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Schwer entflammbar

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Preisverleihungen folgen im Deutschen Fernsehen einer Art Liturgie, deren Kenntnis das Durchleben eines solchen Abends erheblich erleichtert. Regel 1: Wenn eine Dankesrede mit den Worten "Ich mach"s kurz" beginnt, dann dauert sie sehr lange. Regel 2: Je unbekannter die geehrte Person scheint, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie wirklich etwas geleistet hat und nicht allein wegen ihrer Bekanntheit ausgezeichnet wird. Regel 3: Wenn der Preis für das Lebenswerk verliehen wird, dann muss man wirklich immer Aufstehen beim Klatschen.



Jupp Heynckes erhält den Bambi und hält vor lauter Fremdeln die schönste Rede des Abends.

Am Donnerstag verlieh das Medienhaus Burda in Berlin den "Bambi", die fernsehöffentliche Messe in der ARD dauerte showbranchenübliche drei Stunden und am Ende, als das Vater Unser auf Udo Jürgens ausgerufen wurde, da standen alle auf und klatschten. Vorher schon hatte Ismail Öner einen Preis für sein integratives Fußballprojekt erhalten und Jupp Heynckes seine Dankesrede mit den Worten eröffnet, er wolle es kurz machen. Nach ein paar Minuten unternahm die Regie den doppelt dämlichen Versuch, Heynckes mit Musik von der Bühne zu komplimentieren. Doppelt, weil Jupp Heynckes erst in seinem zunächst hilflosen Fremdeln das Publikum von der lächelnden Ich-danke-meinen-Fans-Routine anderer Preisträger befreite - und weil er dann auch noch die schöne Geschichte von seiner Mutter erzählte, die ein Mal im Jahr ihr Sonntagskleid angezogen habe, um darin die Verleihung des Bambi im Fernsehen zu schauen.

Mit dieser Herrlichkeit ist es natürlich lange vorbei, heute verdichten sich gesellschaftliche Höhepunkte bis zur Konturlosigkeit. In den Einspielfilmen für jene, die einen Bambi für ihre Musik bekamen, wurde wie zur Begründung angeführt, dass sie ja auch schon mal einen "Echo" gewonnen haben. Da fiel es kaum noch auf, dass Teilzeit-Moderatorin Helene Fischer in ihrer Verabschiedung den Bambi als Echo abmoderierte und vielleicht bekommt sie dafür ja den Deutschen Fernsehpreis.

Ansonsten: keine ganz großen Peinlichkeiten, keine ganz große Langeweile. Da konnte man schön dem Gedanken verfallen, wie das wohl wäre, wenn zum Beispiel das Goethe-Institut mal mit einer Delegation aus dem Ausland den Bambi besuchte, um dort ein paar erklärende Sätze zur Deutschen Unterhaltungsleitkultur zu formulieren. Neinnein, wenn Marie Bäumer zu Tom Schilling sagt, er sei "offenporig", dann ist das keine Kritik seines Hautbildes, sondern ein Lob seiner Kunst. Dochdoch, das ist wirklich die Fernsehvolksschauspielerin Veronica Ferres da vorne und kein Laudatorenroboter. Nur bei Andrea Berg wäre man wohl mit seinem Bühnenlatein am Ende. Barfuß stand sie im Bodennebel, hinter ihr flackerte so eine Art Bildschirmschoner-Atlantis, und man hoffte in diesem Moment eigentlich nur, dass Bill Gates und sein Bambi das Stage-Theater schon wieder verlassen haben würden.

Hatten sie - und verpassten somit auch die schwer entflammbare Grundsatzrede von Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel zum Boulevard als solchem und zu Aufmerksamkeit als "härtester Währung der Welt". Wer da noch folgen konnte, der bezahlte tatsächlich in harter Währung, aber dann kam bald auch schon Udo Jürgens und sang "Bis ans Ende meiner Lieder". Da glühten die LEDs auf der Bühne ein letztes Mal auf und formierten sich zu der Gestalt schöner, alter Glühbirnen. Ein Selbsteingeständnis, wenn man so wollte: Der Bambi 2013 hatte zwar einige lichte Momente, aber an wirklicher Wärme hat es sehr gefehlt.

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