, um Gehaltsexzesse der Manager stoppen zu können. Die SEC schlägt nun vor, dass die Firmen den Median des Verdienstes ihrer Mitarbeiter bekannt machen - also das Gehalt, von dem aus gerechnet genau 50 Prozent aller Mitarbeiter weniger verdienen und 50 Prozent mehr. Diesen Median sollen sie dann ins Verhältnis setzen zum Gehalt des Vorstandschefs. Wenn im konkreten Fall herauskommt, dass der Boss das 250fache seiner Mitarbeiter kassiert, könnten die Aktionäre das stoppen.

Dies ist keine gesetzliche Gehaltsschranke, doch die Diskussion darüber ist auch so schon hitzig. Während Gewerkschafter hoffen, dass die Regel die Gehaltsexplosion bremst, argumentieren Banker und Konservative, genau darum dürfe es nicht gehen. Innerhalb des SEC-Gremiums stimmten die drei demokratischen Kommissare für die Regelung, die beiden Kommissare aus der republikanischen Partei aber dagegen. Die Regel "schadet den Investoren auf jeden Fall", erklärt der Republikaner Michael Piwowar. Der SEC-Vorschlag kommt den Firmen insoweit entgegen, als beispielsweise multinationale Konzerne nicht alle Mitarbeiter auf der ganzen Welt einbeziehen sollen, sondern nur einen leichter ausrechenbaren Teil. Endgültig will die SEC in 60 Tagen entscheiden, welche Regel sie einführt. Das könnte Auswirkungen auf Europa haben. Auch in Deutschland verdienen Vorstandschefs ein Vielfaches ihrer Mitarbeiter, auch hier hat sich der Abstand vergrößert, allerdings sind die Abstände nicht so groß wie in den USA. EU-Kommissar Michel Barnier hatte zeitweise erwogen, Banken vorzuschreiben, das Vorstandsgehalt dürfe nur ein bestimmtes Vielfaches des niedrigsten Lohns in dem Geldhaus betragen - er verfolgte die Idee dann aber nicht weiter. Bisher. 

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