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Hotline statt Hass

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Noch bevor der Hass in Lichtenhagen aufflammte, in Mölln oder in Solingen, da rotteten sich im sächsischen Hoyerswerda Menschen zum Mob zusammen. Im September 1991 gab es Anschläge auf zwei Wohnheime für Flüchtlinge und Vertragsarbeiter, 32 Menschen wurden verletzt. Die Opfer hissten ein Banner, dessen Aufschrift einen noch heute schauern lässt: "Warum hassen Sie uns? SOS!" Der Hass siegte, die Flüchtlinge wurden von Sondereinsatzkommandos der Polizei ins Umland eskortiert, Rechtsextreme feierten die "erste ausländerfreie Stadt" – tatsächlich war es die erste Kapitulation des Staates im gerade wiedervereinigten Deutschland.

Ausgerechnet in dieser Stadt soll nun wieder eine Unterkunft für Flüchtlinge öffnen, wegen des Anstiegs der Asylbewerberzahlen in Deutschland und der sich daraus ergebenden Verpflichtung Sachsens, einen Teil dieser aufzunehmen. Der Landkreis Bautzen hat beschlossen, eine frühere Förderschule in Hoyerswerda zur Unterkunft umzubauen, Mitte Januar wird sie öffnen.



Aufnahme von 1991: Asylbewerber in Hoyerswerda können den Hass nicht verstehen, der ihnen entgegengebracht wird.
 
Oberbürgermeister Stefan Skora erkennt da eine Chance, wo man zunächst einmal nur das Risiko sehen könnte. Seine Stadt leidet ja noch immer unter dem Stigma, das aus der Reduktion ihrer öffentlichen Wahrnehmung auf die Vorfälle nach der Wende folgte. "1991 soll sich nicht wiederholen", sagt Skora (CDU) nun. Das klingt wie eine bloße Selbstverständlichkeit, aber was in Hoyerswerda jetzt passiert, war lange alles andere als selbstverständlich.

Erst im November hat der Stadtrat den genauen Standort eines Denkmals beschlossen, das an die Ausschreitungen von 1991 erinnern soll. Vor der Eröffnung der neuen Unterkunft gab es nun ein Bürgerforum, die Stadt hat zudem eine Hotline geschaltet, bei der Anwohner Fragen stellen können. Geplant sind überdies ein Tag der offenen Tür vor der Eröffnung des Heims sowie Begegnungstreffen seiner Bewohner mit den unmittelbaren Nachbarn. Die Menschen sollen sehen, dass in der Unterkunft keine goldenen Wasserhähne verschraubt werden und sie sollen sehen, wer darin überhaupt leben wird.

Schließlich gibt es noch eine Bürgerinitiative, der sich auch Pfarrer Jörg Michel angeschlossen hat. Es gab bereits ein Treffen mit Initiativen anderer Orte, die mit scharfem Protest gegen Unterkünfte von Asylbewerbern zu kämpfen haben. Es ging darum, Erfahrungswerte zu sammeln, denn nicht nur im sächsischen Schneeberg war es zuletzt so, dass die NPD den Widerstand gegen Heime besser und schneller sichtbar machte als bürgerliche Lager es vermochten, den Widerstand gegen den Widerstand auf die Straße zu bringen.

Derzeit sind etwas mehr als 7000 Asylbewerber in Sachsen untergebracht, sie verteilen sich unter anderem auf 50 Heime. Der Ausländerbeauftragte des Landes, Martin Gillo (CDU), hält es für möglich, dass sich diese Zahl in zwei Jahren auf 90 erhöht. Die NPD wird gerade im Landtagswahljahr 2014 weitere Proteste organisieren, sie wird "versuchen, auch unsere Stadt zu vergewaltigen", sagt Pfarrer Michel. Die Initiative und Bürgermeister Skora wollen sich auf die Aufklärung der Masse konzentrieren statt auf Bekehrung weniger. Skora sagt: "Die, die nicht erreicht werden wollen, die werde ich nicht erreichen, so ehrlich muss man sein.

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