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Die geteilte Frau

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Die Argumente sind wieder da, die uns weismachen wollen, Teilzeitarbeit funktioniere nicht. Sie sei unrealistisch für Führungsleute, existenzgefährdend für Unternehmen und bringe Unfrieden in die Belegschaft. So ähnlich zumindest sieht es Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt. Das ist nicht neu, denn Hundt entpuppt sich immer wieder als Anhänger traditioneller Strukturen. Dementsprechend empört hat der Mann nun auf derlei Pläne von Union und SPD reagiert und später auch noch andere Wirtschafts-Lobbyisten mit ins Boot geholt. Sie laufen Sturm gegen zu viel Modernismus in der Arbeitswelt.

Nun ist es nicht so, dass die Lobbyisten etwas gegen moderne, flexible Jobs hätten. Die finden sie durchaus gut, wenn sie der Wirtschaft dienlich sind. Dazu gehört die Leiharbeit und dazu gehören Mitarbeiter, die dank Laptop und Smartphone überall und zu jeder Zeit erreichbar sind. Merkwürdig nur, dass es andersherum oft so schwierig ist. Da finden Chefs alter Garde tausend Gründe, warum Teilzeitarbeit ausgerechnet bei diesem Job nicht möglich ist. Oder warum die Rückkehr von einer Teilzeit- in eine Vollzeitstelle jetzt nicht geht. Viele - zumeist sind es Frauen - wollen das aber, wenn das Kind aus dem Gröbsten heraus ist.



Die Chancen von einer Teilzeit- in eine Vollzeitstelle zurückzukehren sind gering. Politiker wollen dies nun ändern.

Flexibilität darf keine Einbahnstraße sein. Und deshalb sind die Pläne der Koalitionsrunde so gut. Denn die Politiker wollen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie quasi gesetzlich festzurren. Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit familienbedingt verringern, sollen das Recht auf eine spätere Vollzeitstelle bekommen. Und die Familienarbeit soll finanziell stärker vom Staat gefördert werden als bisher. Es ist bedauerlich, dass der Fortschritt beim Thema Beruf und Familie oftmals den Gesetzgeber braucht. Doch wenn freiwillige Selbstverpflichtungen ins Leere laufen, dann müssen eben Paragrafen her.

Ein gutes Beispiel dafür, dass sich ohne ein Gesetz nichts bewegt hätte, sind Elterngeld und Elternzeit. Seit das Elterngeld länger gezahlt wird, wenn Mütter und Väter wegen des Babys aus dem Job aussteigen, nutzen immer mehr Männer die Chance auf Familienarbeit. Jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass sich inzwischen fast jeder dritte Vater eine Auszeit nimmt, um das Kind zu betreuen. Die ist zwar bei den Männern mit etwa drei Monaten kürzer als bei den Frauen (im Schnitt ein Jahr). Doch ohne die finanzielle Hilfe des Staates wäre es in vielen Familien gar nicht möglich gewesen, dass beide Elternteile eine Weile den Bürojob liegen lassen.

Kritiker des Elterngeldes sagen, Geld verändere nicht die Einstellung einer Gesellschaft zu Kindern. Das stimmt. Doch die Elternzeit zeigt, dass Unternehmen eine Weile auch auf ihre männlichen Mitarbeiter verzichten können - sogar, wenn sie einen Führungsjob haben. Der Rechtsanspruch erhöht den Druck auf Firmen, sich etwas einfallen zu lassen, um Auszeiten ihrer Mitarbeiter zu überbrücken. Über allem stehen aber wichtige Botschaften: Familienarbeit kann Sache von Mutter und Vater sein, ebenso die Erwerbsarbeit. Bislang ist Teilzeit oft ein Karrierekiller. Die Koalitionsrunde von Union und SPD will klugerweise genau dies killen.

Das sind wichtige Signale für eine Trendwende. Noch vor einem viertel Jahrhundert hielten viele Arbeitgeber Beruf und Kinder für völlig unvereinbar. Natürlich traf es die Frauen, weil Familienarbeit ihre Sache war. So blieben viele Akademikerinnen kinderlos, wie die Statistik zeigt. Frauen kümmern sich um Kinder und um die alten Eltern - so der Duktus. Viele Männer hätten das vielleicht auch gerne gemacht, doch sie scheiterten an der klassische Rollenteilung: Sie kümmert sich um die Familie, er ums Geld. Männer, die das Kind betreuten, wurden schief angeschaut.

An dieser Haltung hat die Elternzeit etwas geändert. Sie alleine wird die alten Rollenbilder nicht aufbrechen. Doch sie hat einen Pflock gesetzt. Die staatlich geförderte Familienarbeitszeit - die Lohnersatzleistung - wie sie die Koalitionsrunde diskutiert, könnte darauf aufsetzen. Die Idee ist, dass beide Elternteile auch nach der Elternzeit weniger arbeiten und für die Differenz zum Vollzeitverdienst entschädigt werden. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, dass dadurch besonders die Einkommen und Renten vieler Mütter steigen würden. Es ist volkswirtschaftlich Unsinn, wenn gut ausgebildete Frauen wegen der Kinder den Beruf aufgeben. Wer sie ausgrenzt, setzt Ausbildungsinvestitionen in den Sand und verschenkt wertvolles Potenzial. Die deutsche Wirtschaft kann sich das schon alleine wegen des Fachkräftemangels nicht mehr leisten. Die Zeit für eine Wende ist da.

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